Meconopsis

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Änhliches Theater in Schloss Schönfels

Die Symphonie kann beginnen

Ähnliches Theater in Schloss Schönfels.

in Schönfels waren wir während unserer Lernzeit in der Hauptschule. Dort standen wir aber nicht unter deutschem Kommando. Unsere Lehrer hatten uns dorthin begleitet und wir erhielten dort auch Besuch von Leuten, die von sich behaupteten sie wären Radiästhesisten. Zu diesen Leuten gehörte der damals bestens bekannte Pendelmeyer, dem man sofort von der Nase ablesen konnte, dass er ein Scharlatan war. Mit seiner Uhr pendelte und fand er auch angeblich unterirdische Fluchtwege, die von der Burg Schönfels nach oben in die Sandsteinfelsen führen sollten, wo sich zwar auch Klüfte befanden, die sich aber leicht anders erklären ließen. Bis heute wurden keine unterirdischen Gänge in Schönfels gefunden, obwohl es sehr nahe gelegen hätte, wenn solche Tunnels existiert hätten. Ich habe diesen armseligen Don Quijote später im Leben noch öfters in Aktion gesehen, aber niemals hat es sich herausgestellt, dass seine Entdeckungen auf irgendwelcher Realität fußten. Wenn er in einem bereits erkannten Fundort über einen Hügel laufen musste, dann vermerkte er diesen als Fundort eines potenziellen Grabungsplatzes. Ein Blinder ohne Pendel hätte genau dasselbe bemerken können. Heute bin ich vollends überzeugt, dass es vielleicht möglich sein kann, dass solche spiritistischen Eigenschaften in einem Menschen vorhanden sind. Doch solch hochsensiblen Menschen dürften es weltweit nicht mehr als eine Hand voll geben. Die vielen gemeinsamen Teste, die ich bisher verfolgen konnte, ergaben immer wieder, dass diese Leute zwar selber von ihren angeblichen Fähigkeiten überzeugt waren, sie aber immer alles und zwar auch immer genau diametral entgegengesetzt deuteten als alle anderen Spiritisten, womit sie sich stets und in allen Tests bei der gleichen Arbeit, gemeinsam selber widersprochen und damit auch widerlegt haben. Dummerweise glaubt niemand diesem auf kontrollierten Experimenten aufgebauten Sachverhalt, der nachvollziehbar ist, doch einzelne Scheinerfolge werden von gutgläubigen Leuten eher als Realität und als selbstverständlich verstanden.

Der Mensch glaubt wahrscheinlich eher eine Lüge als die Wahrheit.
Bei dieser Schulung in Schönfels wurde die ganze Klasse regelrecht von der Öffentlichkeit und vom Besuch der Familie in Klausur genommen, weil ein Fall von Diphtherie aufgetreten war. Besuche waren nur bis zum Tor erlaubt. Päckchen mit Kuchen und Süßigkeiten, sowie Spielsachenmussten dort abgegeben werden. So hatte man mir die Klarinette gebracht, mit der ichfleißig üben konnte.
Wie man uns aber immer wieder hinters Licht geführt hat, das dürfte doch schon manchen Leser interessieren. Es wurde dort ebenfalls mit unsern Mägen experimentiert. Da gab es eines Tages Haferbrei, der wurde aus einem riesigen Hafen auf die Teller serviert und das schleimige Zeug roch bereits so scheußlich, dass niemand Appetit darauf hatte. Als wir aber in den Essraum hineingestürmt waren, war es keinem entgangen, dass auf einem Regal schöne verzierte und dabei noch überdimensionierte Schüsseln standen, bis zum Rand gefüllt mit einer nach Blaubeeren aussehenden Puddingmasse.
Viele weigerten sich den Haferbrei zu essen und wollten nur das Blaubeeren Dessert zu sich nehmen. Doch man ließ uns wissen, dass nur derjenige der Haferbrei gegessen habe, als Belohnung sozusagen auch vom Dessert etwas abbekommen kann.Das klang überzeugend, war es aber nicht, denn diejenigen die bereits soweit vorgeprescht waren und sich die Dessertschüssel vorgesetzt hatten, begannen das vermeintlich wohlbekannte Zeug zu schlürfen, doch schon kotzten sie über die Tische. Das löste eine Generalkotzrunde der ganzen Belegschaft aus. Wir rannten nach draußen, bis hinunter zur Mamer. Unterwegs immerzu nur kotzend und wieder kotzend, weil man andere eben sah, die im Begriff standen zu kotzen. Die in allen Köpfen so wohlschmeckenden Blaubeeren waren nur eine pureWunschspeise. Es handelte sich stattdessen um die schwarzenBeeren vom Holunder, die jedem von uns als Dessert unbekannt waren.Noch einige Tage danach revoltierten manche Mägen und manch einer dachte gerne zurück an die gute Hausmannskost von zuhause. Ich bin mir sicher, dass heute noch alle Leidensgenossen sich an diese Episode im Schloss von Schönfels erinnern und kaum einmal wieder Holundergelee gegessen haben.


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