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Die chinesischen Schriftzeichen
Vereinfacht dargestellt sind die chinesischen Schriftzeichen eigentlich vereinfachte Bilder oder aus Bilder entstanden. Mit einem Package von 200 solchen Bildern lässt sich schon so manches interpretieren. Gebildete Chinesen benutzen bis zu 8000 solcher Schriftzeichen. Bis vor der Schriftreform bezeichnete man diese Schriftzeichen als ein Bild, wozu heute aber das Wort Symbol gebraucht wird.
Dabei besteht aber ein großer Unterschied zwischen einem gemalten Bild und einem Schriftstück. Letztes kleidet in Zitate ein, was mitgeteilt werden soll. Das kann in ein Bild nicht einfließen. Das Bild, oder Bruchstücke davon, wendet sich jedoch an jemand anderen, um ihm einen ästhetischen Genuss zu verschaffen und ihm zugleich einen Wunsch in verhüllter Form zu überbringen.
Der Adler ist auf Bildern als Symbol der Stärke zu finden. Wenn er dabei auf einer Kiefer sitzt (wie hier) so ist das Bild als Geschenk an einen alten Mann gedacht dem man wünscht stark zu sein, wie ein Adler und lange zu leben wie die Kiefer.
Sitzt der Adler auf einem Felsen im Meer, so versinnbildlicht er den Helden in der Brandung (des Lebens), der alleine kämpft.
Die Kiefer ist der am häufigsten dargestellte Baum in der chinesischen Kunst. Weil sie Kälte ertragen kann und ihre Nadeln nicht verliert, ist sie das Symbol des langen Lebens und der Beständigkeit. Kiefern und Zedern sind die Häupter aller Bäume und ein Gleichnis der Selbstzucht.
Kiefer mit Bambus und Pflaume sind die „Der Freunde im Winter“. Obwohl die Pflaume erst im Frühjahr blüht. Kiefer und Kranich symbolisieren die letzten Jahre eines langen Lebens. Es gibt sicherlich noch viele Deutungsmöglichkeiten für all diese Symbole doch möchte ich mich auf eine weitere, eher versteckte Möglichkeit beschränken. Die Kiefer ist zweinadelig und so steht die Kiefer mitunter ebenfalls für das Eheglück.
Wasser und Wasserfall ist das Symbol des YIN, der weiblichen Urkraft, die in Verbindung mit dem männlichen Yang steht. Hier befeuchtet das Wasser und fällt nach unten und gehört zur Nacht. Da die rote Sonne über diesem fallenden Wasser steht, könnte man das Bild in dieser Weise deuten, dass man die beiden männlichen und weiblichen Urkräfte vereint sieht, was in Richtung einer geschlechtlichen Vereinigung gehen darf, wobei die fünft Elemente und daraus die zehntausend Dinge hervorgehen. (Spätestens ab hier wird man wohl festgestellt haben, dass demjenigen der die Bilder oder Schriften deutet, ein hoher Anteil Beobachtungsvermögen des feinsinnigen Zusammenspiels des Sichtbaren abzuverlangen. Doch dem allein genügt nicht. Voraussetzung ist auch, dass man das was man nicht sieht aber auch wissen muss.
Der Bergkult ist heute noch vorherrschend und ihm wird die Bedeutung zuerkannt wie dem eines Herrschers in der Gesellschaft. Berge gehören zum festen Bestandteil des Kosmos……denn dort im geheimnisvollen Nordwesten (auf dem Bild durch unbemalte Flächen dargestellt) ragt auch der K’un - lun heraus, eine Residenz, der jeweiligen Gottheit.
Berge erzeugen Wolken und Regen nach chinesischen Vorstellungen (was ja zum Teil auch stimmt) und auf diesem Bild wird der Leben spendende Fluss, so gut mit Wasser gespeist, dass sogar ein Überfluss, im Wasserfall dargestellt, zustande kommt.
Yin Yang Prinzip. Eine der wichtigsten Gestaltungsregeln der Maler und auch der Gartenarchitekten ist das Öffnen und Schließen eines Gartens, einer Landschaft, das dem Yin Yang-Prinzip entspricht. Damit gerät das Gesehene in eine unerwartete Bewegungswelle, hin- hergerissen vom Einatmen und Ausatmen, Auffliegen und Niederkommen, Nähe und Weite, Anfang und Folge, Auf und Ab, Hin und Her. Dem Beobachter wird dadurch suggeriert den alles durchdringenden Pulsschlag der Natur zu verspüren. Versuchen sie selber, beim späteren Betrachten der verschiedenen Gartenpartien, wie diese Elemente nahezu aufdringlich gestaltet wurden.
Leere und Ruhe waren äußerst wichtige Bestandteile des Taoistischen Denkens. Warum ist ein Gebirgstal eigentlich leer? Damit sich die Flüsse hier sammeln können. Eine leere Stätte war also keinesfalls abstoßend, sondern ganz besonders einladend, enthält sie nicht endlose Gestaltungsmöglichkeiten, Freiheiten die genützt werden können . In die Mitte der Südchinesischen Gärten wird oft eine solche Leere hineinpraktiziert, während in der westlichen Darstellung gerade diese Mitte bestückt wird, was eigentlich der konfuzianischen Vorstellung gerecht wird. Dabei darf überlegt werden ob diese Interpretationsunterschiede nicht doch zu Missverständnissen führen könne, was ganz krass zu Vorschein kommt in folgendem Beispiel.
Die Betonung der Wörter Ja und Nein, Einverstanden oder nicht einverstanden sollen angeblich im Süden diametral entgegengesetzt zur Betonung im Norden bis noch vor 50 Jahren zu erschwertem Verständnis geführt haben, bis Sprachforscher hinter diese Eigentümlichkeiten kamen.
Einige Beispiele führen zum besseren Verständnis.
Ein Berg bewegt sich augenscheinlich nicht, kommt aber durch das ihn durchfließende Wasser aus seiner Starre, durch Erosion, durch Regenfall zwar langsam, aber doch voran.
Felsen scheinen starr und unbeweglich, doch der Pflanzenbewuchs zeigt, dass dies nicht der Fall sein muss. Der Raum gerät durch komplementäre Abläufe in einen anderen Lebenszustand.
In jedem Garten, den wir besucht haben, war es durchaus normal zu schauen, wo das Wasser her kam, wie es präsentiert wurde, um dann wieder irgendwo zu verschwinden. Das Gleiche konnten wir mit dem Eingang und Ausgang exerzieren, denn auch diese wurden meistens so geführt, dass man vermutlich sich schon immer in einem endlosen Garten zu bewegen schien.
Das Bild oben erlaubte mir einen Teil meines Verständnisses der chinesischen Symbolkraft nieder zu schreiben. Bringt man jetzt alle erklärenden Faktoren zusammen, dann erst wird einem bewusst wie einerseits recht primitiv sich manches darstellen lässt, andererseits aber auch die erzielte Dynamik so einfach und doch so viel symbolisch dar zu stellen. Es handelt sich zwar um landläufig gesagt kitschige Darstellung mit soviel symbolischer Aussagekraft, dass ich mich bewogen fühlte das Bild zu kaufen.