Meconopsis

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Der friedliche Park

Die Symphonie kann beginnen

Der friedliche Park.

Spielplätze befanden sich genug im Park des Hüttenkasinos. Meine Eltern gingen bei der Familie Rodesch aus und ein. Der Junge aus diesem Kasino war ein gleichaltriger Freund meines Bruders und durchtrieben, wie magerer Speck voll Fettstreifen. Eines Tages, wir waren gerade recht schick angezogen, um abzureisen, da gaben wir unserer Mutter zu verstehen, wir würden inzwischen im Park noch etwas gemütlich spazieren gehen. Ich war damals noch zu klein zu dem, was jetzt geschah. Aber der Junge aus dem Kasino stachelte meinen Bruder an, über den Wasserhahn zu springen, der etwa 1 Meter hoch aus der großen Rasenfläche ragte und wo man bei Bedarf die Bewässerungsanlage anschloss. Damit wir Buben den Hahn nicht ständig aufdrehten, um mit dem Wasser zu spielen, hatte man das obere kreisrunde Ventil entfernt, sodass nur noch das Gewinde hervorstand, worauf man das Ventilrad befestigen konnte. Mein Bruder war ein außergewöhnlich ehrgeiziger Mensch und wollte sich nicht sagen lassen, dass er diese Höhe nicht bezwingen könne und so spitzte sich zu, was fatalerweise uns immer wieder verfolgte, Pech! Er nahm einen Anlauf, sprang und prompt blieb er mit der etwas völligen, aber sehr schönen Hose, am Stutzen hängen und riss sich den ganzen Hinterteil, Gott sei Dank nur von der Hose auf, so dass wie man zu sagen pflegte, Paris und ganz Versailles zum Vorschein kamen.

Ein andermal wollte der Sohn der Kasinoleute uns seine Tüchtigkeit vorführen, indem er mit der Sense arbeitete (es sollte eine freundliche Tat sein, weil das gemähte Gras für unsere Kaninchen gedacht war) und prompt endete diese Vorführung sehr schnell. Mein Bruder wurde mit der spitzen Sense ins Bein geschnitten, was glücklicherweise nur schrecklich blutete, aber keine anderen Folgen hatte.
Dann wieder geisterten wir mit dem Sohn des Hauses durch die Räume des Hüttenkasinos, wo sich auch ein großer Festsaal, sogar mit einer Festbühne befand. In der Mitte dieses Saales stand ein aus edlen Hölzern gefertigter Billardtisch, an welchem man an der Seite mit einem im Holzrahmen eingebauten Zähler die Lochtreffer notierte. Ich musste zusehen wie mein Bruder und Mars (wie wir ihn kurz nannten, er hieß Marcel) mit den Queues hantierten und erschreckte mich ebenso wie diese als einer von ihnen die grüne Lauffläche des Billardtisches durchstoßen hatte, wo alsdann ein gut sichtbares rechtwinkliges Loch entstanden war. Zu unserm totalen Schreck näherten sich die Stimmen von möglichen Besuchern. Es blieb uns kein anderer Ausweg. Wir stiegen hastig zum Fenster aus und Lifesendung uns draußen über das Gestell der Kletterrosen nach unten. Niemand hat je erfahren, wer die Missetäter gewesen waren. Nur Schrammen von den Kletterrosen erinnerten uns noch lange an diese eigentlich feige Flucht. Man vermutete natürlich einen Täter, in den Reihen der hausinternen Spieler zu finden. Die Reparaturkosten konnten sicherlich nicht an eine richtige Adresse gelangen und so wurden sie wahrscheinlich undnotgedrungen in den Konten der Gesellschaft möglicherweise als Nebenausgabe verbucht.
Vater, der Pfarrer Ley, sowie mein Schullehrer Gengler spielten sehr oft gemeinsam mit dem Hausherrn des Kasinos namens Rodesch (wie bereits erwähnt) Karten, meistens Whist. Und das gegen Einsatz von Geld. Das machte den Reiz aus, aber der Einsatz war keinesfalls hoch. Wenn mein Vater eine schlechte Serie hatte, die ihm wahrscheinlich vom Schicksal diktiert wurde, dann unterstrich er diesen Zustand mit den Worten: „An dieser Stelle ist ein Hund krepiert!“ So hatte jeder Spieler seine Eigenart die eigenen Pechsträhnen in Kraftausdrücken zu dokumentieren.
Wenn schönes Wetter war, fand das Kartenspiel im Freien statt. Das war sehr idyllisch. Dazu hatten sie einen besonderen grünen Kartenspieltisch mit kleinen Schubladen, in welchen die Jetons aufbewahrt wurden, sowie auch die verschiedenen Karten- und andere Spiele, wie z. B. Schach. Dieser Spieltisch wurde auf die grüne Wiese gestellt und die Stühle rundherum.
ürlich, wie bereits angedeutet,kannten wir und ich besonders nahezu alle Räume im Kasino, sowie auch alle Bäume im Park. Als leb- und gewiss auch herzhaftes Kind war ich gerne geduldet. Ich bin auf den Bäumen herumgeklettert, ohne dass der „Jhang“ der die Gärtnerarbeiten besorgte, etwas gegen mein Treiben hatte. Oben in manchen Bäumen hatten wir verschiedene Horste gebaut, die aber meist nur mit primitiven Mitteln zusammengehalten wurden. Der Jhang und ich waren eigentlich gute Freunde. Von ihm habe ich allerdings auch gelernt, wie man knallig furzt. Übrigens war der Garagenbesitzer nebenan in dieser Hinsicht ebenfalls kein gutes Vorbild. Wenn er auf dem Flachdach seiner Garage ein Bein etwas komisch emporhob, wussten alle, die ihn dort oben beobachteten, dass er ein ungestörtes Furzkonzert veranstaltete.
Leider konnten Jhang und ich nicht miteinander spielen. Er musste sich um die großen Gemüsebeete, die Schweine, die Kaninchen und das Geflügel kümmern, die das Material hergaben für die täglichen Speisen der Dauergäste von der Hütte. Er pflegte überhaupt alle Anlagen, Beete, Hecken und besonders die Blumenbeete zur vollen Zufriedenheit der Werksdirektion und des Hausmeisters.

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