Bescheidener Rückblick


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Bitterlinge

Nachzucht von Bitterlingen.
Bereits bei einer ersten Naturwanderung entlang der Merelerbach wurden wir aufmerksam gemacht, dass in unsern Gewässern ein Kleinfisch, der Bitterling sich in freier Natur auf eine ganz spezielle Art und Weise reproduziert. Er legt seine Eier in eine lebende Muschel. Das Interesse wuchs und der Bitterling schien ein interessantes Schauobjekt zu sein bei Ausstellungen, in Gartenteichen, sowie in Schauaquarien.

In einem eigens eingerichteten Kaltwasseraquarium, welches ich zuhause sofort auf meinem Bürofenster einrichtete wollte ich den Beweis erbringen, dass es leicht sei den Bitterling zu reproduzieren. Ich muss gestehen, dass ich überrascht war wie schnell die Bitterlinge sich mit der Muschel einigten und wie schnell es zu dieser hoch interessanten Eiablage kam. Ich konnte das Geschehen ablichten und meine Beobachtungen dauernd über verschiedene Medien verbreiten.

Das Bitterlings Männchen gewöhnt die Muschel durch ständiges Betupfen, damit die Muschel ihre Atemröhre nicht sofort schließt, wenn das Weibchen des Bitterlings seine Legeröhre in die Muschel eingeführt hat. In verschiedenen Schulen konnten wir Kaltwasseraquarien einrichten um diesen Werdegang an die große Öffentlichkeit zu bringen. Die Idee der "Greng Schoul" fand hier ihren Ansatz. Sogar der Film scolaire erneuerte auf unseren Wunsch hin sofort sein vetustes didaktische Material über die Kleinlebewesen im Feuchtgebiet. Ich erinnere mich ganz besonders an den Film betreffend die Ringelnatter (eine friedliche heimische Schlange, die bald in vielen Gartenteichen auftauchte) der alsdann in den Schulen gezeigt wurde. Robert Thorn hatte eine in Formol konservierte Ringelnatter zur Verfügung gestellt, welche daraufhin in den Schulen des Gutlandes zirkulierte. Aufklärung tat Not, weil diese Schlange wegen angeblicher Gefährlichkeit immer wieder getötet wurde.

Mit einer angekurbelten Bitterling Nachzuchtaktion erbrachten wir den Beweis, dass es absolut möglich sei, den Bitterling nach zu ziehen und dann auch auszusetzen, damit er wieder in unsere Gewässer einziehen könne. Nachforschungen hatten ergeben, dass dieser einheimische Fisch unter dem schönen luxemburgischen Namen "Drecksschlapp" am Rande der Ausrottung stand.

Die Sportfischer jedoch kauften tausende Bitterlinge aus deutschen Züchtereien und setzten diese en Masse im Stausee bei Esch/Sauer aus. Das kam dem Sprichwort nahe: "Perlen vor die Säue schütten".

Taucher, die unserem Vorstand angehören konnten alsdann beobachten wie Barsch, Forelle und Hecht sich über dieses ungewöhnliche Futterangebot hermachten. Nach einigen Tagen waren alle eingesetzten Fische verschwunden. Doch der Fischereiverband gab sich nicht geschlagen. Man erneuerte mehrmals denselben Unfug, der alsdann von notablen Politikern als positive Naturschutzarbeit gewertet wurde.

Obschon die Flussmuschel in unsern Gewässern zum Teil und erstaunlicherweise durch die anfallende Pollution weiterlebt und somit für die Zukunft abgesichert scheint, ist der Bitterling, der sich in dieser lebenden Muschel vermehrt, endgültig in unserm Land ausgestorben. Dies aber nur weil die Sportfischervereinigung kopflos in jedem kleinen Laichgewässer, da wo nur der Bitterling eine Bleibe haben kann, immer wieder den Raubfischbesatz zulässt. Diese Leute haben keinesfalls den Naturschutz, sondern den eigenen Spaß im Auge. Ich konnte zweimal in der entsprechenden Kommission auf diesen Missstand aufmerksam machen, wobei meine freundlich vorgetragene Besorgnis leider auf taube Ohren stieß. Danach tagte diese Kommission über Jahre nicht mehr. In diesem Gremium habe ich ebenfalls gebeten die Fischerei nicht mehr als Sport zu betreiben, besonders im Wettbewerbsfischen. Der offizielle Name der Gesellschaft sollte man zu „Fischereifreunde“ oder sonst wie umändern. Dabei habe ich rein gar nichts gegen die Fischerei an sich einzuwenden, nur das Spiel mit der Kreatur ist mir von jeher zuwider. (Siehe Hahnen- und Stierkämpfe).

Sorglosigkeit, sowie unveränderbares Verhalten des Vorstandes der Sportfischer, das sich nicht bis zu den Mitgliedern durchsetzen kann, ist die Hauptursache der bestehenden Misere. Diejenigen Fischer, die unzeitgemäß auch als Sportler die Schätze der einheimischen Natur zur eigenen Freizeitgestaltung nutzen, besonders im Wettkampffischen, sollten wissen dass bald auch die bereits äußerst seltenen Moderlieschen und Elritzen (Ellercher) in unsern kleinen Gewässern aussterben. Dabei erwähne ich das Aussterben durch Raubfische in kleinen Gewässern, hervorgerufen durch massiven Futterverbrauch, auch an Kleinfischen, was eine Katastrophe bedeutet, für alle Bewohner dieser Gewässer. (Anmerkung: das Moderlieschen wurde sogar als nichtheimisch eingestuft).

Es gibt heute aber noch vereinzelte Gartenteiche in welchen Bitterlinge überleben, doch eine Aussicht wieder in die freie Natur zu gelangen ist kaum zu erwarten, denn schließlich stellt die Masse der Sportfischer ein nicht zu vergrämendes Wählerpotenzial dar!

Eine erfreuliche Nebenerscheinung der Bitterlinge und anderen Kleinfischen im Gartenteich war das zunehmende Auftreten vom Eisvogel in größeren Anlagen. Er braucht im Winter unbedingt freie Wasserflächen um seinen Appetit an Kleinfischen stillen zu können.

Bildergallerie:

1979 Aktion Bitterling




Diashow:




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