Eher persönliche Leidenschaft


Direkt zum Seiteninhalt

Teneriffa I

Teneriffa 2005


Poetische Komposition
in Wort und Bild

5.3.2005-18.3.2005
Henri Regenwetter






Wenn Windhunde jaulend sich von den Anaga-Hängen in nahezu bodenlose Abgründe stürzen, und sich dann heulend auch durch engste Tür- und Fensterspalten zwängen;

Wenn zottige Phoenixpalmen sich sträuben ihre Köpfe dem Ufer zu zu neigen und die darin gebrüteten Jungtauben ihre Sicherheitsgurte fester schnallen müssen, um nicht bereits zu fliegen, bevor sie es gelernt haben;







Wenn aufspringende Scharen von Dunsthäschen mit dem Wind quer über die schäumende Brandung surfen;


Dann bist Du auf Teneriffa.








Wenn alsbald Dunstschleier ockern das erquickende Blau vom Dach der Insel saugen;










Wenn Barankas und steile Felsstürze sich mit nebligen Mänteln umhüllen









Wenn nur am Gestade noch ungetrübte Blicke auf verblassende Klippen Dich entzücken;








Wenn gischtend die tosende Brandung hoch auf sich bäumt, bevor sie sahnig anlandet;

Dann beherrschen Passatwind und Flut die Punta del Hidalgo.









Wenn Dein vulkanisierter Untersatz Dich hinaufliftet zum Erbauer des eruptierten Hauses;








Wenn in den lichten endemischen Wäldern die letzten Guanchen noch Kiefernspreu kratzen, für ihre immer magerer werdende Fauna im Stall;







Wenn Du Zeit findest, zum Verschnaufen beim Kurvendrehen, um an malerischen Miradores Deine schwammig,

Lust saugenden Blicke einzutauchen, bis tief hinab in die felsigen Buchten, des Welt umfassenden, blauen Weggenossen;









Wenn Bäume und Sträucher flüchten, weil sie die Höhe nicht mehr vertragen, in dem ihnen Tod bringenden und erstarrten Inferno;





Wenn dennoch urplötzlich ein tiefdunkles Grün und Miriaden von gelben Ginsterblüten,
rotem Echium und blauen Teideveilchen,
stellvertretend die Palette dieser vielfarbigen Lavawüste erweitern;

Wenn glänzend schimmernde Smaragdeidechsen
sonnenhungrig über die gleissenden und längst versteinerten Magmawalzen wedeln.








Wenn dazu hochmütig,
der weit über Dir thronende und mächtige Hausherr,
im weissen Schlafmantel, scheinbar gutmütig,
auf Deine Dich tief bewegenden Eindrücke herabschaut;







Wenn Beklemmnis Dich beschleicht,
weil dessen bis zum Horizont reichendes Atrium,
wie eine von magischer Hand geknetete Mondlandschaft,
grandios aber Furcht erregend,
Dich auf einmal zu verschlingen droht;












Dann bist Du weit bis in die gähnende
und pulslose Herzkammer vorgedrungen,
des im Leichenhemd schlummernden Vulkans
El Teide;



Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü