Meconopsis

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Erziehungsmethode in der Schule; ein Beispiel von Kalligrafie

Die Symphonie kann beginnen

Doch nun wieder zu meinen Bemerkungen betreffend die Lern- und Erziehungsmethoden in der Schule.

Schönschreiben wurde uns aufgezwungen, es gehörte zum Punktesystem. Doch in meinem Leben habe ich gemerkt, dass man damit jedenfalls nicht viel anfangen kann. Das kostet nur Zeit und Anstrengung. Ich habe Jahre lang in der Krankenkasse die ärztlichen Medikamentenverschreibungen lesen müssen, um den Kassenanteil zu berechnen. Deshalb habe ich mich auch nie gewundert, wenn ich immer wieder hörte, dass falsche Medikamente in der Apotheke ausgehändigt wurden, denn das was die Ärzte beim Verschreiben aufs Papier bringen, ist schlimmer als Hieroglyphen mit Runen geklont. Manchmal konnte sogar der Kontrollarzt uns nicht weiter helfen und dann mussten wir den behandelnden Arzt selber anrufen, um zu erfahren welches Medikament er denn seinem Patienten verschrieben hatte. Vom gelerntenSchönschreiben hat diese gesellschaftliche Klasse nicht einmal mehr den blassesten Schimmer einer Ahnung. Es wird höchste Zeit, dass den Ärzten aus Sicherheitsgründen eine elektronisch verarbeitbare Medikamentenliste beim Verschreiben hilft, nicht nur um die Namen der Medikamente exakter zu notieren, sondern auch um dieGebrauchsanweisungbesser zu beherrschen, denn es gibt da manchmal Unverträglichkeiten zwischen den Medikamenten, die deswegen besser nicht gleichzeitig eingenommen werden. Elektronische Transkription sollte unbedingt marktreif werden, denn nicht nur die Ärzte haben keine Zeit mehr, um noch schön d. h. leserlich zu schreiben, auch der gewöhnliche Mann von der Strasse und die Studenten sind unfähig geworden, in Schönschrift zu glänzen. Ich habe so ganz nebenbei festgestellt, dass es kaum für einen Patienten hilfreich ist, wenn der Arzt ihm tagtäglich über 2 Dutzend Medikamente zum Schlucken verschrieben hat. Kalligrafie ist also nur noch etwas Wichtiges in der chinesischen Schrift, wo es wirklich darauf ankommt, das gemalte Zeichen an der richtigen Stelle zu krümmen, damit auch ihre Schrift noch lange gelesen und verstanden werden kann. Ich habe Chinesen mit Pinsel und Tusche in Aktion gesehen. Das sind Kalligrafiekünstler. An solch eine kunstvolle Schrift ist im Westen keinesfalls mehr zu denken. Sogar die ornamentale Schrift wird wohl kaum noch von mehreren Dutzend Spezialisten beherrscht und praktiziert.

Als im Jahre 2000 die Schwiegereltern meines Sohnes Mike aus Harbing /China uns in Luxemburg besuchten, brachten sie dieses wunderbare kalligrafische Schriftstück mit, das noch heute eine Wand in meinem Schlafzimmer ziert. Sie hatten es von einem Künstler speziell für diesen Besuch anfertigen lassen, um es uns als Glücksbringer zu überreichen. Dies ist bereits ein Hinweis auf die Chinakonnexion auf welche ich bereits aufmerksam gemacht habe. Die Familie musste sich bei uns in Luxemburg treffen, da die Amerikaner den Eltern von Xinyuan keine Einreisegenehmigung erteilten. Inzwischen hat die Schwiegertochter die amerikanische Staatsbürger-schaft angenommen, was zu der Umstellung führen dürfte, dass ab sofort ein Besuch der Eltern in Dies ist Kalligrafie geschrieben von einem Künstler namens Cao Zhirui.


Die erste rechte Zeile sagt von o. nach u. gelesen:

Zur Freude von Henri und Leonie.
Die 2. Zeile (grosse Lettern) stehen für
Kiefer
Kranich
Gemeinsam
Frühling.

Damit wird der Wunsch ausgedrückt dass sich folgende Eigenschaften erfüllen:
Dem Manne die Lebenskraft einer Kiefer,
der Frau die Eleganz und Schönheit des Kranichs und
dass Beide gemeinsam ewige Gesundheit und Jugend geniessen.

Die 3. Zeile von rechts besagt:

Überreicht von
Yunwu und Huizhu .
Sommer 2000
Kalligrafie von Cao Zhirui.

Dieses sehr persönliche Präsent hat uns natürlich aussergewöhnliche Freude gemacht zumal es die Gepflogenheiten einer vollständig anderen hoch entwickelten und bemerkenswerten Kultur zum Ausdruck bringt.

Es war bereits einmal geplant, dass meine Frau und ich gemeinsam mit meinem Sohn, dessen Frau und Kind uns in Harbin treffen sollten. Als die Planung bereits in seine Endphase trat, stellte es sich heraus, dass die Kinder nicht nach China mitreisen konnten und so entstand die Organisation einer Kollektivreise mit Freunden der AAT-Garten- und Teichfreunde. Ich werde in dieser Reise-Rubrik auf unsere wunderbare Reise zurückkommen.

Doch nun zurück zu unserm Schulwesen.

Im Gespräch mit Gleichgesinnten wurde man sich dessen schnell bewusst, dass nicht nur manches sondern Vieles was wir in der Schule gelernt haben, in der Praxis absolut unnütz und unbrauchbar war und immer noch ist. Aber das, was gebraucht wurde, sogar absolut nützlich gewesen wäre, hat man uns leider nicht gelehrt. Bereits während der Studienzeit konnte ich feststellen, dass die Kenntnisse mancher meiner Professoren eher an Fachidiotie grenzten. Es war ihnen nicht besser ergangen als uns. Irgendwelche Theoretiker hatten auch ihnen absolut unnützes Zeug zum Pauken aufgetischt oder eingebläut. Einverstanden, sie waren vielleicht sehr intelligent in ihren Lehrfächern, absolute Ignoranten aber in nahezu allen praktischen Bereichen, was in gewissen Fällen sogar an unverantwortliche und peinliche Naivität grenzte. Ihre allgemeinen Kenntnisse waren so erschreckend dürftig, nicht nur weil auch sie (wie bereits hervorgehoben) ihrerseits praxisfremd studieren mussten und darüber hinaus sich persönlich sehr wenig um ein Allgemeinwissen bemühten, oder dafür noch Zeit entweder fanden oder aufbrachten.

Durch mein bereits sehr früh einsetzendes Interesse an vielen Wissenszweigen, durch die Lektüre von Büchern, durch das Lesen von naturwissenschaftlichen Zeitschriften wie „Kosmos“ oder „Science et Vie“,erweiterte ich ständig meinen Wissenshorizont. Das führte natürlich dazu, dass ich mir recht bald ein ziemlich umfangreiches Allgemeinwissen angeeignet hatte. Einverstanden, manches blieb mir unverständlich, aber wen hätte ich um Erläuterungen fragen sollen? Dies ging zwar eine Weile gut, dann aber merkte ich, dass mein Wissensdrang lästig wurde. Es hat sich aber recht schnell gezeigt, dass nur sehr wenige meiner Lehrer und Professoren imstande waren mir auf zusätzliche Wissbegierde eine passende Antwort zu geben. Die meisten hatten sehr wenig Ahnung, worüber ich sprach und so formte sich in mir auch jenes miserable Bild über meine Lehrmeister, das sich zutiefst bei mir eingeprägt hat.

Ich möchte hier, um meine Aussage zu untermauern, einige auffallend krasse und dabei negative Beispiele aufführen, die mir so während meiner Studienzeitüber die Leber gelaufen sind.

Die Fauna war eines der ersten Fachgebiete, die mich am meisten interessierten und worüber ich mir so ganz nebenbei allgemeine Kenntnisse aneignete, die aber nicht in der Schule gelehrt wurden. In einem französischen Aufsatz im hauptstädtischen Athenäum hatte ich einmal von „Fliegenden Fischen“ (Poissons volants) geschrieben. Die spätere Anmerkung der Lehrperson war niederschmetternd. „Fliegende Fische“ würden nicht existieren. Das wären imaginäre Tiere und in der spezifisch gebrauchten Anwendung wäre dieser Ausdruck falsch. Das kostete Punkte bei der Bewertung! Ich konnte den Herrn prompt aufklären und ihm klar machen, dass mein Vater nach Kriegsende über das Mittelmeer nach Hause geschippert sei und dass ständig Fische über ihr Schiff flogen und sogar manchmal aufs Deck fielen. Das war für uns Wissensdurstige natürlich sehr interessant. Ausserdem hätte ich bereits Bilder von Fliegenden Fischen in meinen Büchern und Zeitschriften gesehen. Nur erst nachdem ich mich vehement gewehrt hatte, bemerkte der Professor, er würde sich diesbezüglich genauer informieren.

In der, in französischer Sprache ablaufenden Geografiestunde, im Lycée de Garçons in Esch/Alzette musste ich an die Tafel und Fragen betreffend Sibirien und seine Landschaften beantworten. In der Aufregung fiel mir das Fachwort Taiga nicht sofort ein und so bemerkte ich kurz es gebe die Tundra und umschrieb die Taiga als sibirischen Urwald. Mein Professor machte mich sofort darauf aufmerksam, dass es keine „Forêt vierge sibérienne“gäbe und zog mir für meine angebliche UnwissenheitPunkte ab. Es stellte sich alsdann bald heraus, dass der gute Mann der Meinung war, einen Urwald würde es nur in den Tropen geben. So eine tiefgründige Unwissenheit ist einfach erschreckend! Natürlich wehrte ich mich und brachte am nächsten Tag ein Bilderbuch mit in die Klasse, womit ich meinen Professoren aufklärte. Es gab in diesem Buch schöne, die Geographie betreffende, damals noch schwarz-weisse Luftaufnahmen, darunter auch ein Bild von der Taiga mit dem Untertitel: „Graf Zeppelin überfliegt den Sibirischen Urwald“.

«connaît donc entre autres la forêt vierge tropicale et la forêt vierge sibérienne», so bemerkte ich schlussfolgernd.Der gute Professor erhielt selbstverständlich etliche Minuspunkte von mir. Es fiel dem Herrn aber schwer, sich selber zu korrigieren.

Das Skurrilste aber was mir während meiner Studienzeit passierte, war folgendes Ereignis.
:
Auf der Kommerzklasse lernten wir, ebenfalls in französischer Sprache, was eine Lebensrente sei, welche Arten von Lebensrenten man errechnen kann und mit welchen Formeln diese zu berechnen sind. Stumpfsinnig Formeln lernen, das lag mir keinesfalls. Nur wenn ich etwas von der Logik her verstanden hatte, dann brauchte ich die Formel nicht mehr auswendig zu lernen, dann wusste ich sie richtig zu gebrauchen. In einer Prüfung hatte ich zwar die Angaben sehr gut verstanden, konnte mich aber im gepaukten Formellabyrinth der Finanzmathematik nicht zurechtfinden, so beschloss ich mich der Algebra und den Logarithmen zu bedienen und in dem Logarithmen Tabellenbuch waren die zu gebrauchenden Formeln aufgezeichnet und frei zugänglich.

Vor dem Abgeben meines Prüfungsblattes verglich ich mein Resultat mit dem Resultat meines Nachbarn und war hoch erfreut, denn bis auf einige Stellen hinter dem Komma waren unsere Berechnungen identisch.

Ich war gespannt, wie der Herr Professor diesen Rechnungsweg beurteilen würde.Als wir die Aufgaben zwecks Verbesserung zurückerhielten, hatte ich eine „Datz“ (Ungenügend) mit dem Vermerk: „Pour avoir copié le résultat sur le voisin“ (zu Deutsch: „weil das Resultat vom Nachbarn abgeschrieben wurde“). Das war natürlich eine handfeste Überraschung. Ich wehrte mich heftig, und als der Professor mir dann bestätigte, dass er meinen Rechenweg nachvollzogen und nachgerechnet habe, da wurde es erst richtig spannend. Mein Kollege „Fons“ in der Bank hinter mir, hatte inzwischen meine Rechenmethode nachgesehen und nach kurzer Zeit unterbrach er die laufende Stunde mit der Bemerkung: „Ich habe ebenfalls nachgerechnet. Das Resultat, was mein Kollege Regenwetter errechnet hat, stimmt ganz genau.“

Niemand konnte meinem Professor anmerken, wie belämmert er sein musste. Er wollte alsdann unbedingt feststellen woher ich, bekanntals mittelmässiger Schüler (!) das Zeug hatte um einen nicht gelernten Weg einzuschlagen und damit zu demselben Resultat zu kommen. Prompt forderte er mich auf in der kommenden Pause im Klassensaal zu bleiben und ihm meine Rechenmethode an der Tafel vor zu exerzieren. Sobald es geklingelt hatte, stand ich bei der Tafel und begann mein Meisterstück zu wiederholen. Algebra war etwas, was ich verstanden hatte und auch aussergewöhnlich gut beherrschte. So zeigte es sich alsbald, dass nicht ich sondern der Professor diese algebraische Rechenmethode nicht beherrschte. Es stellte sich heraus, dass er die Regeln nicht (mehr) kannte die da etwa Folgendes sagen: wenn ein Minuszeichen vor einer Klammer, Akkolade usw. steht, die Zeichen zwischen den Klammern jedes Mal geändert werden müssen. Er hatte, das was ersicherlich nur gepaukt hatte, nicht verstanden und längst wichtige Details vergessen. Doch das, was man versteht, das braucht man nicht auswendig zu pauken. Es dauerte peinlich lange, bis ich dem Herrn dies beigebracht hatte. Natürlich endete ich mit einem korrekten Resultat. Der Professor war sichtlich verblüfft, denn er verliess beschämt den Saal, nicht ohne sich dummerweise in meinen Augen noch zusätzlich zu blamieren. Nach dieser eigenen Niederlage fand er nicht den Mut sein Vergessen, ergo den Irrtum ein zu gestehen. Dagegen aber bemerkte er sarkastisch: «Regenwetter, est-ce que vous comprenez du moins.» (Herr Regenwetter, haben sie wenigstens verstanden!)Das hätte er sich keinesfalls erlauben dürfen, denn ich war darauf hin extra beflissen genau seine eben unter Beweis gestellte Fehlleistung schnellstens unters Volk zu bringen. Und mein Kollege Fons, der mich assistierte, war ein wertvoller Zeuge geworden. Er war meine Trumpfkarte.

Ich kann nur ahnen, was sich im Gehirn meines Lehrmeisters abgespielt hat bis zurnächsten Mathestunde. Zu meinem Erstaunen musste ich dann noch einmal an die Tafel um mein Paradestück vor der Klasse zu demonstrieren. Die Kollegen mussten sich diese zusätzliche Berechnungsmöglichkeit ins eigene Heft notieren. Das war für mich selbstverständlich eine aussergewöhnliche Genugtuung. Die Punktwertung für meine Prüfung wurde dementsprechend zu meinen Gunsten umgeändert.

Um nur zu zeigen, welchen praktischen Wert dieses Fach hatte, kann ich behaupten dass ich niemals mehr davon Gebrauch machen konnte. Es hätte mir völlig gereicht, wenn ich gewusst hätte, welche besonderen Rechnungsmethoden es in solchen Fällen gibt.Es war also nur Beschäftigungsmaterial von quasi null praktischem Wert. Das Einzige was ich tatsächlich davon gebrauchen konnte war das Wissen, dass es solche Möglichkeiten gibt. Ich habe sie auch prompt in Anspruch genommen.

Nur noch ein Beispiel, das aber anders gelagert ist, will ich hier noch aus meiner Schulzeit vortragen. Die Dissertationen, egal ob in deutscher oder in französischer Sprache, waren nach Schema „F“ aufgebaut.Zu einer grösseren Anzahl von möglichen Überschriften (meistens markante Sätze von Schriftstellern) lernten wir nach folgendem Schema vorzugehen. Zuerst eine Einleitung schreiben, dann alle Argumente dafür notieren, gefolgt von jenen die dagegen sprechen und zum Schluss eine Schlussfolgerung zu Papier bringen. Die Details der Argumentierung in Stichworten, sollten wir uns dringend einprägen, um diese auch gegebenenfalls schnell reproduzieren zu können. Mir gefiel diese Art und Weise des Lernens absolut nicht, da die ja nur eine Reproduktion der vorgekauten Argumente war, also keinesfalls dem Prüfer zeigte, welche geistigen Fähigkeiten man selber entwickeln konnte. So kam es denn auch dass ich mich im Abschlussexamen über diese stereotype Methode hinwegsetzte, indem ich bereits in der Einleitung meiner Aufgabe. Diese meine Sichtweise erklärte. Ich kenne den Titel nicht mehr wortwörtlich genau aber es ging in die folgende Richtung: „Wäre es dem Menschen von Vorteil, wenn er sein Schicksal voraussehen würde?“

Ich setzte alsdann zwei Personnagen voraus, die ich mit Alpha und Omega bezeichnete und die ich mögliche Ereignisse im Leben Revue parallel passieren liess, der eine nichts ahnend, der andere in voller Kenntnis was geschehen wird. Dann argumentierte ich von Fall zu Fall, denn das schien mir über diesen Weg leichter und beachtlich nuancierbarer, als das Thema global zu betrachten. Ich war mir bewusst etwas gewagt zu haben was nicht den Geflogenheiten der Herren Korrektoren gerecht würde. Ich war auch nicht wenig erstaunt als ein mir gut gesonnener Professor, mir nach dem Examen mitteilte, dass ich in meiner deutschen Dissertation (denn damals hatte ich schon Etliches publiziert und war wegen meiner Sprachkenntnisse aufgefallen) wahrscheinlich Unmut gesät hatte. Es gab 3 Examinatoren. 2 davon hatten mich mit einer sehr hohen Note bewertet, der Dritte aber setzte seine Bewertung genau einen Punkt unter das Minimum, nämlich auf 29. Diese Bewertung hat mir ganz deutlich gezeigt, dass es diesem Professoren keinesfalls um meine zur Schau gestellte Intelligenz gegangen ist, sondern absolut nur darum ob ich die während der Lehrzeit vorgekaute Kost mundgerecht wiederzukauen imstande wäre.Dieser Examinator war der Direktor der Schule. Genau von diesem Herrn hätte man sich erwarten können, dass er für besondere Leistungen ein Verständnis aufbringen würde. Seine Mentalität für althergebrachte Beurteilungsmethoden jedoch scheint mir keinesfalls das geeignete Mittel gewesen zu sein, um intelligente Schüler zu fördern.

Hier möchte ich einen Vorschlag von mir geben. Es hätte uns allen mehr genutzt, wenn der Unterricht viel praktischer orientiert gewesen wäre, wenn wir gelernt hätten, worauf wir Spass hatten, wo wir zum Beispiel etwas nachschlagen können, wie wir uns anlegen sollten, um an die richtige Quelle zu kommen und wie man abwägen kann, welche gefundenen Antworten als die wertvollsten ein zu schätzen sind. Lebensweisheiten wären allerdings auch praktischer, doch dann müssten die Lehrkräfte ebenfalls dementsprechend gebildet und auf dem Laufenden sein und da haperte es damals, wahrscheinlich auch noch heute. Wenn ich weiss dass Lebensrenten von Bankangestellten berechnet werden, dann wende ich mich an diese Leute, die nicht nur auf dem ketzten Stand des Wissens sind sondern auch der Gesetzgebung, um erklärt zu bekommen wie das funktioniert. Meine Schulzeit war mehr eine Beschäftigung, d. h. eine Verdienstmöglichkeit für Professoren, als eine Lehrzeit für die Schüler.

Es scheint nun einmal zu stimmen, dass die meisten Lehrkräfte sich keinesfalls aus ethischen Gründen für den Lehrerberuf wirklich berufen fühlen. Die Lehrerlaufbahn wird vielfach nur deshalb eingeschlagen weil sie im Laufe des Jahres die meiste Freizeit und in der Gesellschaft eine geachtete Stellung verspricht. Es scheint, als ob man dies jetzt ändern will und ein Universitätsstudium erforderlich sein wird, um diese Karriere einschlagen zu können. Das würde möglicherweise die Qualität der Lehrer verbessern, doch auch nur dann wenn auch sie einer auf die Praxis im Leben aufgebauten Lehrmethode unterzogen werden.Das liegt natürlich nicht nur am Lernprogramm der Schüler, sondern ganz besonders an dem Lernprogramm der Lehrer. Und wer ist in diesem Gremium zuständig? Welche Kenntnisse besitzt wiederum diese verantwortliche Stelle? Ist sie an den richtigen Schalthebel durch Kenntnisse gelangt oder hat sie ihren Posten über parteipolitisches Gerangel erhalten? Die Gesellschaft hat auf diesem Gebiet noch manche Hürden zu überwinden.

Wenn ich überlege, dass ich die Eisenbahnstationen unserer Kleinspurbahnen auswendig lernen musste, dann klingen noch immer die Stationen Hemsthal, Rippig Zittig in meinen Ohren, deren Reihenfolge mir Schwierigkeiten bereitete, weil ich keine Landkarte vor mir liegen hatte, um mir die optische Reihenfolge einprägen zu können.Der kleine Schulatlas liess dies nicht zu. Die Kleinspurbahnen waren kaum vermerkt. Denn aufgrund der geografischen Vorlage hätte ich alsdann meinen Arm als Reisestrecke gesehen und an den markanten Punkten Finger, Gelenk, Ellenbogen, Schulter die Namen der zu erlernenden Stationen memorisiert. Dies war ein absolut erfolgreiches mnemotechnisches Mittel, um etwas auswendig zu lernen. Hier ging es also absolut nicht ums intelligente Verstehen. So lernte ich denn auch die Flüsse aus Sibirien und Afrika auswendig. Dieses Wissen kann ich heute nur noch bei Kreuzworträtseln gebrauchen. DieStädte, Flüsse und Berge von Südamerika passen in dieselbe Klassifizierung. Von Apartheid oder den Buren ging niemals die Rede. Auch nicht dass man uns auf der nördlichen Hemisphäre im Winter Obst und Gemüse aus der südlichenHalbkugel anbietet, die auf irgendeinem Weg und für diese Reise glänzend vorbereitet, zu uns kommen. Was mit dem Obst geschieht, damit es nicht zu schnell reif wird, das erfährt man nicht!

Im Lernbereich Sprachen hat man uns einige mnemotechnische Sprüche gelehrt. Dies sind die sogenannten Eselsbrücken. Im Grunde genommen habe ich aber nichts gegen auswendig lernen. Das sollte natürlich auch geübt werden. Es ist jedoch eine schwierige Sache, wenn man sich als Leierkastenmann einfach nicht wohlfühlt. So haben die Texte, die ich lernen musste, um kommerzielles Recht und auch das nationale Recht zu kennen, mir beachtliche Schwierigkeiten bereitet. Das war alles viel zu abstrakt. Von Verstehen und Begreifen war keine Spur. Da kommt man leider nicht darum herum, wortwörtlich auswendig zu lernen. Wird dieser Text aber einmal gebraucht, dann kann ich mich keinesfalls auf mein Gedächtnis verlassen, dann muss das Original zur Hand genommen werden. Nun scheint mir genau dieses Fach ziemlich trocken zu sein und es ist zu bemängeln, dass man diese Sachen rasch wieder vergisst, weil sie überhaupt nicht zum täglichen Gebrauch taugen. Schon gar nicht in der Jugendzeit. Wenn es natürlich darauf ankommt, dass man sich mit Rechtsfragen herumschlagen muss, dann ist sowieso eine Rechtsberatung angemessen. Wie ein Staat funktioniert, könnte man noch als brauchbaren Ballast einstufen. Viel wichtiger schiene mir jedoch, dass jeder eingeführt wird in die Verkehrsreglemente, die anstehenden Strafen bei Überschreitungen der Verkehrsregeln.Aufsätze, die dieses kuriale Thema behandeln, wären absolut notwendig damit sich ein anderes Denken auf der Strasse durchsetzt. Das Prinzip des Lernens und der Begabung wird mit Punkten und Plätzen bewertet. Leider meinen die meisten Verkehrsteilnehmer, bedingt durch diese Methode der vergleichenden Leistungen, diese Klassifizierung gehe auf der Strasse auch in gleichem Sinne weiter. Da kann man einen möglichen Rivalen, denn in der Schule werden dummerweise nur Rivalitäten hoch gezüchtet, mit hochgestellter Nase überholen. Man kann ihn abbremsen, ihm den langen Finger zeigen und noch vieles mehr.Ich lobe mir die Systeme, die ohne Bewertungen auskommen. Da gibt es auch kein Sitzen bleiben. Jeder merkt selber, wie seine Mitschüler arbeiten und auch diese Einstellung, ohne die Bewertung eines Aussenstehenden, führt normalerweise gleichermassen zu einem gewissen Ehrgeiz. Die Natur zeigt uns in der Tierwelt besonders, aber auch in der Pflanzenwelt, dass dieses Prinzip der Rivalität ausreichend vorprogrammiert ist undkeineswegs noch zusätzlich potenziert werden muss.

Auch finde ich es eine unmoralische Sitte, dass Pflichtverteidiger bei Prozessen ihren Klienten dazu verleiten mit Lügen sich aus der Patsche zu ziehen. Sogar Advokaten erfinden sehr oft eine Mogelei, die keinesfalls einer benötigten, ehrlichen Handhabung vor Gericht entspricht. Auch sie sollten dafür bestraft werden, wenn sie dem Klienten anraten Ausreden zu erfinden. Nur ein Beispiel dieser Spielart. Die schlechte Erziehungsmethode der Eltern wird sehr oft angeführt. Der verführerische Umgang und Kontakt zu schlechten Menschen ebenso. Plakativ kommt mir der Vergleich, wenn alle diejenigen, die vor Gericht sich mit Lügen aus der Patsche ziehen wollten, mit ihrem Advokaten gemeinsam verurteilt würden, dann dürften (zum Beispiel) die berühmten Verkehrsdelikte, wie „ohne Winker abbiegen“, „bei roter Ampel durchfahren“ usw. mit der anschliessenden Behauptung, der Winker wäre betätigt worden und die Ampel wäre auf Grün geschaltet gewesen, ganz sicher schneller einer der Wahrheit entsprechenden Rechtsprechung zugeführt werden.Doch was ist in dieser Zeit schon noch als Wahrheit zu bezeichnen. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Aussage eines Verkehrspolizisten: „Wenn man den Leuten Glauben schenken kann, dann stehen die Ampeln an dieser unfallträchtigen Kreuzung ständig auf Grün!“

Als Fahrschullehrer würde ich zum Beispiel jeden Fahrschüler zwingen ständig laut und immer wieder zu beweisen, dass sie die Regeln des Strassenverkehrs genau beherrschen, indem sie alle Schilder die auftauchen, mit ihrer Bedeutung laut erklären. Das würde sie auch zwingen auf alle Verkehrsschilder zu achten und diese auch zu verstehen. Überm Fahren laut erklären, dass der Winker zu betätigen sei, bevor man abbiegt. Laut erklären, welchen Abstandman bei der jeweiligen Geschwindigkeit von seinem Vordermann halten muss. Nur so würden sich die Verhaltensweisen jedes angehenden Verkehrsteilnehmers viel tiefer einprägen und alsdann viel öfter auch zur richtigen Anwendung kommen, als dies bisher der Fall ist. Hier würde sich ein Automatismus besser nützen lassen als beim Pauken von Bahnstationen. Besonders wäre diese Methode geeignet für jene Verkehrsteilnehmer, die nicht Lesen und nicht Schreiben können, ihr Leben aber mit einem fahrbaren Untersatz verdienen wollen.

Amerika möglich wird.




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