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Das Aquarium in Wasserbillig

Die Symphonie kann beginnen

Das Aquarium in Wasserbillig


Im Jahr 1976 rief mich der Bürgermeister der Grenzstadt Wasserbillig an um zu fragen ob ich keine interessante Idee hätte was man in Wasserbillig als Touristenattraktion errichten könne, anstelle des vorgesehenen Schwimmbades, dasvon der Öffentlichen Hand verworfen worden war. Ich plädierte für ein Aquarium, in welchem die Fische der beiden Flüsse Sauer und Mosel zu sehen wären, was sicherlich auch vom Naturschutz und von der edukativen Seite her, interessant sein könnte. Verschiedene Vorstandsmitglieder der AAT waren zugegen als wir dem Architekten vortrugen, wie dieses Objekt in seiner billigsten Ausführung aussehen musste um den Ansprüchen einigermassen entsprechen zu können. Wir einigten uns auf 2 grosse Aussenbecken. Das eine für Raubfische, das andere für friedliche Fische. Im Innern des Raumes ein Aquarium für gefährdete Kleinfische, wie Bitterlinge und Ellritzen. Die Begeisterungder zuständigen Stellen in Wasserbillig war gross, besonders bei der Gemeindeverwaltung, dann beim Syndikat d’Initiative und auch die dort ansässigen Sportfischer fühlten sich eingebunden in das Projekt. Natürlich hiess es dabei sich immer wieder in wasserbillig einzufinden, als der Bau in Angriff genommen wurde. Vor dem festgelegten Datum der offiziellen Einweihung mussten die Innenausstattungen der Bassins noch fertig gestellt werden (sie sind bis heute unverändert so geblieben!) und wir hatten ausdrücklich gesagt, dass eine Bepflanzung unbedingt vor dem Einlassen des Wassers geschehen müsse, weil später dies eine beschwerliche Sache werden würde. Leider hatten die zuständigen Leute von diesem Geschehen glatt keine Ahnung und so kam es, wie es immer kommt, wenn der Ablauf einer Arbeit auf den Kopf gestellt wird. Ich hatte persönlich noch mit Hand angelegt, um die Innengestaltung der Steine und der Pflanzstellen zu gewährleisten.

Die Becken waren jedoch bereits mit Wasser gefüllt, als die Pflanzen angeliefert wurden.Beim Pflanzen hätte ich selbstverständlich helfen können, doch jetzt musste entweder das Wasser wieder abgelassen oder getaucht werden.

Der Taucher musste mit Bleischuhen und Gürtel beschwert werden, um unten zu bleiben. Dieses Zeug musste er ablegen jedes Mal, wenn er auftauchte, um Instruktionen und die nächsten Pflanzen abzuholen. Aus dem Innerraum wurde ihm angezeigt wo und wie er die Pflanzen einsetzen soll. Es war eine mühselige Arbeit aber gegen Abend war die Bepflanzung abgeschlossen.

Ausdrücklich wurde noch einmal darauf hingewiesen, dass keine Fische eingesetzt werden dürfen, damit die Pflanzen Zeit hätten, um einzuwachsen. Auch diese Forderung hatten die Zuständigen nicht verstanden, denn kaum waren wir aus dem Blickfeld, da flogen bereits die ersten Fische, besorgt von begeisterten Sportfischern, über den Zaun in die Becken. Es war nur eine Frage von Tagen, dann hatten die Fische alle Pflanzen weggefressen. Die ganze Plackerei war umsonst und man stand vor einem pflanzenlosen Steinfeld.

Alle Mitarbeiter der AAT erhielten eine freundliche Einladung, zur Einweihung des Wasserbilliger Aquariums. Die Feierlichkeiten sollten am 20.Mai 1977 stattfinden. Natürlich war der vollzählige Vorstand der AAT anwesend, als vor den vielen Zuschauern und der angereisten Prominenz, nacheinander die Sportfischer, dann die Vertreter des Syndikates, und zum Schluss der Bürgermeister selber, jeder nach seinem Gesichtswinkel, ein Rede hielt. Doch keine einziges Wort des Dankes, keine einziges Wort der Anerkennung und darüber hinaus keinen einzigen Franken als Entschädigung für die gefahrene Wegstrecke.

Ich habe in der Jubiläumsbroschüre der AAT folgenden Text zu diesem Ereignis festgehalten:

„Man kann sich vorstellen, wie gross unsere Enttäuschung war, als weder der Bürgermeister, noch die Vertreter des Syndikates und der Sportfischer die aktive Beteiligung der AAT, mit einem einzigen Wort erwähnten.“

Wochenlang hatten wir dort geschuftet. Immer wieder sind wir aus dem Süden dorthin angereist um Hand anzulegen an diesem grossen Werk. Viele Hundert Stunden hatten wir von unserer Freizeit geopfert, um am Gelingen teilzunehmen.

Als wir die verschiedene Redner darauf ansprachen, um uns zu erkundigen, warum man unsere Naturschutzgesellschaft und insbesondere unser aufopferungsvolle Mitarbeit nicht mit einem einzigen Wort erwähnt hat, bekamen wir, wie aufeinander abgestimmt, die lapidare Antwort, man hätte uns einfach vergessen zu erwähnen und das bedauere man zutiefst. So eine Heuchelei hätten wir uns niemals geträumt. Wir verließen tief gedemütigt den Ort, wo wir eine der grössten Enttäuschungen erlebt haben, die man als im Volontariat arbeitende Naturschützer verkraften kann, ohne „Skandal“ zu schreien. Jetzt erst erkannten wir die Fratze dieser Gesellschaft, die sich in aller Öffentlichkeit in unverschämter Weise die Lorbeeren selber aufsetzte und in Wahrheit recht wenig von der Anlage verstanden hat. Man kann sich heute vor Ort überzeugen, was errichtet wurde, was eigentlich der Sinn der Anlage war und was jetzt dort geboten wird! Ich bin nicht bereitdavon abzugehen, dass der Makel einer so unverfrorenen Unanständigkeit in Vergessenheit geraten soll.

Auch diese Niederlage steckten wir ein. Wir wissen natürlich nicht welche Kräfte dieses Verhalten bei den Offiziellen ausgelöst hatten, jedenfalls war es uns ein Beweis, dass wir aufpassen mussten, wie man weiterhin unsere Aufopferungsbereitschaft ausnützen und missbrauchen könnte. Und wir hatten später die Gelegenheit noch mehr Menschen mit so einer perversen Einstellung kennen zu lernen, besonders wenn es um persönliche Beratung ging, bei der Anlage eines Gartenteichs. Allzu gerne würde ich das Wort Parasiten der Gesellschaft gebrauchen, doch trägt dies ganz sicher nicht dazu bei, solche Versager in zwischenmenschlichen Beziehungen von uns fernzuhalten.


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