Meconopsis

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Die fatale Beicht

Die Symphonie kann beginnen

Die fatale Beicht.

Ich muss noch auf eine kurze Episode zurückkommen, die mir noch in Rodingen widerfahren ist. Im Knabenlyzeum gab es regelmäßig eine Schulmesse. Jedermann musste in dieser Messe erscheinen. Wenn nur möglich sollte auch jeder in dieser Messe kommunizieren. Um aber kommunizieren zu können, musste man zuerst beichten. Dazu wurde auch Gelegenheit geboten in der Kirche der Patres in Luxemburg Stadt. Es war üblich, dass man sich für eine solche Beicht eigentlich so eine Art Litanei zurecht gelegt hatte, in welcher alle sündhaften Möglichkeiten einprogrammiertund auch gebeichtet wurden, ob es zutreffend war oder nicht. Jedenfalls war es bei mir so der Fall, Es war dann auch für mich üblich beim sechsten Gebot betreffend die Unkeuschheit einen Rundumschlag zu machen, um ja nichts zu vergessen: „Ich habe Unkeusches gesprochen, getan und angehört, allein und mit andern.“ So hat es auch der Pater vernommen, der mir die Absolution erteilen sollte. Kaum hatte ich diesen Satz herunter geleiert, da begann der Herr im Beichtstuhl sich zurechtzurücken und stellte absurde Fragen, zum Beispiel wie oft dies oder das geschehen sei und da ich diesbezüglich ja keine Buchführung machte, konnte ich nur mit vagen Ziffern antworten. Das stellte den Beichtvater keinesfalls zufrieden. Er begann mich zu verdonnern und zur guten Letzt gab er mir zu verstehen, dass er mir keinesfalls eine Absolution geben könnte, es sei denn, ich würde jeden Tag zur Kommunion gehen, bis ich das nächste Mal gebeichtet hätte.
So was war mir noch nie passiert. Als ich nach Hause kam, erzählte ich prompt meiner Mutter in welche unmögliche Situation mich der Pater gebracht hatte. Ich musste schon jeden Morgen, früh auf den Bahnsteig laufen, um den Zug nicht zu verpassen, dann sollte ich auch noch zuvor in die Kirche gehen um zu kommunizieren. Ich war in einem Dilemma. Meiner Mutter erging es nicht besser aber sie öffnete mir denmöglichen Ausweg. Sie schickte mich zum Pfarrer Ley in Rodingen, der solle mir aus dieser fatalen Situation helfen. Natürlich war dieser Pfarrer mir äußerst sympathisch, hatte ich doch bei ihm jahrelang die Messe gedient. Auch bei ihm hatte ich bereits diese Beichtlitanei ohne Schwierigkeiten angewandt.
ich ihm meine Ausweglosigkeit klar gemacht hatte, da geschah etwas was mich sehr stark beeindruckt hat. Pfarrer Ley nahm mich bei der Hand und wir gingen alle beide in die Kirche, dann meinte er nahezu laut lachend: „ Ich setze mich jetzt in den Beichtstuhl, dann beichtest du einfach sofort noch einmal und du bist deinem Problem augenblicklich los!“ Ich tat dies mit Wohlbehagen und versuchte ihm dabei zu erklären, worüber der Pater wahrscheinlich so erbost war. Pfarrer Ley hatte großes Verständnis für mich und als ich meiner Mutter diese grandiose Lösung meines Gordischen Knotens erklärte, da fand auch sie diesen Ausweg sehr lustig und professionell gelöst. Noch einmal Hut ab vor diesem diplomatischen Ausweg.

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