Meconopsis

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St. Nikolaustag

Die Symphonie kann beginnen

St. Nikolaustag.

Diesem Jhang aber gelang es mich und meinen Bruder einige Jahre lang zu überlisten. Er trat nämlich zur Begeisterung meiner Eltern, gemeinsam mit dem viel älteren, bereits erwachsenen Fräulein Renée aus dem Kasino bei uns als Engel und St. Nikolaus auf und dies auf Bestellung meiner Eltern. Da er seine Ausrüstung über die Hüttendirektion bezogen hatte und in manch anderen Häusern der Ingenieure und Direktoren auftrat, besonders der Hüttenbosse, nutzte er diese Gelegenheit und die schöne Kleidung, um auch uns Jungen zu beglücken. Das hat aber nicht lange gedauert. Jhang, er stammte aus Messancy, im nahen Belgien, liebte den Schnaps. In Belgien war der Schnapshandel streng geregelt und so kam es, dass damals die bereits grüne Grenze kein Hindernis war, wenn ein Belgier sich in Luxemburg mit dem benötigten Schnaps verproviantieren wollte. Damals wurde Schnaps in rauen Mengen geschmuggelt. Und als es wieder einmal so weit war, dass Jhang und die Renée in ihrer schmucken Kleidung als St. Nikolaus und Engel uns Buben Angst oder Respekt einjagen sollten, da zeigte sich bereits meine hoch entwickelte Beobachtungsgabe. Kaum hatte er sich vor mir aufgepflanzt, mit seinem Sack über den Rücken und einigen Ruten unter dem Arm, da durchdrang auch schon der mir bekannte Schnapsgeruchmeine Nasenlöcher und fuhr mir bis hoch hinauf an die Geruchsnerven. Ich bemerkte daraufhin kaum beeindruckt, kurz und respektlos: „t’ass de Jhang!“ Damit hatte der Spuk sofort ein Ende. Die beiden drehten sich schnellstens um und verschwanden in der tiefschwarzen Nacht. Es gab ab sofort für uns beide keinen Nikolaus und keine Engel mehr.
Zu unserm Glück aber blieb der Beschenkungstrieb unserer Eltern erhalten und so konnten wir lange noch diesen unvergesslichen Tag genießen, an welchem die kurze schmerzlose Episode meiner Detektivarbeit immer wieder aufgefrischt wurde.

 
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