Meconopsis

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Roude Léiw Symbole

Die Symphonie kann beginnen

Symbole.
Betrachtungen zum Vorschlag die Landesfahne Luxemburgs umzuändern.
Henri Regenwetter

Ein unsichtbares Gespinst von unzählbaren Symbolen umgarnt weltweit die Menschheit. Es kann einzelne Individuen aber auch ganze Familien, ja Menschenmassen fest im Griff haben. Gefährliche, aber auch nutzbringende Kräfte können dabei freigesetzt werden. Eine eingehende Analyse würde wahrscheinlich ergeben, dass es dem Menschen nie mehr gelingen wird, sich weder von diesen komplizierten Kräften zu befreien, noch um wirkungsvollen Widerstand gegen deren Auswirkungen zu leisten. Mancher Mensch wird dabei sein Leben lang um einen grossen Teil des echten Genusses, seiner viel gepriesenen Willensfreiheit gebracht.

geht mir hier keineswegs um eine globale Analyse zu erstellen, wie die Kräfte aller mir bekannten Symbole auf uns einwirken. Eine solche Sisyphusarbeit ist wahrscheinlich kaum allein zu bewältigen. Mir genügt es, wenn ich sie im Zusammenhang beleuchte, mit den bereits laufenden Diskussionen, um die Änderung an der Luxemburger Landesfahne.

von einem Bürgersteig auf die gegenüberliegende Strassenseite will, hält, insofern er vorsichtig ist, Ausschau nach dem Verkehrssymbol, das ihm zeigt, wo sich der nächste Zebrastreifen befindet. Meistens aber wartet man an einer Ampel auf das „Grüne Männlein“, das Symbol des frei gewordenen Durchgangs. Schon Moses nutzte solch eine, nur kurzfristig abgesicherte (symbolische) Zone, als er mit seinem Heer durch das Rote Meer schritt und dabei auf beiden Seiten die heranbrausende Brandung tobte, in welcher seine Verfolger alsdann umkamen.

ürlich kann es vorkommen, dass der vermeintlich geschützte, freie Durchgang von anderen Verkehrsteilnehmern nicht beachtet wird und deshalb der vermutlich absoluten Sicherheit noch ein Rest von Gefahrenpotenzial anhaftet. Ein von Symbolen gelenktes System ist also keinesfalls narrensicher. Es gilt die ewig Schwankenden, die hin und her Gerissenen, ins Denkschema einzubeziehen. Sie sind jedoch präsent, all jene die sich keinen Deut um Zebrastreifen und Rotlicht und auch im Allgemeinen nicht um Symbole kümmern. Verkehrssymbole dürften trotzdem als wertvolle Hilfsmittel des Menschen im Verkehr angesehen werden. menschliche Leben ist gespickt von solch gesetzlich geregelten, mündlich Übertragenen, d. h. an Tradition gebundenen oder auch gesellschaftlich übereingekommenen Vereinbarungen, die einem etwas Wesentliches mitteilen, oder etwa vor Gefahren warnen. Sie können aber auch auf angenehme Seiten des Lebens aufmerksam machen, ohne dass dabei Worte oder Schriftzeichen verwendet werden. Eine bildliche oder farbliche Darstellung, zum Beispiel der Farbe rot, mahnt uns vorsichtig zu sein. Der rot leuchtende Fliegenpilz warnt uns, dass er giftig ist. Die schwarzgelbe Bänderung der Hornisse sendet unserm Auge eine ähnliche Warnmeldung. Erfahrungswerte aus dem biologischen Bereich liegen wahrscheinlich in unseren Genen verankert, weil die wahrgenommenen Farben, des Blutes etwa, auf ein mögliches Ereignis hinweisen, das eventuell verhängnisvoll in Zusammenhang mit fliessendem Blut abgelaufen sein kann. Das stimmt aber nicht in allen Fällen. Wenn in einer belebten Strasse plötzlich eine Menschenmenge mit roten Fahnen aufmarschiert, dann deuten wir diesen Anblick sofort als Vorzeichen einer daherkommenden Demonstration, gelenkt durch eine Partei, die dahinter marschiert und die rote Banner zu ihrem Symbol gewählt hat. Unsere Wahrnehmungen gehen hauptsächlich über die Augen, um dann im Gehirn verarbeitet zu werden. Grundsätzlich jedoch sind alle Sinnesorgane sowie die Kräfte des eigenen Verarbeitungsvermögens im Spiel.

Wenn ich grausige Erinnerungen ins Gedächtnis rufen möchte, dann brauch ich nur das Wort Revolution mit ihren roten Fahnen zu erwähnen und manch einer wird unwillkürlich an Massenmord und die Guillotine erinnert. Gehe ich noch einen Schritt weiter und singe dabei „Die Fahne hoch“, dann revoltiert es gewaltig in vielen Köpfen und Mägen einer geschundenen Generation, die unter dem totalitären Naziregime zu leiden hatte.
sind wohl alle der Symbolkraft einer Fahne verfallen. Viele Vereine identifizieren sich nach aussen, indem sie eine Vereinsfahne im Umzug vorantragen. Die Heraldik ist jene Wissenschaft, die sich mit Flaggen und Wappen beschäftigt. Bei den Olympischen Spielen werden die jeweiligen Landesfahnen gehisst, um die Sieger zu ehren, obschon es dabei nicht ganz sicher ist, ob es sich beim Sieger nicht um einen Hals über Kopf naturalisierten Sportler handelt, wie einst Marc Girardelli, der für den Luxemburger Skisport eingesetzt wurde. „De Marc Girardelli ass e lëtzebuergesche Schileefer“ so kann man es in Wikipedia lesen. Nur durch das „Lex Girardelli“ (das besonders für Girardelli verbogene Naturalisierungsgesetz) wurde ungewöhnlich schnell aus einem Österreicher ein Luxemburger Staatsbürger. Das ist Opportunismus pur. Es liest sich wie eine Farce. Vor Kurzem habe ich ein Fussballspiel am Bildschirm verfolgt, zu welchem der Ansager vermerkte: „Bei diesen beiden Mannschaften sind augenblicklich 14 verschiedene Nationen auf dem Feld eingesetzt.“ Dabei handelte es sich um zwei Mannschaften aus der unteren Liga. Kann man in solch einem Fall noch von einer nationalen Elf sprechen?

Ich möchte bereits hier einwenden, dass mir das immer wieder verwendete und abgebrauchte Wort „Ausländer“ keinesfalls gefällt, weil es unmissverständlich ausgrenzt und als beleidigend einzuschätzen ist. Man kann auch Leute die jenseits einer imaginären oder politischen Grenze wohnen als Anderssprachige bezeichnen, ohne sie dabei ausgrenzen zu wollen. 2 verschiedene Landesfahnen würden symbolisch bereits die beiden Fahnenträger entzweien.

ich vor Jahren in einer kleinen Absteige in Shoshoe, am Rande des Death Valley, der Shoshoe-Indianerin, die dort als Serviertochter arbeitete und noch niemals unsere für sie wohl seltsam klingende Sprache vernommen hatte, erklären musste, dass wir aus Luxemburg angereist seien, rief sie hocherfreut aus: „Girardelli!“

Ich kann mich nicht erinnern, dass ich damals in Shoshoe Nationalstolz verspürte. Girardelli bleibt für mich ein Anderssprachiger. Die Frage, die sich stellt, ist einfach: Hätte ich als echter(!) Luxemburger stolz sein sollen? Kaum, denn Girardelli war mir nie, weder ein Vorbild noch ein Idol, für das ich irgendwie, um es zu vergöttern, keine Lust verspürte. Es freute mich zwar sehr, dass die kesse Shoshonin, die wahrscheinlich ohne weitere Geografiekenntnisse war, uns über diesen Umweg doch geografisch einordnen konnte, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wo das Land Luxemburg auf der Landkarte zu finden sei. Für sie war ein Mensch zum Symbolhelden eines (unseres) Landes geworden. Das konnte ich nachvollziehen. Persönlich habe ich mir jedoch nie sehr viel aus solchen Symbolträgern gemacht.

doch, jetzt erinnere ich mich. Als ich Messdiener wurde, war ich ziemlich stolz auf mein Messgewand. Als ich zu den Wölflingen kam, war ich ebenfalls sehr stolz auf meinen blauen Shawl um den Hals, mit dem geheimnisvoll gewundenen Knoten, dem ungewohnt leuchtend grünen Pullover und dem Beret. Oben auf dem Beret befand sich diese elegant geschwungene und mit den Nationalfarben versehene Fleur de Lys - Spange. Als ich dann Kommunionkleidung und später die Pfadfinderuniform anzog, verspürte ich erneut ein Wohlgefühl, ja so etwas Ähnliches wie Genuss. Sicher spielte das Erwachsen werden dabei eine gewaltige Rolle. Nachdem ich jedoch in die Pimpfenuniform der Nazis gezwungen wurde, begann mich dieses Gehabe um meine Kleidung, um meine Uniform zu stören. Beim Militär war die Kluft mir bereits viel zu unbequem und ich litt ständig unter dieser Maskerade, die mir meine Persönlichkeit zerstörte. Jetzt war ich erwachsen. Man sollte dies merken an meiner Statur, nicht an der getragenen Uniform.

begann ich als Jugendlicher Sigmund Freud zu lesen, sowie verschiedene andere Bücher, die sich mit der Psyche befassten. „La psychanalyse“ und „La prodigieuse victoire de la psychologie moderne“ waren für mich wie Dassichversenken in die eigene, rätselhafte psychische Welt. Ich begann mein eigenes Ich zu durchschauen, ja einigermassen zu verstehen. Da las ich auf einmal Behauptungen, die mich in meinem Innern revoltierten. Daraufhin hat nicht nur die Männermode in meinen Augen beachtlich gelitten. Sie wurde mir auf einen Schlag zuwider, zum Beispiel weil anscheinend so viel Wert auf die unbekannte symbolische Kraft einer Krawatte gelegt wird. Das sollte sich während meiner Jugendzeit noch dramatisch verstärken. Die mir gereichten Geschenke, zu welchen sich immer wieder, eine oder mehrere Krawatten gesellten, begannen mich alsbald merklich zu stören. Ich fühlte, wie sich in mir ein Hass auf Krawatten entwickelte, weil ich da irgendwo in diesen psychologischen Texten gelesen hatte, die Krawatte stelle für den Menschen (Mann oder Frau) eine aus dem Unterbewussten gewachsene, offene Zurschaustellung des Phallus dar. Ob Einstein deshalb auch in der Öffentlichkeit im Pullover, ohne Krawatte zu sehen war?

vergrub mich immer tiefer in die Kultartikel, diese Fundgrube an Symbolbildern. Ich entdeckte plötzlich in nahezu allen Handlungen symbolische Bedeutungen, wie der Gruss „Heil Hitler“ mit welchem man Millionen von Menschen an der Nase herumführte, sie zu willigen Genossen machte, sie beherrschte.

nächster Vorstoss in diese Welt der Symbolik wurde eingeleitet, als ich die Einführung in die Religionswissenschaften zu studieren begann. Das Buch über die „Erscheinungsformen der Religionen“ verschaffte mir einen globalen Einblick in die Entwicklung einer schier unübersichtlichen Menge dieser symbolischen Kräfte der Menschheitsgeschichte, in allen Religionsformen. Da wurde mir erst klar mit welcher bisher unerkannten Kraft, seit ewigen Zeiten die menschliche, angeblich persönliche Willensfreiheit, manipulierbar wurde.
im menschlichen Leben sind wie undefinierte, meist schmackhafte Gewürze in der Suppe eines Meisterkochs. Manchmal ist rational nicht nachvollziehbar, was denn nun eigentlich die Kraft eines Symboles auslöst. Welche Nebengedanken löst zum Beispiel der islamische Halbmond in mir aus? Nichts, bis vor Kurzem jedenfalls keine! Doch heute ist er mir zum Sinnbild des Terrors geworden, was dem eigentlichen Geschehen in dieser Region keinesfalls entspricht. Daran ist natürlich der Islam selber schuld, weil er sich nicht entschieden gegen eine solche Fehlentwicklung wehrt. Man macht es sich leicht und baut einfach Feindbilder auf, die von jenseits der Grenze kommen. Man nimmt ein Symbol zur Kenntnis und schon entwickeln sich Gedanken. Es gibt weltweit viele Menschen, die durchaus friedlich und devot auf dieses Symbol des Halbmondes reagieren.
Davidstern jedoch ist weitaus wirksamer auf meine Gefühle. Er weckt in mir Erinnerungen an den Holocaust, obschon das Symbol bereits lange vor diesem neuen Schockauslöser gebraucht wurde. Dem Islamanhänger aber bedeutet der Davidstern etwas ganz anderes, weil ihm ein Feindbild von Geburt her eingebläut wurde.

bis hierher angesprochenen Symbolbeispiele zeigen bereits eine unübersichtlich gewordene Vielfalt von symbolgesteuerter Beeinflussung. Sie halten die Menschheit gewaltig im Griff und dies oft zu deren Bevormundung. Symbole stellen eine geistige Beschneidung dar, deren Ausmasse man sich kaum bewusst wird und derer man sich noch viel weniger erwehren kann.

ässlich meiner Studienreise durch China wurde mir noch tiefer bewusst mit welcher Raffinesse die Symbole der Religionen und Philosophien besonders im asiatischen Raum, in vielen Fällen regelrechten Aberglauben schüren, um die Manipulation der Massen zu erreichen. Doch am meisten erstaunte ich, als ich begann die chinesische Sprache zu erlernen und es mir dabei immer mehr einleuchtete, dass dies keinesfalls eine eindeutig und zweifelsfrei lesbare Schrift sei, sondern eine Anhäufung von Symbolbildern, die meistens orakelhafte Auslegungen zulassen. So wurde mir beigebracht, dass das identische Schriftzeichen für Ja oder Nein im Süden, sowie im Norden dieses riesigen Reiches dazu führte, dass die beiden Seiten bei Verhandlungen, sich nie einig wurden, weil die Interpretation diametral anders war. Hier glaubte man das „Ja“ als Zustimmung zu vernehmen, doch da wurde dasselbe Wort als „Nein“ der Ablehnung interpretiert. Es liegt eben eine gewaltige Explosionskraft in manchen Symbolen. Sie sind aus der Ursprache der Kommunikation entstanden. Graffiti gibt es, seit der Homo aufrecht durch die Lande zieht. Man sollte also vorsichtig sein, was man als Kulturgut bewahren will.etwa ähnlich wie bei dem in Mitteleuropa üblichen Kopfnicken (von oben nach unten) im Falle der Zustimmung, was aber in der vorderasiatischen Bevölkerung genau das Gegenteil auslöst, nämlich Verneinung. mein Leben sich dann immer mehr im Kreise von Erwachsenen abspielte, begann ich auf einmal zu merken, was da alles bewusst oder unbewusst um mich, um alle Menschen herum, vor sich ging. Das war aus meiner Sicht kein Spiel mehr mit ehrbaren Ritualen, sondern eine Folge von esoterischen, okkulten Deutungen. Von Strategien um die Psyche des Menschen zu beeinflussen. Wie man über diesen Weg Konflikte schüren kann, wurde mir immer bewusster. Aber auch positive Auswirkungen wurden mir verständlicher, besonders wenn ich am Lagerfeuer oder auf der Theaterbühne kaltschnäuzig jeden billigen Klamauk weidlich nutzte, um die Zuschauer zum Lachen zu bringen. Ich meisselte immer feiner, ziselierte eigentlich an meiner inneren Person, um meine Fähigkeiten psychische Manipulation auszuüben, stets zu verbessern. Ich habe eigentlich aber sehr wenig Gebrauch gemacht, von diesen erlernten Fähigkeiten.
ich meinen obligaten Militärdienst absolvierte, waren zur Zeit der Braderie in Luxemburg die Soldaten kaserniert worden. Und doch war es mir gelungen, die ganze Hierarchie hinauf bis zum Kompagniechef, mit einem Foto meiner schönen Briefkorrespondentin zu überzeugen, dass diese als meine Freundin aus Brüssel angereist sei, obwohl meine echte Freundin und zukünftige Lebensgefährtin, bereits von Zolver kommend in der Stadt weilte. Ich erhielt eine Ausnahmeerlaubnis (Symbol der übertragenen Macht an den Wachposten) und war nicht wenig erfreut über diese geglückte Manipulation. Ich fühlte mich durchaus berechtigt zu dieser kaum verwerflichen Tat, da man mich ja auch ohne meine Zusage in die Soldatenuniform gezwungen hatte.

Ich kam im weiteren Verlauf meiner geistigen Entwicklung, in Verbindung mit den Symbolen der sakralen Kunst, mit mythologischen, sowie mit einer Unmenge rein politischer Symbolen. Die roten Fahnen, das Hakenkreuz, Hammer und Sichel, das Kreuz in so vielen Anwendungen, liessen in mir Spuren einer höheren Erkenntnis aufkommen. Ich begann hinter die Kulissen dieser mächtigen Manipulationsinstrumente zu sehen. Was für einen Druck übte all diese Symbolik auf mich aus? Manches konnte ich auf einmal durchschauen, aber ganz sicher entgingen mir noch die meisten Einwirkungen unbemerkt.

begann an meiner sogenannten und vermeintlichen eigenen Freiheit, sogar an der eigenen Denkfreiheit zu zweifeln, weil ich in diesen geistigen, gespensterhaften Sumpf hingewachsen war und mich fürderhin wie ein Schilfrohr dem Spiel des Windes und der Wellen, das heisst den Kräften dieser symbolischen Gewalten ausgesetzt, fühlte. Merkwürdigerweise wurde es mir bewusst, dass ich gut ohne diese Kräfte leben könne, die mich ständig zu beherrschen drohen.

Nationale Symbole dürften also gute Stichworte hergeben, um eigene Gedanken darüber zu entwickeln. Ich habe mich schon oft ertappt beim Nachdenken über das Wesen und Unwesen einer Nationalität, einer Religion, meines Geschlechtes, meines Aussehens. Ob irgendeine Auseinandersetzung in der Welt, ob Bandenkriege, parteipolitische Auseinandersetzungen, Familienstreitigkeiten, Religionskriege hätten vermieden werden können, wenn all diese potenziellen Auslöser von Streitigkeiten nie existiert hätten?

keine Landesgrenzen vorhanden sind, können Grenzverletzungen niemals stattfinden. Würde der Mensch nicht dann doch eine andere Möglichkeit finden, um den angestauten Hass dem Nachbarn gegenüber loszulassen? Wenn es keine Uniformen, keine Fahnen gäbe, würde dann niemand mehr in einer Armee dienen? Das glaube ich noch viel weniger, denn jedermann, der sich stark fühlt, um seine eigenen Ansprüche an die vorgestellte Qualität des Lebens notfalls mit Streit und Krieg zu optimieren, würde wahrscheinlich dies keinesfalls mit friedlichen Mitteln erreichen wollen und können.

So stelle ich also fest, wie die Diskussionen um die Fahne als Symbol der Luxemburger Nation, zum Stein des Anstosses geworden sind. Die eine Seite will sich nicht von dem mehr oder weniger althergebrachten Farbenspiel rotweissblau trennen, die andere Seite möchte den berüchtigten Löwen in das Fahnensymbol mit hineinbringen, weil es zu verschiedentlichen Anlässen schon in dieser Weise zum Beispiel auf Fussballfeldern, oder bei Militärparaden gebraucht wurde.

wird jetzt hochinteressant zu verfolgen, wie sich die Verfechter der einen oder der anderen Lösung in Position bringen, einem Volk gegenüber, das durch diese etwas willkürlich heraufbeschworene Zwistigkeit, lies Zweistimmigkeit in seinem tiefsten Innern gespalten fühlt. Es gibt immer und bei allen Problemstellungen die Opposition. Heute geht ein Riss durch das Luxemburger Volk. Dabei steht aber auch noch keineswegs fest, ob die Protagonisten, den Antagonisten den Schneid abkaufen. Man könnte einen weiteren Riss provozieren, wenn man mit zusätzlichen Abänderungsvorschlägen aufwartet. Die bereits oben erwähnte Fleur de Lys hätte in meinen Augen zum Beispiel einen rein ästhetischen Wert. Dieser Heraldik hängt keinesfalls der aggressive Beigeschmack eines streitsüchtigen „Roude Léiw huel se“ an.

wird es aber, wenn ich die Situation mit noch anderem Auge betrachte. Wenn die Symbolkraft einer Fahne, oder einer Nationalität, Auslöser sein kann von Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Ausgrenzung und Intoleranz. Sind meine Ängste nicht berechtigt, wenn ich der Meinung bin, diese ureigenen, eher instinkthaften Reaktionen, würden unterschwellig aus egal welcher der möglichen Stellungnahmen, eine gute Portion an Selbstherrlichkeit zum Ausdruck bringen.

ich mich bereits als Jugendlicher immer stärker als Erdenbürgen fühlte, schwand mit heranwachsendem Alter meine Vaterlandsmentalität. Ich habe kein Verständnis für Gefühlsduselei. Nur mein Pass belegt, dass ich ein Luxemburger bin, weil ich hier zufällig von Luxemburger Eltern geboren wurde, die in einem von Politikern einst festgelegten Territorium lebten. Das geschah ohne deren und ohne mein Zutun. Leider kann niemand weltweit verhindern zwischen den „künstlichen“ Grenzen eines Landes geboren zu werden. Mir genügt es wenn ich die Atmosphäre, das All als meine territorialen Grenzen ansehe. Mit dem Prädikat Heimat verband ich immer nur unser Heimathaus, unsere Wohnung. Über diese Räumlichkeiten hinaus war es nicht mehr nur meine Heimat. Draussen begann auch die Heimat der Anderen, aller Anderen. Ich fühle mich jedenfalls bereits als vollmündiger Europäer.

könnte noch weiter über alle möglichen Varianten des Gebrauchs von Symbolen sinnieren, doch spätestens hier lässt sich die allgemeingültige Frage stellen: „Wäre das menschliche Leben reicher an Schönheiten, wenn all diese bestehenden Symbolkräfte sich nicht mehr bis in die intimsten Winkel der menschlichen Psyche auswirken würden?“

passende Voraussage wird wohl schwierig sein, bei so festgefahrenen Gepflogenheiten. Auf jeden Fall werden wir erfahren, welches Symbol sich jetzt und zu diesem Zeitpunkt, durchsetzen wird.


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