17te Studienreise der AAT - Garten - und Teichfreunde Luxemburgs - CHINA


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Der chinesische Garten

Der chinesische Garten

Ich versuche alles Gewusste hier kurz ein zu bringen, denn wir müssen unsern Blick umschulen, um der auf uns zukommenden Gestaltung auf den Sprung zu kommen.

Der chinesische Garten ist dem Gesetz des Tao unterworfen. Das bedeutet Zusammenspiel von Ursache und Wirkung, Werden und Vergehen, Yin und Yang.
Versuchen sie ab jetzt die Tragweite eines jeden Satzes zu verstehen, denn wir steigen ein in die höheren Gefilde der Philosophie.

Der einzige Maßstab einer Landschaft oder eines Gartens sind die eigenen Gefühle, die dem Betrachter vermittelt werden.

Konfuzianismus und Daoismus sind zwei wichtige philosophische Standbeine nicht nur der chinesischen Gartenkunst.

Das ästhetische Konzept von Konfuzius liegt in der vom Menschen erzeugten Schönheit, dagegen das von Dao in der von der Natur erzeugten Schönheit.

Die gegenseitige Durchdringung der Künste, der Malerei, Poesie und Gartenkunst, sollte nach chinesischer Meinung vollkommen sein.

Ich habe bei all meine Studienreisen viele Konzepte gesehen. Solange diese überschaubar waren fand ich mich auch zumindest in dem Bereich zurecht, wo ich mich aufhielt. Gerne wurde der Garten so gestaltet, dass er wie eine Landschaftskopie aussah. Ging das über die Dimension, die Reichweite der Augen hinaus, dann begann die Anziehungskraft des nicht Sichtbaren zu wirken. In jedem Garten konnte ich nach folgenden Elementen suchen. Verfeinertes, raffiniertes und harmonisches Konzentrat, einer Wiedergabe aller in der Natur vorkommenden Elemente, die erfüllt sind von Poesie und Romantik. Ich bin aber selten so fündig geworden, wie mir das nach den besuchten chinesischen Gärten der Fall war.

Jeder Garten muss eine persönliche Ausstrahlung haben…. Das wird sich bei den Bildern erleben.

Nicht der Plan, nicht die Linienführung, sondern der erzeugte Eindruck ist wichtig. Es ist noch niemandem auf dem Papier gelungen den vollkommenen Eindruck der erweckt werden soll, wieder zu geben.

Wie würde man das einfallende Licht, über Tag und sogar über die Nacht verteilt, anzeigen?.
Welche Importenz gibt man dem wandernden Schatten?
Wo darf nur ein seichter Wind die sich wiegenden Äste in Bewegung setzen, wo soll sich das Wasser auf dem Teich kräuseln? Wo erziele ich Geborgenheit, wo reizvolle Unübersichtlichkeit? Wo sollen sich die schwebenden Aromen der Blumendüfte vergesellschaften zu einem harmonischen Zusammenspiel? Solche Fragen stellen sich dem westlichen Gärtner nicht oder kaum. Dagegen stehen bei den Chinesen die Pflanzen ganz im Hintergrund.

Der Garten soll den Betrachten in seinen Rhythmus ziehen, in Nähe und Weite, in Anfang und Folge, am Öffnen und Schließen. Kontraste setzen ist das Wesentliche, durch Farbe und Form. Starke Betonung des Senkrechten und des Waagerechten spielen dabei eine außergewöhnliche Rolle.

Chinesische Gartenkünstler haben eine hohe Schule zu bewältigen, denn sie sind nicht nur Botaniker, sondern zugleich Maler und Philosophen mit einer gründlichen Kenntnis des menschlichen Gemütes und all jener Reize und Künste, die es bewegen können.

Die erste vollständige Beschreibung eines chinesischen Gartens wurde 1749 in Paris veröffentlicht, Sie stammte aus der Feder des Jesuiten Pierre ATTIRET, der als Maler im Dienst des chinesischen Kaiser Ch’ien-lung in Peking diente.
Er hatte einen grossen Komplex von Seen und Palästen in seinen kaiserlichen Garten einbezogen, der den Namen Yuan Ming Yuan hatte, was soviel bedeutet wie „Garten des perfekten Glanzes“

Es war einer der fantastischen Lustgärten die je in der Welt gebaut wurden. Er umfasste 100 Kilometer und war mit einer Mauer umgeben. Der Garten liegt heute in Ruinen. Am 18. Oktober 1860 hatte ein Kommando der britischen Armee das Feuer gelegt und binnen 2 Tagen mehr als 2/3 der 3000 Gebäude zerstört, in einer für die Welt als eigentlich geltende „Mutter aller Gärten“.

Ich bin lange Mitglied der RHS und habe in meiner Mitgliedschaft wissentlich nie über diesen ungeheuren Frevel, gerade der Feder der eigenen Landsleute gelesen.

Die scharfsinnigen chinesischen Kritiker machten sich die Bemerkung eines ihrer Landsleute, der England im Jahr 1920 besuchte, ihr eigen. Er war erstaunt, dass jeder zivilisierte Mensch sich einen „gemähten und eingefassten Rasen“ wünschen muss, so meinte er überspitzt: „wenngleich es ohne Zweifel einer Kuh gefallen, schwerlich aber das Intellekt des menschlichen Wesens interessieren könnte!“ (Tung Chu-in).

Demzufolge entschied ich mich bei meinem Neubau für die gemähte Naturwiese, an welcher eine Kuh jedoch nur kurze Freude erfahren hätte.

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