Vortrag von Dr. R.A.W. LOWE, Sekretär des NCCPG


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teil2

Mein letztes Bild dieser Serie ist Tulipa praestans, welche im Botanischen Garten in Cambridge wächst. Ich wählte dieses Bild, weil es die Anstrengung der Britischen Regierung in den 40er Jahren zeigt, Sammlungen gleichwertiger Pflanzen anzulegen. Dieses Unterfangen glückte, wurde aber nach wenigen Jahren aufgegeben. Ich bin aber zufrieden, dass der NCCPG und sein Bestreben für Nationale Sammlungen, weit mehr Erfolg hat.


…....Ich habe versucht, die Pflanze selbst sprechen zu lassen und habe erklärt, warum einige so selten geworden sind. Die Tatsache, dass viele der bei uns in Großbritannien aufgetretenen Gartenpflanzen, welche wir unseren Diplomaten, unserem Militär, und der großen Fertigkeit unserer Gärtner und Hybridisierer verdanken, verschwunden sind, wurde vor einigen Jahren bemerkt. Die Rate der verschwundenen Pflanzen beschleunigte sich in den 30er Jahren und erreichte ihren Höhepunkt in den 70er. Während dieser Zeit und vorher gab es wohl Einzelne, die unsere Gartenpflanzen aufbewahrten, aber hierbei gab es keine Koordinierung. Die Gefahr der Verluste wurde in den 70er so groß, dass sich die „Royal Horticultural Society of Great Britain“ zu praktischen Handlungen entschloss. Der Entschluss bestand in der Schaffung einer Organisation, bekannt als NCCPG.


Ein weiterer Entschluss war, dass der NCCPG eine Mitgliederorganisation sein sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir aber noch keine klaren Richtlinien über die Rettung der Gartenpflanzen, die Notwendigkeit war offensichtlich, die Mittel aber nicht. Zwischen 1978 und 1982 wurden praktische Richtlinien erarbeitet. Ich möchte Ihnen nun 2 dieser praktischen Handlungen vorstellen. Zuerst spreche ich über die Arbeit der Mitglieder des NCCPG und dann erst über die Nationalen Sammlungen.


Obschon viele unserer Gartenpflanzen bedroht sind denken wir aber jetzt, dass wahrscheinlich nicht so viele verloren sind als zuerst angenommen wurde. Das Hauptproblem besteht in der Aufgabe der Mitglieder, etwa 7500 organisiert in 40 Landesgruppen: sie genügen zu einem ersten Anfang. Die Mitglieder suchen seltene Pflanzen, bei ihren Gartenbesuchen aus und informieren mein Büro. Außerdem geben sie uns ihre eigenen Gartenkulturen an.


Zu einer gewissen Zeit besuchten wir private Gärten. Die Angst der Besitzer um ihre Pflanzen war groß (Diebstahl). Deshalb versuchten wir die Mitgliederzahl zu erhöhen, so dass mehr Gartenfreunde uns über ihre Pflanzen berichten konnten. Sobald eine ungewöhnliche Pflanze ausgemacht worden ist, wird sie zuerst gepflegt und unter die Mitglieder verteilt und später von den Mitgliedern zum Verkauf angeboten. Diese Strategie funktioniert jetzt mit Erfolg.


Demnach gibt es ein anderes Problem: Wie weiß man, dass eine Pflanze selten ist? Hierzu eine einfache aber bewährte Methode. Damit eine Gartenpflanzen eine Überlebenschance hat, muss sie zum Verkauf angeboten werden.


Vor 4 Jahren wurde ein Buch „The Plant Finder“ herausgegeben ( in Deutschland ist es der beim Ulmer – Verlag erschienenen Pflanzeneinkaufsführer mit den Bezugsquellen von mehr als 13.800 Pflanzenarten). Die englische Ausgabe enthält eine Liste von 47.000 „kommerzialisierten“ Pflanzen.


Wenn Pflanzen aber von weniger als 3 Züchtereien angeboten werden, riskieren sie zu verschwinden. Die Gründe hierzu sind wahrscheinlich, schlechtes Wetter oder Krankheiten, oder ein anderer Grund, auch kann die Elternpflanze verloren sein und daher kann die seltene Pflanze nicht mehr vermehrt werden, oder eine andere Ursache kann sein, dass die Gärtnerei der Pflanze nicht den richtigen Namen gegeben hatte. Man kann also das ganze Angebot an Pflanzen abchecken und eine Aussage über deren Häufigkeit machen, damit die seltenen so weit wie möglich propagiert werden. Pflanzen sind nun aber auch eine Modesache und müssen gerade deshalb weiterkultiviert werden. Dies ist die Aufgabe der Nationalen Sammlungen.


Wir definieren eine Nationale Sammlung als eine Sammlung von Pflanzen einer bestimmten Art oder Teil einer Art, welche an einem bestimmten Platz im Garten wächst, wo sie nicht unbedingt „ausgestellt“ sein muss.


In 1982 gab es nur 30 Nationale Sammlungen, aber jetzt sind es über 528. In Südengland gibt es einen Kollektion von über 2000 Narzissen; in der Stadt Leeds eine Kollektion von 1800 Dahlien. Die Nationale Krokuskollektion ist eine komplette Sammlung aller in den Gärten kultivierbaren Krokusse. Andere aber stecken noch in den Kinderschuhen. Diese Arbeit ist eine Langzeitarbeit, für etwa 25 Jahre. Die Erfolgsquote hat alle überrascht und hinterlässt einen ausgezeichneten internationalen Eindruck.


Es ist jetzt nicht mehr so wichtig für den Sammler, die Pflanzen richtig zu benennen, sondern so viele als möglich dieser Art zu züchten. Später erst kümmert man sich um die richtige Bezeichnung.


Dies bringt mich logischerweise zu den 2 Hauptgebrauchszwecken der Nationalen Sammlungen.
Zuerst sieht der begeisterte Gärtner welche Pflanze in unsren Gärten wächst. Der normale Gartenfreund kann dann seine eigene Wahl treffen.
Der 2. Zweck der Nationalen Kollektionen liegt in der Möglichkeit von wissenschaftlichen Versuchen. Das wissenschaftliche Studium erlaubt ein besseres Studium der Taxonomie einer bestimmten Art. Man kann außerdem feststellen ob die Pflanzen für den Menschen medizinisch verwendet werden können. Es bedeutet aber auch einen ästhetischen Genuss für den Gärtner. Welches Studium auch immer man unternimmt, ist es einfacher, wenn die Pflanzen an einem Ort wachsen.
Wie treffen wir nun die Entscheidung, wer eine Nationale Kollektion haben soll? Welche Regeln wendet das Komitee an? Zuerst erlauben wir es jedem Händler, Privatmann oder Akademiker eine solche Kollektion anzulegen. Daher ist es auch verständlich, dass wir Fehler machen. Die Regeln sind jetzt geändert. Bevor eine Sammlung anerkannt wird, muss der zukünftige Besitzer bereits eine wichtige Kollektion aufgebaut haben.
Dies bedeutet weniger Sammlungen, aber es unterlaufen uns weniger Fehler bei der Auswahl.
Wem wird jetzt eine Kollektion zugestanden? Die einzigen Kriterien hierzu sind die gärtnerische Fähigkeiten. Die Fähigkeit die Sammlung zusammenzuholen, sie auszuweiten und zu halten. Kollektionen werden in Kew gehalten; auch der National Trust in England und in Schottland; in Garteninstituten, Universitäten und Schulen. Schließlich 25% unserer Sammlungen sind in Privatbesitz. Da gibt es technische Grenzen für die Zahl der Kollektionen. Es ist sicher eine Absicherung, wenn man mehr als eine Kollektion verwaltet. Manchmal ist es ideal die Kollektion in verschiedenen klimatische Gebieten zu halten wie zum Beispiel die Hosta, sogar muss manchmal die Standortwahl betreffend die Erdkrumme richtig gewählt werden. Wir brauchen also auch, dass jede Art von Privatleuten gehalten werden oder in Anlagen oder von kommerziellen Organisationen. Warum ich dies hier sage, na weil der Nachteil der privaten Sammlungen ist, wenn der Besitzer stirbt, stirbt mit ihm gerne auch seine Kollektion. Kommerzielle Organisationen bringen nicht immer den gewünschten Erfolg. Vielleicht geraten sie in Konkurs oder ändern ihren Kurs. Die Sammlungen in den berühmten Gärten leiden unter der alleinigen Verantwortung eines Gärtners für den Gesamtgarten. Alle anderen Arbeiten, wie Heckenschnitt, Rasenmähen usw. muss er ja auch verrichten. Zu viele Arbeiten, um sich dann auch noch der Sammlung zu widmen. Trotzdem halten die Kollektionen in den größeren Gärten länger und besser, weil solche Gärten Sicherheitshäfen sein können. Jede Art hat ihre Vor- und Nachteile. Ein besonderer Vorteil ist, dass der Einzelbesitzer ein Enthusiast ist. Er hat oft das nötige Geld und die Zeit zum Pflanzenstudium. (Heute wissen wir dass die bedrohte englische Hostasammlung nach Deutschland umgesiedelt wurde!! Anm. H.R.)
Eine sehr wichtige Ursache mehr als eine nur eine Kollektion einer Art zu haben, ist um Krankheiten vorzubeugen, um so keine Sammlung zu verlieren. Dort wo wir mehr als eine Kollektion einer bestimmten Art haben, haben wir keine primäre oder sekundäre Kollektion. Viele unserer Kollektionen kamen als ein Ganzes zu uns. Als Beispiel zitiere ich hier die Versuchsstation in Südengland mit über 2000 Apfelvarietäten. (In Luxemburg ist man im Begriff ebenfalls in diese Richtung zu gehen Anm. H.R.).
Aber letztes Jahr geriet die Apfelversuchsstation in Brogdale in Gefahr, weil die Regierung sie schließen wollte. Dies geschah aber nicht, dank des Eingreifens von Prinz Charles.
Eine der erfreulichsten Entwicklungen der letzten Jahre besteht in der Internationalisierung der Nationalen Kollektionen. 1986 schufen die Australier die Ornamental Flora Conservation Association mit jetzt 25 Sammlungen. In Neuseeland entstand die New Zealand Herb Society. Seit 1982 gibt es in Kanada Nationale Kollektionen. Es sind deren nicht viele, aber sehr gute. Letztes Jahr half ich der „French Society for the Protection of Gardens“ The Association des Parcs Botaniques Français. Sie haben beschlossen auch Nationale Kollektionen in Frankreich zu schaffen und so gibt es jetzt über 100. Die Amerikaner haben bedauerlicherweise erst mit der ganzen Arbeit begonnen.
Jede Organisation muss sich immer wieder mit ihrer Zielsetzung befassen. Ich bin befriedigt festzustellen, dass der NCCPG Erfolg hat. 50 000 verschiedene Pflanzen werden in den Nationalen Kollektionen betreut. Unser Ziel war es, die Nachfrage zu stimulieren und das ist uns jetzt dank vieler Gärtnereien die diese Nachfrage befriedigen, geglückt.


Ich habe nun die Basis dargelegt, erhoffe aber am Ende meines Vortrages viele Fragen. Ich möchte Ihnen einige Beispiele von unseren verschiedenen Sammlungen zeigen, sowie die Leute, die solche Kollektionen besitzen.


Das 1. Bild zeigt Acanthus dioscorides. Dieses Foto wurde in dem berühmten "Chelsea Physic Garden" gemacht. Demnach besitzt ein Privatmann aus Süd-Wiltshire die Nationale Acanthus-Kollektion.


Die Acer-Kollektionen werden hauptsächlich von 2 Besitzern auf größeren Liegenschaften inne gehalten, weil es eine große Artenvielfalt gibt und diese eine Menge Platz einnehmen. Dieses ist Acer rubrum 'October Glory'


ältere charmante Damen besitzen eine sehr schöne Sammlung von etwa 400 Aster novae belgii im Westen Englands. Bis vor kurzem war ihr ganzes Wissen von diesen Pflanzen nur in ihrem Kopf. Wir konnten sie aber überreden, mit uns zusammen zu arbeiten. Ein Herr Percy Picton kümmert sich jetzt darum. Interessant ist die Tatsache, dass die Originalkollektionen aus Mr. Picton's Großvaters Züchterei stammen.
Diese hier ist Lady in Blue


und noch leuchtender ist diese Aster 'Richness' . Wir versuchen keine Pflanzen zu haben, die in Gewächshäusern untergebracht werden müssen. Wir haben nichts gegen Gewächshäuser. Es geht uns hauptsächlich darum die Zahl der Kollektionen vom administrativen Standpunkt gesehen zu reduzieren. Trotzdem haben wir eine Zahl von nicht winterharten Pflanzen unter andrem diese


Nerium odora ‚Flora Plena‘, sie stammt aus einer privaten Sammlung.


Die Primula-Arten sind so weit in der Welt verbreitet, dass wir sie in 2 Arten aufspalten mussten. So haben wir Kollektionen von Asiatischen, Europäischen und Primula vernales Kultivare.
Dieses Bild zeigt Primula alba plena. Sie galt einst als ausgestorben. Sie ist sehr schwer zu pflegen, da sie virusanfällig ist.


Dies ist Primula Miss Indigo, meine persönliche Lieblingsprimel.


Seit kurzem sind die Pulmonaria sehr beliebt und wir haben 3 Sammlungen; eine in einer Akademie, eine andere in einem grösseren Garten und eine sehr erfolgreiche in einem Privatgarten. Dies ist die schöne rotblumige Art Pulmonaria rubra.


Die Nationale Kollektion der Helleboren besitzt die Hampshire Gruppe des NCCPG und ist ziemlich verstreut. Wegen ihrer Promiskuität wird diese Art in 6 getrennten Gärten gehalten.

Dies hier ist Helleborus x nigrilin eine Kreuzung zwischen Helleborus niger und Helleborus lividus. Diese Nationale Kollektion wurde bei den RHS-Schauen gezeigt und gewann eine Goldmedaille

Diese große Campanula Sammlung gehört einer kleinen Züchterei. Sie ist so hoch eingeschätzt, dass der Vizeverwalter des Royal Botanic Gardens in Kew, seine Leute dorthin schickt um ihre Benennung zu kontrollieren. Dies ist Campanula ochroleuca


und das nächste Dia ist von der üblichen Campanula carpatica ‚White Clips‘


Die Clematis Kollektion besitzt ein privater Züchter auf den Kanal Inseln. Mr Raymond Evison, Präsident der Internationalen Clematis Gesellschaft, betreut sie. Sie enthält einige 400 Clematis-Arten.
Diese Clematis 'Miss Oud' wurde zuletzt in einem Garten in Westengland gesehen und ist wahrscheinlich erloschen. Das ist eine der Pflanze wonach wir suchen.


Die Kniphofia Sammlung befindet sich im Weinberg eines Handelsunternehmers. Sie gilt als eine Überraschung, da man die Kniphofias meistens nur als rot und gelbe kennt.
Hier sehen sie Kniphofia Yellow Hammer. Kniphofias sind beliebte Gartenpflanzen aber nicht immer winterhart, wahrscheinlich wegen ihres ugandischen Blutes. Eine andere nicht winterharte Kollektion ist diese Nerinen-Kollektion zuerst aufgebaut von Mr Norris einem privaten Pflanzenfreund, heute aber betreut wird von einem Unternehmen welches sich auf Mikro-Vermehrung spezialisiert hat.


Diese Pflanze ist Nerine fothergillii ‚Major‘


In den 20iger Jahren waren die Krokosmien zuletzt in Mode in Großbritannien. Sie beginnen wieder Modeartikel zu werden. Es gibt 3 Nationale Kollektionen, eine private, die andere gehören einer Handelsorganisation die dritte dem Nationalen Trust.
Dieses ist Crocosmia 'Queen of Spain'.


Die Oenathera Kollektion ist im Privatbesitz in Zusammenarbeit mit einem Chemie Unternehmen, das sich auf die Gewinnung von Abend-Primelöl spezialisiert hat.
Dieses Bild zeigt Oenathera biennis.


Die Nationale Kollektion von Aubretia gehört der Leicester Universität mit ihrem eigenen botanischen Garten.
Dies hier ist die wunderbare Aubretia 'Blue Beauty


das nächste Dia der etwas weniger winterharten Aubretia aurea marginata.


Im grossen und ganzen haben wir keine Früchte in unseren Sammlungen, aus Verwaltungsgründen. Wir nehmen sie aber gelegentlich auf und dies ist eine große Sammlung von Stachelbeeren von der Manchester Universität.
Die Kollektion der Japanischen Anemonen gehört verschiedenen Organisationen. Hadlow College, eine Gartenfachschule besitzt eine, die anderen sind im Besitz von 2 Privatleuten. Diese Kollektion wurde viel verwendet wegen der genauen Benennung der Pflanzen, anhand der Pollenzählung, Gas-Chromatografie und Geschichtsforschung.
Hier ist die schöne Anemone 'Flore Pleno',


gefolgt von der hübschen rosafarbenen Anemone 'September Charm'.



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