Meconopsis

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü

Der Weg vom Raucher zum Nichtraucher scheint nur beschwerlich zu sein, kann umständehalber aber spontan und einfach werden

Die Symphonie kann beginnen

Der Weg vom Raucher zum Nichtraucher scheint nur beschwerlich zu sein, kann umständehalber aber spontan und sehr einfach werden. (Neu seit 25.2.2008)

Ich glaube ich sollte manchem Noch-Raucher, der es immer noch nicht fertiggebracht hat, über seinen nikotinsüchtigen inneren Schweinehund hinweg zu springen, mit meiner moralischen Unterstützung hilfreich zur Seite stehen. Ich bin obigen Weg gegangen. Eigene Erfahrungen, vonseiten eines Rauchers, gehen über die zumeist reisserischen Berichterstattungen in den verschiedenen Medien hinaus. Die gängigsten Nachrichtenspender, wie Presse und TV, berichten pausenlos über das Thema, zumeist weil ihnen gescheitere Themen abhanden gekommen sind. Auf diesem Tummelplatz der Gefühlsmassage fühlen sie sich wohl, weil sie dazu kein spezielles Wissen brauchen. Hauptsächlich besteht der Themenmix aus absonderlichen Elukubrationen über Krebs, Aids, Scheidungen, Nachbarstreit, Politgeplänkel, Klimakatastrophe, Bommeléer, Schulbildungsprogramme, bis zum Siechtum und dem Tod vorausgehende Euthanasie, worüber dann schwadroniert wird. Man bedient sich wohlweislich dieses Fremdwortes, weil dies keinesfalls so brutal klingt und auch nicht so empfunden wird. Die deutsche Übersetzung ist eigentlich gleichwertig wie das Wort „Mord“ auch wenn man es galant und etwas mildernd umschreibt mit „Sterbehilfe“.

Heute ist es wirklich eine reelle Freude sich selber weiter zu bilden, um über ein Thema zu recherchieren, damit man mit dem notwendigen Hintergrundwissen möglichst objektiv ein Diskussionsproblem angehen kann. Es muss ja nicht immer den Nerv des Lesers mit abgelichteten Blutlachen oder die Zuhörer mit Blaulichtsirenen und Schüssen strapazieren.

Den Nichtrauchern wird kurzweg jeder Qualmer, als drohenden Feind seiner Gesundheit dargestellt. Ein Riss im Tuch des vernünftigen Nebeneinanders, in welches eine Gesellschaft eingebunden sein soll, spaltet diese dagegen in sich verfeindende Lager. Das scheint diesen Klugköpfen Spass zu machen. Mir ist unverständlich geworden, warum das Interesse am Sterben durch Aids, Krebs, im Strassenverkehr, das Ableben durch terroristische Akte, nahezu bedeutungslos hinter das Krankwerden und Sterben durch Tabakrauch gerückt ist.

Meiner Meinung nach sind manche Medienmacher dabei eigentlich das schlimmere Übel. Sie verbreiten eine äusserst bedenkliche, geistige Pollution, von der sie süchtig geworden, sich anscheinend selber nicht mehr befreien können. Sie leiden am Raucherproblem. Die persönliche Meinung einer modernen, aufgeklärten Bevölkerung, hat bis heute kaum zaghafte Schritte gewagt, zur ausgewogenen Selbsterkenntnis zu kommen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Sie schien sich so langsam aus den steinzeitlichen Höhlen heraus zu wagen. Jegliche Bevormundung von aussen schien endlich abwendbar geworden. Diktat und Tyrannei sollten fürderhin als schlimmste Untaten gelten. Emanzipation pur durch Bewegungs- und Denkfreiheit. Abgesehen von einer tief verwurzelten Borniertheit, die kaum eradizierbar ist, arbeiten neue Kräfte daran, durch übermässig negative Berichterstattung, den gesunden Menschenverstand wieder zu verdrängen. Diesmal in eine mentale Unterdrückung. Der gutgläubigen Gesellschaft wird unaufhaltsam mit Lügen und Halbwahrheiten nahezu pausenlos zugesetzt. Können wir uns noch vor einer drohenden geistigen Kolonisierung schützen? „Yes, We can!“ hat der amerikanische Präsidentschaftskandidat Barrack Obama an einem bemerkenswerten Abend in New Hampshire immer wieder als Refrain skandiert. Auch ich wage dies zu behaupten: „Yes, We can!“ Packen wir’s nur richtig an. Aber dazu gilt es, verschiedene Unbequemlichkeiten in Kauf zu nehmen .Alte Gewohnheiten zu verabschieden.

Schalten wir einmal lästig gewordene Radio- oder TV-Kanäle herzhaft ab. Nicht nur der Kameramann, sowie auch der Regisseur, stehen sowieso immer neben dem Ermordeten, parat mit einer Flasche Glenfiddich, damit der Star nicht an seinem eigenen Tod zugrunde geht. Kündigen wir die Abonnemente der Boulevardpresse. Noch schlimmer infiziert uns die satirische Presse unter einem angeblich geistreichen Deckmantel. Sie verdirbt überspitzt jeden Respekt vor unseren Mitbürgern. Besonders in den Büros des Parlamentes scheint man sich bei dieser Lektüre köstlich die Zeit zu vertreiben. Ein Grossteil dieser Presse hat das bisschen Ethik, das sie vielleicht einmal hatte, längst vergessen. Heute geht es nur noch um die Eroberung des Finanzmarktes. Hemmungslose Kapitalanhäufung durch Unfug und Betrug ist in, nach Mafiaart. Neben dem riesigen finanziellen Aderlass, der unserer Gesellschaft nicht nur durch skrupellose Manager abgezapft wird, geschieht auch eine Umverteilung der geistigen Werte. Die Masse mischt kleinkariert, aber immerhin gleichermassen bei diesem Treiben mit. Um die so fehlenden, auf 25 Milliarden Euro geschätzten hinterzogenen Steuergeldern, zum Beispiel in Deutschland, entfallen etwa 10 Milliarden auf korrupte Manager oder Besserverdiener, 15 Milliarden aber werden vom Rest der Mitbürger unterschlagen. So hoch im Jahr werden die Fehlbeträge geschätzt. Genau dieselben Steuerhinterzieher, klagen aber den Staat an, nicht genug zu investieren in Bildung, Kinderkrippen, Strassen usw. Niemand scheint sich eigentlich bewusst zu sein, dass er bei seinem Schwindeln sich selber beschwindelt. Alle rufen begeistert, „wir sind Weltmeister“, oder „wir sind Papst“, aber niemand wagt zu rufen „wir sind Staat, wir haben das Recht auf Selbstbetrug!“

Einerseits kann es nicht sein, dass einige moderne Raubritter, soviel Reichtum anhäufen, womit sie das Volk eines ganzen Landes jahrelang, ohne deren Zutun, ernähren könnten. Auf dekadente Weise wollen diese dann ihr Kapital raffgierig weiter vermehren. Das geschieht auf ausländischen Banken, wo die Zinsen angeblich steuerfrei sind. Anscheinend gibt es die bei uns in Luxemburg bekannte Quellensteuer (leider nur auf der Kapitalverzinsung) in Lichtenstein sowie auch in Monaco nicht. Das Schengener Abkommen hat also manche Schlupflöcher noch nicht stopfen können. Welche Lobby hat, beflissen dafür gesorgt, dass dem so ist? Die Amerikaner haben diese Betrugsmöglichkeit längst im Griff. Banken, die so ihre Geschäfte machen, werden einfach unter einen Bann gesetzt. Sofort wirksamer und totaler Boykott! Doch das Verschweigen der Kapitalzinsen allein ist nur die Spitze des Eisbergs der Steuerhinterziehung.

Auf der anderen Seite drischt eine Meute von Zeitgenossen, die nicht zu den normalen Sterblichen gezählt werden wollen, unaufhörlich auf die menschliche Gesellschaft ein, so als ob sie ihren Mitmenschen auf der ganzen Bandbreite der Gefühle, jedes Interesse, sowie Lebensfreude oder Lebensgenuss vergällen wolle. Unbewusst mischt die innerlich aufgewühlte Masse auch hier mit, an einer sich anbahnenden Selbstzerfleischung. Sie verlangt, sensationslustig geworden, eine öffentliche und lückenlose Aufklärung krimineller Taten, die nicht sie selber sondern andere begingen. Es zeichnet sich ein Bild auf von einem beängstigend morscher werdenden Zustand der Gesellschaft. Wer kennt den Ausspruch nicht: „Wenn die sich so etwas erlauben können, dann tue ich es eben auch“. Kriminelle Gleichmacherei, in verkleinertem Massstab allerdings, geschieht dann mit beflissener Selbstentschuldigung. Die Zugehörigkeit zu einer ehrlichen, respektvollen Lebensgemeinschaft ist infrage gestellt.

Die beim Klauen von Handwerksgeschirr erwischten Hüttenarbeiter, so habe ich es erlebt, hatten immer dieselbe Entschuldigung parat: “Das tut doch dem Patron nicht weh.“ Die Bevölkerung in den Industriegegenden an der Herkunft ihres Handwerksgeschirrs zu beurteilen, ob sie ehrliche Leute seien und kein geklautes Handwerksgeschirr besässen, würde eine erschreckende Bilanz abgeben.

Kein Wunder, dass über Jahre hinweg die fehlenden Gelder in den öffentlichen Kassen sich summieren. Um aus der Schieflage zu kommen, macht der Staat, über die gewählten Politiker, seinerseits Schulden in Billionenhöhe (ca. 1,5 Billionen) und zwar bei den eigenen Bürgern. Woher sonst könnte das Geld zur Verfügung stehen, als über öffentliche Anleihen beim eigenen Volk. Die zusätzlich von den steuerzahlenden Bürgern aufgebrachten Mittel müssten demzufolge eigentlich dem Manko in der Staatskasse entsprechen. Ein Teil der angeblich zu hohen Steuern, die von der Bevölkerung kritisiert werden, sind dabei nur legitim erfasste Massnahmen gegen den grassierenden Steuerbetrug, also hausgemacht! Wenn andererseits der Staat, das vom Volk gepumpte Geld gewinnbringend anlegt, aber wenig von den anstehenden Erträgen an Zinsen auszahlt, dann kommt dies ebenfalls dem Abzocken gleich. Die Politiker werden zu einer Gratwanderung gezwungen, während das Volk einen Seiltanz vollführt.

Als Krankenkassenbeamte habe ich Aufdeckungen miterlebt, wobei Apotheker erwischt wurden, weil sie in der Kommunionzeit auf Arztrezepte Fotoapparate, Armbanduhren oder Tafelsilber ausgaben. Das funktionierte eine Zeit lang auf Kosten der Krankenkasse.

Den Halbgöttern zumeist aus dem Himmelreich des Sports, die in Schlupflöcher des Auslandes abgewandert sind, um dem Fiskus zu entgehen, sollte man ipso facto die deutsche Staatsbürgerschaft aberkennen. Sie werden leider auch noch in und von den um Milliarden betrogenen Bürgern des Landes hofiert. Das grenzt mir doch irgendwie an mangelnden Realitätssinn. Darf sogar ein Staatspräsident hoffertig sein auf solche hinterlistige Bürger?

gibt aber auch gute Möglichkeiten, um einer permanenten und dekadenten Berieselung durch meinungsbildende Publikationen zu entrinnen. Doch der Weg in diese Richtung scheint manchem unbequem zu sein. Erholsame Spaziergänge in freier Natur, durch seelisch befreiende Wanderungen, am besten mit offenen Augen. Musik, aber in angemessener Tonstärke (nicht über 50 Dezibel) lauschen und weniger in Form von Berieselung während des Mittagessens oder gleichzeitig beim Lesen der Zeitung. Erholsam kann auch ein Besuch von Kunstausstellungen sein, wo leider bereits auch angebliche Kunst in schockierenden Kitsch oder Mistkunst abdriftet. Es ist deshalb lobenswert, dass in unserm Land das dörfliche Gemeinschaftsleben durch eigene Initiativen seinen ländlichen, erholsamen Charakter pflegt. Dazu trägt das wieder auflebende Dorftheater bei, das besonders von Jugendlichen animiert wird. Nachdem ich 1964 und später vorbildlich einige erfolgreiche Theaterstücke aus dem Deutschen ins Luxemburgische übertragen und angepasst habe, ist die Schar der Übersetzer bereits unüberschaubar geworden. Ein gutes Buch lesen, regt den Geist an zu persönlichen, selbstbefreienden Gedankengängen.Auf kultureller Ebene sind die Angebote nahezu unübersichtlich und unerschöpflich geworden. Das Leben in der Stadt dagegen wurde ungemütlicher, roher, heimtückischer und anonymer, ja ehrlos. Man wagt sich nicht mehr gerne dorthin. Durch das gierige Zentralisieren von Arbeitsplatzangeboten entstand das verwerfliche Chaos auf den erforderlich gewordenen Autobahnen, das nicht mehr zu ändern ist.

Und dann die harmlosen lukullischen Freuden, denen die Presseleute unverständlicherweise ebenfalls aufsässig geworden sind. Da wird allgemein behauptet. Dass im Durchschnitt die Bevölkerung zu dickleibig sei. Ihre Ernährung sei falsch. Ich kann jedenfalls versichern, dass mich das mir immer wieder eingeredete Übergewicht, noch nie in meinem Leben insofern beeinträchtigt hat, worauf hin ich mein Essverhalten nachträglich zu bedauern hätte. Im Gegenteil, die Zeiten meines immer wieder erfolglos getesteten Diätenwahns, nervten und raubten mir jede Zufriedenheit. Ich glaube behaupten zu können, ich wohne in einem Land, wo so eine aussergewöhnlich gesunde Ernährung angeboten wird, als nirgendwo anders.

In diesem Zusammenhang ist das Wort „zu“ für mich zu einem roten Tuch geworden. Woher nimmt jemand sich die Freiheit, anscheinend für die Allgemeinheit sprechend, zu behaupten, dass etwas „zu“ ist. Wenn daraus hervorgehen würde, dass er damit meint, ihm persönlich sei etwas „zu“ dann wäre es noch zu verstehen. Was bedeutet es eigentlich „nicht normal“ sein. Das scheint doch wohl damit gemeint zu sein. Sind wir wirklich so naiv uns zumeist an mathematisch errechneten Durchschnittswerten zu orientieren, deren Erfassung kaum von hehrer Objektivität geleitet wurde. Wer erdreistet sich eine solche Norm, ohne feststellbare Jalons gebrauchen zu dürfen. Da ist es dem einen „zu“ warm, dem andern „zu“ kalt. Dem einen ist der Braten zu fett dem andern „zu“ mager. Die Gesellschaft manifestiert sich in pausenloser Kritik. „Zu“ ist dabei eines der schrecklichsten Modewörter unserer Zeit geworden. Die Polizei ist dem einen „zu“ streng, dem andern „zu“ ungerecht. Politiker sind „zu“ hochnäsig und „zu“ Macht besessen. Banale Gespräche werden überhäuft mit dem Wörtchen „zu“. Es ist ungewöhnlich häufig in aller Munde. Pitti, Stellvertreter für die Pisajünger, würde gleich ausrufen „zu“ häufig. Man gebraucht es unbedacht, um sich selber Luft zu verschaffen, dem eigenen Unmut entgegen zu wirken. „Zu“ ist ein vermeintliches Schlüsselwort, um die eigene Persönlichkeit, wie bei einem Richterspruch, ins Rampenlicht stellen zu können. „Zu“ schwebt irgendwo im leeren Raum und keiner kann mir sagen, wo das „nicht genug“, aufhört, damit das „genug“ und das „zu“ zu beginnen hat. Dem einen ist die Suppe „zu“ gesalzen, dem anderen kommt sie „zu“ fade vor. Ich ärgere mich manchmal, wenn ich in eine solche „zu“ -Gesellschaft geraten bin, und frage gerne, bei wieviele Gramm oder Zentimeter das „zu“ eigentlich beginnen soll, um es richtig zu gebrauchen. Es gibt Leute denen rutschen Qualifizierung oder Quantifizierung durch das Wort „zu“ so schnell über die Lippen, als ob dieses Wort zur überlegenen Einsicht oder feineren Allgemeinbildung gehöre. Niemand kann jedoch erläutern, was genau damit gemeint ist. Also Unsinn, purer Unsinn. Lautblasen. Lauschen sie einmal, wie oft man in ihrem Bekanntenkreis das absolut wertlose „zu“ benutzt. Es ist erschreckend, wie wenig Leute sich dabei um den reellen Wert ihrer Aussagen kümmern.Komischerweise wird aber auch darauf reagiert. Ist die Musik zu laut, dann wird sie gedrosselt, jedoch zögerlich bis an welchen Punkt? Ist es am Strand „zu“ warm, dann wird eben „kühlende“ Luft gewedelt, aber die bleibt immer noch gleich warm. Doch was erfolgt, wenn jemand zu dumm ist, um das Nullwertwort „Zu“ nicht mehr zu gebrauchen?

Wem vorherige eigentlich spontan und unbeabsichtigt eingestreute Betrachtungen bereits „zu“ aufdringlich geworden sind, dem möchte ich sofort ein ebenso unvernünftiges „nicht genug“ entgegen setzen. Das ist ein Wort, das mir schon besser gefällt. Ich spreche es nicht aus, dachte und denke aber aus puren egoistischen Gründen, sehr oft daran. „Nicht genug“ Taschengeld war wohl der Beginn aller Klagen über die Möglichkeiten der eigenen Lustbefriedigung. Doch davon vielleicht einmal später.

Schnell noch einen kleinen Abstecher machen zu unsern lukullischen Genüssen, die manch Unzufriedenem ebenfalls „zu“ irgendetwas sind.Die Einschaltquoten für viele Köche, die am Bildschirm ihr unwahrscheinlich abgehetztes Unwesen zur Schau stellen, scheinen meine Sicht der Dinge zu bestätigen. Abgehetzt sind sie wegen der teuren Sendezeit, nicht weil jemand auf das Essen wartet. Wer nicht selber gut essen kann oder will, der liebt es möglicherweise zu schauen, welch feine Küche man sich leisten könnte. Selber die Produkte geschmacklich zu prüfen, bleibt einem leider, durch die unvollkommene Technik, noch eine Weile verwehrt. Doch Fantasie allein kann schwelende Lustgefühle nicht stillen. Essen schafft kaum feststellbare Energie, eher Trägheit, doch absolut live empfundenes Wohlbefinden, Zufriedenheit und Lebenslust. Aber nicht jeder in unserer Wohlstandsgesellschaft kann es sich leisten, nicht selber (gut) kochen zu können.

Um den alltäglichen Stress meiner beruflichen Tätigkeit abzubauen, lauschte ich am Abend eine Weile, bei meinem Gartenteich sitzend, dem entspannenden Plätschern, des kleinen selbst gebauten Wasserfalls, wobei ich selbstverständlich und gemütlich meine Pfeife paffte. Wohltuende Abendstimmung, wenn die Sonne im „Giele Botter“ versank. Wer sich nicht von dem Schreckgespenst der negativen Berieselung befreien kann, wird unbewusst ein Opfer der zweifelhaften Berichterstattung und ihr bis zur Verzweiflung ausgesetzt sein.

Frau T. aus meinem Bekanntenkreis kann am Morgen nicht schnell genug ihr Radio einschalten, um nur nicht zu verpassen, wenn irgendwo auf der Strasse ein Unfall geschehen ist oder eine Katastrophe in der Nachbarschaft. Stoff für Klatsch und Tratsch wird immer gebraucht. Die gute Frau wirkt auch den ganzen Tag über strapaziert, überhastet, unausgeglichen. Das nennt man vorprogrammierter Stress. Ein recht intelligenter Mann, den ich persönlich kenne, ist bereits so weit von einem normal menschlichen Verhalten abgekommen, dass er mit seinem Auto extra Umwege fährt, um an den Orten vorbei zu kommen, wo kurz vorher Unfälle passiert sind. Dort fotografiert er ausschliesslich Schreckensbilder aus den abstrusesten Blickwinkeln. In dessen Diaarchiv befinden sich nur Horrorbilder von Autounfällen und sonstigen katastrophalen Ereignissen.

In meinem jungen Leben war das Rauchen auf jeden Fall ein von jeglicher Voreingenommenheit unbelasteter Meilenstein, auf den zu erreichen ich zuerst versessen war. Am Horizont aber zeichneten sich bereits andere Profile, von neuen möglichen Grenzsteinen auf, die langsam aber sicher, bei zunehmendem Alter näher rückten. Langsam aber beständig setzte sich auch die Erkenntnis, der Verstand durch. In den übrigen Zeilen meiner Memoiren versuche ich einige der aufgetauchten Probleme, in ausgewogenen Beobachtungen zu schildern.

das heisst ein gewohnheitsmässiges Rauchen, stellte sich bei mir erst im Alter von 18 Jahren ein. Das war so eine Mündigkeitsmarke meiner Eltern, die ich jedoch bereits lange vorher umgangen hatte. Natürlich waren es die „schlechten“ Kollegen, die mich zum Rauchen verführten und mir ihre Zigarette in den Mund steckten. Natürlich stieg auch mir dieses dusselige Gefühl kräftig ins Gehirn. Am erstaunlichsten für mich waren noch eine kurze Zeit die spontanen Erektionen, die keinesfalls durch erotische Ereignisse ausgelöst wurden. Einen Zusammenhang konnten wir Buben uns nicht erklären, doch wussten wir genau, dass der brummende Schädel ganz sicher hervorgerufen wurde durch den eingeatmeten Tabakrauch. Wer dabei seinen Mageninhalt preisgeben musste, lernte zur gleichen Zeit wissen, was Magensäure ist. Ich kann mich ganz klar daran erinnern, dass ich bereits 1940, also mit 8 Jahren nähere Bekanntschaft machte, mit Zigaretten und Zigarren. Man kann diese Episoden weiter oben nachlesen, unter der Überschrift „Überfall der deutschen Armee“.

Mein Vater rauchte zumeist die Pfeife, wahrscheinlich weil er, mit seinen überdurchschnittlich grobenFingern selber keine normale Zigarette hätte wickeln können. Fertige Zigaretten waren ihm zu teuer und standen ihm auch nicht zu Gesicht. Seine mächtigen Hände hatten sich in seiner schweren Jugendzeit, bei der alltäglichen Arbeit, zu regelrechten Pranken geformt. Die anstrengende Arbeit in seiner Jugend bestand darin riesige Wurzelstöcke in grösseren gerodeten Waldstücken durch Sprengung sowie mit Axt und Säge zu entfernen, um an der freien Stelle ein oder zwei Jahre lang Heidekorn einsäen und ernten zu dürfen, das ausschliesslich der Verpflegung seiner Familie diente. Auch diese Episode hat mein Vater in seinen Memoiren zu Papier gebracht.

Er sprach immer wieder von der guten Qualität seiner Pfeife, die aus Heidekrautholz gefertigt war. Das Bruyère – Holz, unter dieser Bezeichnung kennen die Raucher dieses Holz, scheint apart geeignet zu sein, um den rechten Genuss des Tabaks zu fördern. Ich kann mich auch noch gut erinnern, wie beglückt er aber eine lang ersehnte Pfeife aus Meerschaum, als Geschenk in Empfang nahm, die er nur an Sonn- und Feiertagen aus ihrem dunkelblauen Samt - Etui in Gebrauch nahm. Er bestaunte sie von allen Seiten, wie ein Weltwunder und ging mit ihr so vorsichtig um, als ob sie aus Glas und daher äusserst zerbrechlich wäre. Zufriedenheit strahlte in seinem Gesicht. Die ersten Züge, die er aus dieser schmucken Pfeife zog, waren nicht allein jene eines glücklichen und stolzen Rauchers, aber auch jene eines Besitzers, von einem so hoch geschätzten, kostbaren Geschenk. Langsam begann, die einst nahezu schneeweisse Pfeife eine ockergelbe Patina des Nikotins anzunehmen . Es dauerte einige Wochen, bis sie zu seinem markigen Gesicht und zum meist sonnengebräunten Teint, passte. Anfänglich steckte dieses noch anachronistische Gebilde, wie ein zu bezähmender, viel zu auffallender Fremdkörper in seinem Mund.

Tabak kauften wir beständig für ihn in dem, nur einen Katzensprung weit von unserm Wohnhaus entfernt, befindlichen Tabakladen. Er rauchte die mit ECO bezeichnete Tabakmarke, ein Luxemburger Fabrikat, der Firma Heintz van Landewyck. Die Firma vertrieb damals verschiedene Zigarettenmarken, aber wir kannten nur die Marke Maryland. Auch der Pfeifentabak kam aus demselben Haus. In dreieckigen bordeauxrotgelben Beuteln, aus denen es immer so wunderbar duftete, wenn mein Vater diese fast wie bei einer Zeremonie, sehr gemächlich öffnete. Es ist schon interessant im Internet nachzulesen, wie diese kleine Luxemburger Firma weltweit ihre Produkte vertrieb und wahrscheinlich noch vertreibt! Man braucht nur den Namen der Firma in eine Suchmaschine einzugeben. Diese erschnüffelt alsdann, wie ein elektronischer Spürhund in Nanosekunden, erstaunlich vielseitige Details zu der eingegebenen Frage.Es ist höchst bedauerlich, dass viele ältere Menschen sich nicht mehr an diese ungeheure Errungenschaft der Technik heranwagen. Sie bietet ungeahnte Möglichkeiten der Distraktion.

Mein Vater liess uns Buben auch manchmal an seiner Pfeife ziehen, denn für ihn war es eine Selbstverständlichkeit uns heranwachsende Männer in dieses Kapitel des Lebens einzuführen. Aber auch Zigarren und Zigarillos wurden ihm geschenkt, welche er besonders an Sonn- und Feiertagen nach dem Mittagessen zu geniessen pflegte. Besonders beim Kartenspiel am Sonntag pafften die spielenden Männer gemeinsam Zigarren. Jeder seine Lieblingsmarke. Das war ein Symbol von hohem Status, ein besonders idyllisches Bild, wenn der Kartenspieltisch im Freien stand und die klimatischen Verhältnisse ein Spiel unter wolkenlosen Himmel erlaubten. Wenn wir unsern Vater also rauchen sahen, dann schlussfolgerten wir, dass Erwachsene sich ganz sicher etwas leisten können, was für uns Kinder noch Tabu ist. Das Rauchen unseres Vaters wurde zu unserm grossen Vorbild und somit auch, als reelle Verführung zur Nachahmung, zu einer gewaltigen Kraft die Nachahmung weckte.

Heute hat sich die Rauchermentalität diametral verändert. Heute weiss das kleinste Kind, (aber nur in unserem Teil der sich fortschrittlich gebenden, ja modernen Welt), wie schädlich das Rauchen sein kann, zumal kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über die neuesten Verordnungen gesprochen wird, die das Rauchen in öffentlichen Gebäuden, in den Schulen, im Büro verbieten. Man hat leider den Dreh noch nicht gefunden, wie man das Rauchen in den privaten Wohnungen regeln kann, besonders um die Kinder vor der möglichen Schädlichkeit des passiven Rauchens zu bewahren. Dummerweise hinkt die Gesetzgebung beim Schutz der Privatwirtschaft hinten drein, denn obschon man scharf gegen das Rauchen vorgeht, werden die Tabakbauern immer noch subsidiert, ein Wirtschaftszweig, der schlecht von heute auf morgen abgeschafft werden kann. Es werden keine Erwerbsalternativen angeboten. Die hartnäckigen Raucher werden sicherlich in Zukunft von der Masse der Nichtraucher gehetzt und gejagt, wie dem Dickicht entlaufene Wildsäue. Dabei legt man sich keinesfalls Rechenschaft ab, von dem unwahrscheinlich grossen wirtschaftlichen Potenzial der Tabakanbauer, besonders in den Entwicklungsländern, was durch die allmähliche Verbannung des Tabaks radikal in die Armut dieser Völker führt. Dasselbe gilt für die Mohnzüchter im asiatischen Dreieck sowie in manchen südamerikanischen Ländern. Kokain ebenfalls ist nun einmal leider ein ertragreiches Konsumgut. Wenn man alsdann bedenkt, wie einfach es war, ein Heute für den Menschen noch Bekanntes, absolut unschädliche Spritzmittel DDT aus dem Verkehr zu ziehen, nur um es durch ein nahezu genau identisches, aber weitaus höhere Gewinne erbringendes Mittel zu ersetzen. Dann weiss man, wo und wie die Fäden all dieser Geschäfte gezogen werden. Man bräuchte ja nur die Tabakfabriken zu schliessen, um den Spuk zu beenden. Ich habe bereits darüber sinniert. Die Menschheit will nun eben betrogen werden. Um das zu untermauern, muss ich hier noch kurz auf das DDT zurückkommen, dessen absolute Ungefährlichkeit, ja dessen für den Menschen komplette Unschädlichkeit, wird kaum von den Medien als eine der grössten Lügen der Vergangenheit benutzt und verbreitet. Es ist ungeheuerlich und skandalös, was sich auf diesem Gebiet getan hat. Es stört mich, dass die Gesundheitsmuffeln der Grünen Ayatollahs sich dieser miserablen Machenschaften nicht einmal zögerlich annahmen.Entweder sind diese Leute überhaupt nicht so klug, wie sie sich den Anschein geben, wenn sie in allen Sparten des Lebens mit eigenen Vorstellungen auftrumpfen, oder aber sie fühlen sich ebenfalls wohl in zwielichtigen Verdrehungen der Tatsachen..zumeist um per Stimmenfang zu den benötigten Finanzen zu gelangen. Die eigenen Interessen vertreten sie zu allererst,indem sie sogar auf den WeltmeerenSchiffe mit allem Drum und Dran unterhalten. Sporadisch nur wird aber nur eine Aktion gestartet. Für diese in der Öffentlichkeit zirkulierende Meinung habe ich auch wenig Verständnis gefunden. Das geschieht, ohne dabei einer dauernden, nutzbringenden Beschäftigungnachgehen zu müssen!! Man muss sich die Dimension einer solchen Heuchelei einmal richtig zu Gemütführen. Eigennutz geht eben vor Gemeinnutz. Geld aus den Taschen nicht nur der Wohlhabenden zu ziehen, der Mitglieder, sowie der Einsteiger um als Trittbrettfahrer anfallende Sahne abzuschürfen. Dann folgen die Gutgläubigen, die Frustrierten, die immer einen grossmäuligen Fürsprecher brauchen. Diese Machenschaften scheinen kaum auf der ganzen Bandbreite an Niedertracht übertroffen zu werden.

Die augenblicklich hochgestylte Diskussion über die sich anbahnende Klimaveränderung hat einen ähnlich zweifelhaften Hintergrund. Man bemüht sich offensichtlich mit ungeheurem Aufwand, um dem Ausstoss von CO2 entgegen zu wirken. Das scheint keinesfalls mir allein absolut lächerlich zu sein. Ein Kampf gegen Windmühlen. Einerseits trägt diese CO2-Verdichtung sehr wenig zur allgemeinen Erwärmung, eher aber zur Luftverschmutzung der Erde bei. Bald wird man aber den manipulierten Menschen klar machen müssen, dass alle alternativen Bemühungen zwecks Energiegewinnung, die dem gesteckten Ziel der CO2-Reduzierung näher kommen sollen, einfach pure Illusion, ja pure Utopie sind und man zwangsläufig, um der sich weiter gravierenden Situation des aufkommenden Energiemangels Herr zu werden, zurück zum Bau von weiteren Atomreaktoren kommen muss.

Die sich anbahnenden Streitigkeiten dürften sich wohl um den rapide steigenden Energiebedarf und ums Saubere und noch mehr um trinkbar aufbereitetes Wasser drehen. Zweidrittel der Erde sind bedeckt mit Wasser, das aber nur unter hohen technischen und energetischen Aufwand zum Brauch- und Trinkwasser aufbereitet werden kann. Sensationell mutet sich die vor Kurzem vorgestellte Trinkwasseraufbereitungsanlage, die nur einige Euro kosten wird. Sie funktioniert auf Basis der Wirkung des Infrarotlichtes. Weil aber keine Aussicht besteht, viel an dieser Lösung zu verdienen will auch keine Gesellschaft sich an die Massenproduktion heranwagen. Das ist lamentabel. Wenn durch abgeschmolzene Gletscher die einst so regelmässig gespeisten Flüsse zu unkontrollierbaren Schwankungen der Wasserführung wechseln, dann drängen sich Gegenmassnahmen auf. Staudämme werden zu problematisch wirksamen Energiespendern. Die katastrophalen Auswirkungen des El Nino Phänomens sind längst erkannt.Luxuriös und total elektrifizierte, elektronisch gesteuerte und klimatisierte Wohnhäuser, lassen ebenfalls grüssen. Das inzwischen erschwinglich gewordene Wellness Spa, auf der eigenen Terrasse, wird den Wasser- und Stromverbrauch enorm steigern. Es ist kaum bekannt, dass auch die vielen Scheidungen zu einem Ansteigen der Wasser- und Energieversorgung führen. In Deutschland wird jede 3. Heirat geschieden. Jeder Grad Erderwärmung wird logischerweise mehr Energie zum Kühlen nach sich ziehen. Wenn der Trend in dieser Richtung anhält, dann wird klar, dass es Sinn macht schnellstens alle technisch und rentabel nutzbaren Gebäudedächer der Länder mit Fotovoltaik aus zu rüsten, was wiederum zur nicht adäquat dosierten Überproduktion und zu einem Mangel an Speicherkapazität führen wird. Diese ökologisch äusserst wertvolle, alternative Lösung kann vermeiden helfen, dass teure Atommeiler benötigt werden, deren Wirkungsgradlange auf sich warten lässt. Ausserdem wäre diese Lösung, wenn gut geplant, in viel kürzerer Zeit realisierbar und sogar ökonomisch reizvoll, weil dabei viele Arbeitsplätze auf einen Schlag entstehen können. Herstellen der Fotozellen, Umbau der Dächer an vielen Baustellen, Realisation der Speichermöglichkeiten, sowie gleichzeitigen Umgestaltungen der Autos. Man könnte sogar versuchen die Hausbesitzer durch Anteile am Aufbau und am Ertrag zu beteiligen. Das sauberste Auto der Zukunft fährt dann notgedrungenerweise nur mit elektrischem Antrieb und nicht mit Wasserstoff. Die notgedrungen ständig schwankende und überschüssige Energieproduktion muss dazu gespeichert werden. Die Stunde kommt ganz gewiss, an welcher man an den Tankstellen schnell nur die mit Energie bespickte Flüssigkeit, wie ein Baustein, in der Batterie wechselt. Der Ausgleich des schwer regulierbaren Überangebotes an Strom wird sich wohl nur über solch eine gewichtige Pufferspeicherung regeln lassen. Die allerneusten Entdeckungen, grosse Mengen an überschüssiger Energie in Flüssigkeiten zu speichern, weisen in diese Richtung.

Ich finde es als einen ungeheuerlichen Skandal, wenn der Staat in Luxemburg die Autosteuer drastig erhöht, weil er etwas gegen die Kohlendioxydbelastung unternehmen will, aber nicht einmal im Ansatz dem Volk sagen kann wo und was er ändern will. Wir bekommen rein Garnichts für unsere Unterstützung. Jetzt ist unser Geld eingesäckelt und manch einer freut sich über Dummheit der Wähler. Aus Protest werde ich nicht mehr zur Urne gehen. In meinem Leben habe ich manchmal sehr hohe Ansprüche an all die Versprechen gestellt, die wir finanziell unterstützen sollten. Wenn eine Katze Dreck hinterlässt, wo es nicht angebracht ist, dann sollte man sie mit der Nase in den produzierten Unrat stossen. Anscheinend lernt die Katze dabei, was zu unterbleiben hat. Seit der Umweltminister Josy Barthel sich nicht mehr um all die geplanten Kläranlagen in unserem Lande kümmert, ist es mit dem ungefährlichen Baden in all unseren Gewässern vorbei. Man kann nicht einmal mehr einen dort gefangenen Fisch bedenkenlos essen. Die verantwortlichen Politiker haben der ganzen Nation einen unverzeihlichen Unrat beschert. ER stinkt bereits zum Himmel. Man sollte auch in diesem Fall die Katzenmethode anwenden..

Das gleiche Problem, der unrealistischen selbsttäuschenden Betrachtungsweise, stellt sich eigentlich auch beim Fischfang allgemein gesehen. Jedermann weiss, dass die Fische, besonders der Küstenregionen, die uns zum Kauf angeboten werden, keinesfalls alle frei sind von Gesundheit gefährdenden Fremdstoffen, doch ist es einfach nicht denkbar, deshalb die Fischerei ganz allgemein zu verbieten. Ungeheure Energiemengen werden gebraucht, um schnellstens die benötigten Kläranlagen zu bauen, damit die hygienische Beschaffenheit des Meeres nicht noch bedenklicher wird. Der Badetourismus ist in höchster Gefahr. Es muss unbedingt erreicht werden, dass das Meer nicht zur Kloake der Menschheit wird.

könnte so weiter sinnieren zum Beispiel über den Alkoholkonsum, besonders bei Jugendlichen, dessen verheerende Folgen besonders in den Diskotheken offensichtlich werden. Das wohl bekannteste Übel, das hochaktuelle Komasaufen wird schwer in den Griff zu bekommen sein.Den idealen Verhaltenskodex all diesen Problemen gegenüber kann man vielleicht niemals gesetzlich verankern oder niederschreiben. Meiner Meinung nach ist das Leben auf dieser Erde eben durch seine umfassende Vielseitigkeit, ganz allgemein gesehen sehr gefährlicher geworden. Es sterben wahrscheinlich die meisten Menschen keinesfalls den natürlichen Tod durch Überalterung. Bevor die Lebensuhr abgelaufen ist, haben all die bis jetzt bekannten Übel uns weiter fest im Würgegriff. Man stirbt nicht normal, man lebt sich zu Tode. Euthanasie wird sich zu einem ganz gefährlichen Fehlverhalten entwickeln.

Dabei rollt eine Antialleswelle unaufhaltsam an und wird sich gleichermassen gefährlich wie ein Tsunami entwickeln. Menschenmassen werden sich, durch die sich überspitzende Meinungsbildung entzweien und sich gegenseitig aus einem steigernden Überlebensegoismus heraus bekämpfen. Eine Pro- oderKontra-Mentalitätist im Begriff sich scharfkantig in der Gesellschaft zu etablieren. Hier lauert eine drohende Gefahr für das Überleben der Menschheit, jene einer unkontrollierbar werdenden Selbstzerstörung. Ein kompromissloser Aufeinanderprall der Gegensätze muss in friedfertige Bahnen reguliert werden. Keinesfalls darf es zu handgreiflichen Konfrontationen kommen. Alle Religionen der Erde sind bestens zu dieser dringlichen Aufklärungsarbeit geeignet und auch gefordert. Politiker und Sektierer, zu denen ich ebenfalls alle Religionsgegner zähle, zeigen in aller Öffentlichkeit durch ihre widersprüchliche Ethik, dass sie keinesfalls für solch einen Auftrag tauglich sind. Wer ständig in Kritik übt, kann schwerlich vereinen. Die imminente Bedrohung muss nur allgemein verständlich artikuliert werden. Krankheitsdiagnose: gefühlter, gelebter, geschürter Extremegoismus, lässt gegenseitigen Hass und Gewaltbereitschaft keimen. Eine ganz gewichtige Eigenschaft, absolute Toleranz gegenüber Andersdenkenden, sollte allen versöhnlichen Menschen rundum den Erdball, in ihren vielseitigen Facetten, konsequent und gründlich zu Gemüt geführt und vorgelebt werden.

Man möchte mein Abrutschen vom Thema in einen kaum übertriebenen aber gewagten Weitblick entschuldigen. Die angesprochenen, meistens ineinander verschachtelten Probleme kommen schneller auf uns zu, als wir denken. Schliesslich verfolge ich ja auch mit meinen Schriften ein Ziel, einen bescheidenen Beitrag zu leisten, zur Verbreitung einer globalisierten aber kompromissbereiten Einsicht zur Zusammenarbeit.

Auf jeden Fall haben sich die Einsichten der gesundheitsbewussten Menschen, den vorangegangenen Generationen gegenüber längst und drastisch verändert. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie mich eines Tages der Reiz packte, einmal ganz genüsslich den Vater nachahmen zu können. Eine seiner ungebrauchten Pfeife lag griffbereit an ihrem Stammplatz, doch weil er im Augenblick seinen Dienst als Zollaufseher leistete, dachte ich eine gute Gelegenheit zu haben, das Rauchen mit dieser Tabakpfeife einmal klammheimlich auszuprobieren.

Schon hatte mir irgendein Teufelchen die Ersatzpfeife meines Vaters in die Hosentasche gesteckt. Streichhölzer der Marke Union waren in unserer Küche immer vorhanden, weil wir bereits Gasanschluss im Haus hatten und dabei die Streichhölzer griffbereit liegen mussten. Sie wurden also nicht nur von Rauchern gebraucht. Dummerweise befand sich aber keine angebrochene Tabaktüte in der Schublade. Sollte ich extra, ausser der Reihe, in den Tabakladen gehen, um eine neue Ration zu kaufen? Eine neue Tüte hätte ich vielleicht sehr vorsichtig öffnen und nach dem einmaligen Pfeifenstopfen so verschliessen können, dass mein Vater dies nicht merken würde. Meine gründliche Suche kam also zu keinem befriedigenden Erfolg. Da ich aber schon halbwegs den Entschluss fest gefasst hatte, die Pfeife unbedingt auszuprobieren, schoss mir doch plötzlich die verführerische, aber ebenso verrückte Idee in den Kopf, doch probehalber den mit Valiskatee gefüllten Karton ebenfalls in die Tasche zu stecken.

Valiska war die kleine Teefabrik, welche von den Deutschen im Tal der Eisch, nahe Simmern, betrieben wurde. Es gibt zwar den Familiennamen Valiska, aber in diesem Fall war es eine Zusammensetzung von Val und iska. Val rührt her von „vallum“, das Tal und „iska“ war wahrscheinlich der ursprüngliche Name des Flusses, der heute Eisch genannt wird. Das Eischtal dort ist besonders sonnenverwöhnt, was bewirkte, dass viele aromatische Teekräuter dort natürlich und im Freiland angepflanzt wurden, um in der Teeproduktion verwendet zu werden. Vielen älteren Lesern wird wohl der Begriff Simmerschmelz noch ein mit schönen Erinnerungen behafteter Begriff sein. In der Tat handelte es sich um ein traumhaft schönes Feuchtgebiet, nebst Gastwirtschaft mit bunter, überdeckter Terrasse, in welchem der Gasthofbesitzer auf mehreren Staustufen Fischzucht betrieb. Er vermehrte erfolgreich Forellen und Karpfen, die er wieder zum Verzehr in seinem Restaurant anbieten konnte. Dort habe ich manch leckeres Butterbrot, belegt mit schmackhaftem Rollbraten, der aus gefüllter Kalbsbrust bestand, bei einer Flasche Limonade verspeist. Die Simmerschmelz war in meiner Jugendzeit das scheinbar einzige per Bus an einem Tag erreichbare Naherholungsgebiet, nicht nur für Privatleute, sondern besonders für Schulklassen, wohin nahezu alle Schulausflüge führten. Die Erinnerung an dieses parkähnliche Gelände, mit den vielen Wasserläufen war für mich, wie bereits erwähnt, eine Traumlandschaft, die in mir immer wieder glückliche Jugenderinnerungen weckt.

Mit der Valiskatüte in der einen Tasche meiner kurzen Hose, Pfeife und Streichhölzern in der anderen nicht extra tiefen Tasche, schlich ich damals als 12Jahre alter Knilch aus dem Hause. Ich drückte beide Hände ganz fest auf den Tascheneingang, damit ich nichts Kostbares verlieren konnte, was mich verraten hätte und verschwand recht bald in einem der von uns Buben selbst gebauten Erdlöchern, denen wir den Namen Bunker gegeben hatten. Damals im Nazikrieg war die Bezeichnung Bunker ein Unwort, das in aller Munde war, denn man stand bereits in der Planung und Ausführung von grossen Luftschutzbunkern und von Verbindungslöchern, von einem Haus zum andern in den Kellerräumen.

Niemand hatte mich hineinkriechen sehen und so bestand, mit etwas Glück, die Chance unentdeckt zu bleiben. Auch meine Jugendfreunde wollte ich mir vom Leibe halten, da ich bereits schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Sie waren immer so schnell bereit mich besonders bei meiner Mutter anzukreiden. Ich stopfte im schäbigen Licht des Eingangs dieses Erdlochs, zuerst die Pfeife mit dem wohlriechenden, ja aromatisch duftenden Kraut, worin sicherlich auch die bekannte Pfefferminze verarbeitet war, die viele Valiskaprodukte so erfolgreich machte. Heute weiss ich, dass es sich nur um Mentha piperita handeln, konnte und zwar um eine Pflanze mit einem ziemlich blaurot angelaufenen Stängel, die in vielen Gärten ihren Duft verströmt, wenn man sanft mit der Hand über die Blätter streicht. Ich habe heute noch eine solche Duftpflanze, die aus einem Privatgarten von Simmern stammt, in meinem Garten. Bei hochsommerlichem Wetter vergeht wohl kaum ein Tag, an dem ich mir nicht diesen Hochgenuss an Duftstoffen in die Atemorgane strömen lasse. Es genügt nur mit der flachen Hand, über die Pflanze zu streicheln. Manchmal aber breche ich mir ein Stückchen von der Pflanze ab, zerreibe es in der Hand und stecke das herrlich duftende Material in die Brusttasche meines Hemdes, damit ich ständig von diesem Wohlgeruch begleitet werde. Übrigens wehrt dieser Duft auch lästige Mücken ab, so wird es jedenfalls behauptet. Jedes Mal aber bricht die Erinnerung durch, wie ich mich als Bube angelegt hatte, um dieses wohlduftende Zeug zu rauchen.

In meinem damaligen Erdloch legte ich alsdann behutsam mit einem Zündholz ein Feuerflämmchen auf das schön trockene Zeug. Der von meinem Vater gebrauchte Tabak dagegen war immer etwas feucht, was mir sofort auffiel. Der sofort aufsteigende, süssliche Duft weckte in mir die Hoffnung auf Erfolg. Ich sog an der Pfeife und sofort explodierte es unerwartet heftig wie eine Rauchbombe in meinem Rachen und raste blitzartig hinauf in die Nase und prallte mächtig an die Schädeldecke. Wer schon das Rauchen erlernen will, der muss sich tapfer schlagen, so dachte ich mir, als ich bereits auf der Zunge eine Brandblase mit spürbarer Ausdehnung feststellte. Genau so wie bei jenem Holz, das wir in der Hecke von der Schlingpflanze in zigarettenlangen Stücken geschnitten und dann in Band gesetzt und geraucht haben. Heute weiss ich, dass es sich damals um Clematis vitalba handelte, dessen Holz wir mit „Rick“ bezeichneten. Eine solche Brandblase in der Mitte der Zunge wird wohl einen ähnlich störenden, ja abstossenden Effekt ausgelöst haben, wie die heute mich erschauernde silberne Piercingperle, die manche Zeitgenossen sich auf die Zungenmitte und auch an die unmöglichsten Körperteile pfropfen lassen. Allein an diese unnatürliche Verstümmelung zu denken stülpt mir den Magen um. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie man mit so einem Hindernis im Mund noch einen einigermassen vernünftigen Essgenuss entwickeln kann. Das Wort Selbstverstümmelung wollte ich hier nicht sofort in den Mund nehmen, doch verstehe ich sehr schwer die dabei sich entwickelnde Mentalität. Mit dem ständig wachsenden Egoismus der Jugend, die nur die schönsten Seiten des Daseins erleben will, ist so eine selbstzerstörerische Sicht der Dinge kaum in Einklang zu bringen, wenn ich nicht die unkontrollierte Dummheit oder geistlose Nachahmung, in meinen analysierenden Gedankengang mit einbeziehe. Dummheit ist keine Rebellion gegen den normalen Menschenverstand. Damals war ich einem ähnlichen Übel, ebenfalls unkontrollierbar verfallen.

den wenigen Zügen, die ich von diesem Heu eingeatmet hatte, begann mir bereits der Verstand abhandenzukommen. Mein Kopf fing an zu brummen, die Kehle verengte sich, als ob ich ersticken würde und ich kannte eigentlich keinen anderen Weg, um diesem mich überwältigenden Unsinn ein Ende zu bereiten. Ich kroch sofort aus dem Erdloch. Schnell klopfte ich das noch qualmende Zeug aus der Pfeife und tauchte diese nebenan in das Feuerlöschwasser, in dem neu gebauten Wasserbecken der Feuerwehr. Heute kann ich mir die Frage stellen, was zum Teufel in diesem Kraut steckte, das mir das Unwohlsein bescherte. Nikotin war es keinesfalls.

Vorsichtshalber blieb ich noch eine Weile an der frischen Luft, damit sich der Teegeruch aus meinen Kleidern und Haaren verflüchtigen konnte. Dann zog ich es aber vor schnellstens, aber noch etwas dusselig nach Hause zu rennen, denn der eingeatmete Geist im Tee war bereits bis in mein Gedärm vorgedrungen, wo er begann, grimmige, ja volle revolutionäre Wirkung zu zeigen.

Ich schlich, mit bereits zusammengepressten Fesseln ungesehen in die Küche, wo ich die Tüte mit dem Valiskatee zurück an ihren angestammten Ort im Schrank verstaute. Auch die Pfeife musste wieder in die Schublade und zwar in genau dieselbe Lage, wie mein Vater sie immer dort ablegte, nämlich mit dem Kopf der Pfeife nach unten, damit ja keine Fremdkörper in den „Kamin“ gelangen konnten. Zündhölzer kamen ebenfalls an ihren Stammplatz, neben dem Gasherd und schon war es höchste Zeit das Örtchen aufzusuchen, um mich einer Sache zu entledigen, die höchst wahrscheinlich in kürzester Zeit unkontrolliert in die Hose gegangen wäre. Ich musste mich zur Sicherheit ganz vorsichtig mit trippelnden Schritten beeilen. Ich vermute heute noch, dass es mir damals explosionsartig wieder besser ging.

Als mein Vater einige Tage später zum ersten Mal wieder zu dieser Pfeife griff, um sie zu benutzen, war seine erste Bemerkung. „Der Tabak heute ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Die „Preisen“ versuchen möglicherweise die Tabakware durch Beimischung von Heu oder so etwas Ähnlichem zu längen“. Wahrscheinlich waren nicht alle Restduftstoffe des Teegeschmacks aus der Pfeife verschwunden, die er sofort bemerkt hatte. Hätte er etwas mehr von der charakteristischen Minze geschmeckt, dann wäre ihm auch sofort ein Licht aufgegangen. Meine Untat blieb glücklicherweise unentdeckt.

Das Teerauchen habe ich natürlich niemals wieder ausprobiert. Ich würde auch niemandem anraten es zu versuchen. Dieses eine Mal hatte vollends gereicht, um mir klar zu machen, dass Gesundheitstee nicht zum Rauchen geeignet sei. Nur das Patschen von Zigaretten, mit andern Kameraden, wurde ab und zu wieder probiert. Ich fühlte mich dabei so richtig erwachsen.

Es dauerte aber noch bis zu meinem 18. Lebensjahr, bis ich von meinen Eltern offizielle Erlaubnis hatte zum Rauchen, so wie mein Bruder dies bereits vor 4 Jahren begonnen hatte. Unsere Mutter kaufte jetzt ganz normal, neben den Tabakrationen für meinen Vater, auch jedem von uns beiden Söhnen die Wochenration an Tabak, was wir eigentlich begrüssten. Nur einmal, lange noch, bevor ich zu einem normalen Raucher wurde, hatte ich das Bedürfnis etwas ganz Cooles auszuprobieren. Mein Vater hatte mich in den Tabakladen geschickt, um eine frische Packung ECO zu besorgen. Auf der Theke las ich in grossen Lettern Hanewacker – Kautabak. Bis dahin hatte ich noch keine Ahnung wie man damit umgehen soll. Ich kannte den Kaugummi sehr gut. Mit dem Kleingeld, das ich von meinem Vater für eine Süssigkeit als Belohnung erhalten hatte, sollte ich etwas von dem riesigen flachen Kaugummi kaufen, mit welchen wir damals die Bilder der Tour de France Radfahrer sammelten. Ich legte das Kleingeld auf die Theke und zeigte auf eine kleine Rolle Kautabak. Der Tabakhändler schaute mich verdutzt an, dachte sich sofort, was ich im Schilde führte, doch machte er keine Einwände. Es liess das Kleingeld aus der flachen Hand in seine Kasse rutschen!

Ich war noch nicht auf der Strasse, da riss ich die schwarze Rolle mit dem Kautabak auf und biss beherzt hinein. Kaum hatte ich dieses Priemstück auf der Zunge, da schoss mir bereits ein Tsunami an Speichel in den Mund, so als ob ich ein Liter Wasser in einem Zug hineingegossen hätte. Es brannte mir in der Kehle, und ehe ich mich richtig orientiert hatte, was da eigentlich in mir vor sich ging, hatte ich bereits eine Menge des Mundwassers geschluckt. Dieses floss stark brennend den Speisekanal hinunter und wurde sofort von meinem Magenpförtner zur Umkehr gezwungen. Ich kotzte beim Tabakhändler bereits auf der Türschwelle. Der Priem wurde dabei glücklicherweise ebenfalls aus meinem Mund heraus befördert. Noch nie hatte ich erlebt, dass sich in meinem Mund so eine Menge Spucke sammeln kann. Nach einigen Schritten war erneut eine weitere Spuckserie fällig. Ausserdem begann mir der Kopf zu brummen und mein Körper fing an zu wanken so, als ob ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. War ich besoffen? Auch jetzt zeigte sich wieder diese unerklärliche Erektion. Ich war total benebelt und merkte auch nicht, wie die vorbei gehendenLeutesich nach mir umdrehten und grinsten.

Sollte ich mich in diesem miserablen Zustand nach Hause wagen? Ich musste unbedingt, denn mein Vater wartete ungeduldig, bevor er den Dienst antrat, auf seinen Tabak. Als ich zuhause ankam, merkte er sofort an meinem kreideweissen Gesicht, dass da etwas mit mir nicht stimme. Ich dachte nicht einmal daran ihm irgendeine gescheite Geschichte zu erzählen Gerade heraus beichtete ich ihm, dass ich mit meinem Taschengeld, das eigentlich immer für Kaugummi gedacht war, eine Rolle Kautabak gekauft habe und sogleich ausprobieren wollte, wie das Zeug schmecke.

Mein Vater brach in ein herzhaftes Lachen aus, erwischte mich beim Arm und zerrte mich unter den Wasserhahn, den er vollends aufdrehte. „Spül deinen Mund sofort gründlich und lange aus, dann wirst du diesem widerlichen Geschmack los. Merke dir aber mein lieber Junge, Kaugummi und Kautabak sind zwei verschiedene Genussmittel. Kaugummi ist für Kinder und Kautabak für erwachsene Männer“. Und dann erklärte er meiner hinzugekommenen Mutter, was sich ereignet hatte. „Wer Hanewacker kaut, sollte eigentlich niemals in eine Kirche gehen, denn dort wird er wohl kaum sich des leidigen Saftes entledigen können, es sei denn, der Küster eskortiert ihn mit einem Eimer klarem Wasser und einem grossen Waschlappen. Ans Saftschlucken darf auf keinen Fall gedacht werden“.

Erst viel später im Leben habe ich etwas über den sogenannten Spucknapf gelesen, besonders bei der Lektüre asiatischer Literatur. Die Chinesen benutzten den Spucknapf aus hygienischen Gründen in aller Öffentlichkeit, meist nur zu einem geläufigen Spucken, ohne vorher Kautabak gekaut zu haben. Die ersten Fernsehbilder, die wir mit Berichten aus China erlebten, zeigten noch wo der chinesische Spucknapf seinen üblichen Standort hatte. Unter dem kleinen Tischchen, das sich in Reichweite neben der Sitzgruppe befand. Doch schnell hatten die westlichen Diplomaten oder waren es Kaufleute, womöglich sogar Touristen sich deutlich geäussert, dass diese einheimische Sitte bei Ausländern nur anekelndes Empfinden auslöse. Sofort verschwand der Spucknapf besonders aus dem Blickfeld, in allen chinesischen Berichterstattungen. Nie hatte bisher eine Nation von Milliarden von Menschen ihre familiären Gepflogenheiten so schnell an die Weltmeinung angepasst. Als ich dann vor einigen Jahren in Shanghai mit meinen Reisekollegen den Bund hinunter schlenderte, da erlebte ich diesbezüglich ganz unerwartet die gewandelte Mentalität der chinesischen Bevölkerung.

Zuerst passierte es, dass mein bereits verstorbener Freund M. über die Mauer hinweg in den einige hundert Meter breiten, dahinter fliessenden Fluss spuckte. Er konnte eigentlich nicht sehen, wohin sein Exkrement landen würde und das hatte auch uns etwas schockiert. Er nahm sicherlich an, dieser Fluss würde direkt unterhalb der Schutzmauer neben uns fliessen. Den Namen des Flusses schien zuerst Jangtse zu sein, doch haben wir es nicht versucht, ihn in Erfahrung zu bringen.Sofort waren 2 Polizisten in leuchtend grüner Uniform bei ihm und brüllten ihn an in chinesischer Sprache. Er wusste zuerst nicht was er angerichtet habe, doch alsdann dämmerte es ihm schnell, dass die Chinesen es heute absolut nicht gerne sehen, wenn man auf die Strasse spuckt. M. hatte schnell begriffen. Ich weiss nicht mehr, wie viele chinesische Yuan er als Strafe bezahlen musste. Auf jeden Fall musste er berappen, bekam aber keine Quittung dafür. Für die beiden Polizisten war dies ein billiges Taschengeld und für unsern Freunde jedenfalls eine unvergessliche Erfahrung. Die allgegenwärtigen Polizisten kamen uns vor wie flinke grüne Ameisen, die rasch zwischen den Touristen über dem Bürgersteig zirkulierten, um ab und zu, zu kassieren. Etwas später waren es 2 andere uniformierte Polizisten, die ihn am Arm festhielten. Sie forderten ihn auf den Zigarettenstummel wieder aufzuheben, den er (wie zuhause gewohnt) gedankenlos auf den Bürgersteig hatte fallen lassen.

Eine der leidigsten Unarten, nicht nur unserer Jugend, ist es gewiss, den ausgelaugten Kaugummi und die Zigarettenstummel, gedankenlos auszuspucken, ganz gleich ob sie sich in einer Bank, auf dem Dorfplatz oder in der Fussgängerzone befinden. Ganz besonders auf den Bahnhöfen und in der Nähe von Bushaltestellen kann man sich über das anekelnde kulturelle Niveau mancher Zeitgenossen und deren hygienischen Vorstellungen ärgern. Ich habe mir angewöhnt, wenn es sich ergibt, dass ich Zeuge werde von so einem Dreckskerl, dann äussere ich mich keinesfalls an den Täter gewandt, aber so laut, dass dieser meine Aussage hören kann. „Bei diesen Leuten möchte ich einmal ins Haus reinschauen, um zu sehen, wie sie dort die Drecksau herauslassen.“ Ganz besonders aber ekelte es mich an, wenn ich beobachtete wie Erwachsene ihren Kautabaksaft auf die Strasse spuckten. Die grossen braunen Lachen waren recht unappetitlich. Ich wusste, woher sie rührten. Glücklicherweise hat dieser Kautabaktrend nahezu gänzlich abgenommen. Möglicherweise aber wird man jetzt, da dieser keinen Rauch entwickelt, ihn wieder entdecken.

Das wäre doch ein Thema für die Medien unsere Jugend auf etwas mehr Respekt vor den Mitmenschen hinzuweisen. Kaugummi und Zigarettenstummel gehören in die Abfallkörbe. Wer gegen eine erstrebenswerte hygienisch saubere Umwelt verstösst, muss unbedingt bestraft werden.

Es hat sich leider eingebürgert, dass eine Unmenge von Zeitgenossen sich nicht wohlfühlt, bei dem Gedanken, dass ihr geistiges Leistungsvermögen nahe null ist. Etwas Positives zu leisten scheint eine Schande zu sein, so interpretiert die Jugend heute ihr Können, indem sie sich durch negative Aktionen „outet“. Da denke ich ganz besonders an die Schmierfinken, die man dummerweise mit dem Namen Graffiti - Künstler belegt hat. Es wäre meines Erachtens eine gute Jugendstrafe eine Woche lang, in den Fussgängerzonen mit einem Staubsauger zu arbeiten, um den weggeworfenen Unrat mancher Zeitgenossen schnellstens zu entfernen, oder um die mit Spraydosenfarbe bekritzelten Mauern, Brücken und besonders Garagentore zu säubern. Einen festgetretenen Kaugummifleck wegbrennen, was sicherlich einige Minuten dauern kann, wäre meines Erachtens eine sinnvolle Erziehungsstrafe. Den üblichen, warnenden Finger in die Luft zu halten entspricht keinesfalls einer wirksamen Erziehungsmethode.

Als ich dann Bekanntschaft machte, mit der geschriebenen Literatur, die mich gleichfalls zu faszinieren begann, da genügte es nicht mehr, dass mein Vater ab und zu ein Buch bei der deutschen Buchgemeinschaft kaufte. Ich hatte bis dahin nahezu all seine Bücher gelesen. Besonders hatten mich sehr beeindruckt „Die weissen Götter“ von Eduard Stucken. Stucken war ein deutscher Dramatiker, der sich mit Völkerkunde befasste und besonders über die Eroberung Mittelamerikas durch die Spanier berichtete. Bis dahin war ganz nebenbei auch Radio Beromünster eine herrliche Schule, für mich besonders, bei welchem wir an den Samstagen gemeinsam nahe am Radio hockten, um einem Hörspiel, oder der Unterhaltungssendung „Bunter Samstag Nachmittag“ unsere volle Aufmerksamkeit zu schenkten. Die beiden vorher erwähnten Bände „Die weissen Götter“ waren einige Zeit später bereits die Unterlagen eines Resümees meiner Ferienlektüre, das ich auf der 6e.latine in der Deutschstunde vorgetragen habe. Unser damaliger Professor, Herr Bollendorf, war sehr beeindruckt und meine Klassenkameraden nicht weniger.

Ich brannte darauf selber Bücher kaufen zu dürfen, doch dafür gab die magere Hauskasse kein Geld her. So kam es denn, dass ich bereits damit begann, etwas Geld vom üblichen Zigarettenrauchen einzusparen, um mir damit Bücher zu besorgen. Nachdem ich dann bereits zur Zeit meiner Lehre im Gymnasium etliche Geschichten und Gedichte publizierte, erhielt ich auf meinen Antrag hin, ein kleines Subsidium vom Kulturministerium, das sofort in klassische Literatur umgesetzt wurde. Ich konnte mir auch etwa vom Rauchergenuss abbrechen, um meinen Hang zur Literatur gleichzeitig zu befriedigen.

Bei meiner Militärzeit wurde unsere umfangreiche Zigarettenration zur guten Einnahmequelle. Ich tauschte den grössten Teil meiner Zigaretten gegen flüssiges Geld, um, wie mein Vater mir es vorgemacht hatte, in der deutschen Buchgemeinschaft noch mehr Bücher zu bestellen. Bereits als ich noch keine 14 Jahre alt war, ging ich allein und zu Fuss von Rodange nach Longwy, wo mich ein faszinierender Buchladen in seinen Bann zog. Hier konnte ich mich kaum lange genug aufhalten. Ich las bereits im Geschäft, soviel ich konnte, dann kaufte ich Bücher in französischer Sprache, was mir nur so in die Augen stach, besonders aber bebilderte Lektüre, die sich allgemein mit der Natur befasste. Aber auch klassische Taschenbücher mit Texten von bekannten Schriftstellern und immer wieder kehrte ich mit meinem Erwerb äusserst zufrieden nach Hause, wo ich sofort begann, die neue Lektüre zu verschlingen.

Dann verliefen meine Rauchergewohnheiten eigentlich noch abwechslungsreicher. Einerseits war das Taschengeld von mir selber knapp bemessen, andererseits versuchte ich länger über die Runden zu kommen mit einer Ration, indem ich begann, die Zigaretten selber auf der Hand zu wickeln. Ich besorgte mir alsbald eine Wickeleinrichtung. In so einem Gadget stopfte man Tabak in eine aufklappbare Metallröhre. Über die Röhre wurde ein Zigarettenpapier gezogen oder auch gestülpt und dann drückte man den Tabak mit dem eingebauten Stössel in das Zigarettenpapier. Es ging also nahezu ebenso zu, wie beim Gavieren der Weihnachtsgans. Man brauchte anschliessend nur die Klebstellen am Zigarettenpapier (das übrigensRIZ la Croix hiess) anzufeuchten und übereinander zu schlagen. Dann hielt man, je nach Bedarf und Geschick, eine feste oder eine weniger stramm gewickelte Zigarette, fertig in der Hand. Kurz darauf kamen die Zigarettenblätter bereits fertig als gewickelte Rolle auf den Markt. Ich versuchte mich lange im Stopfen. Als ich dann eines Tages den exotischen Geruch einer anderen Tabaksorte geschnüffelt hatte, da hielt es mich nicht zurück. Der Tabak aus der belgischen Flusslandschaft Semois, sowie der in sehr feinem, mit schottischem Clanmuster eingewickeltem Papier, verkauften Clan -Tabak, mit dem süsslichen Karamell - Geschmack, sprachen mich gewaltig an. Meine Raucherbedürfnisse trieben Blüten. Auch hatte ich durch die Heirat etwas mehr Taschengeld zur Verfügung. Bald befanden sich unter den gewohnten Geschenken auch mal Zigarillos, besonders die Schweizer Stumpen hatten es mir angetan. Auch waren es die Meccarillos und an Sonn- und Feiertagen gab es neben dem traditionell gewordenen Kaffee mit Digestif, fast immer eine Zigarre mit der berühmten, vergoldeten CD – Banderole. Es stellten sich dann auch eher kindische Nebenbeschäftigungen ein, indem wir in Gemeinschaft die bunten Banderolen der verschiedenen Zigarrenmarken sammelten, oder verschiedene Geschmacksrichtungen der Zigaretten ausprobierten. Dabei kamen wir ebenfalls auf den sehr starken französischen Tabak, in den Gauloise - Zigaretten. Ich sehe die blauen Zigarettenpackungen noch sehr gut vor mir. Sie waren kleiner als die bekannten Zigarettenpackungen, da sie auch weniger Zigaretten enthielten.

Die Tabakpfeife war eine natürliche Folge des ständigen Wechselns meiner Rauchergewohnheiten. Zuerst die weisse Pfeife aus Ton, an welcher man sich die Finger und auch die Zunge gerne verbrannte. Natürlich waren diese Pfeifen zuerst gedacht um Seifenblasen zu produzieren, doch wurden sie schnell zweckentfremdet. Man begann, ebenfalls Tabak hineinzustopfen. Doch diese Pfeifen, die man auch Hänschen nannte, waren wenig praktisch, weil sie schnell zerbrachen. Anscheinend rauchten die Männer auch nicht lange aus ein und derselben Pfeife, weil der erwünschte Geschmack sich wahrscheinlich schnell veränderte oder das Material den schnellen Temperaturschwankungen zum Opfer fiel. Dann folgten die Bruyère–Holzpfeifen. Auch liess ich mir zwischendurch mal den Bart wachsen, um die Wirksamkeit der Pfeife im Gesicht eines Rübezahl aus zu probieren. Meine Frau sowie auch meine Kinder fanden meinen Bart keinesfalls abstossend. Auch nicht in seiner vielfarbigen Eigenschaft. Da bildeten sich rote, schwarze und auch ergrauende Haare aus. Wenn ich mich im Spiegel betrachtete, dann wurmte mich bereits diese hirnrissige Idee, den Bart noch länger wachsen zu lassen. Mich genierte er von Anbeginn an, denn zumeist wenn ich meine sehr begehrte Vermicelle-Suppe löffelte, dann blieben immer wieder Stücke dieser Teigware im Bart hängen, was bei meiner Umwelt manchmal Lachkrämpfe auslöste. Ich glaube Loriot kannte dasselbe Problem, hätte er sonst nicht eine solche ulkige Szene mit einem Stückchen Vermicelle im Gesicht als Sketch, bis zum geht nicht mehr, in einem Video ausgeschlachtet. Eines, was konstant blieb oder sich langsam aber sicher verschlechterte, das war der abnehmende gesundheitliche Zustand meiner Atemröhre. Eine recht kräftige Sinusverstopfung, mit dauernden Kopfschmerzen, regte in mir zwar eine kurze Zeit lang das Bedürfnis nicht mehr zu rauchen, denn als ich mir die aus den Nebenhöhlen der Nase ausgespülten grüngelben Schleimmassen vor mir auf der Palette des Arztes, diesem abschreckenden Präsentierteller sah, da kamen mir wirklich kräftige Bedenken ob ich nicht doch lieber gleich das Rauchen beenden sollte. Ich nahm mir vor, ganz vorsichtig noch eine kurze Zeit mit dem Rauchen weiter zu machen, wenigstens solange wie noch ein Rest an Tabakvorrat vorhanden war. Dabei überlegte ich, ob ich mir selber den Genuss des Tabaks nicht einfach vergällen könne, indem ich begann, verschiedene Marken durcheinander zu rauchen. Das Experiment misslang.

Zu dieser Zeit hatten die verschiedenen Zigarettenmarken Hochkonjunktur in den Seiten der Inserate. Eine brandneue Zigarettenmarke, die den Markt erobern wollte, bot ein ganz besonderes Spielchen an. In Innern der Zigarettenpackung fand man die Buchstaben des ABC zum Ausschneiden. Es gab diese in verschiedenen Farben. Am seltensten waren die goldenen Buchstaben, die nachdem man das ganze Alphabet gesammelt hatte eingesendet wurden. Kurz darauf wurde dem Sammler ein goldenes Feuerzeug zugeschickt. Ich brachte es auf ein silbernes und ebenfalls ein goldenes Feuerzeug. Natürlich wurden die Buchstaben eifrig getauscht, um schnellstens zu dem ersehnten Erfolg zu kommen. Doch ging es manchem Sammler nicht schnell genug, um über den normalen Zigarettenkonsum zu dem ersehnten Feuerzeug zu kommen. Das Spielchen nahm groteske Dimensionen an. Ich hörte von Kollegen, dass übermässige Grosspackungen gekauft wurden, die weit über den jährlichen Bedarf an Zigaretten hinausgingen. Auch schienen verschiedene Buchstaben überhaupt nicht in den Packungen zu erscheinen, was die Kaufwut und auch den Missmut noch erhöhte.

Zu dieser Zeit hatte mich eine einheimische Wochenzeitung gebeten, einige Artikel zu schreiben. Ich schrieb eine volle Seite über diesen Geschäftstrick unter dem ähnlichen Titel .. „dass die Käufer enttäuscht zu einer anderen ehrlicheren Zigarettenmarke wechseln würden.“ Dieser Bericht wurde prompt publiziert. Der Artikel schlug wahrscheinlich wie eine Bombe ein, denn diese Zeitungsnummer zirkulierte sofort in den Händen aller Raucher. Das Erfolgsempfinden aber war nur von kurzer Dauer. Dann erhielt ich eine Vorladung des Gerichtes, wo ich mich wegen Verleumdung rechtfertigen sollte. Ich erzähle die Geschichte hier kurz und knapp, weil sie ein interessantes Zeitdokument ist.

Es war also nicht weit her mit der demokratischen Meinungsfreiheit, die man angeblich in jeder Zeitung von sich hätte geben können. Ich erschien vor dem Kadi und wurde verdonnert und mit einer Geldstrafe von einem symbolischen Franken belegt. Das Urteil musste in den drei wichtigsten Tageszeitungen publiziert werden. Die Zeitung hatte die Kosten für meinen Advokaten übernommen, der wie es mir schien, finanzielle Bindungen zu dieser Zeitung hatte. Als ich nach dem Urteil mit diesem Herrn zusammen kam, erklärte er mir, dass da kaum noch etwas zu ändern sei. Nur „in Appel“ könnte man noch gehen, was eine Lösung sei, die aber nicht viel zu versprechen schien. Da die Gerichtskosten nicht auf mich zurückfielen, willigte ich ein, dass er also diesen Schritt für mich gehen solle. Er tat es. Wir verloren den Prozess auch im Appel. In meinem „casier judiciaire“ konnte ab sofort aber jedermann lesen, dass ich wegen Verleumdung verurteilt worden war. Vage kann ich mich aber erinnern, dass dieser Eintrag inzwischen gelöscht wurde. Doch ich will diese kurze Episode nicht auf sich beruhen lassen. Ich war damals bereits intelligent genug um zu verstehen wer die Gewinner und wer die Verlierer bei diesem, meinem schriftstellerischen Debüt waren. Moralischer Verlierer war natürlich ich. Es kostete mich zwar kein Geld, aber den bisher guten Ruf, durch den Hinweis in meinem „Casier“, dass ich wegen Verleumdung bestraft worden sei. Das darf man natürlich nicht auf die leichte Schulter nehmen. Gewinnerin war auf jeden Fall die Zeitung, die während kurzer Zeit stark im Gespräch war und zum Renner wurde, um dann wieder im „Flüsterkasten“ weiter zu vegetieren. Sie hat wahrscheinlich wegen ihrer mentalen Einstellung, nie einen grösseren Leserkreis ansprechen können. Gewinner aber war der Ankläger sowie mein Verteidiger, der von der Zeitung, ja von seiner Zeitung, Geld für seine Interventionen vor Gericht bekam. Allein diese hinterlistige Machenschaft störte mich so gewaltig, dass ich für diesen Herrn, der in meinem späteren Leben immer wieder als kluger Politiker dargestellt wurde, keine belobigende Worte mehr fand. Er hatte sich selber als ehrlose Nullwertfigur bei mir eingenistet, verstärkt noch, als er sich als Parlamentarier gegen das Astra Projekt aussprach. Von der Zeitung löste ich mich auch im Nachhinein. Ich hatte nur noch einige Berichte geschrieben, so über den Bau der neuen Schwimmhalle in Oberkorn. Diese Beschäftigung, quasi als lokaler Berichterstatter, ging mir gewaltig gegen das Gemüt. Ich dachte bereits, mich mit einer ziemlich blöden Vorlage selber aus dem Rennen werfen zu können. Vielleicht aber hatten beide Ereignisse nur scheinbar negative Auswirkungen auf meine weiteren Veröffentlichungen. Ich merkte aber bald, dass das jeweilige Hemd, welches man bei seinen jeweiligen Beschäftigungen anzieht, erheblich dazu beiträgt, wie man in der Öffentlichkeit eingeschätzt wird. Dabei machte ich Bekanntschaft mit der Parteipolitik, mit Weltanschauung. Meine Anschauungen wurden auf Herz und Nieren geprüft. Die Antagonisten in meinem Leben begannen sich bemerkbar zu machen, in Form von Neidern, auch von Rivalen, die bewusst das um mich entstandene Bild verzerrten. Illusionen lösten sich auf wie Seifenblasen. Um eine Lebenserfahrung reicher geworden, widmete ich mich eine Zeit lang ganz besonders meinen privaten Schreibbedürfnissen. Das goldene Feuerzeug hat jedoch einen hohen Rang in meiner Sammlung, von speziellen Erinnerungsstücken, eingenommen.

Der allmorgendliche Husten war ein recht auffälliges Zeichen, dass meine Atemwege nicht in allerbestem Zustand seien. Die Nachbarschaft in unserer Strasse brauchte am Morgen keinen Wecker zu stellen. Ich besorgte es punktuell, auf dem Weg zur Arbeit, beim Vorbeigehen um die Strassenbahn zu erreichen. Ich weckte dabei auch den sorglosesten Tiefschläfer aus den Daunen.

Der absolute Nullpunkt meines Rauchgenusses war eigentlich schon kein Genuss mehr, überwältigte mich einen Monat, vor der Geburt meines Sohnes. Wiederum kämpfte ich mit verstopften Nasennebenhöhlen. Der Schlaf wurde dabei sehr unruhig. Husten und träufelnde Nasenlöcher quälten mich so sehr, dass ich eigentlich nichts mehr rundum mich als Lust befriedigend hätte bezeichnen können. Während einiger Tage vegetierte ich nur so dahin, bis meine Kopfschmerzen so erschreckend zunahmen, dass ich sie eigentlich nicht mehr ertragen konnte. Ich weinte vor Kopfschmerzen. Nur der eilends herbeigerufene Hausarzt, der eigentlich immer nur für die Kinder bestellt wurde, konnte mit einer kokainähnlichen Spritze mir die unerträglichen Qualen im Kopf lindern. Wie ein Häuflein Elend lag ich da, wimmerte nur so dahin, bis ich wieder beim Nasenarzt vorsprechen konnte und dieser mir bereits zum zweiten Mal, einen Durchbruch durch die Nase zu den Nebenhöhlen bohrte. Ich kannte bereits das krächzende Geräusch beim Durchbruch des Bohrers, durch den Nasenknochen.Wir ein Miniaturklempner verband er meine Nebenhöhlen über einen Schlauch mit einem vorher aufbereiteten Gebräu. Dann sah ich wiederum diese ekelerregende Brühe, die er wiederholt ausspülte. Sie hatte sich hinter meinen Wangen, bis in die Stirnhöhle hinauf, eingenistet. Zwecks Nachbehandlung spülte er noch mit einer antibiotischen Flüssigkeit die Nebenhöhlen aus. Er machte mir allerdings klar, dass ich ab sofort darauf achten müsse, keine weitere, dann aber chronisch werdende Nebenhöhlenerkrankung zu produzieren. Auch dürfe ich niemals mehr ohne Kopfbedeckung in den Regen oder nach einer Dusche keinesfalls die Haare nur in der Luft trocknen lassen, das empfahl er mir.

Das ging mir aber allerdings zu weit. Kurz entschlossen, nachdem ich mich wiederum einigermassen fit spürte, liess ich mich nicht in die Verweichlichung treiben und kümmerte mich sehr wenig um die nassen Haare mit Warmluft zu trocken. Im Gegenteil beim Duschen folgten warme und kalte Behandlungen nacheinander, so gewöhnte ich mir sogar daran, jedes Mal am Ende der Dusche nur noch Kaltwasser zu benutzen. Im Winter nahm ich auf unserer Terrasse nackte Schneebäder. Ich gewöhnte meinen Körper an plötzlich wechselnde Temperaturschwankungen. Ich härtete mich ab. Ausdrücklich bezeuge ich hier, dass die Prophezeiungen des Nasenarztes keinesfalls eintrafen. Ganz besonders aber veranlasste es mich in Zukunft sehr aufmerksam bei jedem Arzt zuzuhören, um herauszufinden, ob es sich um blosse Angsteinflössungen handele, die man sich nur so vom Daumen saugte oder um gezieltes Wissen. Die Erfahrungen, die ich dabei machte, waren klar. Die meisten Vorschriften (als Indikationen bezeichnet), die ich von meinen Ärzten erhalten habe, fussten fasst nie auf einer wissenschaftlichen Beurteilung, das heisst auf einer genauen Analyse. Mein Vater hatte dazu eine vortreffliche Antwort auf die Schwarzseher, die einem so im Leben begegnen. „Wer durch des Argwohns Brille schaut, sieht Raupen selbst im Sauerkraut“. Natürlich hatte mein Vater diesen Ausspruch von Wilhelm Busch, in dem bei der Buchgemeinschaft gekauften Buch „Tobias Knopp“ gelesen. Ich muss zwar sagen, dass meine Ärzte mich keinesfalls mit Argwohn behandelten, dagegen aber mit Schlussfolgerungen berieselten, für welche keine genaue Erkenntnis vorhanden sein konnte. Ich blieb mein Leben lang ständig äusserst skeptisch geblieben bei meinen Arztbesuchen, die ich nur als äusserst spärlich mit „erfolgreich“ etikettieren kann.

Das schlimmste Beispiel kann ich hier von mir geben. Da meine Beschwerden nach dem siebzigsten Lebensjahr darauf hinwiesen, dass sie vom Herzen kamen, suchte ich auf Druck der Familie und der Freunde einen der bedeutendsten Herzspezialisten auf. Er nahm sein sämtliches elektronische Gerät in Gebrauch, sowie auch die berühmten Folterapparate, mit welchen er meine Leistungsfähigkeiten zu entziffern versuchte. Es war mir klar. Ins Herz hineinschauen konnte er nicht und war nur auf subjektive Schlussfolgerungen angewiesen. Wir schwärmten gemeinsam über Gartenfreuden, womit er natürlich mein Vertrauen zu ihm aufbauen wollte. Dieser anerkannte Fachmann bescheinigte mir zum Schluss der Konsultation: „Du point de vue coeur, il n’y a rien.“ Ich gehe vielleicht später ins Detail dieser Geschichte ein, doch will ich sofort klarstellen. Nach vierzehn Tagen wurde ich am Herzen mit drei neuen Bypässen operiert. Ich war durch die Akribie eines jungen, angehenden Arztes, der mich mit seiner tragbaren Herzkreislaufmaschine untersuchte und dabei eine der dort aufgezeichneten Kurven, als höchst bedenklich anmahnte, vor einem möglichen Infarkt bewahrt worden. Eine intravenöse Exploration der Herzkranzgefässe brachte das Übel an den Tag. Ich war sofort mit einer Herzoperation einverstanden, denn durch meinen Beruf kannte ich die Folgen eines Herzinfarktes, der jetzt vermieden werden sollte. Nach der Operation fühlte ich mich wie neu geboren. Ich habe mir nahezu keine Gedanken über die Situation „danach“ gemacht. Die ganze Familie väterlicherseits war korpulent, weil sie in ihrer Jugend schwere Arbeit zu leisten hatten. Kein Wunder, dass sich dann so ein Gen an die Nachfolger übertragen kann. Gene, so denke ich kommen sicher nach Bedarf und gehen wieder, wenn sie überflüssig geworden sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Natur nach Bedarf kreieren und auch dessen Wirkungsweise gezielt wieder abschalten kann. Nur über diese Denkweise kann ich mir Spontaneous Healing erklären. Welcher Philosophie die Natur sich dabei bedient, bleibt unerforscht, nur bin ich mir sicher, dass die Natur in jedem Menschen irgendwie nach Programm abläuft. Dieser Prozess wird beim Altern offen sichtbar. Die materielle Natur ist keinesfalls auf ewiges Leben eingestellt, eher auf ewigen Wandel.

Die Gene des Heuschnupfens zum Beispiel, kommen in ländlichen Gegenden seltener vor als in den Städten, so kann es durchaus möglich sein, da sich antiallergene Stäube bei längerem Aufenthalt in einem Dorf positiv auf Allergiker auswirken können. So bin ich denn überzeugt, dass eine Unempfindlichkeit, dem Tabakrauch gegenüber, durchaus normal sein kann. Das Antitabakgeschrei scheint mir deshalb ungerechtfertigte, übertriebene Auswüchse zu haben. Ein Beweis braucht nicht extra erbracht zu werden. Es gibt Kettenraucher, denen das Nikotin oder die vielen anderen vermeintlichen Schadstoffe beim Rauchen nichts anhaben. Altbundeskanzler Helmut Schmidt und seine Frau Loki sind vortreffliche Repräsentanten. Bei diesen beiden Neunzigjährigen nach einem Gen für den unschädlichen Tabakgenuss zu suchen, wäre eigentlich die eleganteste Lösung des Problems. Warum stürzt die Tabakindustrie sich nicht wie Pharmakonzerne auf solche Gewinn versprechende Fallbeispiele. Ich kann nur die genetischen Forscher bewundern, die langsam aber sicher in die Zauberküche der Natur vordringen, um dem Leben noch viele unbekannte Rätsel zu entreissen. Ob deren Handwerk mit dem Verhalten des Zauberlehrlings zu vergleichen ist?

Meinen Entschluss zum Beenden meines Tabakkonsums hatte ich glücklicherweise bereits 20 Jahre vor dieser Operation gefasst. Es musste endlich Schluss sein mit dem Tabak, der mir überhaupt keine Freude mehr bereitete. Die beiden Durchbrüche in meinem Nasenknochen hatten mich vollends aufgeklärt, wohin möglicherweise die Reise hingehen würde. Der mentale Wandel war absolut leicht zu verkraften.

Doch damals kam es, wie es kommen musste. Der Weg zur Hölle ist bekanntlich mit guten Vorsätzen gepflastert. Hinzu kam, dass meine liebe Frau sich bei meinem Wehklagen so entsetzt hatte und durch die Furcht mich zu verlieren, eine Frühgeburt produzierte. Glücklicherweise verlief die Geburt ohne Probleme, weder für das Baby noch für die Mutter. Als Elternpaar genossen wir auch eine grosse Zuversicht in den Frauenarzt, der eigentlich ein sehr guter Freund war.

Bei der Kindtaufe war ich schon wieder wohlauf. Ich brauche, so glaube ich, keinem zu verraten, was nach dem besonders üppigen Mittagessen geschah. Es packte mich wiederum,die Sucht eine Zigarre zu geniessen. Ich entschuldigte mich bei mir selber für die Inkonsequenz bei meinen guten Vorsätzen. Da ich bereits beim Pfeifenrauchen wie auch beim Zigarrenrauchen die Gewohnheit hatte den Tabakqualm auf die Lunge zu ziehen, weckte ich wieder die alten Geister in mir. Ich belegte mich mit einem Schuldspruch nach dem anderen, unwiderruflich ein Wiederholungstäter zu sein. Das alles spielte sich in einer Periode ab, in welcher ich begann, mich intensiv mit der Psychologie des Menschen zu befassen. Ich war im Begriff in mein Innenleben bis zu meiner Psyche vorzudringen. Dabei müsste ich es doch fertigbringen Bezwinger zu werden, über diesen schädlichen Drang nach Tabakgenuss.

Ich hatte bereits eine neue Stange Vorrat eingekauft und mir vorgenommen jetzt doch endlich so langsam mich von diesem Laster zu entwöhnen. Diesmal war es die Marke Kent mit Nikotinfilter. Da packte mich jedoch unerwartet die Wut. Ich war im Begriff in meinem Garten die Miete zu wenden, wobei ich immer wieder husten musste. Die neu gekaufte Stange mit Kent – Zigaretten lag noch unangebrochen in meinem Büro. Als ich bereits wieder auf der Miete zu Husten begann, stach ich die dreizinkige Gabel in die Erde, schritt bedächtig und voller Mut, zu einer bemerkenswerten, sehr beherzten Tat in den Keller, zog meine Gartenstiefel aus, stapfte standhaft die Treppe empor bis an die Stelle wo die neue Ration an Zigaretten lag. Ich muss gestehen, noch nie hatte ich mit soviel Vorbedacht, die nachfolgende Handlung ausgeführt.Kurz entschlossen schritt ich zu der ruhmreichsten Tat meines Lebens. Ich öffnete sorgfältig ein Zigarettenpaket, vielleicht etwas zu feierlich, entnahm ihm eine Zigarette, zündete sie an und ging zurück in den Garten. Auf der Miete angekommen war ich meinem festen Entschluss so überaus glücklich nahe gekommen. Ich zog noch einmal einen starken Zug, musste wie gewohnt husten und dann fand die Zeremonie kurz und schmerzlos statt. Ich liess die kaum angerauchte Zigarette in die Miete fallen. Dann hob mit der Grabgabel einen Haufen noch nicht gänzlich kompostierten Erde etwas länger als normal in die Höhe und begrub die noch qualmende Zigarette. Theatralisch machte ich ein grosses Kreuzzeichen über den elendigen Haufen und diesem leidlichen Übel, das jetzt für mich symbolisch begraben war. So arbeitete ich ohne Zigarettenqualm weiter, bis ich gegen Abend ins Haus kam. Freudestrahlend, zufrieden mich selbst überwunden zu haben. Doch ich war mir bewusst, dass dies keinesfalls eine Garantie von längerer Entsagung sein konnte. Ich kannte mich bereits sehr gut, ich wusste, dass ich niemals ein Asket werden würde. Ich gehöre zu den Genussmenschen. Das ist eine äusserst gefährliche Schwachstelle im menschlichen Verhalten. Da musste noch etwas geschehen, das mir den Rückfall definitiv verbaute. Es war mir bewusst, dass ich dieses Ereignis unbedingt allen Freunden und Bekannten zur Kenntnis bringen müsse, damit ein Rückfall nicht so leicht stattfinden könne. Zuerst war es meine Frau, die mir skeptisch zuhörte, dann erfuhren es meine Kinder, die sich unerwartet erfreut zeigten, dann meine eigenen Eltern und der Schwiegervater, der immer noch rauchte. Mein Vater rauchte auch noch immer, aber mein Entschluss musste ihn mächtig beeindruckt haben, denn er überwand kurze Zeit später auch die ihm unbequem gewordene Sucht. Keines meiner drei Kinder ist zum Raucher geworden und genau das berechtigt mich zu glauben, dass ich im Gegensatz zu meinem Vater, der mich eigentlich zum Rauchen verführte, meinen Kindern als Vorbild diente, dass man auch ohne das Rauchen ein genussreiches Leben führen kann.

Am nächsten Tag waren es die Arbeitskollegen, denen ich meine neue Existenz ohne Tabak mitteilte. Eingebettet in eine solche Gesellschaft, die mich ab sofort mit Geieraugen beobachten und wie schnell ich wieder rückfällig würde, ist eine enorme psychologische Waffe, die ich mir ausgetüftelt hatte. Sie ist eine unvorstellbare Kraft und auch die beste Hilfestellung überhaupt Herr über das Laster, den inneren Schweinehund zu werden. Ich hatte mir vorgenommen, endlich wieder die Herrschaft über mich selber zu gewinnen. In Kenntnis all meiner Schwächen habe ich meine Umwelt zur Hilfe gerufen, um mich ab sofort zu beobachten, ob ich auch standhaft und mannhaft genug sei, um diese allgemein bekannte Schwachstelle des Menschen zu überwinden.

Ich kann mich an dieser Stelle glücklich preisen, es vor mehr als 40 Jahren (ich war also genau 35 Jahre alt) geschafft zu haben, um mir das Rauchen erfolgreich abzugewöhnen. Ein Abgewöhnen war es eigentlich nicht, denn ich empfand einfach keine Nikotinsucht mehr. Ich muss allerdings gestehen, dass manchmal nach einem üppigen Mittagsmahl mir doch eine feine Zigarre schmeckte, aber ich wurde keinesfalls rückfällig, allein weil ich mir selber beweisen wollte, dass ich nicht wie ein schwaches Geschöpf dahinvegetieren wollte, sondern den inneren Schweinehund zu meistern verstand.

Wenn ich die Diskussion heute über die vielen Anstrengungen verfolge, die gemacht werden, um dieses eher lästige Gebaren zu meistern, dann kann ich wie oben berichtet beweisen, dass man konsequent plötzlich zu rauchen aufhören kann, wenn man nicht nur diese blöde Angewohnheit, als einzu besiegendes Makel ansieht. Man sollte sich ganz klar bewusst sein, dass der menschliche Geist Schwächen aufweist, die es zu beherrschen gilt und die auch beherrschbar sind. Allerdings wird man einwenden, dass das Rauchen mir allerdings gesundheitlich arg zugesetzt hatte, zumal mit den beiden Durchbrüchen in den Nebenhöhlen meiner Nase. Doch das war recht bald gänzlich vergessen.

gilt nicht nur allein auf dem Gebiet des Rauchens. Auch das Trinken kann eine solche Sucht provozieren. Überhaupt fühlt man sich wirklich wohler,in der Haut in der man eben steckt, wenn man, genau wie der Sportler standhaft und ausdauernd, ja konsequent ein hehres Ziel verfolgt und auch erreicht. Man erlebt dann auch den Beweis, dass man sich weitaus besser kontrollieren kann, wirklich ein Stück dieser Denk- Rede- und Handlungsfreiheit geniessen, die als höchste Güter des Menschen betrachtet werden.

Nur dem nicht zuversichtlichen Schwächling wird jede Anstrengung einer Mobilisierung seiner natürlichen Abwehrmechanismen misslingen.

Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü