Meconopsis

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Das Bataillonsfest

Die Symphonie kann beginnen

Das Bataillonsfest


Den Abschluss der Drillzeit feierte man normalerweise mit einem Bataillonsfest, das mit einem Hochamt, Te Deum und festlichem Fahnenaufmarsch bereits mit musikalischer Begleitung der Militärmusik am frühen Morgen begann.

Die Messe wurde von Soldaten gesungen. Ich hatte mich rechtzeitig zu diesen Sängern gemeldet, die von einem angehenden Seminarist geleitet wurden. Natürlich waren auch unseren tüchtigen Musikanten dabei Schwierigkeiten hatte man bei der Suche nach einem Organisten.

Die Vorbereitungen begannen bereits rechtzeitig. Man hielt eine Umfrage wer ein Instrument spielen würde, wer singen wollte und wer die Messe dienen wollte. Es gab nur wenige, die vorgaben Klavier spielen zu können, denn ein Klavierspieler konnte möglicherweise den Organisten ersetzen. Dummerweise mussten diese begabten Musiker auch das Klavier in den Probesaal transportieren. Auf die Orgel steigen wollte aber keiner der Pianisten. Nur einem, der immer nur beim Orchestrieren der bereits erwähnten Musikanten zuhören musste, war René Marnach. Der Seminarist hatte ihn dazu überredet, dennoch zu versuchen. Doch Marnach wollte nicht, weil er wie es schien noch überhaupt keine Kirche von innen gesehen, geschweige einer Messe beigewohnt hatte. Aber die anderen Musiker wussten, dass er ein talentierter Musikant war und so kam es, dass er sich bewegen liess, auf der Orgel zu spielen, unter Voraussetzung dass er sich doch länger mit dieser Königin der Instrumente auseinandersetzen, also probenmüsse. Der Dirigent versuchte ihm jede Verunsicherung zu nehmen,er ihm den ganzen Ablauf des Hochamtes aufzeichnete und ihm versprach, immer wieder den passenden Einsatz zu geben. Die Proben verliefen sehr gut und schnell stellte es sich heraus, dass diese zusammengewürfelten Sänger keine schlechte Sängergruppe ausmachten. Auch der Pianist schien sich wohlzufühlen. Inzwischen hatten wir erfahren, dass er mit Religion sehr wenig am Stiel hatte. Er war ein Pianist, der ständig in einer der hauptstädtischen Bars für musikalische Unterhaltung sorgte.

Die Messe verlief reibungslos und sehr feierlich, in der herrlich geschmückten Kirche von Bitburg. Der Gesang war aussergewöhnlich. Die Einlagen der Musikanten aussergewöhnlich perfekt. Der Organist hatte sich gut eingelebt, in seine herausragenden und gut trainierten Einlagen, bis es zur Kommunion kam. Niemand hatte erwartet, dass so viele Leute zur Kommunion gingen. Natürlich waren viele Familienangehörige zu Besuch und auch in der Messe. Die geprobtem Gesang- und Orgeleinlagen waren bereits erschöpft und man wollte absolut vermeiden, dass es still in der Kirche wurde, weil den Musikanten und Sängern der Stoff ausgegangen war. Der Seminarist feuerte den Organisten an, doch über Luxemburger Musikthemen zu improvisieren. Was uns da geboten wurde, war einfach fabelhaft, ja grandios. Marnach improvisierte Variationen über die Nationalhymne zu all möglichen bekannten feierlichen Themen, so als ob er Domorganist sei. Doch als er in seinem Rückenspiegel noch immer sah, dass kommuniziert wurde, da geschah das, was bis dahin niemand erwartet hatte. Aus seinen Improvisationen kristallisierte sich auf einmal der Karnevalschlager heraus: „Wir sind alle kleine Sünderlein.“

Ein Raunen ging durch die Kirche. Wir Sänger, auf der Emporeümmten uns und konnten dummerweise nicht laut lachen. Marnach schmunzelte und wechselte sogleich auf den „Hämmelsmarsch“, weil der Seminarist ihm ein schroffes Zeichen gegeben hatte, sofort mit dem Unfug aufzuhören.

Zum Abschluss der Messe servierte der talentierte Musiker eine mustergültige Toccata, worüber natürlich alle Anwesenden staunten und ganz besonders unsere professionellen Spieler. Super!

Das Fest dauerte den ganzen Tag. Es war auch ein Tanzzelt errichtet worden. Wie ich aber mit einem dunkelhäutigen Soldaten aus Spangdahlen zum Pistenmäher wurde, das möchte ich doch lieber für mich behalten. Nur eines möchte ich als Erklärung hinzufügen. Tanzen kann ich heute noch nicht.

Nach der Drillzeit wurden die Kasernen in Bitburg von uns Spunten geräumt und jeder wurde einer Kompanie zugeordnet. Ich hatte bereits bei der Musterung davon abgesehen als Reserveoffizier eingeschrieben zu werden, was eigentlich allen Studenten mit Abschluss angeraten wurde. So blieb ich ein 2. Klasse Muppi, wie man die Soldaten ohne Grad noch nannte.
Ich kam in das Militärlager von Kapellen, wo die Kompanie „das Genie“ zusammengestellt war.

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