Meconopsis

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Deportation des Vaters

Die Symphonie kann beginnen

Deportation des Vaters.

Bewaffnete Staatsbeamte konnten die Deutschen in unserm besetzten Land keineswegs gebrauchen. Ohne die notwendige Nazi-Indoktrinierung hätten diese für das Reich gefährlich werden können. Damit begann die Leidenszeit, die mein Vater besonders in seinen oben aufgeführten Memoiren ausführlich behandelt.
Vorbei war die schöne kameradschaftliche Zeit mit ihm zusammen. Vorbei die wunderbaren Familien-Spaziergänge in freier Natur, die ausführlichen Erläuterungen die er uns immer wieder geben konnte, wenn wir den Namen eines Tieres oder einer Pflanze kennen wollten. Besonders glücklich war er als sein Freund Hertges ihm ein für ihn und seinen besonderen Wissensdurst (in Punkto Botanik) stillendes Buch schenkte: „ Die Flora der Heimat“ das Dr. Edmond. J. Klein, Professor der Botanik am großherzoglichen Gymnasium in Diekirch, im Jahr 1897 geschrieben hatte. Und genau der hundertsteJahrestag seit Erscheinen dieses Buch veranlasste mich 1997 in Zusammenarbeit mit Nicolas Rollinger diese Flora neu zu editieren. Nicolas Rollinger war ein hoch talentiertes und aufopferungsbereites Vorstandsmitglied, der von mir gegründeten AAT (siehe im Internet). Er besorgte das Layout. Ich hatte mir persönlich ganz besonders die unzeitgemäss gewordene Nomenklatur der Pflanzen vorgenommen. Viele Namen entsprachen nicht mehr dem aktuellen Wissensstand. Sie mussten allesamt geprüft werden. Ich versuchte auch die luxemburgischen also volkstümlichen Namen, insofern bekannt, zu ergänzen. Eine Neuausgabe dieser Flora ist übrigens seit kurzer Zeit in Bearbeitung.
habe meinen Vater immer geliebt, nahezu angebetet. Er war ein herzensguter Freund, auch zum Schmusen bereit und nicht nur mir ein leibliches Vorbild von Fröhlichkeit und ausstaffiert mit einem genialen Gedächtnis. So konnte er stundenlang Gedichte zitierten, wie das “Lied von der Glocke“, den „Zauberlehrling“ oder der „Taucher“ und besonders Auszüge aus der luxemburgischen Literatur. Den kompletten Rénert von Michel Rodange wusste er zu deklamieren und beherrschte dabei auch noch die verschiedenen dort verwendeten Landesdialekte. Natürlich hatte sein Wandererleben ihn dabei begünstigt. Leider konnten wir nie an den manchmal Tage dauernden Radtouren teilnehmen, die er mit seinen Freunden, dem Lehrer und dem Pfarrer durch unser schönes Land gemacht hat. Er kannte sich ausgezeichnet aus in der Geografie des Großherzogtums. Straßen und Schleichwege waren ihm bekannt, worüber man nur staunen konnte. Ganz besonders aufmerksam hörten wir auch seiner sonoren Bassisten Stimme zu, wenn er seine eigenhändig zusammengestellten Potpourris mit über 40 verschiedenen Melodien (siehe Teil I) vortrug. Nicht nur deutsche Lieder waren ihm geläufig auch die besten Texte aus luxemburgischen Theater-, Revue- und Operettenstücken. Kein Wunder, dass er im Kirchenchor beliebt war und ihm oblag es, auch verschiedene Psalme in der Vesper vorzutragen. Besonders lag ihm der Vesper Psalm 116.

„Laudate Dominum omnes gentes
Laudate eum omnes populi
Quoniam confirmata est super nos misericordia ejus
Et veritas Domini manet in aeternum"

Er trug den Psalm mit ganz besonderer Inbrunst von der Empore aus vor, mit oder ohne Orgelbegleitung. Er wurde sogar in manchen Vereinigungen Vortragsredner zu religiösen wie auch ethischen oder philosophischen Themen.Auch war er für seine Zeit bereits ein außergewöhnlich vielseitig aufgeschlossener Mensch mit einem hohen literarisch orientierten Wissensstandard. In seiner Hausbibliothek konnte ich bereits in einer großen Auswahl an Weltliteratur stöbern. Die Bücher hatte er als Mitglied der Deutschen Buchgemeinschaft erworben. Meistens Klassiker und hervorragende Romane. Dreizehnlinden von Friedrich Wilhelm Weber war ihm eine Quelle für Zitate. Besonders gerne zitierte er:

Wonnig ist's, in FrühlingstagenNach dem Wanderstab zu greifenUnd, den Blumenstrauß am Hute, Gottes Garten zu durchschweifen.

Man kann sich jetzt vielleicht gut vorstellen, wie gesellig er war. Er war außerdem ein ausgezeichneter Koch und schmähte keinesfalls gute Bissen und in seinem Keller, so kann ich mich erinnern, befand sich meistens ein Fässchen Rotwein, an dem er selber immer wieder für den Festtisch zapfte.Seine Lebensfreude und besonders seine ungebeugte Frömmigkeit begleiteten und stärkten ihn, in dem schwierigen Leben. Es war wie eine Überlebenspille, an welcher er zu zehren begann, wenn Schwierigkeiten sich über seinem Kopf häuften.
sollte dies alles auf einen Schlag vorbei sein.Der Abschied meines Vaters hatte nicht wenige Auswirkungen auf mein weiteres Leben. Bevor er zum ersten Mal wegging, sagte er zu meinem Bruder. „Hilf du der Mutter und pass gut auf deinen Bruder auf, damit der nicht aus der Reihe tanzt.“ Das war natürlich Wind auf die Mühle meines Bruders, der sich immer mehr, nicht als Beschützer aber eher als Bewacher vorkam. Damit war sicherlich unbeabsichtigt und durch falsche Interpretation, das Kriegsbeil zwischen uns beiden ausgegraben worden.
Mein Vater hatte noch kurz vor seiner Abreise, für einige Jahre, ein Stück Ackerland mit andern Freunden gemeinsam gepachtet. 7 Ar Ackerland standen uns persönlich zur Verfügung und diese befanden sich etwa 2 Km weit weg von unserm Wohnhaus. Ein Bauer hatte das ganze Feld, was einst eine Wiese war, umgepflügt und dort sollten jetzt Kartoffeln, Bohnen, Karotten und noch vieles andere gepflanzt werden.

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