POESIE

deutsch

 

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Inhaltsverzeichnis

 

Wenn die Natur versiegelt

 

 Auf Siegberath

 Bambusrohr

 Blauer Rittersporn

 Dem geschiedenen Freund

 Den Banausen

 Auch uns

 Die Mühle

 Symbole

 Symbolik

 Doktor Schiwago

 Erlahmte Schwingen

 Gitarre

 Heb Gedanke…

 Lucilinburhuc

 Mensch gedenke der Lebenden

 Nacht

 Steinpflaster

 Gewitter am See

 Tochter der Mnemosyne

 Türkisblaue Schale

 Sputnik oder Die Stimme aus dem Äther

 Nachklang oder Die Stimme des Herzens

 Vulkan unter Eis

 Weihnachtsgebet eines Vagabunden

 Sylvesterwunsch und Cocktail

 Wandel

 Wellen der Zeit

 Zwei Leben hab ich

 Die Maske

 Im Aletschwald

 Luna

 Lyrische Folge

 Nähe und Schmerz

 Nur ein Pyrogenlied?

 Schönheit

 Lichter

 Die Brut

 Sylvester 1956

 Wolken

 Gong im Äther

 Zugvögel

 Fiesta

 Eine Fabel – Die Schlange und der Igel (Korrektur 9,4,2006)

Frühlingserwachen (neu 18.3.2006)

Vom Glück! Vom Glück!

 

Abschied

An den Mond

An meine Uhr

Begegnung

Bist du Wurzel meines Baumes

Brief ohne Anschrift

Das L am rechten Orte

Das letzte Lied

Das Wiegenlied

Deine Locke

Der erste Kuss

Der verliebte Dichter und die Musen

Die Schneeflocke

Dreiklang

Ein Kuss

Ein Neujahrstraum (27.12.1954)

Ein Wunsch

Erinnerungen

Folge 1-11

Frühling du warst schon da

Frühlingseinzug

Frühlingserwachen

Frühlingsglocken

Frühlingssehnen

Galgen im Mond

Geknickter Halm

Heimkehr

Herbstlied

Herze wem bist du gewogen

Immer von Neuem

Kolibri

Lass mich

Letty

Licht

Liebesrausch

Maiengefühl (erste Fassung)

Maiengefühl (zweite Fassung)

Marco

Mein See

Motto

Nachtwanderung

Omen

Puszta Legende

Schmetterling

Sempre Dakapo

Sonnenuhr

Trennung – Sehnsucht – Wiedersehen

Weihnachten

Wenn die Frühlingslüfte wehen

Wunschlos

Zum Schulausgang

Auf Siegberath

Fantasie in vier Bildern.

Küste

Ebbe

Sonne

Wind.

Ein Kiel ruhet tief im Sand.

Der Fischer lehnt an des Bootes Wand.

Zerschmettert das Ruder,

Zersplittert der Mast,

Zerfetzt alle Segel,

So liess es der Sturm zurück.

Im Dünengras spielet ein leichter Wind.

Die Möwen zieh'n stumm.

Zwei Wolken am Himmel

Eilen seltsam vom Meer über' s Land.

Am Horizont gleitet ein Schiff,

Es streben die wuchtigen Maste,

Die Segel gebläht, in das blaue Firmament.

Über die Wellen

Gleitet ein trauriger Blick,

Dem sich gesellen

Gedanken ans Meer und ans Glück.

Bald rauschen die Wellen

Und laden zum Tanz.

Nur einmal hinaus noch

In untüchtigem Boot

Als trauriger Schiffer

Ohne Ruder

Ohne Mast

Ohne Segel.

Da regt sich die Flut.

****

Küste

Sonne

Wind.

Näher rollen die Wellen,

Wühlen nun steter im heißen Sand.

Bald steigen sie höher empor,

Lechzen am Boot,

Umzittern den Kiel,

Verleihend den Planken wild sprühenden Glanz.

Schon funkeln die ehedem traurigen Augen

Mit jeglicher Welle schlägt höher das Herz

Und eiserne Hände

Verkrampft in die Loten

Erwarten voll Sehnsucht

Das Rauschen der Flut.

Es bebt schon das Boot,

Das Holz sauget gierig am Nass,

Das Wasser rauscht

Es brauset die Flut

Die Brandung tobt unter den Füssen dahin.

Im Dünengras tanzen die Wellen.

Die Möwen schrei'n,

Ein erfreuender Schrei voller Sturm.

Zwei Wolken steh'n seltsam über dem Land.

Siegberath

Ohne Ruder

Ohne Segel

Ohne Mast,

Schaukelt den einsamen Fischer ins Glück.

****

Meer

Mondlicht

Wind.

Grundige Wellen.

Wolken sich bälkend über dem Land.

Als dunkeler Streifen

Die Küste versunken im Meer.

Die Finsternis steigt aus den Wassern.

"Schneller der Wind

Höher die See",

Erhellen den Glanz seiner Augen.

Die glücklicher strahlen auch

Ohne Ruder

Ohne Segel

Ohne Mast,

Auf Siegberath!

Schon wiegt ihn das Meer

In den betörenden Symphonien der Nacht.

Sturm

Peitschende Brecher

Schlagen keck über die Loten,

Es kränget und trimmet

Es kracht in den Schotten,

Der Fischer starrt glücklich hinaus.

Die Faust am zerbrochenen Steuer,

Lauscht wie ein Wiegenlied

Den rollenden Donner,

Sieht wie ein Feenbild

Der Blitze gleissende Schnelle.

Glücklich, zufrieden im wütenden Element

Sehnsüchtig erflehend die Macht

Des Gewitters,

Des Sturmes,

Der Nacht.

****

Der Tag bricht an.

Küste

Ebbe

Sonne

Wind.

Die Siegberath zerschmettert im Sand.

Kein Ruder

Kein Mast

Keine Segel.

Kein Fischer lehnt an des Bootes Wand.

So liess es der Sturm zurück.

Henri Regenwetter

 

*

 

Bambusrohr

Vorbild

 

Schatten spendest du im Hain.

Lispelnd, schwebend auf der Brise.

Beugst graziös dich noch im Sturm.

Dienend selbst

Nachdem erstarrt

Des Lebens Saft.

*

 

Tritt ein.

In den Garten mein.

Labe dich,

Ergötze Dich

Schaue, staune,

Wundre dich.

Pflanzen wollen Freunde sein.

 

Spendest Schatten, einst im Hain,

Lulltest uns beim Träumen ein.

Beugtest dich dem stärksten Sturm.

Menschen Hand liess dich erstarren

Nach dem Tod noch dienst ihm würdevoll.

 

*

Blauer Rittersporn

 

Allzu kurz nur recken sich die blauen Pauker

Solisten gleich, im Chor der farbenfrohen Bläser.

Sie überragen aller Beete höchste Form.

 

Allzu kurz nur sind mir dieser Muse Küsse

Ich lausche, staune, wage kaum zu schwärmen

Vom Glück,  umarmt von deren blauen Woge.

 

Aufstrebt sie bis hin zum Dach der Welten

Sich schmiegend an azurne Ammen

Lechzend der Wolken Nass, das ihre Dürste stillt.

 

Allzu kurz nur trommeln mir die blauen  Pauker

Ihr Notenblatt zu rasch vergilbt.

Die Noten tropfen,

von Immen hoch geschwängert.

Rhapsodie in Rittersporn.

 

HaeR 18.7.99

 

*

 

Dem geschiedenen Freund.

(Frinn Nürnberg)

 

Ach Freund,

Dein Schritt ist nun verhallt,

In dumpfer Nacht;

Wo die Sterne nach dir riefen,

Wo bald dein Schritt

Wie Harfenton im Traum erklingt,

Wo die blutende Saite wieder singt,

Wo der verschüttete Jugendquell

Kristallklar von neuem sich ergiesst,

Wo Erdenglück in andrer Fülle fliesst.

 

Ach Freund,

Dein Blick ist nun verblasst,

In dumpfer Nacht;

Wo die Sterne hoffnungsvoller glänzen

Wo Finsternis der ew'gen Sonne weicht,

Wo Gold der Ackererde gleicht,

Wo deine Augen sich

An Gottes Herrlichkeit erbauen.

 

Ach Freund,

Verstummt dein Mund,

Verklungen dein frommes Lied,

In dumpfer Nacht;

Wo die Sterne leise flüstern,

Wo Künstlerhände Orgellieder beten,

Wo Engelstimmen deine Lieblingsweisen singen.

Wo nicht die Seelen für den Frieden ringen,

Dahin o Freund, führt dich der Weg,

Der dich von deinem Leiden löste.

Zeige ihn mir

Wenn einst in dumpfer Nacht

Die Sterne nach mir rufen,

Damit ich wieder zu dir finde.

 

Henri Regenwetter

 

*

 

Den Banausen

 

Hat jemand sich ein Licht gestellt,

Das seine dunkle Nacht erhellt,

Erwachen oft und leider,

Im Freundeskreis, die Neider.

 

Da reget sich ihr feiner Sinn,

Führt sie zu dem Bekenntnis hin,

In Allem was sie nicht verstehen,

Nur Eitelkeit und Trug zu sehen.

 

Ihr fühlet nicht in euch die Kunst

Der Musen Murmeln, ihre Gunst,

Die Sterne, die im Innern kreisen

Und euch die schöne Bahn nicht weisen.

 

Gedichte sind gezeugte Kinder,

Der Seele trübe Spiegelbilder

Und nur die elend  Bilderlosen

Können mit solchem Schmähen tosen.

 

H. Reger

 

*

 

Das Untergehölz:      Auch uns gehört der Sonne Licht

Das sich in euren Kronen bricht,

Doch wenn euch Riesen es gesegnet

Nur Dämmerlicht nach unten regnet

 

Auch uns durchdringt des Lebens Lust

Wir schmachten an erschlaffter Brust

Ihr hohen Stämme tragt die Schuld

Dass welk wir stehen, ohne Huld.

 

Die Ungleichheit sei abgeschafft

Denn uns gebührt dieselbe Kraft

Und sind wir einmal alle gleich

Dann gibt es weder Arm noch Reich

 

Die Buchen:              Glaubt ihr das wäre jedem recht?

Wer wäre Herr dann und wer Knecht?

Quellen sich nur ins Meer ergiessen

Wenn Bäche ineinander fliessen.

Nur einer wird was viele Schaffen

Nie sollte dieser Geist erschlaffen.

 

Denn strömt die Ader hin und her

Ergiessen Ströme sich ins Meer.

Hier schöpft die Urkraft ihre Mengen

Um Feld und Wälder zu besprengen.

Aufs Neue fliesst die Wunderquelle

Führt aller Kraft in ihrer Welle.

 

So fügt sich’s auch in diesem Wald

Man strebt nach Dasein und Gestalt

Des Lebens Sinn nur liegt im Streben

Das darf es keine Gleichheit geben:

Wo läge denn des Efeus Ziel,

Wenn ihm nicht unser Stamm gefiel?

 

Das Untergehölz:      Und doch nennt ihr es Parasit.

Wir kommen nur zu dem Fazit

Euch singt man stets das Hohelied

Wir sind unnützes Kettenglied.

 

Die Buchen:              Wer ist es der solch Hymnen singt?

Ein Streben, das in jedem klingt

Und allen ist dies Gut gegeben:

Zu schaffen, wirken, so zu leben,

Dass jeder Schritt hallt voller Wonne

Ob in dem Schatten, in der Sonne.

 

Nur darin fliesst des Lebens Saft

Was die Ungleichheit strebend schafft.

 

Henri Regenwetter

 

*

 

Die Mühle

 

Sie klapperte einst,

doch heute nicht mehr

Der Bach rauschte einst

Heut fliesst er gebändigt daher.

Heut weckt sie Nostalgie

Man spricht von Romantik,

Auch das alles stimmt nicht mehr

Sie sind restauriert

Die geballten Kräfte von Wasser

Und Erfindungsgeist des Menschen.

Ihr Alterungsprozess wurde gebremst

Restauriert.

Ich wünschte, der menschliche Geist

Könnte ebenfalls restaurieren,

was Herz als Mühle und Blut als rauschenden Bach

zu einem ebenso kraftvollen Produkt macht.

 

*

 

Symbole.

 

Bäche

Räder,

Rauschen.

Klappern

Ewig, so der Mensch dies will.

 

Lebenssaft

Der Puls des Lebens

Schlaget länger

So ein Gott das will.

 

 

Das wünschen Ihnen

von ganzem Herzen

Henri und Lony.

 

*

 

 

Symbolik

 

Bäche,

Räder,

Rauschen,

Klappern,

Ewig.

So der Mensch es will.

 

Lebenssaft

Der Puls des Lebens

Strömet

Rauschet

Immer länger.

Ist des Menschen emsig Ziel..

 

Wünsche für das kommende Jahr 2000

Henri und Lony Regenwetter.

Bad Urach 1999

 

*

 

Doktor Schiwago

 

Wie einen Schiffbrüchigen

Lotste man dich an den saugenden Fängen der Charybdis vorbei

Hinaus in die sanft sich kräuselnde friedliche See.

 

Du flohest die glühende Morgensonne

Die drohend den freien Himmel zu entflammen sich erdreist

Um dich zu erquicken in den kühlen Gefilden des Abends.

 

Die erschlafften Segel

Blähten sich allsogleich und Pegasus beflügelte die Bugwellen deines Flosses

Als Nagaika dein Heimatgestade zu peitschen.

 

Du warst vielen fremd,

Doch jene die dein blutbeflecktes Antlitz geschaut,

Nahmen dich auf, wie einen alten Freund und du wardst ihnen zum Held.

 

Dein Name kam in aller Mund.

Von Millionen Kehlen besungen strömte er zurück durch des Äthers Wellen

Um an den rauen Giebeln deiner Penaten zu zerschellen.

 

Ein Glücksstrahl flammte in unsern Augen,

Als irrsinnig abgeschossene Pfeile die säuselnden Lüfte teilten,

Die man dir nachjagte, um Deine Sternengeburt zu verhindern.

 

H. Reger.

 

(LuxWort)

 

*

 

Erlahmte Schwingen

 

Mit Rosenfingern Musen flocken,

Der Sonne Strahl in unser Herz,

Und froher Klang der Windesglocken

Entführt uns Gaukler himmelwärts.

 

Gehorchend jenen Zaubertönen,

Verkläret sich der Seele Blick,

Entfliehet den mondänen Strömen

Und weitet sich am Sonnenblick.

 

Doch ist's als ob die Zauberkräfte

Bemessen seien zu dem Flug,

Als ob der Sehnsucht Traumessäfte,

Gebrauet seien zum Betrug.

 

Kaum lauschen wir den Nektarlippen,

Kaum ist des Herzens Bild umrahmt,

Heult schon die Brandung aus den Klippen,

An denen unser Flug erlahmt.

 

Noch wuchtiger der Sog der Wellen,

Zieht uns ins Meer des Leid's zurück,

Aus allen Buchten Nebel quellen,

Verschleiernd uns den letzten Blick.

 

H. Reger

(LuxWort)

 

*

 

Gitarre

 

Hüpfet lustig meine Finger

Auf den Saiten voller Schwung,

Wenn erklingen Liebeslieder,

Macht das Herz ein Freudensprung.

 

Schwinget Töne, liebe Saiten,

nach der Herzens wahrer Lust,

Dass sie Freude mir bereiten,

In der wohl beschwingten Brust.

 

Süsser Zauber, Weiheklänge

Rauschen voller Jugenddrang

Der Gitarre Lustgesänge

Weben himmlisch reinen Klang.

 

Sie berauschen meine Seele,

Die sich sehnt nach reinem Ton.

Wer sie lauschet erntet Wahrheit,

Meiner Sehnsucht höchsten Lohn.

 

H. Reger

(LuxWort)

 

*

 

Die Warte - Jahrbuch 1957 - Kleine Anthologie

 

Heb Gedanke.....

 

 

Traumesschwere Wolken fliehen

Durch des Alltags fahles Licht,

Aus der dunklen Nacht nun ziehen

Sie mit schwangerem Gesicht.

 

Wo sie immer auch gebären,

Sich entbinden ihrer Frucht,

Werden sie die Hoffnung mehren

Nur auf reine, edle Zucht.

 

Stiegen so aus fernen Tagen

Sie mir nicht zum Glanz empor,

Durfte mich an Edles wagen

Das mir täglich sang im Ohr.

 

O, dich trug im Engelsschosse

Die Natur zur Reife aus.

Dein Gedanke wie das Grosse

Himmel wird im Erdenhaus.

 

Feurig pulsen alle Venen

In des Körpers Labyrinth,

Rauschen in des Hirnes Strähnen

Wie im wirren Hain der Wind.

 

Zittern nicht die kleinsten Äste

Bei der Lüfte lindem Hauch.

Strömen nicht der Erdensäfte

Stets im Aufbau und Verbrauch.

 

Ja, du dringst aus fernen Tagen,

Edel, reif nun an mein Ohr,

Dich hat Menschenglut getragen,

Heb, Gedanke mich empor!

 

Henri Regenwetter 31.07.1956

 

*

 

Lucilinburhuc (1.12.2000)

 

O Stadt, o Lucilinburhuc,

Dich streift mein Aug' in stolzem Eulenflug,

Um über deinen dunklen Gassen

Antike Falter zu erhaschen.

 

In traumesschweren Lichterwogen.

Wo Melusinas Ritter stand,

Wo Siegfrieds Knappen sind gezogen,

Schläfst du o Stadt, im Heimatland.

 

Aus deiner Wasser trüben Tiefen

Erstehen Geister alter Zeit

Die lang in hartem Schoss schliefen

Mein kühnes Auge sie befreit.

 

Sie raunen wundersame Töne,

Und singen die Erinn'rung wach,

Das Schicksal vieler Erdensöhne,

Das hinter diesen Mauern lag.

 

Sie klagen, beten und verzeihen,

Sie jubeln, jauchzen und bereu'n;

Aus dieser dumpfen Saat gedeihen,

Die Geister, die uns heut' betreu'n.

 

*

 

Mensch, gedenke der Lebenden.

 

Menschen auf dem Gottesanger.

Ihr betet für jene

Deren Ruf schon verstummt.

 

Vielleicht ein Bild,

Ein Wort

Oder die Tat

Behält sich die Zeit zurück.

 

Die Seele schweigt,

Ein erloschenes Herz

Verstummt.

 

Doch drüben

Im nebelumwallten Horizont

Da schreitet im Morgenrot die neue Saat.

Ihr Ruf erzittert aus blendender Front.

 

Mächtige Herrscher,

Mörder und Pfuscher,

Richter und Henker,

Diebe und Tuschler.

Fürsten,

Senatoren,

Präsidenten,

Diktatoren,

Generäle.

 

Sind diese tot?

 

Polygamisten,

Antichristen,

Nihilisten,

Kommunisten,

Konquistadoren,

Vom Teufel erkoren.

Die Händler und Feilscher

Betrüger und Schmeichler

Heuchler,

Gottleugner.

 

Sind diese tot?

 

Die friedlichen Engel

Mit Teufelsgloriolen,

All deren Seele Verdammnis schon trägt.

Deren kaltes Herz mit Verachtung nur schlägt.

Die Menschenhasser,

Die elenden Prasser,

Die Säufer, die H....

All die Kreaturen.

 

Sind diese tot?

 

Ihr Menschen auf dem Gottesanger!

Sie leben alle!

Sie ziehen um uns schon den feindlichen Kreis,

Dass baldigst wir all' auf den Anger gedrückt.

Ein welkes Blümlein den Hügel nur schmückt.

Und drüber flattert

Vom Winde getragen,

Ein einsamer Falter.

 

Und wer von jenen wird für uns dann beten?

 

Ihr Menschen am Grabe,

Gedenket der Lebenden.

Seht ihre Augen, sie spiegeln nur Not,

Auch trüb sind die Spiegel der Freunde und tot.

 

Mehr jenen denn diesen gilt heut' mein Gebet:

"Herr entzünde die Flamme der Liebe

Und Eintracht in ihrem Herzen.

Lasst ihren geschwärzten Seelen

Dreifache Gnade zukommen,

Auf dass vielleicht nur ein einziger von ihnen

Einst bei unserer Überfahrt

Für unsere Seele zu beten vermag."

 

Henri Reger.

 

*

 

Die Warte - Jahrbuch 1957 - Kleine Anthologie

 

 

Nacht

 

Über die Hügel,

Leise und sacht,

Schweben die Flügel

Sinkender Nacht.

 

Grünliche Wogen

Zittern im Meer,

Finsterer Bogen

Und Mauern umher.

 

Glitzernde Ferne

Gähnend und fromm;

Flüstern der Stern:

"Komme o komm!"

 

Schlaf und Erwachen

Wiegen das Land,

In ihren Nachen

Sind wir gebannt.-

 

Wo rauschen die Wogen

Die Ströme des Lichtes?

Wo glänzen die Bogen

Des zarten Gesichtes?

Wer ladet,

Wer ziehet mich in diesen Schein?

 

O Muse, Vertraute, du ladest mich ein!

Dich wecken die Schatten,

Dich badet die Nacht,

Und auf ihren Matten

Da ruht es sich sacht.

 

Du bietest den Mund

Zum Kusse mir dar,

Du öffnest ihn leise,

O, wunderbar.

 

Dein Flüstern,

Dein Raunen,

Dein Sehnen,

Dein Blick,

Die rufen mir sonnige Stunden zurück.

Erwärmen im Herzen die keimenden Kerne

Zum freudigen Leben und Glück.

Und über uns beiden durchdringt es die Ferne

Am dunklen Himmel

Die Sterne.

 

Henri Regenwetter

 

*

 

Steinpflaster

 

(Einem Freund der neue Formen sieht)

 

Siehst du die grünen Pflastersteine,

Wie sie im schlaffen Winde steh'n,

Wie sie die samt'nen Schwanenhälse,

Hinauf zur blauen Sonne dréh'n?

 

Siehst Du wie sie mit saft'gen Schwingen

Die Ruder in die Tiefe neigen

Wie sie im sonnenblauen Gischt

Sich plustern und dann schweigen?

 

Siehst Du so alles, frage ich,

In arg verfärbter Gegenwart,

Oder durchblutet Dich der Wahn,

Der Zeiten allmodern(d)er Art?

 

Wenn Pflastersteine so wie Schwäne

Auf Deines Geistes Wellen stehen

Dann werden sicher deine Kähne,

Auf stillem  See zu Grund gehen!

 

H. Reger

(LuxWort)

 

*

 

Gewitter am See

 

 

Spiegelnde Fläche,

Träumend in gähnender Tiefe gebettet,

Bläut sich am Himmel wund.

 

Schilfrohr am Ufer neigt

Demütig das Haupt

Beschattet die gleitenden Wellen.

 

Ein Windstoss

Springt durch die Stängel,

Drängt sich zum Bade,

Schiebt geballte Schatten hinaus,

Saugt aus den dunklen Tiefen

Der Wolken gequältes Gewand

Würgt und bedrängt,

Zwingt die gischenden Kämme

Klagend sich auf zu türmen.

 

Von grundigen Mächten

Mit wollüstigem Rachen verschlungen,

Vom gleissenden Blitz

Und rollenden Donner entseelt,

Verblutet die Wonne

Des ätherischen Blaus.

 

 

*

 

Die Warte - Jahrbuch 1957 - Kleine Anthologie

 

 

Tochter der Mnemosyne

 

Warum Erato lockst du mich

Zu neuem Liebesliede,

Empfiehlt mir Musagetes dich

Als treueste Pieride!

 

Dein süsser Hauch

Durchdringt mein Sinn

Sie Seele auch

Und birgt Gewinn.

 

Ein Zirpen und Lispeln,

Ein Rasen und Flüstern

Und plötzlich erschallen

Die himmlischen Hallen

Voll Minnegesang.

 

Liebesklänge

Wonnegesänge

Tröpfeln ins Blut

Heben den Mut

Wecken die Liebe

Regen die Triebe

Wärmen

Schwärmen

Und berauschen

O, ich möchte immer lauschen

Dem Gesang!

 

Süsser Klan,

Der sich aus vollem Herzen drängt

An dem mein zärtlich Lieben hängt

Hat mich in meinen Bann gehüllt

Und meiner Sehnsucht Durst gestillt.

 

Aber auf des Äthers Schwingen

Hörte ich's schon anders klingen

Und Erato übertönte

Melpomene, die verhöhnte.

 

Öde,

Leere,

Peitschenklang,

Eifersucht und Unverstand

Gruben Spuren in den Sand

Meiner Uhr, die langsam rinnt

Stets verliert und nie gewinnt.

 

Doch Erato, dein Geflüster

Tüncht mir die Vergangenheit

Wahrt Gelüste tief im Düster,

Wahret die Glückseligkeit.

 

*

 

Türkisblaue Schale

 

Tu dich auf, du grosser Himmel

Ries'le morgenschweren Tau,

Dass der Musen kecker Schimmel

Stürme frisch durchs junge Blau.

 

Wieder will mein Herz Dir singen

Aufgemuntert durch den Trunk,

Der bei fremdem Becherklingen

Reichtum wird, der Seele Prunk.

 

Und die Sinne ziehen Bahnen,

Purzeln durch den goldnen Rand,

Kollern in die blaue Schale,

Die Du wiegst in deiner Hand.

 

Doch die Tiefe ungemessen,

Schlürft voll Inbrunst Perlenklang,

Nimmermehr ihn zu vergessen,

Diesen wonniglichen Sang.

 

Nie soll füllen sich die Schale

Bis zum Rand, dass vergiesst

Sich der Überfluss im Strahle

Der aus meinem Herzen fliesst.

 

Türkisblaue Schale wiege,

Jeden Tropfen der da fällt,

Dass die Liebe nie versiege,

Die aus meinem Herzen wellt.

 

H. Reger

(LuxWort)

 

*

Sputnik

 

Oder

 

Die Stimme aus dem Äther.

 

Gezeuget im Schosse des Bären,

Sich lösend vom Fusse und Schaft.

Enteilt er den irdischen Sphären,

Geschleudert mit blendender Kraft.

 

Es steigen mit ihm auch die Trossen,

Ein Anker dem menschlichen Wahn,

Vom luftigen Kerker umschlossen;

Er trägt sie zum Äther hinan.

 

Durchrasend die dunkelen Weiten,

Getrieben von eitelem Drang,

Den Weg hoher Allmacht zu schreiten.

Erkämpfend den fürstlichen Rang.

 

Erstrebend utopische Ziele,

Entfesselnd die Wucht des Atom.

In diesem phantastisch Spiele,

Verschrumpfet die Erde zum Gnom.

 

Und will noch die Menschheit verkennen

Den Gott, der die Weite ihm schuf,

Der Mond wird ihn mächtiger nennen,

Als nüchterner Predigerruf.

 

*

Nachklang

Oder

Die Stimme des Herzens.

 

 

Das Herz in wunder Zelle,

Sucht Frieden nur und Ruh';

Des Lebens frische Quelle,

Strebt froh dem Lichte zu.

 

Warum ins Dunkle wandern,

Wo's Augenlicht erblind't

Von einem Stern zum andern

Zu irren wie ein Kind?

 

Man sollt die Kraft verschwenden

Am Frieden der erstrebt

Der Seele Licht zu spenden,

Die Dämm'rung schon umwebt.

 

Licht oder Nacht?

O Mensch, hab Acht!

 

*

 

Die Warte - Jahrbuch 1957 - Kleine Anthologie

 

Vulkan unter Eis

 

Glitzernde Falten und wallende Wogen

Rauschen nicht mehr an Neptunens Gewand

Tödlich erstarrend zusammengezogen

Lähmend am Dreizack des Mächtigen Hand.

 

Einsam erkranket das nahe Gestade,

Frierend sich wärmend an sterbender Brust,

Denn mit der Hoffnung nach wonnigem Bade

Schwand an gerinnender Brandung die Lust.

 

Stöhnende Rufe der welkenden Herzen

Steigen zum göttlichen Himmel empor,

Flehend Verbannung der gräulichen Schmerzen,

Bittend die Hilfe der Juno im Chor.

 

Und sie erweichet am schwindenden Glanze,

Greift nach dem Dreizack in sinkender Hand,

Reicht ihn Vulkano in feurigem Kranze,

Dass er ihn schmiede, vom Tode entbannt.

 

Brodelnde Esse und göttliche Kräfte

Geben der Waffe die nötige Glut

Dass wieder sprühen die lieblichen Säfte,

Wallend durchrauschen die tosende Flut.-

 

Zischend und dampfend erweichen die Falten

Glänzen in frischer und jüngerer Pracht,

Lösen die trunkenen Schillergestalten

Aus der umgarnenden eiskalten Macht.

 

Jauchzer durchzittern die schäumende Brandung

Wieder durch himmlische Hände bewegt,

Die, sich erfreuend der lieblichen Wendung

Alle Gewandtheit ans Werk gelegt.

 

Fröhlich erstehen am wogenden Ufer

Sonnige Bäder in bläuigtem Schein,

Wo sich im Dank an Erquickung die Rufer

Jeglicher Hilfe der Juno erfreu'n

 

Strebende Mächte durch anderer Güte

Die sich vereinen in freundlichem Sinn,

Spriessen und wachsen, gedeihen zu Blüte,

Führen zum Glück der Euphorie sich hin.

 

Henri Regenwetter

 

*

Weihnachtsgebet eines Vagabunden.

 

Es badet sich in stummen Wogen

Der heil'gen Nacht entflammter Schein.

Ein Stern sprüht überm Brückenbogen

Sein Funkeln in mein Herz hinein.

 

Kein Tannengrün, nur graue Wände,

Kein Krippenlied, nur Höllensturm;

In meinen Augen nähret Brände,

Der Glocken Freudelied vom Turm.

 

Schon wärmer pulst des Lebens Quelle,

Dein Hauch wirkt Silberfäden drein,

Und höher strebt des Glückes Welle,

Im Leid mit Dir vereint zu sein.

 

Ein Vagabund in der Verbannung,

Wie Du, von Ort zu Ort gejagt,

Dich birgt bald die vertraute Stallung,

Wo der Erlösung Stunde tagt.

 

Und mir schenkst Du die dunklen Strassen,

Der Brücken Schatten bis ans Meer,

Die Irrlichter der öden Gassen,

Der Sonne Glut auf frischem Teer.

 

Wohin auch mich die Steine tragen,

Mein Herz an deinem Leid gebricht,

Lass bald die letzte Stunde schlagen,

Die mir verkündet ew'ges Licht.

 

Ich möcht' in Deinen Stapfen waten,

Zu schwach bin ich schon zum Geleit,

Auf Deiner Felder jungen Saaten,

Manch edles Samenkorn gedeiht.

 

Nur müsstest Du sie alle pflegen,

Mich drängte Unkraut in den Grund;

Mein Herr, schenk Ihnen Deinen Segen,

Ich bin ein armer Vagabund.

 

Henri Regenwetter

 

*

Sylvesterwunsch und Cocktail

 

Man nehme, spricht der gute Koch

Zitiert dann Ingredienzien

Erwähnt dabei ganz sicher noch

Manch edlen Saft, fürs Ränzchen.

 

Ich rate euch, nehmt eure  Pillen

Auch wenn Ihr’s tut gen Arztes Willen

Nehmt Wässerchen und Braustabletten

Auch Salben, nicht nur die magren auch die fetten

 

Verpackt sie fein in bunte Säckchen

Die Ihr dann schnürt zu einem Päckchen

Nun reist gemütlich an den Rhein

Und schmeisst die Ingredienzien  ´nein.

 

Sollt noch nicht besser Ihr euch fühlen

Gewissensbisse euch zerwühlen

Dann folgt auch diesem Rate mein

Springt selber in die Wogen rein.

 

Schon Pfarrer Kneipp, der Wassertreter

Den achten alle Stellvertreter

Die tummeln sich im Kurgewässer

Und werden dabei immer nässer

 

(Franzosen geht’s bloss auf die Haut,

Dem Deutschen schon bis an die Knochen

Der Luxemburger gleich nach hinten schaut

Weil durch und durch er nass geworden.)

 

Vielleicht habt Ihr mich falsch verstanden

Ich denk’ die Sonne ist vorhanden,

Kein Wölkchen an dem Himmel steht

Ein lindes Sommerlüftchen weht

Auf dass s’euch allen wohl ergeht.

 

Nun so lässt sich’s wieder länger leben,

Hippokrates hat mir vergeben.

 

Henri Regenwetter

A Lony och

5.12.2002

 

*

 

Wandel

 

 

Wehmütiges Herz,

An welches Land treibet die Flut der Gedanken dich hin?

Welch scharfer Wind bläht die Segel deiner Nussschale voll Gold

An der Klippe, am warnenden Leuchtturm vorbei?

Wo spielt das seichte Ufer in freudigen Wellen,

Das einst dich aufsaugt und bietet dir sicheren Fuss?

 

Ohne Echo klingt das Schaukelbild der Wellen,

Im Stillen Ozean deiner Geduld.

 

*

 

Wellen der Zeit

 

Am weiten Meer

Im Dünensand

Ivanka spielt allein.

Es wacht nicht mehr

Der Mutter Hand

Über das Mägdelein.

 

Die Mutter starb

Auf stolzer Flucht

Vor Knechtschaft und Betrug

Der Vater darbt

Vor Freiheitssucht

In dem Verbannungszug.

 

Ivanka spielt

Nach Kinderart

Im Wellenstelldichein

Und es befiehlt

Mit Händen zart

Ein Schiff zur See hinein.

 

Und wie der Wind

Die Wellen regt,

Das Spielzeug tanzt dahin,

Fühlet das Kind

Vom Traum bewegt

Das Schiff zur Heimat zieh'n.

 

Sie ahnet nicht

Den Wirbelwind,

Der dort die Wellen schlägt,

Der alles bricht

Was schon ein Kind

In frohem Herzen trägt.

 

Henri Regenwetter

 

*

 

 

ZWEI LEBEN hab ich

Eines in mir,

Wärmt sich an bleichem Marmor

Wo Adern wie verwelkte Schatten

Das Licht der Nacht geatmet hatten.

 

Zwei Leben

Eines in mir

Das andre schlürft die Sphären

Umschwärmt von Bajaderen

Die es mit heissem Atem schüren

 

Zwei Leben

Und doch sind  bei gleich.

Letztes ist arm an Leben

An Tod das andre reich.

 

*

 

Die Maske

 

 

Vorüber ist der Hexentanz,

Der Trommeln Wirbellied verklingt,

Du wandest dir den Narrenkranz,

Weil Torheit dich beschwingt.

 

Du tatest wohl zu deinem Glück,

Dein Antlitz zu verstellen,

Dass niemand, dir zum Missgeschick,

Sah deine Laster quellen.

 

Die Maske fiel in später Stund;

Des Spiegels wahres Bild erschreckt.

Hast du um deinen eignen Mund

Der Fratze Ebenbild entdeckt?

 

Henri Regenwetter

 

 

Im Aletschwald

 

Fromme Sprüche

Seelgebräu

Abgeschüttet

Alltagsspreu

Schlägt sich nieder Blatt für Blatt

Was jeder zu berichten hat.

Vom Himmelsblau, gipfelgefasst

Von Schluchten bodenlos.

Dampfend.

 

Rauschen dröhnt mir in dem Ohr

Samte Hänge duften

Lichtschattenvariationen

Gleissend wieder Sonnenflut

Schweisstreiberei

Herz-Lungen-Geistmassage

Wasser und Luft schlürft ausgelaugt der Leib

Augen

Saugen

Erlebnis

Farben, Töne, Weite, Symphonie

Blüten, Steine, blaue, grüne und auch rote

Arven, Gräser, Pilze, Moos und Schmetterlinge

Lebensnektar im Überfluss

Der Arvenhäher kreischt

Träumer

Und Sterne leuchten schon über der Stadt.

 

**

 

 

Luna

 

Im Leichenhemd

Klingt eine Stimme kalt und fremd

Die sanft aus dunklen Sphären sprühte

In wundem Träumerherz erblühte.

 

Blechern der Stoss verhallt

Asche am Gold

Verhüllt die blasse Scheibe

entreisst die Seele ihrem Leibe.

 

Was herrlich schwieg,

Dem brechen auf die Lippen.

Statt Balsam quillt nun Pulverrauch.

Ein Boot zerschellt an Paradiesesklippen.

 

Der Sternenmakel wird entflammen

Aus langem Schlummer frisch entfacht

Und der Romantik süsse Gamben

Klirren in einer Forschernacht.

 

 

Lyrische Folge

 

1.

Nun hast du ausgeschwiegen

Mein armes Herz,

Vor deinem Blicke liegen

In Asche Leid und Schmerz,

 

Von deinen Lippen rinnen

In frohem Sang

Der Freude holde Stimmen

In sehnsuchtsvollem Kiang.

 

2

 

Himmlische Stimmen

Lispeln im Haine,

Glühende Sterne

Schwimmen im Glück,

Mit ihnen schwimmen

Die Musen zurück.

 

Singende Freude

Schwelget im Herzen,

Stilles Erwachen

Träumet von Glück.

Rufet mir aus weiter Ferne,

Meiner Liebe Lust zurück,

 

Lodernde Brände

Sprühen die Augen,

Feurige Küsse

Flammen im Mund,

Musen streicheln mir die Hände

Geben mir vom Glücke kund.

 

3

 

Arm in Arm

Sind wir hinaus gewandert,

Aug’ in Aug’

Beseelten wir die Liebe,

Mund auf Mund

Versanken wir im Glück.

 

Brust an Brust

Verschliefen wir die Stunde

Die, Schlag auf Schlag

Uns rief zu ihr zurück,

 

4

 

Dir zur Freude

Will ich in die Saiten greifen,

Die Gitarre

Wie mit Engelflügel streifen,

 

Uns zum Glücke

Will ich liebliches Erklingen weben,

Die Gitarre

Soll uns in den Himmel heben,

 

5

 

Wenn ich sanft

In Deinem Schosse ruhe,

Wenn Dein Kuss

Mir auf der Stirne glüht,

Träumet mir von einer Truhe,

In der die Rose unsers Glückes blüht.

 

Wenn Dein Ohr

An meinen Lippen lauschet,

Wenn Dein Herz

Mich würdevoll beschwingt,

Höre ich wie’s in der Truhe rauschet

Wie Nektar durch die Wände dringt.

 

Wenn Dein Mund

Mir Liebesworte singet,

Wenn Dich heisse

Sehnsucht neu durchwebt

Höre ich wie wahr es klinget,

Dass die Ros’ zum Lichte strebt.

 

6

 

Fünf Küsse gabst Du heute mir

Als Dank für die Gedichte,

Ich will die Freud erwidern hier

Lustwandelnd in den Wellen

Dass tausende Gedichte Dir

Des Lebens Tag erbellen.

 

Ach könnt für jeden Reim ich ernten

Der Liebe ausgereifte Frucht

Dir schreiben, wie die Musen lernten

Wie zu verschwenden ihre Gunst.

lch würde nur noch Küsse ernten

Und das aus Liebe für die Kunst?

 

Doch nein, das kannst Du nicht ertragen,

Dass eitle Musen mich betören

So muss ich ihrem Sang entsagen

Und ihren Liebeshauch beschwören.

Weil Du den Sieg davongetragen

Darf ich des Herzens Lust nicht stören.

 

7

 

Hat jemand sich ein Licht gestellt

Das seine dunkle Nacht erhellt,

Erwachen oft und leider

In Freundeskreis die Neider.

 

Da reget sich ihr feiner Sinn

Führt sie zu den Bekenntnis bin,

In allem was sie nicht verstehen

Nur Eitelkeit und Trug zu sehn.

 

Ihr fühlet nicht in euch die Kunst

Der Musen Murmeln, ihre Gunst,

Die Sterne, die in Innern kreisen

Und euch die schöne Bahn nicht weisen.

 

Gedichte sind gezeugte Kinder.

Der fantastisch entsprung’ne Bilder

Und nur die elend Bilderlosen

Können in solchem Schmähen tosen.

 

8

 

Hingeschieden aus dem Leben

Führt man sie hinaus aufs Grab,

Und mit ehrfurchtsvollem Beben

Hört was ich gesehen hab.

 

Nektar spendend als sie blühte

War die Blume aller Freud

Wie sie aber nun verwelkte

Kränkten die sich keinen Deut,

 

Wehe ihnen wenn sie welken

Wenn ihr Lebenslicht erblasst

Brauchen sie sich nicht zu kränken,

Wenn man sie im Scheiden hasst.

 

9

 

Hüpfet lustig

Liebe Finger

Auf den Saiten voller Schwung,

Wenn erklingen

Liebeslieder

Macht das Herz ein Freudesprung.

 

Schwinget Töne

Liebe Saiten

Nach des Herzens wahrer Lust,

Dass sie Freude

Uns bereiten

In der wohl beschwingten Brust,

 

Süsser Zauber

Weiheklänge

Rauschen voller Jugenddrang,

Der Gitarre

Lustgesänge

Weben himmlisch reinen Klang.

 

Ihr berauschet

Unsre Seele,

Die sich sehnt nach reinem Ton,

Wer dich lauschet

Erntet Wahrheit,

Unsers Strebens höchster Lohn,

 

10

 

Durch der Ferne Klagelied

Schwingt das Herz sich weit,

Hält mit Angst der Kette Glied.

Das sich bald entzweit.

 

Wohin mich die Schwingen tragen

Auf dem Rad der Zeit,

Kann mein Herz allein Dir sagen.

Krank vor Liebesleid.

 

Immer wieder mich zu trennen

Von dem Heimatglück

Durch die tolle Welt zu rennen

Voller Missgeschick.

 

Ruhelos vom Strom  getrieben.

Der die Ufer trennt

Mürbe, in dem Sand zerrieben

Wo die Wüste  brennt.

 

Ist das unsers Glückes Schmiede,

Wo des Schicksals Schlag,

Nicht das letzte End am Gliede,

Zu verschliessen mag.

 

Das ist dieser Welten Tücke,

Seelenlos und kalt

Nur sich sehnend nach dem Glücke,

Findet sie am Leiden Halt.

 

Und so muss ich wieder wandern

Lassen Dich allein

Doch Du  kannst nicht  bei den Andern

froh und glücklich sein.

 

31.8.1957

 

Nähe und Schmerz

 

Wie oft schon schwanden süsse Stunden

An Deiner Lippen Wunderquell

Und jedes Leid das mich umwunden

Versank in Deinem Kusse schnell

 

Mich drängt’s Dir immer nah zu stehen

Die Ferne wäre mir Verlust

Ich möcht an Deiner Seite gehen

Berauscht sein, voller Lust.

 

Die Wärme Deines Körpers rauschet

Durchrieselnd meine Sinne

Auf Deine liebe Worte lauschet

Mein Herz wie auf Gewinne.

 

Zärtlich feenhaft Gewebe

Locket meiner Finger Sucht

Damit in ihrer Wonne leben

Geniessen kann die reife Frucht.

 

Langsam gleiten meine Hände

Suchend Deines Körpers Glut

Emsig drängen sie die Brände

Siedend in der eignen Flut.

 

Könnte ewig ich mich schmiegen

An die rege Liebesglut

Dich in meinen Armen wiegen

Wenn durchrauschet mich die Flut.

 

Weile Herz an meinem Herzen

Einmal bricht der Damm entzwei

Und in neuen Liebesschmerzen

Sehn’ ich diese Nacht herbei.

*

 

Nur ein Pirogenlied?

 

Kräftig stehen breite Ruder in schlammiger Flut

Gehüllt in unheimlichen Dschungel

Ebenholzglänzende Leiber schaukeln die Glut

Von schmachtenden Kehlen besungen

 

„Hai-oah, hai-oah,

unsere Piragua fliegt wie ein Pfeil

Über die kräuselnden Fluten dahin,

unserem Ziel, den himmelblauen Bergen zu

wo einst aus silbernen Muscheln

den kühlen Erdenschweiss wir schlürfen.

 

Hai-oah, hai-oah,

Bruder greif’ fester

Doch nicht zu tief ans Ruder

In tückischem Wasser lauert das Luder

Und frisst dir mit gierigen Zähnen

die Hände, deine besten.

 

Hai-oah, hai.oah.

Dann müssen stürmischer auch wir ans Ruder greifen

Unsere geschwächten Hände der Piraya zeigen.

Damit du die Berge auch siehst,

wo Wonne dir nicht gegönnt ist

mit eigener Kraft die labende Muschel

an fiebernde Lippen zu neigen

um deine dürre Lippen zu erfrischen

auf dass du wieder einstimmen kannst in unseren Chor

Hai-oah, hai-oah.

 

-----

 

Schönheit

 

Rings um mich die Grillen geigen

Melodien musenvoll

Dass in meinem Herzen steigen

Süsse Träume, Zoll um Zoll.

 

Schillerfalter gaukeln wieder

Über bunt besätes Land

Und der Nachtigallen Lieder

Schlagen schon am Waldesrand.

 

Schönheit, wo liegst du verborgen?

In der Welten breitem Tal?

Bist du Freiheit ohne Sorgen?

Bist du Leben ohne Qual?

 

Bist du Odem meines Frühlings?

Eine Rose die erwacht?

Oder ein belockter Jüngling

Der voll Lebensfreuden lacht?

 

Segelst du in linden Lüften

Oder auf der weiten See?

Träumst du in bemoosten Klüften

Oder in der Firne Schnee?

 

Schläfst du in tiefgrünen Wäldern

An des Baches klarem Quell?

Ruhst du in vergilbten Bänden?

Bist du trübe oder hell?

 

Wohin meine Augen schweifen

suchen Schönheit sie allein

Möchten ihr Gewand ergreifen

Ihrer Nähe sich erfreu’n.

 

Doch die Sinne schnell verwirren

Stauen sich an mancher Stell

Wo die trunknen Augen irren

Wie ein lustiger Gesell.

 

All das Schöne, das sie sehen

Macht sie blind vor Sinneslust

Denn im spröden Geist erstehen

Die Gedanken unbewusst.

 

Doch was wirklich schön zu nennen

Merken sie im Taumel nicht

Wenn ein Kind auf Mutterhänden

Seine ersten Worte spricht.

 

Das ist wahre sel’ge Schönheit

Oft vom grauen Tag verhüllt,

Wenn der Seele erste Zartheit

Über Kinderlippen quillt.

*

 

Sonettenstrauss

Lichter

 

Ich bin heut’ Abend auf den Berg gestiegen,

weil ich allein will sein mit meinem Sterne.

Der greifbar nah ist doch unendlich ferne:

In seinem Strahl all meine Träume liegen.

 

Ich will mit ihm die tiefe Nacht besiegen,

Im Lichte wandeln möchte ich einmal gerne,

Weil nur am Licht die Frucht reift aus dem Kerne;

Am Dämmerscheine wird jedoch erliegen.

 

Und sollt’ in mir der ird’sche Schleier fallen,

So schwebt mein Geist den Berg hinan zum Lichte,

Zu jenem Glanz, der mich in sich erhelle.

 

Vergebens kommt zu oft mein Blut ins Wallen,

Die schönsten Träume rinnen all zunichte,

Wenn thront das Breite an der höchsten Stelle.

 

 

Es thront das Breite an des Höchsten Stelle;

Ein schneller Pfad führt leicht hinab zu Tale,

Dem auch ein Licht entquillt, das täuscht im Strahle

Als Schein, von blendend märchenhafter Helle.

 

Ergötzend, labend, ladet ein, die Quelle

Und bietet an die tückenvolle Schale,

Dass man sie probt und schlürft mit einem Male

Berauscht dann ist, der tiefen Welt Geselle.

 

Oh könnt man doch die dunkle Kraft beschwören

Des Dämons Licht ersticken wenn’s im Werden,

Dass irr dann wir am finstren Abgrund stehen.

 

Die Nacht trotzdem kann jeden Herrn betören

Das beste Schaf sich rauben aus den Herden,

Und schwer ist es im wahren Licht zu gehen!

 

 

Es thront das Breite an des Höchsten Stelle.

Und schwer ist es im wahren Licht zu gehen,

Denn rundherum gar manche Lichter stehen,

Sie locken schon auf unsrer Lebensschwelle.

 

Das eine hoch, das andre tief als Welle,

Umströmend uns, erhaltend sich in Wehen,

Voll Hoffnung uns in ihrer Gischt zu sehen,

Zu zwängen uns in ihre weite Zelle.

 

Blick auf, mach frei dich von den Flimmerweben,

Mach frei dein Blick, damit ein Stern ihn schwemme

Um dich in seinem hohen Glanz zu baden

 

Blick auf, mach reich dich nur an reifen Reben

So dich dein träumend Herz einmal beklemme

Die droben leuchten, um auch dich zu laben!

*

 

 

Die Brut

 

Rock’ roll

Toll

Alkohol

verwaiste Stecklinge im Gedränge

wollen schillern ohne Schiller.

Ich! Ich! mag Elvis lieber als ---

James Bond ist athletischer als ---

Flirt,

Perversität und Täter

Striptease

Glück in Marzipan.

 

Amusische Schlager und Schläger

Schaumschläger im Aschenhemd

Kanalhelden, stinkend zum Himmel

greifen wahllos nach den Sternen,

dämmern in Horoskopen Andacht

reich an Wissen über Lichtjahre

wie Cromagnons Kücken.

 

Draculafieber mit Fahrradkettenreaktion,

lieben Brahms (ohne h).

Nacht umwogene Fingernägel,

Bluejeans -Visitenkarten,

Schwarzhemdmanieren,

Geistloser Blick irrlichtet umher

beschattet von Ponyfrisur und

Saint Germains Bärten,

 

Gang wie Gangster.

Mit und ohne Atlasfigur

Mit und ohne Pfauensträhnen

Mit und ohne Kaschemmenjargon,

Parasiten der Menschheit,

Nietzsches Sorgenkinder,

Trabanten ohne Bahn,

Komödianten der Irrungen,

Intendanten der Zwiespalt,

Sekundanten der Schizophrenie,

Intriganten auf unseren Fersen

Ausgeburt der Zeit:

Eine gezeichnete Brut

Mit und ohne Stammbaum,

 

*

Sylvester 1956

 

Letzte Begegnung eines Wanderers

Im alten Jahr

 

Über die Hügel

Leise und sacht

Schweben die Flügel

Sinkender Nacht

 

Grünliche Wogen

Zittern im Meer

Finsterer Bogen

Und Mauern umher.

 

Glitzernde Ferne

Gähnend und fromm

Flüstern der Sterne

Komme oh komm.

 

Schlaf und Erwachen

Wiegen das Land

In diesen Nachen

Sind wir gebannt.

 

Wanderer:

 

Wo rauschen die Wogen

Die Ströme des Lichts

Wo glänzen die Bogen

Des wahren Gesichts

Was spiegelt sich in diesem Schein?

Entknechtung und Friede im jungen Tag

Heut’ glänzt es noch täuschend

Sollt morgen er uns tröstlicher sein?

 

Das Jahr:

 

Ich selbst ich bin ein Knecht der Mächte

Mich leitet göttliche Gewalt

Doch macht ihr Menschen mich zum Knechte

Umhüllt mich spukhafte Gestalt.

 

Ich führe ein zweideutig Leben

Dem göttlichen dien' ich mit Recht

Doch auch dem Menschen ohne Streben

Bürg ich fürs Dasein spiegelecht.

 

Wanderer:

 

Glitzernde Falten und wallende Wogen

Rauschen nicht mehr an deinem Gewand

Tödlich erstarrend zusammengezogen

Lähmend am Dreizack die mächtigste Hand.

 

Heillos erkranket das nahe Gestade

Frierend sich wärmend an sterbender Brust

Denn mit der Sehnsucht nach wonnigem Bade

Schwand an gerinnender Brandung die Lust.

 

Stöhnende Rufe der welkenden Herzen

Steigen zum göttlichen Himmel empor

Flehend Verbannung unnötiger Schmerzen

Bittend die Hilfe des Himmels im Chor.

 

Ob er erweichet am schwindenden Glanze

Greifet zum Dreizack in sinkender Hand

Führend zur Sonne im feurigen Kranze

Dass sie ihn schmiede, vom Tode entbannt.

 

Das Jahr:

 

Brodelnde Esse und gläubige Kräfte

Impfen der Waffe die die nötige Glut

Dass wieder sprühen die friedlichen Säfte

Wallend durchrauschen die tosende Glut.

 

Strebende Mächte durch anderer Güte

Die sich vereinen in friedlichem Sinn

Spriessen und wachsen gedeihen zur Blüte

Führen zum Glück der Verbrüd’rung uns hin.

 

Der Wanderer schaut im Geist die Wandlung:

 

Zischend und dampfend erweichen die Falten

Glänzend in frischer und jüngerer Pracht

Lösen die trunkenen Schillergestalten

Aus der umgarnenden eiskalten Nacht.

 

Jauchzer durchzittern die schäumende Brandung

Wieder durch emsige Hände bewegt

Die sich erfreuend der lieblichen Wendung

Alle Gewandtheit ans Werke gelegt.

 

Fröhlich erstehen am wogenden Ufer

Sonnige Bäder in bläuigtem Schein

Wo sich im Dank an Erquickung die Rufer

Jeglicher Hilfe des Himmels erfreu’n.

 

Das Jahr:

 

Wage nicht das zu erstreben

Wozu nur eigne Kraft dir blieb

Um deinen Wunsch voll zu beleben

Braucht es wohl aller Menschen Trieb.

 

Strebt doch gemeinsam nach dem Glücke

Des Erfüllung ich euch wünsche

Dass euch fürderhin entzücke

Meines Mantels frische Tünche.

 

Nachgedanke:

 

Wage nicht das zu erstreben

Wozu die eigne Kraft versagt

Auch andre Schreiber müssen leben

Darum sie deine Schrift beklagt.

 

4.1.1957

 

Wolken

(Fragment)

 

Auf dem Rücken liegend

Schau ich hinauf.

Wolken ziehen

Von West nach Ost,

Von Süd nach Nord,

Von hier nach dort,

Von dort nach hier.

Über mir und Dir

Dahin

Wohin

Ohne Sinn?

Ohne Ordnung

Ohne Bestand

Von Land zu Land

Wunsch und verwünscht

Weissgrau, schwarz.

Erden beschwert.

Türmend,

Schlummernd

Hirtenlose Schafherden

Von keinem Hund verbellt.

Und doch

Zerfetzt stieben sie auseinander.

Vom Wolf zerfleischte

Fleischlose Masse.

Durchströmen den sandigen Grund

Der mehr verschlingt, als er bedarf.

Hängen an Blumenkelchen

Wie Wein am Pokal

Stillt ihre Sonnenqual.

Löscht Feuer

Schürt ihren Brand

……..

………

Gong im Äther

 

Dunkles All

Dem unbewusst entspringen zwei Gestirne

Wie Sonnen hell

Um durch den Hain der Hesperiden

Lustwandelnd zu streben nach dem Licht

Das sich an gold’nen Paradiesesäpfel bricht.

 

In süssen Dämpfen nebelverschleiertes Gewölbe

Des Himmels Weihrauch gleitet durch den Dom

Durchwirkt mit Sternen endlos weiter Kuppel

Im dunklen Schein der mysteriösen Nacht.

 

Bist du die Heimat eines Gottes

Oder nur hohles, rätselvoll Gewand

Das sich der eitle Menschengeist erkeckte

Mit glitzernden Tressen zu fesseln an den Verstand

Bist du ein Schemel seiner Füsse.

Du unermesslich stiller Raum.

Oder die Höhlung seiner mächt’gen Hände

Die ruh’n im Nacht umwundenen Schoss?

 

Dich schaukeln die Schultern des mächtigen Atlas

Umtobet vom Meer und Sturmgewalt

Dein Träger müsste auf diamantenen Felsen stehen

Granit wär deinen Füssen nur schwammiger Morast.

 

Wer knetet den kosmischen Staub zum Planeten

Der sterbliches Leben wiegt in seiner Hand.

Wer singet den süssen Ton und haucht uns den göttlichen Odem

Der unsre Erde heimlich sanft umwebt?

 

Ein Schall durch den Äther?

Durch engerem Raum.

Geschwärzt, doch veredelt durch menschliche Hand

Klingt rein ein an  Stimme gewinnender Laut

Durchbrechend der Mutter fötides Gewand.

Und glänzende Augen bestaunen das Kind

Verschenkend des Lebens genussreiche Schale

An jüngeres Werden bei jeder Geburt.

 

Ich sah nicht den Himmel

Und fühlte kein Schmerz

Mich trugen die Engel zum Licht

War das meine Wiege?

 

Kaum hat noch der Odem mich sanft durchwebt

Dass meiner Augen kecker Blick

Sich durch den trauten Raum bewegt

Begann die Jagd, der Kampf ums Leben.

Huh, wie die kalte Hölle heizte

In meiner windelweichen Brust

Und feurig meine Wangen kreisten

Um edles Dasein und Verlust.

 

(unvollendet……..)

 

 

 

 

Zugvögel

 

Nun schweben sie wieder unterm Baldachin

Fliehen vor dem grauen Wurm,

Der im Gebälk des Himmels bohrt.

Fliehen vor dem kalten Würgegriff

Der sich um Baum und Gräser schlingt.

Und ich…..?

Muss durch die Eisblumen

An meinem Fenster starren.

Sie ziehen

Und ich muss hier verharren

Denn mir ist nicht der Zug gegönnt

Mich unter Palmen zu erquicken

Am blauen Meer mich zu beglücken

Das sehnsuchtsvoll in meinen Träumen rollt.

 

Träume die immer ärmer werden

Je ärmer auch der Vogelsang.

Ach könnt’ ich doch mit ihnen ziehen

Dem grauen Alltag hier entfliehen

Der mich in seine Fesseln zwang.

Dann würde ich nach Muscheln suchen

Und nimmermehr entführ ein Fluchen

Dem Mund, der auch schon Essig trank.

 

Oh Glück, der Träume Frustrationen

Schenken dem Armen Millionen.

Doch lüftet sich der reiche Zauber

Wird Wahrheit nur zum Glücksberauber.

Und wieder sitz ich dann am Fenster

Und schaue zu, wie sie dort oben fliegen.

Doch nein

Ich bleib nur einen Tag noch hier

Oder bis zum nächsten Mond.

Vielleicht auch erst nach deren vier.

Dann sind die Eisblumen verwelkt.

 

*

 

Fiesta

 

Brennender Sand der Arena

Menschengedrängt die Rotunde

Höhepunkt jeglicher Fiesta

Blutig und offen die Wunde

Rot sind die Tücher die Jagen

Rot ist das Blut, das da fliesst

Rot sind die Fahnen die tragen

Sichel und Hammer

 

 

*

Eine Fabel

Von

Henri Regenwetter

Die Schlange und der Igel

oder

Der genossene Genosse.

 

An Drosseljungen hatte kaum

Die Schlange sich recht satt gefressen,

Da war sie schon im süssen Traum

Auf leck’re Beute wie besessen.

’ne fette Maus stand ihr im Sinn,

ein glatter Maulwurf wär’ Gewinn

Oder ein junger Hase….

Da raschelt es vor ihr im Grase.

 

„Sieh da, Gevatter Igel,

Du äußerst unverschämte Flegel

Mischst dich in meine Sachen ein.

Dies scheint sehr feindlich mir zu sein.

Was hast du denn, gespickt mit Waffen

In meinem Jagdrevier zu schaffen?

Ein Angriff ist hier manifest,

Darum erkenne mein Protest!“

 

„Liebste, mir dünkt hier sei neutrales Land

Und was du sagst, ist Unverstand.

In dieser höchst unsich’ren Zeit,

heisst die Parole ’sei gefeit’.

Da muss ich mich in Stacheln stecken,

Um  d e i n e n  Angriff abzuschrecken.

Auch liesse sich die Art erwähnen

Wie du so trotzig-feindlich sprichst.“

 

„Genosse Igel, du bist schlecht.

Der Friede war mir immer recht.

schliesslich bist du mir überlegen

Brauchst nur die Stacheln zu bewegen

Befällt mich eine Schlangenhaut.

Kein Wunder, dass dir niemand traut.

Doch endlich will ich Ruh’ geniessen,

Komm, lass uns freundlich Frieden schliessen!“

 

Gevatter Igel spricht: „Hör zu,

Auch ich benötige der Ruh’

Lässt du die gift’gen Zähne ziehen,

Brauch ich nicht mehr vor dir zu fliehen.

Ich stehe für die Kosten ein.

Wer Frieden will, muss willig sein.“

„Nicht doch,

Du hättest deine Stacheln noch.

Willst du dich Ihrer auch befreien,

Dann könnte unser Pakt gedeihen.“

 

„Top!“

„Top!“

 

Der Arzt verstand sich auch auf Stacheln.

Gevatter Igel zahlt und stöhnt:

„Mein Gott, was hat man mich gequält,

Hätten wir nur einen andren Arzt gewählt.

Doch will ich jetzt den Schmerz vergessen,

Der allem Vorteil angemessen

Ich wand’re alsdann weiter fort…“

 

Da fällt die Schlange ihm ins Wort:

„Nicht doch,

Nun müssen wir beisammen weilen,

Als Freunde stets die Mäuse teilen.

Mir steigen Tränen fast vor Rührung

Ob dieser göttlich heil’gen Fügung

Lass mich in deine Arme sinken.

Am Bruderherz nur Balsam trinken,

Nun endlich ist der Pakt geschlossen.

Lass dich umarmen als ’genossen’!“

 

Der Schlange Blick war tückenfrei,

Dann quetschte sie den Freund zu Brei.

 

Wer fragt nach der Moral?

 

*

 

Frühlingserwachen (neu 17.3.2006)

 

Jasmin hat kaum ein duftig Lied gesungen

Da schnalzen schon der Blüten Zungen,

Von goldig gelber Zaubernuss.

Sie blüh’t im Januar, ein Genuss.

 

Der Frühling langsam kommen muss.

 

Sie fürchten nicht den Frost, den Schnee,

Auch eis’ge Winde tun nicht weh.

Ich bin darüber voll entzückt.

Der kalten Zeit schon fast entrückt.

 

Den Lenz ich zünftig kommen seh.

 

In meiner Zaubernuss, kaum ausgeblüht,

Ein Geissblatt sich, um unser Heimes Glück bemüht

Wie schon das bei den Kelten war,

Berauscht mit Duft und Blüten, wunderbar.

 

Es naht der Lenz, s’ist sonnenklar.

 

Fast hätt’ den Helleborus ich vergessen,

Auf Seidelbast bin ich versessen,

Um’s Haus herum manch Knospen treiben

Ich kann fast nicht im Zimmer bleiben.

 

Der Lenz wird schon den Schnee vertreiben.

 

Die Alpenveilchen tanzen tolle Reigen,

Schneeglöckchen läuten ein. Mit Geigen

Treibt’s auch der Winterling besessen,

Schüttet sein Gold recht unermessen.

 

Der Wonnelenz ist nicht vergessen.

 

Schon länger ich die Sonne sehe

Sie steigt und steigt noch in die Höhe

Weckt auf dabei noch manche Blumen.

Um die herum Wildbienen summen.

 

Der Lenz ist nah, der Winter wird verstummen.

 

Hoch oben in den Lüften kreisen

Schneegänse die mir Mut verheissen

Auch sie sind auf den Lenz versessen

Und schrei’n dazu als wie besessen.

 

Sie schaffen ihn herbei den Lenz.

 

Sie zieh’n nach Norden ans Gestade

Wo sich sogleich am kühlen Bade

Des Lebens Kreis erneut sich schliesst.

Ihr Drang zum Nachwuchs in den Adern fliesst.

 

Der Lenz ist da!

Hurrah.

 

Zolver, 17 März 2006.

 

 

 

 

 

Vom Glück! Vom Glück!

 

 

 

Motto

Die Größe Deines Geistes

Spiegelt sich in dem Wort, das du gebrauc hst,

Die Größe Deiner Seele,

Im Wert, in den du das Wort tauchst!

 

Memento

 

Der Wissensreichtum wächst mit Deinem Wortschatz

 

***

Das Rad der Zeit, das dreht und dreht,

Wann kommt der Tag, die Stund wo’s stille steht?

 

***

Am Horizont da droht des Schicksals Hand

Zu spielen mit dem Menschen Tand

Und näher rücket sie als Faust,

Die bald an unsrer  Zukunft zaust.

 

(Bedrohung durch den 3. Weltkrieg)

 

***

 

Den ersten Vers schreiben die Götter

Und bringen die weiteren Zeilen in Fluss.

Dann tauchen auf die ewigen Spötter,

Und derer gibt’s im Überfluss.

 

 

Frühlingsglocken

 

Frühlingsglocken, sanftes Klingen

Säuseln Winde an mein Ohr,

Als ob sie mit süßem Singen

Musizieren heut‘ im Chor.

 

Töne einer Liebegeige,

Baden sich im Sonnenschein,

Der, sich schmiegend durch die Zweige,

Näher will dem Geiger sein.

 

***

Kolibri

 

Grau erscheinen mir die Blumen,

Bei dem Anblick Deines Kleid,

Könnte besser ich dich rühmen

Täte dieser Gleich mir Leid.

 

***

 

Oft bin ich hinaus gewandert

Manchen Sturm hab ich erlebt,

Eisig kalt mich’s jetzt heut‘ durchschauert

Normenlos die Welt jetzt bebt.

 

An dem Ufer Deines Lebens,

Mahnet dich das große Wort,

Ewig sei der Tag des Gebens

Nur in diesem lebst du fort

 

Lieblich leuchten helle Blicke,

In der Nächte dunklem Schein

Chrysalide Lichtergüsse,

Heben sich von außen rein.

Trennen uns von dunkler Nacht.

 

Liebe, aus des Herzens Quell entronnen,

Ebnet jedem Strom die heiße Bahn,

Offenes Entgegenkommen

Nötigt flammenden Liebeswahn

Immerzu bleibst Du ein Stern, im Trüben meiner Seele

Ein Beschützer, gleich Empfänger, aller meiner Triebe.

 

***

 

Liebesrausch

 

Liebe, Liebe, ewige Liebe,

Ist in jedes Herz gebannt,

Werden frei die schönen Triebe

Dann im Herz die Glut entflammt.

 

Wenn der Blumenkelch zerspringt,

Von der Sonne Strahl umringt

Tau vom Rand, in Perlen quillt

Und den Kelch mit Liebe füllt

Dann erwacht ein neues Leben.

 

Liebe, Liebe, ewige Liebe,

Füllt ein jedes Herz zum Rand,

Werden frei die zarten Triebe,

Treibt das Boot wie unbemannt

 

Wenn der Blüten Kelch zerspringt

Und das Herz die Perlen trinkt

Dass es gleichsam überquillt

Von der Liebe Rausch erfüllt

Dann erwacht ein neues Streben.

 

***

 

Der erste Kuss

 

Die Frucht, die du gezeitigt hast,

Auf Deinem roten Mund,

Pflückt ich begehrlich und mit Hast

In dieser trauten Stund‘.

 

Die Augen strahlten Liebe nur,

Dein Mund sang süß Wort‘

Du batest dass ich Liebe schwur,

Ich tat’s am stillen Ort.

 

Als ich von Deinen Kuss getrunken,

Wollt nimmermehr verlassen Dich,

Ich war Dir inniglich versunken,

Holde, Schöne, ich liebe Dich!

 

Ich liebe Dich heute, ich liebe Dich morgen.

Ich liebe Dich ewig, sei nur ohne Sorgen!!

 

*****

 

Begegnung

 

Ein heißer Strahl,

Mein jubelnd Herz durchdrang,

Als ich mit süßer Qual

Dich hier im Haus empfang..

 

Ein neues Mal

War uns die Stunde hold,

Dass wir in Überzahl

Uns küssten, so wie wir’s gewollt.

 

Die liebsten Wort‘

Vom warmen Mund ersehnt,

An diesem trauten Ort,

Hast keck von Amor sie entlehnt.

 

Und Engel gleich,

Schwebst Du in meinem Blick,

Ein wahres Himmelreich,

Auf Erden ew’ges Glück.

 

Sempre Dakapo

 

Du, mein Süßes Kind,

Du, mein schönes Kind,

Ach, Du liebstes Engelbild;

Du liebest mich,

Betörest mich,

Im himmlischen Gefild.

 

Du, mein zartes Kind,

Du, mein holdes Kind,

Freudestrahlend und so mild;

Du liebest mich,

Erlösest mich,

Aus irdischem Gefild.

 

Du meine gutes Kind,

Du, mein liebes Kind,

So wird leis das Glück erfüllt;

Du liebest mich,

Ich liebe Dich,

Mehr als mein Ebenbild.

 

(Ersonnen und geschrieben

In einer Winternacht.

Und nur für jene Lieben

An die ich hab‘ gedacht.

Dir reichen tu ich’s nachher

Und bleibe stets Dein HR.)

 

Deine Locke

 

Dein Haar, das rauscht im lauen Wind,

Es duftet warmen Drang,

Weckt das Verlangen nach dem Bild,

Das ich so lang bezwang.

 

Gar herrlich war’s in jener Stund‘,

Als ich Dein Haar berührt,

Bezaubert küsst ich Deinen Mund,

Dein Blick hat mich verführt.

 

So wie das Blatt die Rose schmückt,

Und wie der Strahl, den Stern,

So ist es Deinem Haar geglückt,

‚s umwallt, den zarten Kern.

 

Es schmiegt sich um das schöne Haupt,

In lust’gem Lockenspiel

Doch niemals hätte ich geglaubt,

Dass eine sei zu viel

 

Und Staunen war’s , das mich umfing,

Und leise Wehmut auch,

Als ich ein Löckchen Band empfing,

Umschwebt von Liebeshauch.

 

Ich will Dir dankbar darum sein,

Wie jener blinde Mann,

Der durch des Lichtes Wunderschein,

Nun einmal sehen kann.

 

Wenn die Frühlingslüfte wehen

 

Draußen weht ein Frühlingslüftchen,

Die Sonne leckt am letzten Schnee

Und in des Herzens Liebesklüftchen,

Da recket gähnend sich ein Weh.

 

Und die Natur erwachet leise,

Es recket sich der Blümlein Kopf

Es grüßt den Frühling eine Meise,

Dem Spechten heißt dies klopf, klopf, klopf.

 

Es grüßt den Frühling auch die Sonne,

Es jubiliert die frohe Welt

Nun kommt die holde Zeit voll Wonne

So wie’s den Menschen recht gefällt.

 

Und schon beginnt das Herz zu singen,

Wie zu gehorchen der Gewalt,

Die zärtlich pocht in seinem Innern,

In einer liebenden Gestalt.

 

***

 

Draußen weht ein Frühlingslüftchen,

Die Sonne leckt am letzten Schnee,

Und aus des Waldes finstrer Klüften,

Tritt keck hervor ein stolzes Reh.

 

***

 

O Rehlein fein, lass mich hinein,

Ich hab mich  fort gelogen

O Rehlein fein, nur Du bist mein,

Ich hab‘ die Sonn‘ betrogen.

 

Und hurtig, hurtig schlüpft es ein

Das mut’ge Sonnenkind,

Und hüpft ins traute Kämmerlein,

Will wärmen hier geschwind.

 

***

 

Schau wie die treuen Äugelein glänzen,

Und wie des Rehleins Herzchen springt,

Als es den Strahl als Liebes Kränzchen

Sich um den schlanken Hals nun schwingt.

 

Und durstig seine Lippen schoben,

Sich zärtlich an den klaren Quell,

O Strahl, du hast dich weg gelogen,

Bleib hier, du machst das Leben hell.

 

Das letzte Lied (vor Einzug zum obligatorischen Militärdienst)

 

Ich will noch einmal singen,

bevor die Fremde ruft,

Nochmal mein Herz beschwingen,

Bevor es ringt nach Luft.

 

Dir Liebste, will ich singen,

Die ich verlassen muss,

´soll in Dein Herzlein dringen

Als warmer Abschiedskuss.

 

Und diese kurze Stunde,

in der mein Mund schon bebt,

Soll bringen ich die Kunde,

Welch Liebe sie gewebt.

 

Der helle Strahl der Sonne,

Der uns erglüht so sacht,

Verliert nun seine Wonne,

Denn bald ist finstre Nacht.

 

Und in die öde Leere,

Werdwandern ich allein,

Muss lassen Dich o Liebste,

Kann nicht mehr bei Dir sein.

 

Kann in die klaren Augen,

Die stets mein Herz gerührt,

Mein Blick nun nicht mehr tauchen,

Man hat Dich mir entführt.

 

Kann hören nicht die Stimme,

Die gar so Schönes sprach,

Die mir in trauter Stunde,

Die heilige Lieb‘ versprach.

 

Und die unzähligen Locken,

Die Dir geschmückt das Haupt,

Wem bleibt das Auge trocken,

Dem solches Glück geraubt.

 

Auch Deine lieben Hände,

Kann halten ich nicht mehr,

Sie strahlten so viel Wärme,

Bald fühl ich das nicht mehr.

 

Und Deine wonnigen Lippen,

Dein Kuss, den ich ersehnt,

Es führt durch viele Klippen,

Mein Weg, der nun sich dehnt.

 

Die Tränen stehen im Auge,

Zerspringen möchte‘ mein Herz,

Das Glück, das ich entbehre,

Bereitet mir den Schmerz.

 

Könnt ich ein einzig Mal noch,

Genießen all dies Glück,

Der letzte Hoffnungsstrahl doch

Sinkt hart ins Nichts zurück.

 

Als letzter Gruß will sagen,

Bleibe mit Gott zurück,

Es wird doch einmal tagen,

Das Glück, mein Glück, Dein Glück.

 

Ich wollt noch einmal singen,

Es ward ein Klagelaut,

Mein Herz das möchte zerspringen

Wenn’s in die Zukunft schaut.

 

Doch will ich still nun scheiden,

Will ziehen in die Fremd‘,

Wir bleiben in Gedanken,

Doch nie, niemals getrennt.

 

Letty (Einer nie gesehene Jugend-Korrespondentin aus Belgien)

 

Prächtig in des Frühlingsmorgen,

Amseln trillern ohne Sorgen
U
nd an blütenwissen Hängen
Lieblich flötend Hirtensingen
Emsig grasen ihre Herden

Tausend Schäflein hier auf Erden

Traumgesicht der grünen Matten

Eingeschlummert in dem Schatten.

 

Veilchen und Vergissmeinnicht,

Alles Blümlein, die man bricht,

Niemand kann es uns verwehren,

Da wir doch nur sie begehren.

Endlos sind der Wiesen Weiten

Rundherum der Glöckchen Läuten

Celebriert von milden Düften

Angenehm in reinen Lüften

Mein‘ Geburtstag Wünsche reich ich,

Meiner Freundin, die so lieblich

Einer Wunderblume ähnlich,

Nektar spendet unerschöpflich.

 

Stille

 

Stilles Haus, o stille Kammer,

Stiller Raum, o stilles Herz,

Ihr bereitet mir den Jammer,

Ihr bereitet mir den Schmerz.

 

Stiller Garten, o stille Straße

Stilles Feld, o stiller Wald,

Bleibt ihr still in diesem Masse

Schweigt mein junges Herz auch bald.

 

Stille Stadt, o stille Länder

Stille Welt, o stilles All

‚s brennen meine Augenränder

Beim verscheuchen dieser Qual.

 

Stille, Stille, dumpfe Stille

Nicht mal des Orkans Gewalt

Säuselt in der toten  Fülle

Wenn es um mich zerrt und wallt.

 

Und durch diese Weltenstille

Gleitet nicht ein Sonnenstrahl,

Alles gähnt aus grauer Hülle,

Und der Tag ist fahl, ist fahl.

 

Einen einzigen Tag nur lauschen

Herrlich klängen die ärmsten Wort

Mensch Natur würd mich berauschen,

In mir klingen immerfort.

 

Und in meinem Innern schäumet,

In der Glut der Jugendquell

Und er sinnet viel, er träumet,

Aber um mich, bleibt es still.-

 

 

Frühling, du warst schon da!

 

Du kommst, ich weiß, du warst schon da,

Frühling im grünen Kleid,

Du nahst, ich höre es von fern und nah‘

Frühling, du Blüte Zeit.

 

Du tönst, es singt und klingt um mich,

Frühling bist voller Freud‘,

Du blühst, ich seh es, küsse mich,

Frühling im Hochzeitskleid.

 

Du glühst, ich fühl‘s, bist voller Glut

Frühling du schönste Pracht,

Du schmückst, mich freut‘s, den ärmsten Hut,

Des Greisen Mund der lacht.

 

Du lebst, ich spür‘s, du schwillst vom Blut,

Frühling, das dich durchdringt,

Du bebst, ich seh‘s, es schwankt Dein Mut,

Sobald Dein Glanz verklingt.

 

Du kämpfst, ich schau‘s, du ringst mit dir,

Frühling, wenn du verblühst,

Du wankst, du stöhnst, du reichest mir

Die Frucht, die du durchglühst.

 

Du weichst, ich hö‘s, von fern und nah‘

Frühling im Trauerkleid,

Du gehst, ich weiss, du warst schon da,

Frühling der Jugendzeit.

 

Zum Schulausgang

 

Der Tag ist gekommen,

Die Schule ist aus, Wer dies nicht vernommen,

Dem ist es kein Schmaus.

Und jetzt tritt ins Leben,

Nicht zaghaft, doch kühn!

Was wird es dir geben?

Viel Sorgen, viel Mühen?

Drum schreite nur aufrecht

Und denke daran,

Das Leben ist dem Recht

Der ausschreiten kann.

 

An meine Uhr

 

Liebe Uhr, willst jetzt schon schlagen,

Um mir keck und frech zu sagen,

Musst nun in die Ferne wandern,

Musst nun Deine Wege ändern,

Musst verlassen alle Lieben,

Musst dem Schicksal dich ergeben,

Musst….

Doch weiter kommst mir nimmer.

 

Krachend trifft dich schon mein Hammer,

Doch aus Deines Holzes Ächzen

Hör ich es von neuem krächzen,

Musst doch Deine Wege ändern

Musst doch in die Ferne wandern,

Musst doch Deine Lieb‘ verlassen.

Musst……

Zeit! Ich möchte dich jetzt hassen.

 

Bist aber nirgendwo zu fassen.

Schlag zu, ich will den Schlag vertragen,

Doch dieses eine will ich sagen,

Du sollst haben Deine Last

Sollst schlagen ohne Ruh‘ und Rast,

Bis müd‘ du bist, vom langen Lauf

Einst schlagen wirst, diesmal zuhauf.

 

Erfülle baldigst Deine Pflicht

Mit der Belohnung harr ich nicht,

In neuem Kasten, die neue Zeit,

Sollst schlagen dann, wenn sie gefreit.

 

Ein Kuss

 

Ein Kuss!

Tut alles erweichen,

Tut alles bekennen,

Er will gar nichts trennen,

Nur beides vereinen,

Was danach sich sehnt.

 

Ein Kuss!

Tut alles erkennen,

Was schön ist zu nennen,

Was hold ist zu spüren,

Im Munde zu führen,

In nächtlicher Stund.

 

Ein Kuss!

Das ist das Zeichen,

Vom Armen zum Reichen,

Von Einem zum Andern,

Gemeinsam zu wandern,

Durch Freude und Leid.

Bis in alle Ewigkeit.

 

Galgen im Mond

 

Es klappert ein Gebein,

Im feuchten Wind.

Die Totenvögel schreien.

Es schreit ein Kind

Auf seiner Mutter Schoss

Es friert die Mutter bloß.

 

Wenn sie auch manchmal lacht

Im feuchten Wind

Und darbt, in geistiger Nacht

Mit einem Kind

Im kalten Abendrot

Sein Vater, der ist tot.

 

Im kalten Mond sie bebt

Im feuchten Wind

Als sie den Blick nun hebt

Wie auch das Kind

Die Totenvögel schreien

Es klappert sein Gebein.

 

Der jüngst Tag bricht an

Im feuchten Wind

Hängt sie am Galgen dran

Mit ihrem Kind

Die Totenvögel schreien.

 

Licht

 

Ich bin heut‘ Abend auf den Berg gestiegen,

Weil ich allein will sein mit meinem Sterne,

Der greifbar nah‘ ist, doch unendlich ferne,

In seinem Strahl, all meine Träume liegen.

 

Ich will mit ihm die dunkle Nacht besiegen,

Im Lichte wandeln möchte ich einmal gerne,

Weil nur am Licht die Frucht reift aus dem Kerne,

Dem Dämmerscheine wird jedoch erliegen.

 

Und sollt in mir der irdische Schleier fallen,

So schwebt mein Geist den Berg hinan zum Lichte

Zu jenem Glanz, der mich in sich erhelle.

 

Vergebens kommt zu oft mein Blut ins Wallen,

Die schönsten Träume rinnen all zunichte

Wenn thront das Breite an des Höchsten Stelle.

 

Omen

 

Das Rätsel einer Quelle

Kommt mir heut‘ in den Sinn,

Ich wandere zur Stelle

Und kann gar Vieles sehen.

 

Noch stehen die öden Ruinen,

Vom kahlen Park umringt,

Im Moos bewachsenen Brunnen,

Der heilende Quell entspringt.

 

Ein fahler Strahl der Sonne

Fällt auf gefrorenes Land

Und dringt mit mattem Scheine,

Bis an der Quelle Rand.

 

Und glitzernd plätschert leise,

Das Wasser hügelab.

Umspült in zarter Weise,

Ein fremdes Massengrab.

 

Ringsum die Weiden neigen

Ihr trauernd Haupt herab,

Denn unter ihren Zweigen,

Da stieß man sie hinab.

 

Weit fort von ihrer Heimat

Man hat sie nicht gezählt,

Die Opfer großer Schandtat,

Verhungert und gequält.

 

Ich harre an dem Grabe,

In innigem Gebet,

Gedenke jener Tage,

Wo wir so oft gefleht.

 

Lass ruhn sie Herr, in Frieden,

All die uns Helden sind,

Die fern von ihren Lieben,

Beweint von Frau und Kind.

 

Schon dehnen sich die Schatten,

Vom Turme ruft der Kauz

O, wär doch Ruh‘ auf Erden,

O, wär das Streiten aus.

 

Die Wasser murmeln leise

Der Toten Schlummerlied.

Es klingt in frommer Weise,

Rundum das Quellgebiet.

 

Das Rätsel einer Quelle,

Kam mir heut‘ in den Sinn,

Ich wanderte zur Stelle.

Ich hab‘ zu Viel gesehen.

 

Schmetterling

 

Im Träume hab‘ ich Dich gesehen,

Du warst mir näher als zuvor,

Doch konnt das Liebste nicht geschehen,

Denn Schwätzer standen um das Tor.

 

Wir wollten nicht die Blicke weiden,

Die unsre innige Lieb gestört,

Nur Einer glaubte uns bescheiden.

Er hat die flehende Bitt erhört.

 

s war Amor, der auf keckem Schimmel

Mit seinem Zauberpfeil zur Hand.

Uns fliegen lies in seinen Himmel,

Als Schmetterlinge über’s Land.

 

Bald weckte uns die liebe Sonne,

Das halb erlahmte Flügelpaar,

Wir segelten, so voller Wonne,

Als wär der Zauber ewig wahr.

 

Wir flogen über grüne Auen,

Dem Süßen Land der Liebe zu,

Wo niemand könnte uns beschauen,

Da fände unsre Seele Ruh‘!

 

Und sieh, bald schimmerten die bunten Hügel

In veilchenblauem Festgewand,

Und müde wurden unsre Flügel,

Je näher kam das schöne Land.

 

Es war als ob die Zauberkräfte,

Bemessen waren zu dem Flug,

Als ob des Pfeiles Traumes Säfte,

Gebrauet waren zum Betrug.

 

Denn als inmitten bunter Blümlein

Dein lieblich süßer Mund mir lacht,

Wollt ich mich laben an dem Brünnlein

Und bin vor Sinnlichkeit erwacht.

 

Die Schneeflocke

 

Es war kein Traum, als ich es träumte,

Es war kein Bild, das mir erstand,

Es war mein Herz, das auf sich bäumte

Und sich an dieses Märchen Band.

 

*****

 

Offen war mein Herz

Wie immer,

Als das graue Wolkendach,

Zärtlich weiss, sich heut‘ ergoss.

Ein Schimmer,

Um mein offen Herz.

 

Schneller pocht mein Herz

Wie immer,

Als nun tanzend, wie im Spiel,

Tausend Flöckchen fliegen.

Ein Schimmer

In das schnelle Herz.

 

Sehnsucht füllt mein Herz

Wie immer

Als ein lieblich Flöckchen sich

Nähert wie Kristall,

Ein Schimmer

Durch mein glühend Herz.

 

Stürmisch bebt mein Herz

Wie immer,

Wird so reich in seinem Glanz,

Fällt so kalt

Als Schimmer

Auf mein tobend Herz.

 

Wallend wirkt mein Herz

Wie immer.

Flocken schmelzen immerfort.

An dem wollig warmen Ort.

Doch immer

Dacht daran mein Herz.

 

Nur ein Flöckchen flog ins Herze

Und immer

Wärmen es viel tausend Pulse,

Dass es durch die Adern dringt.

Ein Schimmer.

Offener wird mein Herz.

 

Ein Wunsch

 

Aus der Erde dunklen Tiefen,

Strebt das Leben froh ans Licht,

Und die Mächte die es riefen,

Zögerten an Deinem nicht.

 

Ja, Du bist ein Bild der Jugend,

Voller Anmut, edlem Blut,

Die gepaart mit seltner Tugend,

Sprühend voller Lebensmut.

 

Und nun ist der Tag gekommen,

Wo die Knospen Hülle fällt,

Wo die Stunde ist verronnen,

Die der Blüten Fülle hält.

 

Öffne Deiner Blüte Laube,

Lade jeden Sonnenschein,

Dass er reifen lässt die Traube,

Deiner Liebe klarer Wein.

 

Lass genießen und genieße,

Biete an, des Glückes Trunk,

Dass von neuem Dir entsprieße,

Einer Blüte voller Prunk.

 

Eine Ros‘ gibt kein Gebinde,

Eine Blume wenig Duft,

Nur ein blühendes Gewinde,

Füllt mit Zauber an, die Luft.

 

Blüte schmiege sich an Blüte

Wird ein liebliches Gebild,

Mit des Lebens Herzensgüte,

Ein poetisches Gefild.

 

Wo zwei Rosen sich entfalten,

Zieren sie den gleichen Ort,

Und des Herzens Traumgestalten,

Wollen blühen immerfort.

 

Sprießen, wachsen, ewig blühen,

Das ist echte Lebenslust,

Doch im innigsten Erglühen,

Welken sie schon in der Brust.

 

Dürfen wir auch nicht verweilen,

In des Frühlings Sonnenschein,

Werden wir die Wunde heilen,

Eins dem Andern Sonne sein.

 

Sonne scheine jeden Morgen,

Durch der Kammer Fensterlein,

Und wir werden frei von Sorgen,

Ewig beieinander sein.

 

Herbstlied

 

Ein welkes Blatt sinkt leise auf die Erde,

Und mit ihm rollt die Träne in den Staub,

Von neuem klingt die Weise, stirb und werde,

Durch aller Bäume welkes Laub.

 

Und alles Glück, das um mich stand in Blüte,

Fällt mit herab und bricht den süßen Bann,

Der ewig schien, zu stillen mein Gemüte

Und heut‘ nicht glücklich machen kann.

 

O, war’s ein Kuss, worin sie mir erglühte,

Nur küssen möchte‘ ich ihren zarten Mund,

Nicht weinen sollt sie, wenn umsonst sie blühte,

Nur heilen diese tiefe Wund.

 

Wie durch das Laub, bald wird es wieder klingen,

Das ganze Lied, das ich voll Lieb‘ ersann,

Und dieses Glück wird in mir frischer singen.

Wenn ich sie wieder küssen kann.

 

Stille (Warte 18.12.55)

 

Stille.

Schneebedeckte Laube

Liegt im Gland der Sterne:

Fülle.

 

Odem

Heiliger Erwartung

Webet Silberfäden,

Wiegt Erinnerung

Göttlicher Geburt.

 

Weihrauch

Quellende Freude

Dringt mit sanftem Klingen

Tröpfelnd in das Herz.

 

Stille.

 

Posaunen der Freude

Der glorreichen Liebe

Durchzittern im Schalle

Den englischen Gruß.

 

Glockengeläute

Freude

Fülle

Liegt im Glanz der Sterne

Schneebedeckter Laube

Stille?

 

Wunschlos

 

Wunschlos

Denke ich zu sein.

Durch das  Neue Jahr zu gleiten,

Wie ein Floss,

Das stille Ufer grüßt.

 

Die Wellen wären ein weicher Weg,

Die Strömung lustiger Gang,

Und nirgendwo ein Fischersteg,

Nach dem mein Herz verlang.

 

Durch bunte Täler trügst mich hin

Ins frei Land hinein,

Ein sonniger Himmel, saftiges Grün

Könnte mich nur erfreuen.

 

Der Uferblumen samtenes Kleid,

Vom zarten Wind bewegt,

Wär wie ein Licht Zufriedenheit,

Das sich am Lande regt.

 

Und heiliger Friede wär mein Gast,

Durch aller Länder Pracht.

Ich zöge ohne Ruh und Rast

Mein Weg nun Tag du Nacht.

 

Wunschlos, dachte ich zu sein,

Mich drängt’s

Durch das Neue Jahr zu gleiten,

Wie ein Floss,

Das stille Ufer sucht.

 

Lass mich

 

Lass mich Deine Augen sein.

Ich könnte nur vor Freude weinen.

Lass mich Deine Ohren sein.

Nur hören würd‘ ich edle Wort.

Lass mich Deine Lippen sein.

Ich würde mich an Wonne weiden.

Lass mich Deine Locken sein.

Dich schmücken möchte ich immerfort.

Lass mich Deine Hände sein.

Mit Fleiß würd ich Dir Taten leisten.

Lass mich Deine Sorgen sein.

Im Windes Hauch würd ich vergehen.

Lass mich Deine Liebe sein.

Durch’s Feuer möchte ich Dich geleiten.

Lass mich doch Dein Alles sein.

Dann nur kannst Du mein Herz verstehen.

 

 

Erinnerungen

 

In finstrer dunkler Nacht,

Erwacht ein süßer Traum;

Ein lieblich Märchen ausgedacht,

Getränkt in Liebes Laun.

 

Fern über weite Wäldern schweift,

Ein Seelchen zu Dir hin,

Das jene stillen Orte streift,

Die stehen in meinem Sinn.

 

Ein Herz das liebestrunken schlägt

Folgt emsig hintendrein.

Ein Sträußchen bunter Blumen trägt,

Des Herzens Kämmerlein.

 

Du schläfst, ein wonnig liebes Bild,

Es schmückt Dein Haar ein Kranz

Es springen um Dein Mund so mild,

Die lustigen Feen zum Tanz.

 

Die Hände hältst Du nach mir hin,

Zum herrlichen Empfang,

Es spielen tausend Englein drin,

Bei süßem Harfenklang.

 

Es locken Deine Lippen mich

Voll Liebeslust und rein.

O Schätzchen, ich möcht küssen Dich,

Doch alles ist nur Schein.

 

Du pflückest aus dem Liebesbeet,

Die reichsten Blumen ab,

Doch tiefer in dem Herzen steht,

Die schönste Liebes Gab.

 

Und bittend flehet mich Dein Blick

Zu schenken was ich hab‘

Doch träumend tritt mein Herz zurück

Die Blümlein knicken ab.

 

Und tief im Innern meiner Brust,

Vergeht der süße Traum

Ein Märchen voller Liebeslust

Getränkt in eitlen Schaum.

 

Ein stöhnend Herz voll Übermut

Erweckt den heitern Sinn

Der Liebes Schwall im Heißen Blut

Weicht ahnungslos dahin.

 

Die Sterne werfen keinen Schein

Die Wolken ziehen vorbei

Vorüber auch die Träumereien.

Die Lust wird nimmer frei.

 

Doch stürmisch schlägt mein Herze lein,

Im neuen Sinnen fort

Und der Gedanken Tändeleien

Wechseln von Ort zu Ort.

 

Die Liebe nur allein hält stand

Bei meiner liebsten Bett.

Weil einmal sie Erfüllung fand,

Die echter war und nett.

 

So steigt nun bange Einsamkeit

Aus frischen Morgenluft.

Ein Traum geträumt voll Seligkeit.

Nicht einmal blieb der Duft.

 

Ein Neujahrstraum, meiner Liebsten gewidmet

(geschrieben vor Neujahr 27.12. 1954)

 

Im Wandel der Zeiten haben wir das Jahr 1955 vor der Tür stehen. Es klopft an und ich gebiete ihm freundlich

Herein, du junges Neue Jahr,

Die harret ein verliebtes Paar,

Das sich der Zukunft weihen will.

Herein, warum bleibst du so still?

 

Ich glaubte dich im Schmuck zu sehen,

Ob’s Auge dir vor Freude glänzt?

Und du bleibst mir so stille stehen.

Ist’s Demut die Dein Antlitz kränzt?

 

Das Jahr darauf in tiefen Tone,

hebt  Atem holend schwer die Brust.

Ich bin dem Menschen hold und frone,

Gelassen seiner Liebeslust.

 

Ich selber bin ein Knecht der Mächte,

Mich leitet göttliche Gewalt,

Und macht ihr Menschen mich zum Knechte

So hab‘ ich friedliche Gestalt.

 

Doch lasst ihr mich alleine walten

So schwillt die aderige Stirn,

Erscheine dann in Spukgestalten.

Ich ordonniere ihr Gestirn.

 

Ich führe ein zweideutig Leben,

Dem Göttlichen, dem dien ich recht.

Dem Menschen aber ohne Streben,

Ergeht’s in meinen Armen schlecht.

 

So sprach das Jahr und setzt gesellig sich zu mir. Draußen im seichten Neujahrsschnee trippelt eine Meise und die Schneeflocken wirbeln in dichten Mengen an meine, mit Eisblumen bestückte Fenstern. Irgendwo läutet ein Glöckchen den kalten Winter Himmel.

 

Es fasst mich Jemand bei der Hand. Die Hand ist warm. Ich blicke auf und gewahre vor mir Jene, die mit mir harret. Ich stelle Ihr das Neue Jahr , das neben mir auf einem Stuhl hockt, freudig vor. Sie will es umarmen, doch erschrickt, als es Ihr kalt über Hände und Füße läuft. Etwas benommen kommt Sie näher an mich heran. Ich umfasse Ihre Hüfte und willig lässt Sie sich auf meinem Schoss nieder. An mehreren Küssen und eines ganz aparten Umarmung hat es nicht gefehlt. Auf einmal sagt

 

Sie:

 

Herzlich bist du mir willkommen

Du liebes gute Neue Jahr.

Hätt gern‘ dich in die Arm genommen

Weil du scheinest mir gar wunderbar.

 

Doch du hast so kalt mich hier empfangen

So dass ich fast erschrocken bin.

Drum bin ich weiter noch gegangen.

Setz mich zu meinem Liebsten hin.

 

Könnt ich mir vielleicht was wünschen?

Das Jahr“

„Wünsche was Dein Herz begehrt

Doch ich kann es hier nicht tünchen,

Was den Liebsten ich gelehrt.

 

Wünsche nicht was du erstreben

Nimmer kannst ohne Gefühl.

Deinen Wunsch sollst selber leben,

Wahrlich, das ist sicher nicht zu viel.

 

Sollte doch in Deinen Kräften

Liegen nicht der rechte Trieb,

Sag‘ ich einigt eure Kräfte

Wunder wirkt die wahre Lieb‘

 

Strebt zusammen nach dem Glücke,

Hab‘ erraten Deine Wünsch

Dass euch allezeit entzücke

Meines Alters frischer Tünch.“

 

Ja, sie will zusammen streben, das sind keine leeren Wort

Doch das Jahr konnt‘s nicht erleben, denn es war schon lange fort.

 

Und ein liebes heiße Tränchen,

Rollt ihr an der Wange ab.

Fand in einem lieben Küsschen

Gleich ein wohl erwärmtes Grab.

 

Freudig senkt sie ihre Augen,

Zu bezaubern meinen Mund

Dass fürs Neue Jahr wir Taugen,

Tat sich mit viel Liebe kund.

 

Liebster spricht sie voller Freude,

Hier in meiner stolzen Brust

Schlägt ein Herz, das niemals scheute,

Weder Drangsal noch Verlust.

 

Du allein hilfst mir sie tragen

Ja, du warst mir immer gut,

Nun heißt wieder frisch zu wagen

Dieses Jahr bringt neuen Mut.

 

Sprach es und sie ward so mutig,

Dass ich darauf gleich erwacht.

Rundum mir war’s schwül kaum luftig.

Überall war’s Stille Nacht.

 

Traurig leg ich mich zur Seite,

Wär der Traum doch Wahrheit bloß.

Ruhen würde die Gefreite

Diese Nacht in meinem Schoss.

 

Traum bist du Neujahres Tücke?

War an dir doch manches wahr

Oder schlägst du Deine Brücke

So besinnlich immerdar?

 

Deine Antwort bleibt mir ferne,

Deshalb schlaf ich wieder ein.

Ob du diesmal meinem Sterne

Hauchst den echten Odem ein.?

 

Doch es kann ja nur ein Dichter

Sehen solches Traum Gebild

Doch er hat an solchen „Lichtern“

Seine Sehnsucht oft gestillt.

 

Brief ohne Anschrift und ohne Datum.

Für solche die ihn lesen wollen und solche die ihn lesen werden.

 

Zitat (W. v. Goethe)

 

Dichter lieben nicht zu schweigen,

Wollen sich der Menge zeigen

Lob und Tadel muss ja sein!

Niemand beichtet gern in Prosa,

Doch vertrauen wir gern in rosa

In der Musen stillem Hain.

 

Was ich irrte, was ich strebte,

Was ich litt und was ich lebte.

Sind hier Blumen nur im Strauss.

Und das Alter, wie die Jugend

Nimmt sich gut in Liedern aus.

 

Ich,

Hört, was ein Freundchen mir erzählt, wie die Worte mich gequält:

„ Es war gegen Abend, ich sollt auf Wache ziehen. Da es mir bei hereinbrechender Nacht, zu grauen anfing, wenn ich diesen Posten versah, hatte ich mit einer Taschenlampe versehen. Damit trat ich mein dunkles Geschäft an. Wie jeden Abend:

 

Wenn durch die dunklen Gassen der Vorstadt

Das lustige Weibervolk sich naht,

Dann weiss man, dass die Stunde geschlagen hat,

Die Stunde zur wollüstigen Tat.

 

Sie schweifen ums Kasernentor,

Mit lockendem Verführer Blick

Sie kichern, aus dem Hals hervor,

Die andre Welt am Strick.

 

So ist es mir an jenem Abend auch ergangen. Überall schwatzte man schon von der feurigen Blondine, die schon manchem unbändigem Jüngling, die Hand und auch den Mund darbot, aus Schalk- und andrer Haftigkeit, um ihm seinen liebenstrunkenen Träumen Wahrheit ein zu hauchen und lieblich, betrügerisch ins Ohr zu flüstern.

 

Komm Liebchen, komme Liebchen,

Ich schenk dir ein Küsschen!

Komm Liebchen, komm Liebchen,

Mach froh dich ein bisschen.

Lass suchen zum Liebeserwachen ein Platz.

 

So komme schön artig, mir schwelgt heut das Blut,

Sei doch nicht so ängstlich und habe gut Mut.

Ich schenk dir ein Küsschen,

Ich tändle mit dir,

Komm Liebchen, komme Liebchen,

So komm doch mit mir.

 

Und sie schwang ihre heiß hungrig warmen  Arme um den Vergötterten und alsbald den Weg an ins Tal der Alzette.

 

Mich überkommt ein unermesslich Sehnen,

Nach meinem treuen fernen Glück.

Und in tausend bunten Szenen,

Entsteht mein Lieben meinem Blick.

 

Und tosend pulst durch meine Adern,

Der unbändigen Gelüste Drang

Mein Blick folgt jenen, die jetzt hadern,

In unbändigem Gelüste Zwang.

 

Der Jüngling fühlt sich hingezogen

Zu jener Fremden, die so feil,

Dem stürmisch Herzen ganz gewogen

Zum Liebesakt schönsten Teil.

 

Ich seh‘ wie sie sich köstlich schmiegen,

Wie frei sie seiner Hand gewährt,

Die stolz getragene Brust zu wiegen,

Die eine frei Lieb gewährt.

 

Ich seh‘, wie sich einander küssen,

Wie er sie selig trunken drängt.

Wie sie im Banne der Genüsse

In seinen starken Armen hängt.

 

-.-.-

Es schwärmt mein Herz

Es türmt mein Sinn

Wo führt dies offene Schauspiel hin?

 

Ich wende meine brennende Augen,

Von dem entflammten Liebesakt,

Denn was sie sahen, was sie saugten

Das hat mein stolzes Blut gepackt.

 

Oft schon, wenn ich in frohen Liebesnächten

Mit meiner Liebe war allein,

Da konnte stets der Liebe Mächte

Erkennend, mich vom Drang befrein.

 

Nun steht in meinem Herz geschrieben,

Dass hässlich ist der Liebe Tat

Dass mancher Mensch zu weit getrieben

Was er so nah gefühlet hat.

 

So redete mein Freund und mich erwärmt dasselbe Sehnen.

Dasselbe Glück stand mir bevor.

Doch nie hat mich die Lust bemächtigt.

Dass ich verblendet wie ein Tor.

Trotzdem fühlt man bei jenem Treiben,

Die Manneskraft, die auf sich bäumt,

An den Gedanken haften bleiben, voll Wollust nur von Liebe träumt.

 

Und weiter sprach mein Freund:

 

Und möcht ich auch ringen,

Mit dem eigenen Ich.

 

Es war und lag vor mir das Beispiel, wie die Jugend, die Menschheit, mit der  schönen Liebe spielt. Im Grunde genommen weiss ich Bescheid über freies Weibervolk, aber was mich entsetzte, ist was mir und meinem Herzen nun bevorsteht.

 

Der Freund stockte und wagte sich nicht frei aus zu drücken, doch sprach er nach einigem Überlegen das Schreckens erregende aus:

 

Mir war als ob das Land der Liebe,

Ein Ort voll Süßigkeiten sei,

Ein Paradies voll reiner Triebe

Und nicht von bitterer Tändelei!

 

Und weiter kam es ihm frei von der Zunge:

 

Ich konnt nicht mehr richten mein Blick in das Tal,

Worauf nun ertönte ein Wimmern voll Qual,

Ihr Klagen, ihr Flehen, bot ihm keine Wahl.

Da hat voller Wehmut mein Herz sich geballt.

 

Und sinnend verfiel ich zurück in den Traum,

Wo ich meiner Lieb in die Augen kann schaun.

Wo ich dann als Mann, am glücklichen Tag:

Voll Zärtlichkeit und Wehmut nicht hingeben mich mag.

 

Und quälen Gelüste der Freien Gefühl

Dann wird es dem ehrlichen Herzen erst schwül.

Und Unschuld, du Holde, zertrete ich dich.

So lade ich quälende Schulden auf mich.

 

So sprechet mein Freund, mir wanket der Mut,

Als er weiterhin Betrachtungen tut.

Wer hat uns gelehret,

was mancher schon weiss,

Das was ich begehret,

das macht mich nun heiß.

Aufklärung verlang ich, ob jenes ist wahr?

 

In süßen Tagen bittre Früchte zu essen,

Das wollte mein Herz jene Nacht nicht vergessen!

 

Also sprach nun mein Freund und mit ihm war mein Sinn,

Da riss eine starke Enttäuschung mich hin.

 

Denn kann  sich die Hure, an Liebe nicht ergötzen

Warum sollt ich der Liebsten Herzlein verletzen!

 

So dacht ich und wand mich hinein in die schlaflose Nacht,

Und habe gesonnen und habe gedacht.

 

Und habe gerichtet und denk mir am Schluss.

Warum ist die Liebe ein qualvoller Genuss!

 

Genug, mich peinigt jetzt das Sein,

Wie sollte der innigsten Liebe mich freu’n.

 

Und stolpernd durchwandre ich das Paradies,

Ein Ruheplätzchen zu suchen,

Um dann in das dunkle Erdenverlies,

Der menschlichen Daseins Tücken zu fluchen.

 

Und schellt ich mich ein Haus großer Narr,

Dann klingt es noch immer; ist’s wahr, ist’s wahr?

 

Ich schreite nun mäßig in zukünftige Zeit,

Umschwärme trotzdem noch die ich gefreit.

 

Doch bleibt noch immer Erinnerung!

 

Der Durst trotzdem nicht verlischt, das ist Macht.

Ich warte auf sie bei dunkelnder Nacht!

 

Und frage sie selber, was sie davon weiss,

Was wahr ist oder ob ich voll Verwirrung entgleist?

 

8 Tage später

 

Und tauch ich die Blicke in Goethes Gedicht,

So ist’s wieder Sehnen, das aus dem Herzen mir bricht!

 

Das Glück der Entfernung

 

Trink, o Jüngling! heiliges Glücke
Tag lang aus der Liebsten Blicke;
Abends gaukle ihr Bild dich ein.
Kein Verliebter hab es besser;
Doch das Glück bleibt immer größer,
Fern von der Geliebten sein.

Ewge Kräfte, Zeit und Ferne,
Heimlich wie die Kraft der Sterne,
Wiegen dieses Blut zur Ruh.
Mein Gefühl wird stets erweichter;
Doch mein Herz wird täglich leichter,
Und mein Glück nimmt immer zu.

Nirgends kann ich sie vergessen,
Und doch kann ich ruhig essen,
Heiter ist mein Geist und frei;
Und unmerkliche Betörung
Macht die Liebe zur Verehrung,
Die Begier zur Schwärmerei.

Aufgezogen durch die Sonne
Schwimmt im Hauch ätherscher Wonne
So das leichste Wölkchen nie,
Wie mein Herz in Ruh und Freude.
Frei von Furcht, zu groß zum Neide,
Lieb ich, ewig lieb ich sie!

**         **       **

Dieser kann mein Herz beschwingen, dass es flatternd um sich schlägt,

Um im Flug zu dir zu dringen, die doch meine Liebe trägt!

Denn was die Vernunft erkläret; Liebe ist nicht Sinneslust!

Liebe ist, wenn man ernähret, andrer Freud an eigner Brust! HR

 

An den Mond

 

Silberwolken sind geflogen

Lieber Mond, schaut tief herab,

Und in süßen Liebeswogen

Winkt er mit dem Zauberstab.

 

Aus den Winkeln meiner Kammer

Flimmern tausend Lämpchen auf,

Ich vergesse jeden Jammer,

Denn die Liebe wachet auf.

 

Fein und artig spricht ich leise,

Lauscht die Worte dieser Stund.

Und in himmlischer Weise

Küsst sie zärtlich meinen Mund.

 

Und ihr liebeswarmer Busen,

Atmet tiefer, voller Lust,

Lustig tänzeln tausend Musen,

Um der liebsten zarten Brust.

 

Und sie nimmt mich feurig auf

Wie bei einem Liebeslauf,

Schenkt mir Küsse, hält mich warm

Und wir wandeln Arm in Arm.

 

Durch die Blütenweiße Welt

Unter blauem Himmelszelt,

Zu den Plätzen, die uns grüßten

Während wir uns niederließen.

 

Lass auch hier dich freudig nieder,

Nimm mein Kopf in Deinen Schoss.

Davon träum ich immer wieder,

Hätt die Zeit doch Flügel bloß.

 

Könnt  mich voller Wonne wiegen

Krausen mir im wilden Haar.

Ach wie ließe sich’s so liegen

Als verliebtes junges Paar.

 

Und mein Aug zum Himmel wendend

Schau ich tief in Deinen Blick

Der wie Sterne mich verblendend,

Aus den Träumen ruft zurück.

 

Gegenstück

 

Sinnend hab‘ ich viel gedacht,

Über Manches auch gelacht,

Doch vergessen alles Leid,

Liebe spricht nun und die Freud‘.

 

Kecke Jungfer, holdes Glück

Komm gezogen, komm zurück

Den die Liebe hat gerufen.

Auf des Lebens höchsten Stufen.

 

Schön, so ist es nett von dir

Dass beeilt du kommst zu mir.

Will dich in die Arme fassen

Mich von dir beglücken lassen.

 

Denn ich kann nicht unterlassen

Deine zarten Händ zu fassen,

Damit du neigst Dein süßes Haupt,

Dem ich schon manchen Kuss geraubt.

 

Liebe bleibe stumpfe Klinge

Schneide nie in unser Herz,

Denn was ich voll Sehnen singe.

Verscheuchen soll jeden Schmerz.

 

Weihnachten

 

Auf dem schönen grünen Baume

Glimmert froher, heiliger Schein,

Und es kehrt bei mir im Träume

Herrlich schön ein Christkind ein.

 

Täuschen mich die lieben Worte,

Die es flüstert mir ins Ohr,

Doch an diesem trauten Orte

Jubeln Engel mit im Chor.

 

Und es weckten mich vom Schlafe,

Seine Worte die so lieb,

Die ein Hirte einem Schafe,

In sein leeres Herzchen schrieb.

 

Trunken reib ich mir die Augen,

Die verglast beim hellen Schein,

Doch ich kann dem Blick nicht trauen,

Denn die Wahrheit wär zu rein.

 

Richte mich von meinem Lager,

Spürend seines Atems Hauch,

Und mein Herz das klopfet reger

Denn mir scheint als sei es Rauch.

 

Schreckend fahr ich in die Höhe,

Knistert’s nicht im Tannenbaum.

Brennt er nicht schon lichterlohe

Nein, diesmal  ist’s nicht ein Traum.

 

Schnell behände  konnt ich helfen

Habe die Gefahr gebannt,

Ohne jene Himmelsharfen,

Wär auf Christnach ich verbrannt.

 

Immer von Neuem

 

Zweimal schon sind sie gezogen

Über jenes große Meer.

Sind ins warme Land geflogen

Ihnen fror es doch zu sehr.

 

Kraniche o kommt von Neuem

Aus dem fernen Land zurück.

Diesmal wird es uns erfreuen,

Himmelwärts geht unser Blick.

 

Schwalben kommt auch mit geflogen,

In die große schöne Stadt,

Nie noch hat sie euch betrogen

Weil sie euch ernähret hat.

 

Nachtigall, nun schlag auch wieder

Nächtlich Deinen hellsten  Ton,

Schallen sollen Deine Lieder

Denn es sehnt mein Herz sich schon.

 

Und du, Veilchen, reck Dein Köpfchen

Aus dem grünen Kleid hervor

Akelei stellt Deine Glöckchen

An des Frühlings Sonnentor.

 

Knabe schlürf mit zarten Händen,

Wasser, aus dem klaren Quell,

Denn nun fließt es auch von Neuem

Wieder frisch und spiegelhell.

 

Hab die Sonne fast vergessen

Die ge‘n Norden wieder strebt

Wie könnt ich sein, nur so besessen

Denn sie allein mein Blut belebt.

 

Frühling, Sonne, komm und throne

Auf dem Moos bewachsenen Stamm,

Winde mir der Blumen Krone

Frühling, Freude, komm, o komm.

 

Das letzte Lied

 

Ich will noch einmal singen,

Bevor die Sonn erwacht

Will nun mein Herz beschwingen,

Denn  lang war’s finstre Nacht.

 

Der Liebsten will ich singen,

In treuem Morgengruß,

Soll in ihr Herz eindringen

Als Guten Morgen Kuss.

 

Und diese kurze Stunde,

In der mein Mund schon bebt,

Soll bringen dir die Kunde,

Welch Liebe sie gewebt.

 

Bald wird das Glöcklein läuten,

Das unserm Glück geweiht.

Ich will’s als Omen deuten,

Das uns vom Drang befreit.

 

Was Traum mir und versagt blieb,

Wird Wahrheit und Genuss,

Was bodenlos umher trieb

Fast nun erst rechten Fuß.

 

Und aus der öden Leere,

Werd wandern ich allein

Könnt länger nicht entbehren,

Muss wieder bei  ihr sein.

 

In Ihren tiefen Augen,

möchte baden ich mein Blick.

Möcht Liebe ihnen rauben

Und freudevolles Glück.

 

Sie strahlten Lebenswärme,

Mit Diamantenschein,

Wer möchte da nicht schwärmen

Die Holde zu umfrei’n.

 

Mein Mund möcht Ihren küssen,

In stolzem Übermut

Nie will ich von Ihr müssen,

Denn Sie nur ist mir zu gut.

 

Mein Leben und mein Streben,

Hält Sie in Ihrer Hand,

Kein Dichter könnte weben

Ein sicherer Liebesband.

 

Bald kann ich wieder fühlen,

Den sanften Händedruck,

Nie sollten sie erkühlen.

Bei solchem Liebesschmuck.

 

Die sonderbaren Klänge

In die Sie Worte gießt,

Sind edles Festgesänge,

Das durch die Kirche  fließt.

 

Und wenn wir dann in einsamen Stunden

Durchwandern die Felder, die grünende Pracht,

Dann fühl‘ ich, dass sich unsre Herzen gefunden,

In wonniger, schneiender Winternacht.

 

Dann merk ich, dass die Trennung uns erhob,

Zum Lichte, zum Leben und Lieben,

Dass auch, wenn um uns die Sturmesbraut tob,

Wir sehnsuchtsvoll treu uns geblieben.

 

O schenk uns Gott doch die glänzende Zeit

Voll Freude, voll Liebe und Frieden.

Denn Zukunft, du sagst uns ob wir es bereut,

Dass lange wir fern uns geblieben.

 

Sollte dies das letzte Lied auch sein,

Möchte ich zum Abschluss schreiben,

Ewig immer ist Sie mein,

Wenn Gott will, dann wird Sie’s bleiben.

 

Bist du Wurzel meinem Baum?

 

Etwas Glück könnt hier auf Erden,

In den stillen dunklen Tagen,

Nimmer mir beschieden werden

Wenn Du einmal mir entschwändest

Und mir Abschieds Grüße sendest

Denn Du bist des Glückes Fülle,

Das ich oft in aller Stille,

Neu genieße.

 

Ach, Du bist der wahre Himmel,

Meiner Sehnsucht großer Stern,

Der im Dunklen mir als Sonne

Scheinet.

 

Und mir schenket diese Wonne

Praller Liebe echter Kern,

Ob ich traurig oder müde,

Ob verschlossen oder frei,

Stets reichst Du mir Deine Liebe,

Als erprobte Arznei.

 

O ich kann Dich nimmer missen,

Bist die Wurzel meinem Baum,

Der durch Dich empor gesprossen,

In der Liebe großem Traum.

 

Trennung – Sehnsucht – Wiedersehen

 

Langsam in der Zeiten Abgrund,

Sinken auch die letzten Tage,

Die ich unter fremdem Vormund,

Spöttisch lächelnd auch ertrage.

 

Neues Licht webt frische Faden,

Durch des Lebens Kristallband

Dass wir sicher es nun tragen,

Über steinbesätes Land.

 

Bald wird uns die Ebne leuchten,

In dem zarten Junggewand,

Die Gedanken die wir zeugten,

Sprühen an des Äthers Rand.

 

Haben wir es nun geschaffen,

Übertroffen die Geduld

Die uns manchmal wollt erschlaffen,

In der dunklen Nächte Stund.

 

Endlos schienen jene Wochen,

Wo ein fremder Mund mich sprach,

Wo mein Herz in wildem Pochen,

Fast vor Ungeduld zerbrach.

 

Fern sein, von der Milden, Schönen,

Sahen meinen Tränenblick,

Der sich sehnte nach der Ferne,

Nach der Holden, nach dem Glück.

 

Und ins Rauschen lauer Winde,

Flüstert ich manch liebes Wort,

Dass sie’s sängen jenem Kinde,

Wenn sie säuseln durch den Ort.

 

Ja, mir ward, als müsst im Rauschen,

Gleich die Antwort mir erklingen,

Dort ich musst‘ vergebens Lauschen

War’s doch nur Sirenensingen.

 

Traurig legt ich mich zum Schlafen,

Da die Ruh‘ den Hunger stillt.

Doch inmitten lust’ger Schafen,

Sah als Hirtin ich ihr Bild.

 

Überall, im eignen Schatten,

In den Wolken, im Gedicht.

Oder auf den grünen Matten

Traf ich immer Ihr Gesicht.

 

Doch dies alles wird verklingen,

Wenn die erste Amsel singt,

Und wir werden mit ihr singen,

Was im Herzen über klingt.

 

Frühling dringst in uns’re Herzen

Voller Wärme, voller Lust,

Unser Mund beginnt zu scherzen,

Lieb‘ entflammt sich in der Brust.

 

Hand in Hand durch’s Grüne schreiten,

Schmeichelnd, kosend und verliebt,

Werden wir den Weg bereiten,

Der sich nun durch Rosen zieht.

 

Schlängelnd senkt er sich zur Quelle,

Wo wir froh und  jugendfrisch

Lebenswasser, das so helle

Trinken an dem eignen Tisch.

 

Treu wird uns die Sonne glänzen,

Leuchten uns am ärmsten Ort,

Lieb‘ du triffst nun keine Grenzen,

Kannst entfalten dich sofort.

 

Herze, wem bist du gewogen?

 

Wenn dereinst die Frühlingsglocken,

Läuten ein mit sanftem Klang

Werden sie mich auch verlocken

Nach gewagtem Tatendrang.

 

Drang nur Bestes ab zu geben,

Drang nach Lieb Lust und Freud‘

Wie ein Ritter zu erleben,

Liebeslust und Liebesleid.

 

Wie ein Ritter zu erstehen,

Aus des Alltags grobem Schein,

Nur im Ruhme zu vergehen,

Ladet mich der Frühling ein.

 

Und sie fängt schon an zu sprießen,

Diese längst gelegte Saat,

Endlich hellen Schein  genießen,

Denn Genuss bewirkt die Tat.

 

Herze, wem bist du gewogen,

Wem gebühret noch Dein Schlag,

Einer Lieben die betrogen

Nicht dich hat am ersten Tag.

 

Nein, sie tat es auch nicht später,

Hoffentlich wird nie sie’s tun,

Denn dann wirst du zum Verräter,

Sanft in andrer Armen ruh’n.

 

Oft schon warst in tiefem Bangen,

Du in Deiner Liebe Gier,

Und du tatst nicht nur verlangen,

Eine Freundlichkeit von Ihr.

 

Nein, du trachtest zu empfangen,

Vollen Liebesbecher Klang,

Der dich hält bis jetzt umfangen,

In dem süßen Liebesdrang.

 

Ja, Genuss ist Deine Schwäche,

Die Entsagung Deine Not,

Und du zahlst die volle Zeche,

Nach der Liebe Angebot.

 

Nie kann Liebe Sünde werden,

Wenn sie frei ist von Betrug,

Denn in sinnlichen Gebärden,

Läge Frömmigkeit genug.

 

Frömmigkeit dereinst zu schließen,

Treu und rein den Ehebund,

Nötigt Liebe zu genießen,

An dem wonnig süßen Mund.

 

Durch Küsse nur erkennen,

Kann man wahre Liebe nie,

An den Herzen die verbrennen.

Bei der Liebe Melodie.

 

Offen, rein und ohne Tücke,

Gibt man sich der Liebe dar,

Wenn ein Jeder sich entzücke,

Bleibt die Treue ewig wahr.

 

Nur sie kann die Liebe binden,

Mit empfindlichem Gefühl,

Und die Herzen die sich finden

Werden ein geprägt Idyll.

 

Geknickter Halm

 

Der Winter hat ein Halm geknickt,

Der stolz im Winde stand,

Hat tief ihn in den Frost gedrückt,

Mit seiner kalten Hand.

 

Nun steht er mit entzücktem  Haupt

Bewundernd seine Tat,

Und niemand hätte ihm geglaubt,

Dass er solch Kräfte hat.

***

O, Wiese, Deiner Pracht beraubt,

O Herz wem gilt Dein Blick?

Du brennst und hast es nicht geglaubt

Dass dich bedrängt Dein Glück.

 

Und Sehnsucht füllt der Augen Glanz,

Dein Herz irrt weit und fern,

Gehüllt in einen Nebelkranz

Entflieht dir nun Dein Stern.

 

Die Liebe hat ihn eingehüllt,

Doch fehlt nicht jeder Strahl,

Ein ewiger Zauber der erfüllt,

Mit Hoffnung Deine Qual.

***

Der Lenz mit blankem Ritterschwert,

Fällt nun ins Land herein,

Und hebt die Halme die es Wert

Von ihm belebt zu sein.

 

Dann singe Herz, in heißer Brust,

Denn sie ist liebenswert,

Und wache auf in wahrer Lust.

Der Lenz ihr Bild verziert.

 

Bald badest du der  Kranken Mund

In frischer Liebesflut,

Und küsstest wieder sie gesund

Mit Deiner Lippe Glut.

***

Der Winter hat ein Halm geknickt,

Der Lenz hebt stolz ihn auf,

Das ist der Liebe stets geglückt,

Ich bau und harre drauf.

 

Nacht

 

Über die Hügel

Leise und sacht

Schweben die Flügel

Sinkender Nacht.

 

Grünliche Wogen

Zittern im Meer

Finstere Bogen

Und Mauern umher.

 

Glitzernde Ferne

Gähnend und fromm

Flüstern der Sterne

Komme o komm!

 

Schlaf und Erwachen

Wiegen das Land

In ihrem Nachen

Sind wir gebannt.

 

Wo rauschen die Wogen

Die Ströme des Lichtes

Wo glänzen die Bogen

Des zarten Gesichtes?

Wer ladet.

Wer ziehet mich in seinen Schein?

 

O Muse, Vertraute, du ladest mich ein!

 

Dich wecken die Schatten,

Dich badet die Nacht,

Und auf Deinen Matten,

Da ruht es sich sacht.

 

Du bietest den Mund mir

Zum Kusse dann dar,

Du öffnest ihn leise,

O, wunderbar.

 

Dein Flüstern,

Dein Raunen,

Dein Sehnen,

Dein Blick,

Die rufen mir sonnige Stunden zurück,

Erwärmen im Herzen den keimenden Kern,

Zum freudigen Leben und Glück.

 

Und über uns Beiden, durchdringt es die Fern.

Am dunkelen Himmel,

Die Stern.

 

 

Maiengefühl                                                 Maiengefühl

(erste Fassung)                                                                      (zweite Fassung)

 

Wenn Äolis Harfen klingen,                          Wenn Äolis Harfen klingen,

Durch den Hain                                                         Durch den Hain

Durch‘s grüne Tal,                                         Durch’s zarte Laub

Dringen wie auf Engels Schwingen              Dringen wie auf Engels Schwingen

Sie ins Menschenherz hinein.                        Sie ins Menschenherz hinein.

 

Zitternd heben sich die Stimmen,                 Zitternd weben sich die Stimmen

Leise, sacht,                                                   Leise, sacht

Und die sanften Töne schwimmen,               Und die milden Töne schwimmen

Flehend, bittend durch die Nacht.                Flehend bittend durch die Nacht

 

Wellen rauschen unter Sternen                                  Wellen säuseln unter Sternen

Baden sich im dunklen Schein,                                 Baden sich im klaren Schein,

Strömend wie aus allen Fernen,                                Strömend wie aus allen Fernen

Dringt die Sehnsucht in uns ein.                               Dringt die Sehnsucht in uns ein.

 

Wären nicht der Musen Lippen,                                Süßes  Murmeln, Musenlippen,

Wäre nicht der Götter Trank,                        Reichen mir den Götter Trank

Könnte länger ich noch nippen,                                Und an diesem Nektar nippen,

Würde elend ich und krank.                          Könnte ich nun frei und frank.

 

O, ihr habt mich oft erquicket,                                  O, er hat mich oft erquicket

Meinen heißen Durst gestillt,                        Meines Herzens Durst gestillt

Wenn das Irdische mich bedrücket,              Wenn das Irdische mich bedrücket

Und aus allen Ecken quillt.                           Das aus allen Ecken quillt.

 

Wenn aus keckem Engelsmunde,                  Und aus zartem Engelsmunde

Irdische Gesang erklingt,                              Himmlischer Gesang erklingt

Öffnet sich die ew‘ge Wunde                                   Balsam auf die offne Wunde

Die mit Qualen mich durchdringt.                Von den Lippen nieder sinkt.

 

Worte die auf halben Schwingen                  Worte die auf Aares Schwingen

Ohne zarten Blütenduft,                               Segeln durch der Blumen Duft,

Aus dem finstren Äther singen                                 Himmelan zum Äther dringen

Töne wie aus einer Gruft.                              Heben mich aus finstrer Gruft.

 

Grabesleere,                                                   Grabesleere,

Kalte Wände,                                                Kalte würde,

Finsternis                                                       Finsternis,

Und dumpfer Klang                                      Und dumpfer Klang,

Dabei zittern meine Hände                            Fesseln mich an ihre Bürde,

Und mir wird im Herzen bang.                                 Tönen mir wie Grabgesang.

 

Klänge das Gurren der schmeichelnden Taube,        Klinget das Gurren der lockenden Taube,

Ächzend und krächzend vom Baume zu Baum        Schmeichelnd und fröhlich von Baume zu Baum

Zög es den Täuberich nach andere Laube     Fliegt kein Täuberich nach andrer Laube,

Und seine Sehnsucht nicht Liebe doch Schaum. Und seine Sehnsucht ist Liebe, kein Traum.

 

Musen, Parzen, alle Feen,                              Muse, treueste der stolzen Feen,

Reichet mir die pralle Brust,                          Reiche mir die pralle Brust,

Dass die wilden Orchideen,                          Dass die wilden Orchideen

Weißer wie der Schwanen Kleid                              Regen an der Liebe Lust.

 

Duftender im Glanz erstehen                        Duftender soll sie erstehen

Jede Zeit!                                                       Weißer wie der Schwanen Kleid

Und wenn des Rehleins Augen tränen,                    Einmal müssen doch vergehen,

Wenn Ungeduld sein Mund verschließt,                  Tränen ihrer Einsamkeit

Dann möchte ich nimmer sie erwähnen,

Die Maiennacht, die sich ergießt.                  Wahres Glück in meinem Herzen,

Dass mein Mund sich nie verschließt!

In dir flammen auf die Kerzen

Maiennacht, die überfließt.

 

 

Sonnenuhr

 

Nun ist sie gekommen.

Die Stunde, verronnen

Der Schmerz,

Sonnenuhr,

Dich lenkt der Strahl der Sonne nur.

 

Den Wandel der Zeiten,

Lehr‘ uns und wir schreiten,

Aufwärts.

Sonnenuhr,

Du schleichst im Strahl der Sonne nur.

 

Ein friedliches Rauschen

Um dich und wir lauschen,

Im Herz

Sonnenuhr,

Dich weckt der Strahl der Sonne nur.

 

Du sagst uns die Stunde

Des Glücks, und Im Munde

Erstickt’s.

Sonnenuhr,

Bade dich in der Sonne nur.

 

Dann rinnen die Zeiten

Um uns und wir gleiten

Ins Glück

Sonnenuhr,

Ach hättest du ein paar Flügel nur.

 

Abschied

(die Liebste geht auf Reise)

 

Warum o Schatz verlässt du mich,

Willst in die weite Welt,

Verlocken so die Fernen dich

Ist Nähe kein Entgelt.

 

Die Nähe einer warmen Brust,

Der Lippen kühner Drang,

Der holden Liebe muntre Lust

Der Stimme süßer Klang.

 

Ob’s zärtlich Streicheln meiner Hand,

Smaragden helle Aug‘

Der Liebe eng geknüpftes Band

Nicht zur Verlockung  taug.

 

Die Schwalben ziehen sonnenwärts,

Sobald der Winter dräut,

Doch Frühling glüht in meinem Herz,

Ob diese Reis‘ erfreut.

 

O, möchtest du denn nimmer lauschen,

Des Herzens Freudeschlag

Dich an der Wonne Glut berauschen,

Die lodert Nacht und Tag.

 

Du lässt zurück mich unter Sternen,

Allein in kühler Abendluft,

Dein Abschied locket mir die Tränen,

Mich in der Sehnsucht Kluft.

 

Die Fernen schmeicheln Deinem Blick,

Der Dich zum Reisen zieht,

Die Sehnsucht bringe Dich zurück,

Dass mir kein Leid geschieht.

 

O, Liebst wünschen will ich Dir Genüsse

In jener fremden Welt,

Empfange meine Abschiedsküsse,

Wenn Abschied Dir gefällt.

 

Denn wiedersehen möcht‘ ich Dich

In voller Lebenspracht,

Umarmen, streicheln, küssen Dich,

In einer lauen Nacht.

 

Das Wiegenlied

 

Schlaflos liegt das Kind darnieder

Die Mutter an dem Lager wacht,

Und singet alle Schlummerlieder

Die nur ein Mutterherz erdacht.

 

Vergebens streichelt sie die Wangen,

Und wieget sanft das Kindelein,

In junger Liebe leisem Bangen,

Fällt ihr das Zauberlied nicht ein.

 

Und wie sie denket, wie sie singet,

Erhellet sich ihr froher Blick,

Aus ihren schönen Augen dringet,

Ein Freudelied für sie und Glück.

 

Mit frischer Lust entließt dem Munde,

Ein Märchen voller Melodei,

Des Schlafes Engel gaben Kunde,

Dass dies das wahre Liedchen sei.

 

Es war einmal ein Ritter

Der zog durch’s weite Land,

Sang Lieder zu der Zither,

Gespielt von seiner Hand.

 

Goldherz, Goldherz,

Sucht eine Prinzessin,

Goldherz, Goldherz,

Sucht eine Frau.

 

Doch lange musst er singen,

Und keine ward ihm hold

Sein Lied müsst süßer klingen,

Haben sie all gewollt.

 

Das tat dem Ritter wehe,

Er ward vom Schmerz gerührt,

An eines Abgrunds Nähe

Hat ihn sein Weg geführt.

 

Zum letzten Male nahm er

Das Saitenspiel zur Hand,

Sein Lied erklang nicht süßer

Über das fremde Land.

 

Goldherz, Goldherz,

Braucht eine Prinzessin,

Goldherz, Goldherz,

Braucht eine Frau.

 

Langsam sank die Zither nieder,

Des Ritters Liebeslied verklang,

In einem Busche wilden Flieder,

Ein sanfter Wind im Echo sang.

 

Goldherz, Goldherz,

Braucht keine Prinzessin,

Goldherz, Goldherz,

Braucht keine Frau.

 

Der Ritter griff zum Schwerte,

Wollt geben sich den Tod,

Doch eine Stimme wehrte,

Ihn ab in letzter Not.

 

Die Winde sangen leise

Es rang des Ritters Brust

Klang da nicht eine Weise

Voll Lieb‘ und Lebenslust.

 

Goldherz, Goldherz,

Nimm als Prinzessin,

Goldherz, Goldherz,

Nimm mich zur Frau.

 

Der Ritter blickt erschrocken,

Er sieht nur leeres Land.

Wer könnte so verlocken,

Wer es der Winde Tand?

 

Doch immer schöner klang es,

Von Nah‘ und auch von Fern,

Ins Ritterherze drang es

Als neuer Lebensstern.

 

Goldherz, Goldherz,

Nimm als Prinzessin,

Goldherz, Goldherz,

Nimm mich zur Frau.

 

Du musst mich Peggy nennen,

Klang es vom Fliederbusch,

Dich von der Trauer trennen,

Und singen, husch, husch, husch.

 

Kaum war er nur verklungen

Der lieben Worte Klang

Da hat er schon gesungen,

Wie’s seinem Herz entsprang.

 

Peggy, Peggy,

Liebliche Prinzessin,

Peggy, Peggy

Werd meine Frau.

 

Und heißer klang es wieder,

Der süßer Worte Schwall.

Der reine Duft vom Flieder

Mischte sich in den Schall.

 

Du musst mich noch befreien

Von einem Zauberspruch.

Dann können Liebeleien,

Dir nimmer seien Betrug

 

Schau Goldherz, Deine Zither,

Von einer Palme Grün

Wird meinem stolzen Ritter,

Als Liebeszeichen blühn.

 

Noch bin ich eine Taube,

Fliege von Land zu Land,

Und nur in Deine Laube,

Wenn du in Lieb‘ gewandt.

 

Doch damit du erkenne,

Dass ich auch treu dir bin,

Wird‘ ich  dich Goldherz nennen,

Als Deine Prinzessin.

 

Als Goldherz dies vernommen

Rührt Sehnsucht seinen Schmerz,

Er richtete beklommen,

Die Zither himmelwärts.

 

Peggy, Peggy,

Liebliche Prinzessin,

Peggy, Peggy,

Wird‘ meine Frau.

 

Und sieh im Sonnenstrahle,

Erblüht der Zither Holz,

Und auch mit einem Male,

Des armen Ritter Stolz.

 

Goldherz, Goldherz,

Hat eine Prinzessin,

Goldherz, Goldherz,

Hat eine Frau.

 

Doch lange blieb er einsam,

Weil seine Taube flog,

Nur eines war ihm heilsam,

Dass sie ihn nicht betrog.

 

Im Schloss saß er jetzt harrend,

Die Zither in dem Schoss,

Weit in die Ferne starrend,

Wo blieb sein Täubchen bloß.

 

Ach könnte er es fangen,

Die Federn stutzen ihm

Sie würd‘ umsonst verlangen,

Von ihm so weit zu flieh’n.

 

Doch Jahre sind vergangen,

Die Zither blühte noch,

Da hat es ihn umfangen,

Er stieg zum Turm empor,

 

Bald trugen des Windes Wellen,

Sein Lied durchs weite Land,

Bis an die entferntesten Stellen,

Wohin seine Liebste verbannt.

 

Peggy, Peggy,

Hab keine Prinzessin,

Peggy, Peggy

Hab keine Frau.

 

Da rauscht es in den Lüften,

Es murmelt aus dem Tal,

Du musst den Schleier lüften,

Dann wirst du mein Gemahl.

 

O, Taube, in die Laube,

Dass ich glaube, keiner raube,

Mir mein Glück

 

O, Taube in der Laube

Glüht die Traube und der Glaube,

An mein Glück.

 

O, Taube, durch die Laube

Dringt der Glaube, ich bezaubre,

So mein Glück.

 

Der Zauberformel wahre Lust,

Drang in den Himmel ein.

Und Peggy sank an seine Brust,

Als holdes Mägdelein.

 

Ach Peggy, du gehörst nur mir,

Gleich wird es Hochzeit sein,

Ich weiche keinen Augenblick von Dir,

Will nicht getrennt mehr sein.

 

Die Hochzeit ward das schönste Fest,

Das man im Land beging,

Und Goldherz nie sein Peggy lässt,

Das einmal leise sing:

 

Goldherz, Goldherz,

Nimm als Prinzessin,

Goldherz, Goldherz

Nimm mich zur Frau.

 

Lächelnd hält die Mutter stille,

Betrachtet nun ihr liebes Kind

Das an des Tones warmen Fülle

Den Weg zum tiefen Schlaf gewinnt.

 

Der treue Mann schon hält umschlungen

Der holden Gattin zarte Brust.

War ihm nicht seine Lieb‘ gelungen,

Bei eines solchen Liedes Lust?

 

Ein Kuss ließ Beide lange schweigen,

Sie traten leis vom Bett zurück,

Und noch einmal auf Himmelsgeigen,

Gemeinsam tönt ihr Lied vom Glück.

 

Goldherz, Goldherz,

Fand die Prinzessin,

Goldherz, Goldherz,

Hat seine Frau.

 

Peggy, Peggy,

Ist die Prinzessin,

Peggy, Peggy,

Ist diese Frau.

 

Das „L“ am rechten Orte

 

O lauscht ihr sanften Lüfte,

Hört meiner Stimme Flehen,

Traget der Seele Düfte,

Hinaus an alle Seen.

 

Rauschet an jedem Rohre,

Umspielt der Stängel Grün,

Gesellet euch zum Chore

Der Wellen die da zieh’n.

 

Einmal muss sie euch grüßen,

Die holde Lolalei,

Dann flüstert dieser Süßen,

Der Sehnsucht Melodei.

 

Hör, höre,

Dich betöre

Dieser Klang.

 

Lausch, lausche,

Dich berausche

Der Gesang.

 

Gerne, gerne,

Aus der Ferne,

Lolalei,

 

Schwärme, schwärme

Zu dem Sterne,

Lolalei.

 

Lachen, laben, lispeln, lieben,

Lust o locke Lolalei,

Lasse langsam sie besiegen,

Laue leise Liebelei.

 

Klingen nicht der Liebsten Worte,

Gleiche am Anfang „L“eonie

Und das auch am rechten Orte,

Schmückt der töne Symphonie.

 

Walle, walle auf und nieder,

Weiset ihr den rechten Weg,

Jedes Mal beim Klang der Lieder,

Liebäugele Sie dem Steg.

 

Lüftet mir der Lieben Schifflein,

Lasst euch peitschen von dem Wind,

Lolalei, soll nie allein sein,

In die Laube nur geschwind.

 

Heimkehr

 

Quellende Herbstnebel schieben ihre bleichen Wangen, durch der öden Straße ausgestorbenes Bett.

Und gleiten wie zarte Hochzeitslinnen über die fruchtbar versommerte  Flur.

Aus dunklen Fernen, betrübt verdämmerter Tage,

Voll Armut an Liebe und schwanger an sehnsüchtigem Blick,

Kehre ich heim, zur trauten Gemeinde, der holden Penaten,

Die aus der gottlosen Verbannung, mich riefen erfreulich zurück.

 

Achtlos schwindet die dumpfe versandetet Häuserzelle, gräulicher Alltagsgeschäfte,

Süchtig wenden sich die dürren Augen, kehren der beglückenden Oase den brennenden Blick.

Sanft heben die artigen Pulse, zum wirren verworrenen Schlage nun an,

Durchwärmen und tränken in schwindligem Fluge, das ungelabte und durstige Hirn,

Verzückend, erregend die ausgenistete, unbändige Brut.

 

Verklärend löst sich im Rahmen des Eingangs des leiblichen Schattens,

Der holden Geliebten bezaubernde Gestalt,

Voll glänzender aufgehender jungfräulicher Sonnen,

Prall an herzhaften Genüssen verlockender Liebeskunst,

Der polypen durchwuchernd der Adern durchbraustes Gewand.

 

Ein Kuss!

Mächtig flattern die wuchtigen Schwingen, des himmlischen Aares,

Zerreißen die Fänge das irdische Band,

Und heben hinauf in blaue Gefilde, die süßeste Last.

Oase, o stiller, o einsamer Hort versickernder Qualen,

Tröpfelst den göttlichen Balsam mit goldenen Schalen ins leidende Herz.

Zu reifen die Früchte, die keimlos erstickten im sinnlos verwehten Sande,

Dir zu fliegt die Taube, im Schnabel, den grünenden Reis, der sehnigen Palme,

Und gurret verlockend mit herrlicher Kehle, von Friede und Ruh.

 

Puszta Legende

 

Auf verschneiter Steppe,

In ödem Land.

Eine werdende Mutter erwacht.

Wo trägt sie das Kind nur

Zum Licht,

In dieser heiligen Nacht.

 

Schon fliehet sie weiter,

Die Sterne sind kalt,

Der Wind singt ein schauriges Lied.

Die gähnende Ebne öffnet den Arm‘

Was wohl mit dem Kinde geschieht?

 

Der Vater wird’s ahnen,

Wo mag er nur sein?

Vielleicht deckt ihn schon glitzernder Schnee

Das Kindlein, wohin nur?

Es tuet der Mutter so weh.

 

Ein heller Streifen am Horizont

Was ist dieser Lichter Pracht?

Die Grenze,

Das Dörfchen,

Ihr schmerzvolles Auge noch lacht.

 

„Maria

O helfe,

Ich schaff es nicht mehr,

Das rettende Licht ist zu weit,

Mein kleines Christkind bedrängt mich zu sehr,

Ich hätte mich so gefreut!“

 

Sie eilet und rufet

Sie taumelt ins Dorf

Und…..

……als sie erwachet,

Da weinet ihr Kind

Und neben dem Lager kniet weinend

Ihr Mann.

 

Mein See

 

Du trägst mich auf sonnigen Wellen,

Vom Ufer ins blaue Gefild,

Die wiegest mein Herz und erhellen,

Wird meine Sehnsucht Dein Bild.

 

Ich kann nur dem Spiele nicht lauschen,

Auf einsamen dunklem Land,

Es kann mich auch heut nicht berauschen,

Gedanken sind Träume und Tand.

 

Dein Antlitz, das möchte ich küssen,

Mich spiegeln im wonnigen Blau,

Du könntest den Tag mir versüßen,

Mich baden im silbernen Tau.

 

Umsonst aber pochet mein Herze,

Der See ist mir Fremde und fern‘

Ich wiege mich nur in dem Schmerze,

Der See bleibt ein Seensuchtsstern.

 

Nachtwanderung

 

Zufrieden schritten wir hinaus,

Verließen die grünlichen Wogen.

Im Stillen träumte das letzte Haus,

An dem wir vorüber gezogen.

 

Wir stiegen stumm, das Glück bei der Hand,

Hinauf auf gewundenem Pfade,

Bestaunen verträumt, das friedliche Land

Sich wiegend im nächtlichen Bade.

 

Zwei Herzen schlugen in einem Sinn,

Durchdringend die Fülle der Stunde.

Und führten zur trauten Nähe sich hin

Mit wonniger Wärme im Munde.

 

Doch eilten die herrlichen Tropfe der Zeit,

Zu schnell an der sterbenden Lust,

Zu harren in stiller Besinnlichkeit

Durchwebt wie Gewinn und Verlust.

 

Und langsam löste das friedliche Band

Die Hände, die lang uns vereint,

Wir ließen uns stehen, am dunkleren Rand

Wo still unsre Herzen geweint.

 

Die Nacht wurde kalt und kälter die Wort‘

Die einst nur voll Wonne geschäumt.

Wir flohen den dunklen, hässlichen Ort,

Wo still wir vom Glück nur geträumt.

 

Zufrieden schritten wir hinaus,

Verließen die grünlichen Wogen,

Doch ärmer zogen wir wieder nach Haus,

Die Nacht hatte uns betrogen.

 

Marco

(an den Sohn meines Freundes Josy)

 

Der Liebe Gott hat dich geweckt

In Deiner Mutter Schoss,

Der Vater sorgt dass niemand schreckt,

Dich auch im Scherze bloß.

 

Du denkest nur an frohe Spiele,

So fein erdacht von Elternhand,

Sie leiten dich zum sichren Ziele,

Voll Liebe und Verstand.

 

Berechtigt sei der Eltern Stolz,

Beim Anblick ihres Kind,

Geschnitten aus dem eignen Holz

Der Eltern Spiegelbild.

 

Wie Amor bist du wunderschön

Die Augen glänzen wie Saphir,

Und Deiner Lippen Silberton,

Bereiten Freude mir.

 

Du wiegst der trauten Stunde Glück,

In Deines Lächelns Hauch,

Und rufst der Liebe Macht zurück,

Gott schenk uns diese Wonne auch.

 

Folge

1.

 

Nun hast du ausgeschwiegen,

Mein armes Herz,

Vor Deinem Blicke liegen,

In Asche Leid und Schmerz.

 

Von Deinen Lippen rinnen,

In frohem Sang,

Der Freude helle Stimme

In sehnsuchtsvollem Klang.

 

2.

 

Himmlische Stimmen,

Lispeln im Haine,

Glühende Sterne

Schwimmen im Glück

Mit ihnen schwimmen die Musen zurück.

 

Singende Freude,

Schwelget im Herzen,

Stilles Erwachen

Träumet vom Glück,

Rufet mir aus weiter Ferne, meiner Liebe Lust zurück.

 

Lodernde Brände,

Sprühen die Augen

Feurige Küsse,

Flammen im Mund

Musen streicheln mir die Hände, geben mir vom Glücke kund.

 

3.

 

Arm in Arm

Sind wir hinaus gewandert.

Aug in Aug

Beseelten wir die Liebe

Mund auf Mund

Versanken wir im Glück.

 

Brust an Brust

Verschliefen wir die Stunde,

Die Schlag auf Schlag

Uns rief zu ihr zurück.

 

4.

 

Dir zur Freude

Will ich in die Saiten greifen,

Die Gitarre

Wie mit Engelflügel streifen.

 

Uns zum Glücke,

Will ich liebliches Erklingen weben,

Die Gitarre

Soll uns in den  Himmel heben.

 

5.

 

Wenn ich sanft

In Deinem Schosse ruhe,

Wenn Dein Kuss

Mir auf der Stirne glüht,

Träume ich von einer Truhe,

In der die Rose unsres Glückes blüht.

 

Wenn Dein Ohr

An meinen Lippen lauschet,

Wenn Dein Herz,

Mich würdevoll beschwingt,

Hör ich’s wie’s in der Truhe rauschet,

Wie der Nektar durch die Wände dringt.

 

Wenn Dein Mund

Mir Liebesworte singet,

Wenn Dich heiße

Sehnsucht neu durchwebt,

Höre ich wie wahr es klinget,

Dass die Ros‘ zum Lichte strebt.

 

6.

 

Fünf Küsse gabst Du heute mir,

Als Dank für die Gedichte,

Ich will die Freud erwidern Dir

Lustwandelnd in den Wellen

Dass tausende Gedichte Dir,

Des Lebens Tag erhellen.

 

Auch könnt für jeden Kuss ich ernten,

Der Liebe ausgereifte Frucht,

Dir schreiben wie die Musen lernten,

Wie zu verschwenden ihre Gunst,

Ich würde nur noch Küsse ernten

Und das aus Liebe für die Kunst.

 

Doch nein, das kannst Du nicht ertragen,

Dass eitle Musen mich betören,

So muss ich ihrem Sang entsagen,

Und ihren Liebeshauch beschwören,

Weil Du den Sieg davon getragen,

Darf ich des Herzens Lust nicht stören.!

 

7.

 

Hat jemand sich ein Licht gestellt,

Das seine dunkle Nacht erhellt,

Erwachen oft und leider,

Im Freundeskreis die Neider.

 

Da reget sich ihr feiner Sinn,

Führt sie zu dem Bekenntnis hin,

In allem was sie nicht verstehen,

Nur Eitelkeit und Trug zu sehen.

 

Ihr fühlet nicht in euch die Kunst,

Der Musen Murmeln, ihre Gunst,

Die Sterne die im Inneren kreisen,

Und euch die schöne Bahn nicht weisen.

 

Gedichte sind gezeugte Kinder,

Der Phantasie entsprungene Bilder

Und nur die elend Bilderlosen,

Können mit solchem Schmähen tosen.

 

8.

 

Hingeschieden, aus dem Leben,

Fährt man sie hinaus aufs Grab,

Und mit ehrfurchtsvollem Beben

Hört was ich gesehen hab.

 

Nektar spendend als die blühte,

War der Blume aller Freud‘

Wie sie aber nun verwelkte,

Kränkten die sich keinen Deut.

 

Wehe ihnen, wenn sie welken,

Wenn ihr Lebenslicht verblasst,

Brauchen sie sich nicht zu kränken,

Wenn man sie im Scheiden hasst.

 

9.

 

Hüpfet lustig

Liebe Finger

Auf den Saiten voller Schwung,

Wenn erklingen

Liebeslied

Macht das Herz ein Freudesprung.

 

Schwinget Töne

Liebe Saiten,

nach des Herzens wahrer Lust,

Dass die Freude uns bereiten

In der wohlbeschwingten Brust.

 

Süße Zauber

Weiheklänge

Rauschen voller Jugenddrang,

Der Gitarre

Lustgesänge

Weben himmlisch reinen Klang.

 

Ihr berauschet

Unsre Seele,

Die sich sehnt nach reinen Ton,

Wer dich lauschet

Erntet Wahrheit,

Unsrer Sehnsucht höchster Lohn.

 

10.

 

Durch der Ferne Klagelied,

Schwingt das Herz sich weit,

Hüllt mit Angst der Kette Glied,

Das sich bald entzweit.

 

Wohin mich die Schwingen tragen,

Auf dem Rad der Zeit,

Kann mein Herz allein dir sagen,

Krank vor Liebesleid.

 

Immer wieder sich zu trennen,

von dem Heimatglück,

Durch die tolle Welt zu rennen,

Voller Missgeschick.

 

Ruhelos vom Strom getrieben,

Der die Ufer trennt,

mürbe in den Sand geschrieben,

Wo die Wüste brennt.

 

Ist das unsres Glückes Schmiede,

Wo des Schicksals Schlag,

Nicht das letzte End am Gliede

Zu verschließen mag.

 

Das ist dieser Welten Tücke,

Seelenlos und kalt,

Nur sich sehnend nach dem  Glücke,

Findet sie im Leiden Halt.

 

Und so muss ich wieder wandern,

Lassen dich zurück, allein.

Und du kannst nicht bei den Andern,

Froh und glücklich sein.

 

11.

 

Sonnen durchdrungene Stunden,

Wolken so träge und schwer,

Einsames Herz voller Wunden,

Irrt mit den Schatten einher.

 

Schatten die oft sich entzweien,

Wolken die ziehn ohne Ziel

Lassen die Wehmut gedeihen,

Hemmen den treibenden Kiel.

 

Hemmen den freien Gedanken,

Der sich nach Freiheit nur sehnt,

An dieses zögernde Wanken,

Hat heut‘ mein Herz sich gelehnt.

 

Heimat, ein Traum voller Wahrheit,

Bist noch so ferne von mir,

Doch aus der Hülle voll Klarheit,

Schwebst du bald herrlich vor mir.

 

Wer solche Bilder genießet,

Die man im Herzen gewinnt,

Weiss, dass dem Herzen erspießen,

Was eine Seele ersinnt.

 

Frühlingssehnen

 

Noch rauschen die Wellen

In grundigem Bette,

Im kahlen Geäst

Zerrt mürrisch der Wind,

Und bleierne Wolken

Noch zieh’n um die Wette,

Entlocken dem Herzen

Ein schauriges Bild.

 

Bald raunen die Wellen,

In sonnigem Bette,

Das grüne Geäste

Träumt wonnig im Wind.

 

Und silberne Wölkchen

Die haben im Herzen

Den Drang neuer Freude

Und Sehnsucht gestillt.

 

Frühlingserwachen

 

Lang war der Schlaf,

Und endlos die Nacht,

Die qualvoll in Träumen,

Wir haben verbracht.

 

Bald locket das Lied,

Der Drossel im Hain,

Die Nachtigall schlägt

Im Monden Schein.

 

Das Veilchen träumt,

Ein Rehkitz springt,

Und süßes Erwachen

Die Herzen durchdringt.

 

 

Frühlingseinzug

 

Lautlos haben sich die Flügel

Unbekränzter Winternacht

Über Wiesen Feld und Hügel

Geht ein Raunen leis und sacht.

 

Fern erklingen schon Schalmeien,

Freudig über Berg und Tal,

Schweben still in bunten Reihen,

Gäste in den reichen Saal.

 

Schneeglöckchen in frohem Reigen

Läuten ein des Prinzen Zug,

In den blauen Himmel steigen,

Lerchen auf in stolzem Flug.

 

Trunken gaukeln Traumesfalter,

Durch die wonnig laue Luft,

All des Lenzens Neugestalter

Schwelgen zart im Blütenduft.

 

Herrlich klinget diese Weise,

Dringt in alle Herzen ein,

Ob es Junge oder Greise

Jeder wird sich dran erfreu’n.

 

Der verliebte Dichter und die Musen

 

Dichter:

 

Aus frischem Bade steigt empor,

Ihr Nixen mir zur Gunst,

Dass sich beglückt ein armer Tor,

An seiner Dichterkunst!

 

Die Muse, die mich lang betreut‘

Ist weit in fernem Land;

Ich knüpf mit euch und ihr zur Freud

Ein neues Liebesband!

 

Erhebt euch frei aus nassem Grunde,

Ich wende stolz den Blick,

Berauschung nu,r aus eurem Munde

Ein Tag voll Liebesglück.

 

***

 

Ich höre es murmeln,

Es lacht und es neckt,

Die Musen sich tummeln

Mit Tropfen bedeckt.

 

Sie tändeln und scherzen

Und lispeln mir zu,

„Sie liebt dich von Herzen,

Was wünschst du dazu?

 

Wir kennen die Liebe,

Doch nicht deine Welt,

Im Schaum seiner Triebe,

Erglüht unser Held.

 

Du flehst uns zu singen

Und schaust uns nicht an,

So soll denn erklingen,

Der Musen Organ.

 

***

 

Die Musen im Chor:

 

Träume Dichter an dem Ufer,

Deiner Liebe schönstem Port,

Nun entschlummre immer tiefer

An dem wonnig warmen Ort.

 

Lasse nur die Wellen rauschen,

Spielend , schäumend in der Brust

Und du möchtest nimmer tauschen

Mit genoss’ner Liebeslust.

 

Tausend Falter sollen schweben,

Über dir als Fittich Dach

Seidenspinner sollen weben

Dir ein lieblich Schlafgemach.

 

Drinnen soll die Liebe wohnen,

Die so mächtig dich durchglüht,

Solltest niemals sie entthronen,

Da sie nur für dich erblüht!

 

Thalia:

 

Tändeln, scherzen und umarmen

Solltest du das holde Kind

Das wir dir nur zum Erbarmen,

Zaubern in den lauen Wind.

 

Terpsichore:

 

Euterpe vor allen Musen

Wieget dich mit sanftem Klang,

Dass an deiner Liebsten Busen,

Stimmen an ein Lustgesang.

 

Erato:

 

Liebste Freundin, holde, Süße,

Weide meiner Liebe Gier,

Dass ich ohne Bitte küsse,

Deines Mundes schönste Zier.

 

Lass mich fühlen, dass du liebest,

Dass erzittert dir das Herz.

Von dem Glück, das du erbittest

In dem kleinsten Liebesscherz.

 

Scheuche jede fremde Neige,

Kämpfe um dein wallend Glück,

Dann erklingt die Liebesgeige,

Wie ein Echo zart zurück.

 

Ein Schmetterling:

 

Ich zittere, ich flattere,

Ich sehne mich nach dir,

O lass dich doch umarmen

Und spiel sofort mit mir.

 

Ein Frosch:

 

Du sinnest mich zu lieben,

Erkennst du mich denn nicht,

Ich mag dich schon mitleiden

Du lieber Bösewicht.

 

Melpomene :

 

Nun liebt dich schon die Umwelt

Bei deinem Hochgesang,

Ob Besseres dir einfällt,

Ein nüchternerer Klang?

 

Alle Musen außer Melpomene:

 

Was brauchen wir Trauer,

Wir lieben den Tand,

Du kennst nur den Schauer,

Der liebenden Hand.

 

Apoll:

 

Bat der alte Trödeldichter,

Euch um albernes Geschwatz?

Senket eure Hohngesichter,

Schönheit, Liebe ist am Platz.

 

Würde mich des Ruhmes schämen,

Den man euch oft herrlich sang,

Muss ich mich nun dessen grämen,

Was mein liebend Herz bezwang.

 

Feuchtet euch die trocknen Lippen,

An der Schale kühlem Saft,

Dass beredt ihr meidet Klippen,

Fürs Amors befreite Kraft.

 

Terpsichore.

 

Lasst uns tanzen, musizieren,

Vom Ambrosia belebt,

Lieder singen, sprühender Liebe

Dass des Dichters herz erbebt.

 

Erato:

 

Wach auf du Liebeseifer,

In des Jünglings herber Brust,

Dass allein er nur entzücke,

Sich an ihrer Liebeslust.

 

Alle Musen im Chor:

 

Wache auf du Liebeseifer,

In des Jüngling zartem Herz,

Dass allein er nur begreife,

Liebeslust und Liebeschmerz.

 

Erato:

 

Nun, wohlan, aus frischen Glase

Gebet ihm vom Göttertrank,

Dass er stöhnend liegt im Grase,

Und berauscht ist, Liebeskrank.

 

Amor:

 

Und ich will den Pfeil entsenden,

Mit des Bogens kühnstem Ziel,

Dass sich alle Wogen wenden,

Aus des Jünglings Liebeskiel.

 

Alle im Chor:

 

Walle Herz mit unserm Herzen,

Schäume durch der Brandung Not,

Zünde an die tausend Kerzen,

Und berühr der Liebe Lot.

 

Apoll:

 

So ist‘ Recht ihr lieben Musen,

Schaut der Knabe atmet schwer,

Wecket in dem zarten Busen,

Dieser Lebensgeister mehr.

 

Amor:

 

Säuselt frische Frühlings Lüfte,

Schwellet durch den zarten Klee,

Aus des Waldes finsteren Grüften,

Tret‘ hervor ein stolzes Reh.

 

Dieses sei des Dichters Muse,

Die sich seines Blicks entwand,

Zeigen sich an seinem Fuße,

Nun als Maid, in Lieb gewandt.

 

Ein Reh tritt auf:

 

O wie mich deine Macht entstellet,

Die meine Zunge löst,

Und wie sich sein Gesicht erhellet,

Als wär von Qualen er erlöst.

 

Dichter im  Traum:

 

Träum ich oder ist es Tücke,

Was vor meinem Blick entsteht,

Schwelge ich in deinem Glücke,

Das mir nimmermehr vergeht.

 

Die Musen im Chor:

 

Du batest uns zu singen,

Doch schliefst fest du ein,

Die Maid, die wir dir bringen,

Die sollst du hier nun frei’n.

 

Es ist deine Liebst,

Nun schau sie dir an,

Sie harret ja  duldsam,

Wie sie es nur kann.

 

Noch bist du benommen,

So werde doch wach,

Sie ist nun gekommen,

Zu dir ins Gemach.

 

Dichter im Traum:

 

Ist es wahr? Ich will’s probieren,

Ob das Spiegelbild ist echt,

Will mich gründlich amüsieren,

Mit dem zartesten Geschlecht.

 

Liebes Mädel, Holde, Schöne,

Komme näher an mein Bett,

Lass mich meiner Liebe frönen,

Komme gleich und sei recht nett.

 

Erato:

 

Und sie schauet voller Liebe,

Wendet ihren Sonnenblick,

Der entflammt ist voller Triebe,

Grenzenlos vor Liebesglück.

 

Amor:

 

Und er wandelt schon behände

Bebend auf sie zu,

Wünscht sich, dass sie freudig spende,

Seligkeit und Glück und Ruh‘.

 

Dichter:

 

Möchte sie so gerne,

Will umarmen sie

Doch aus weiter Ferne

Tönt die Melodie.

 

Die Musen im Chor:

 

Jüngling steige ab vom Schimmel,

Spiegelbilder sind nicht echt,

Und der Liebe großer Himmel,

Lohnt den Träumer redlich schlecht.

 

Hemme deine Liebesdrang

Wache auf, aus deinem Schlaf,

Nur vernünftiger Flötenklang,

Hütet alle Schaf.

 

***

 

Da reckt ich mich und wachte auf.

Ein lieblich Bächlein sang,

Es klang  aus tiefem Tal herauf,

Wie kühner Spottgesang.

 

Dreiklang

 

Dumpf fällt der Ton,

Und kollert plump zu Tal,

Wehruf am Acheron,

Dem stummen Fluss der Qual.

 

Gemeines Grölen,

Belebter Gassen,

Verseuchte Höhlen

Voll Tun und Lassen.

 

Leise klingt ein herrlich Singen,

Schwillt hinein ins ewige Licht,

Will ins Kristallreine dringen,

Silbern zitternd es zerbricht.

 


 

 

 

Wenn die Natur versiegelt


Hochgeschwängert vom Orkan
Pralle Bäuche lassen Wasser,
Lebensstrom

Dringt nicht ein zur Quelle hin
frostversiegelt ist die Scholle
Handschrift der Natur.

Aufbäumt sich die Welle
strömt talaus
Schaukelt hoch sich
bis ins Hirn.
Säubernd
läuternd
und belehrend?

Verderben bringend
doch natürlich.

Kein Rekord!

Enrico Dubois