Meconopsis

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Der kleine Gemüsegarten

Die Symphonie kann beginnen

Der kleine Gemüsegarten.


Man konnte noch gerade so die Beete überblicken, wenn man durchs Küchenfenster in den Garten schaute. Öfters suchten wir den kürzesten Weg, durch dieses Fenster, um nach draussen und in den Garten zu gelangen. Jeder von uns beiden hatte es auch einmal gewagt vom Badezimmerfenster aus (ein Stockwerk höher) in den Garten zu springen, was allerdings wir selber daraufhin nicht mehr noch einmal als Leistung einstuften. Die Gemüsebeete, einiges Spalierobst, sowie die Blumenbeete besorgte mein Vater. Mich interessierten hauptsächlich die Ameisen, die über den sandig-geschotterten Gartenpfad, von einem Beet ins andere wanderten. Wir mussten höllisch aufpassen, weil die Beete mit umgestülpten aber leeren Flaschen umrandet waren. Sie waren mit dem Halsstück nach unten in die Erde gebuddelt, sodass nur noch der eigentlich stabile Fuss der Flasche die Abgrenzung des Gartens markierte. Weil sie immer wieder zerbrachen, wurden sie später durch schräg gestellte Ziegelsteine ersetzt. Um diese winzigenAmeisen beobachten zu können, besorgte ich mir eine alte Decke und legte mich glatt neben ihren Jagdpfad auf den Boden. Nur so konnte ich dem lustigen und emsigen Treiben zusehen, ohne dass ich dabei ermüdete. Mich verblüffte deren gesellschaftliche Ordnung, die ohne ersichtliches Kommando reibungslos von stattenging. Mit einigen eingesammelt Ameisenpuppen fütterte ich meine Fische. Ich habe mich immer gefragt, warum in unserm Haus immer so leidenschaftlich herumkommandiert wurde, wenn in einem Ameisenstaat doch scheinbar alles so geräuschlos und harmonisch ablief.

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass wir damals ein Starenhaus hatten, welches auch bewohnt war. Ich habe es an anderer Stelle bereits anlässlich unserer sportlichen (!) Aktivitäten erwähnt. Seit den Kriegsereignissen habe ich im Süden des Landes keine Stare mehr gesehen, gewiss, weil dort das Nahrungsangebot von saftigen Beeren nicht dasselbe ist wie in den Weinbergen unserer Mosellandschaft. Man würde sie heute mit Emigranten vergleichen können und auch so bezeichnen.

Mein Bruder konnte mich manchmal bis zur Weissglut ärgern. Da ich ihn aber nicht durch Schnelligkeit einholen konnte und dabei seine stärkeren Fäuste auch meiden wollte, ergriff ich manchmal irgendein Gegenstand oder einen Stein, um ihm diesen an seinen Kopf zu schmeissen. So kam es auch, dass ich gerade wieder einen Stock gefunden hatte als wir (nicht von ungefähr) rund um das Beet vor dem Küchenfenster rannten. Doch bevor mein gezieltes Geschoss ihn treffen konnte, sprang er zur Seite und der Stock landete hinter ihm in der klirrenden Fensterscheibe. Da wurde es mir erst klar, dass man sich viele allzu spontane und unüberlegte Handlungen besser vorher durch den Kopfgehen lassen soll, um nicht erst nachher die eventuell daraus resultierenden Folgen zu ergründen. Mein Bruder hatte mich absichtlich in diese Stellung gelockt und ich war prompt darauf hereingefallen.

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