POESIE
deutsch
**
Inhaltsverzeichnis
Sputnik
oder Die Stimme aus dem Äther
Nachklang oder Die Stimme des Herzens
Weihnachtsgebet eines Vagabunden
Eine Fabel – Die Schlange und der Igel (Korrektur 9,4,2006)
Frühlingserwachen
(neu 18.3.2006)
Abschied
An den Mond
An meine Uhr
Begegnung
Bist du Wurzel
meines Baumes
Brief ohne Anschrift
Das L am rechten
Orte
Das letzte Lied
Das Wiegenlied
Deine Locke
Der erste Kuss
Der verliebte
Dichter und die Musen
Die Schneeflocke
Dreiklang
Ein Kuss
Ein Neujahrstraum
(27.12.1954)
Ein Wunsch
Erinnerungen
Folge 1-11
Frühling du warst
schon da
Frühlingseinzug
Frühlingserwachen
Frühlingsglocken
Frühlingssehnen
Galgen im Mond
Geknickter Halm
Heimkehr
Herbstlied
Herze wem bist du
gewogen
Immer von Neuem
Kolibri
Lass mich
Letty
Licht
Liebesrausch
Maiengefühl (erste
Fassung)
Maiengefühl (zweite
Fassung)
Marco
Mein See
Motto
Nachtwanderung
Omen
Puszta Legende
Schmetterling
Sempre Dakapo
Sonnenuhr
Trennung – Sehnsucht
– Wiedersehen
Weihnachten
Wenn die
Frühlingslüfte wehen
Wunschlos
Zum Schulausgang
Fantasie
in vier Bildern.
Küste
Ebbe
Sonne
Wind.
Ein
Kiel ruhet tief im Sand.
Der Fischer lehnt an des Bootes Wand.
Zerschmettert das Ruder,
Zersplittert der Mast,
Zerfetzt alle Segel,
So liess es der Sturm zurück.
Im
Dünengras spielet ein leichter Wind.
Die
Möwen zieh'n stumm.
Zwei
Wolken am Himmel
Eilen
seltsam vom Meer über' s Land.
Am Horizont
gleitet ein Schiff,
Es
streben die wuchtigen Maste,
Die
Segel gebläht, in das blaue Firmament.
Über
die Wellen
Gleitet
ein trauriger Blick,
Dem
sich gesellen
Gedanken
ans Meer und ans Glück.
Bald
rauschen die Wellen
Und
laden zum Tanz.
Nur
einmal hinaus noch
In
untüchtigem Boot
Als
trauriger Schiffer
Ohne
Ruder
Ohne
Mast
Ohne
Segel.
Da
regt sich die Flut.
****
Küste
Sonne
Wind.
Näher
rollen die Wellen,
Wühlen
nun steter im heißen Sand.
Bald
steigen sie höher empor,
Lechzen
am Boot,
Umzittern
den Kiel,
Verleihend
den Planken wild sprühenden Glanz.
Schon
funkeln die ehedem traurigen Augen
Mit
jeglicher Welle schlägt höher das Herz
Und
eiserne Hände
Verkrampft
in die Loten
Erwarten
voll Sehnsucht
Das
Rauschen der Flut.
Es
bebt schon das Boot,
Das
Holz sauget gierig am Nass,
Das
Wasser rauscht
Es brauset die Flut
Die
Brandung tobt unter den Füssen dahin.
Im
Dünengras tanzen die Wellen.
Die
Möwen schrei'n,
Ein
erfreuender Schrei voller Sturm.
Zwei
Wolken steh'n seltsam über dem Land.
Siegberath
Ohne
Ruder
Ohne
Segel
Ohne
Mast,
Schaukelt
den einsamen Fischer ins Glück.
****
Meer
Mondlicht
Wind.
Grundige
Wellen.
Wolken
sich bälkend über dem Land.
Als dunkeler Streifen
Die
Küste versunken im Meer.
Die
Finsternis steigt aus den Wassern.
"Schneller
der Wind
Höher
die See",
Erhellen
den Glanz seiner Augen.
Die
glücklicher strahlen auch
Ohne
Ruder
Ohne
Segel
Ohne
Mast,
Auf
Siegberath!
Schon
wiegt ihn das Meer
In den
betörenden Symphonien der Nacht.
Sturm
Peitschende
Brecher
Schlagen
keck über die Loten,
Es kränget und trimmet
Es
kracht in den Schotten,
Der
Fischer starrt glücklich hinaus.
Die
Faust am zerbrochenen Steuer,
Lauscht
wie ein Wiegenlied
Den
rollenden Donner,
Sieht
wie ein Feenbild
Der
Blitze gleissende Schnelle.
Glücklich,
zufrieden im wütenden Element
Sehnsüchtig
erflehend die Macht
Des
Gewitters,
Des
Sturmes,
Der
Nacht.
****
Der
Tag bricht an.
Küste
Ebbe
Sonne
Wind.
Die
Siegberath zerschmettert im Sand.
Kein
Ruder
Kein
Mast
Keine
Segel.
Kein
Fischer lehnt an des Bootes Wand.
So
liess es der Sturm zurück.
Henri
Regenwetter
*
Vorbild
Schatten
spendest du im Hain.
Lispelnd,
schwebend auf der Brise.
Beugst
graziös dich noch im Sturm.
Dienend
selbst
Nachdem
erstarrt
Des
Lebens Saft.
*
Tritt
ein.
In den
Garten mein.
Labe
dich,
Ergötze
Dich
Schaue,
staune,
Wundre
dich.
Pflanzen
wollen Freunde sein.
Spendest
Schatten, einst im Hain,
Lulltest
uns beim Träumen ein.
Beugtest
dich dem stärksten Sturm.
Menschen
Hand liess dich erstarren
Nach
dem Tod noch dienst ihm würdevoll.
*
Allzu
kurz nur recken sich die blauen Pauker
Solisten
gleich, im Chor der farbenfrohen Bläser.
Sie
überragen aller Beete höchste Form.
Allzu
kurz nur sind mir dieser Muse Küsse
Ich
lausche, staune, wage kaum zu schwärmen
Vom
Glück, umarmt von deren blauen Woge.
Aufstrebt
sie bis hin zum Dach der Welten
Sich
schmiegend an azurne Ammen
Lechzend
der Wolken Nass, das ihre Dürste stillt.
Allzu
kurz nur trommeln mir die blauen Pauker
Ihr
Notenblatt zu rasch vergilbt.
Die
Noten tropfen,
von
Immen hoch geschwängert.
Rhapsodie
in Rittersporn.
HaeR
18.7.99
*
(Frinn Nürnberg)
Ach
Freund,
Dein
Schritt ist nun verhallt,
In
dumpfer Nacht;
Wo die
Sterne nach dir riefen,
Wo
bald dein Schritt
Wie
Harfenton im Traum erklingt,
Wo die
blutende Saite wieder singt,
Wo der
verschüttete Jugendquell
Kristallklar
von neuem sich ergiesst,
Wo
Erdenglück in andrer Fülle fliesst.
Ach
Freund,
Dein
Blick ist nun verblasst,
In
dumpfer Nacht;
Wo die
Sterne hoffnungsvoller glänzen
Wo Finsternis
der ew'gen Sonne weicht,
Wo
Gold der Ackererde gleicht,
Wo
deine Augen sich
An
Gottes Herrlichkeit erbauen.
Ach
Freund,
Verstummt
dein Mund,
Verklungen
dein frommes Lied,
In
dumpfer Nacht;
Wo die
Sterne leise flüstern,
Wo Künstlerhände
Orgellieder beten,
Wo
Engelstimmen deine Lieblingsweisen singen.
Wo
nicht die Seelen für den Frieden ringen,
Dahin
o Freund, führt dich der Weg,
Der
dich von deinem Leiden löste.
Zeige
ihn mir
Wenn
einst in dumpfer Nacht
Die
Sterne nach mir rufen,
Damit
ich wieder zu dir finde.
Henri
Regenwetter
*
Den Banausen
Hat
jemand sich ein Licht gestellt,
Das
seine dunkle Nacht erhellt,
Erwachen
oft und leider,
Im
Freundeskreis, die Neider.
Da
reget sich ihr feiner Sinn,
Führt sie
zu dem Bekenntnis hin,
In
Allem was sie nicht verstehen,
Nur
Eitelkeit und Trug zu sehen.
Ihr
fühlet nicht in euch die Kunst
Der
Musen Murmeln, ihre Gunst,
Die
Sterne, die im Innern kreisen
Und
euch die schöne Bahn nicht weisen.
Gedichte
sind gezeugte Kinder,
Der
Seele trübe Spiegelbilder
Und
nur die elend Bilderlosen
Können
mit solchem Schmähen tosen.
H.
Reger
*
Das
Untergehölz: Auch uns gehört der Sonne Licht
Das
sich in euren Kronen bricht,
Doch
wenn euch Riesen es gesegnet
Nur
Dämmerlicht nach unten regnet
Auch uns durchdringt des Lebens Lust
Wir
schmachten an erschlaffter Brust
Ihr hohen
Stämme tragt die Schuld
Dass
welk wir stehen, ohne Huld.
Die
Ungleichheit sei abgeschafft
Denn
uns gebührt dieselbe Kraft
Und sind
wir einmal alle gleich
Dann
gibt es weder Arm noch Reich
Die
Buchen:
Glaubt
ihr das wäre
jedem recht?
Wer
wäre Herr dann und wer Knecht?
Quellen
sich nur ins Meer ergiessen
Wenn
Bäche ineinander fliessen.
Nur
einer wird was viele Schaffen
Nie
sollte dieser Geist erschlaffen.
Denn
strömt die Ader hin und her
Ergiessen
Ströme sich ins Meer.
Hier
schöpft die Urkraft ihre Mengen
Um
Feld und Wälder zu besprengen.
Aufs
Neue fliesst die Wunderquelle
Führt
aller Kraft in ihrer Welle.
So
fügt sich’s auch in diesem Wald
Man
strebt nach Dasein und Gestalt
Des
Lebens Sinn nur liegt im Streben
Das
darf es keine Gleichheit geben:
Wo
läge denn des Efeus Ziel,
Wenn
ihm nicht unser Stamm gefiel?
Das
Untergehölz: Und doch nennt ihr es Parasit.
Wir kommen
nur zu dem Fazit
Euch
singt man stets das Hohelied
Wir
sind unnützes Kettenglied.
Die
Buchen:
Wer ist es der solch Hymnen singt?
Ein
Streben, das in jedem klingt
Und
allen ist dies Gut gegeben:
Zu
schaffen, wirken, so zu leben,
Dass
jeder Schritt hallt voller Wonne
Ob in
dem Schatten, in der Sonne.
Nur darin fliesst des Lebens Saft
Was
die Ungleichheit strebend schafft.
Henri
Regenwetter
*
Sie
klapperte einst,
doch
heute nicht mehr
Der
Bach rauschte einst
Heut
fliesst er gebändigt daher.
Heut
weckt sie Nostalgie
Man
spricht von Romantik,
Auch
das alles stimmt nicht mehr
Sie
sind restauriert
Die
geballten Kräfte von Wasser
Und
Erfindungsgeist des Menschen.
Ihr
Alterungsprozess wurde gebremst
Restauriert.
Ich wünschte,
der menschliche Geist
Könnte
ebenfalls restaurieren,
was
Herz als Mühle und Blut als rauschenden Bach
zu
einem ebenso kraftvollen Produkt macht.
*
Bäche
Räder,
Rauschen.
Klappern
Ewig,
so der Mensch dies will.
Lebenssaft
Der
Puls des Lebens
Schlaget
länger
So ein
Gott das will.
Das wünschen Ihnen
von
ganzem Herzen
Henri
und Lony.
*
Bäche,
Räder,
Rauschen,
Klappern,
Ewig.
So der
Mensch es will.
Lebenssaft
Der
Puls des Lebens
Strömet
Rauschet
Immer
länger.
Ist des
Menschen emsig Ziel..
Wünsche
für das kommende Jahr 2000
Henri
und Lony Regenwetter.
Bad
Urach 1999
*
Wie
einen Schiffbrüchigen
Lotste
man dich an den saugenden Fängen der Charybdis vorbei
Hinaus
in die sanft sich kräuselnde friedliche See.
Du flohest die glühende Morgensonne
Die
drohend den freien Himmel zu entflammen sich erdreist
Um
dich zu erquicken in den kühlen Gefilden des Abends.
Die
erschlafften Segel
Blähten
sich allsogleich und Pegasus beflügelte die Bugwellen
deines Flosses
Als
Nagaika dein Heimatgestade zu peitschen.
Du
warst vielen fremd,
Doch
jene die dein blutbeflecktes Antlitz geschaut,
Nahmen
dich auf, wie einen alten Freund und du wardst ihnen zum Held.
Dein
Name kam in aller Mund.
Von
Millionen Kehlen besungen strömte er zurück durch des Äthers Wellen
Um an
den rauen Giebeln deiner Penaten zu zerschellen.
Ein
Glücksstrahl flammte in unsern Augen,
Als
irrsinnig abgeschossene Pfeile die säuselnden Lüfte teilten,
Die
man dir nachjagte, um Deine Sternengeburt zu verhindern.
H.
Reger.
(LuxWort)
*
Erlahmte Schwingen
Mit
Rosenfingern Musen flocken,
Der
Sonne Strahl in unser Herz,
Und
froher Klang der Windesglocken
Entführt
uns Gaukler himmelwärts.
Gehorchend
jenen Zaubertönen,
Verkläret
sich der Seele Blick,
Entfliehet
den mondänen Strömen
Und
weitet sich am Sonnenblick.
Doch
ist's als ob die Zauberkräfte
Bemessen
seien zu dem Flug,
Als ob
der Sehnsucht Traumessäfte,
Gebrauet
seien zum Betrug.
Kaum
lauschen wir den Nektarlippen,
Kaum
ist des Herzens Bild umrahmt,
Heult
schon die Brandung aus den Klippen,
An
denen unser Flug erlahmt.
Noch
wuchtiger der Sog der Wellen,
Zieht
uns ins Meer des Leid's zurück,
Aus
allen Buchten Nebel quellen,
Verschleiernd
uns den letzten Blick.
H.
Reger
(LuxWort)
*
Hüpfet
lustig meine Finger
Auf
den Saiten voller Schwung,
Wenn
erklingen Liebeslieder,
Macht
das Herz ein Freudensprung.
Schwinget
Töne, liebe Saiten,
nach
der Herzens wahrer Lust,
Dass
sie Freude mir bereiten,
In der
wohl beschwingten Brust.
Süsser
Zauber, Weiheklänge
Rauschen
voller Jugenddrang
Der
Gitarre Lustgesänge
Weben
himmlisch reinen Klang.
Sie
berauschen meine Seele,
Die
sich sehnt nach reinem Ton.
Wer
sie lauschet erntet Wahrheit,
Meiner
Sehnsucht höchsten Lohn.
H.
Reger
(LuxWort)
*
Die
Warte - Jahrbuch 1957 - Kleine Anthologie
Traumesschwere Wolken fliehen
Durch
des Alltags fahles Licht,
Aus
der dunklen Nacht nun ziehen
Sie
mit schwangerem Gesicht.
Wo sie
immer auch gebären,
Sich
entbinden ihrer Frucht,
Werden
sie die Hoffnung mehren
Nur
auf reine, edle Zucht.
Stiegen
so aus fernen Tagen
Sie
mir nicht zum Glanz empor,
Durfte
mich an Edles wagen
Das
mir täglich sang im Ohr.
O,
dich trug im Engelsschosse
Die
Natur zur Reife aus.
Dein Gedanke
wie das Grosse
Himmel
wird im Erdenhaus.
Feurig
pulsen alle Venen
In des
Körpers Labyrinth,
Rauschen
in des Hirnes Strähnen
Wie im
wirren Hain der Wind.
Zittern
nicht die kleinsten Äste
Bei
der Lüfte lindem Hauch.
Strömen
nicht der Erdensäfte
Stets
im Aufbau und Verbrauch.
Ja, du
dringst aus fernen Tagen,
Edel,
reif nun an mein Ohr,
Dich
hat Menschenglut getragen,
Heb,
Gedanke mich empor!
Henri
Regenwetter 31.07.1956
*
Lucilinburhuc (1.12.2000)
O
Stadt, o Lucilinburhuc,
Dich
streift mein Aug' in stolzem Eulenflug,
Um
über deinen dunklen Gassen
Antike
Falter zu erhaschen.
In traumesschweren Lichterwogen.
Wo Melusinas Ritter stand,
Wo
Siegfrieds Knappen sind gezogen,
Schläfst
du o Stadt, im Heimatland.
Aus
deiner Wasser trüben Tiefen
Erstehen
Geister alter Zeit
Die
lang in hartem Schoss schliefen
Mein
kühnes Auge sie befreit.
Sie
raunen wundersame Töne,
Und
singen die Erinn'rung wach,
Das
Schicksal vieler Erdensöhne,
Das
hinter diesen Mauern lag.
Sie
klagen, beten und verzeihen,
Sie
jubeln, jauchzen und bereu'n;
Aus
dieser dumpfen Saat gedeihen,
Die
Geister, die uns heut' betreu'n.
*
Menschen
auf dem Gottesanger.
Ihr
betet für jene
Deren
Ruf schon verstummt.
Vielleicht
ein Bild,
Ein
Wort
Oder
die Tat
Behält
sich die Zeit zurück.
Die
Seele schweigt,
Ein
erloschenes Herz
Verstummt.
Doch
drüben
Im
nebelumwallten Horizont
Da
schreitet im Morgenrot die neue Saat.
Ihr
Ruf erzittert aus blendender Front.
Mächtige
Herrscher,
Mörder
und Pfuscher,
Richter
und Henker,
Diebe
und Tuschler.
Fürsten,
Senatoren,
Präsidenten,
Diktatoren,
Generäle.
Sind
diese tot?
Polygamisten,
Antichristen,
Nihilisten,
Kommunisten,
Konquistadoren,
Vom
Teufel erkoren.
Die
Händler und Feilscher
Betrüger
und Schmeichler
Heuchler,
Gottleugner.
Sind
diese tot?
Die
friedlichen Engel
Mit
Teufelsgloriolen,
All
deren Seele Verdammnis schon trägt.
Deren
kaltes Herz mit Verachtung nur schlägt.
Die
Menschenhasser,
Die
elenden Prasser,
Die
Säufer, die H....
All
die Kreaturen.
Sind
diese tot?
Ihr
Menschen auf dem Gottesanger!
Sie
leben alle!
Sie
ziehen um uns schon den feindlichen Kreis,
Dass
baldigst wir all' auf den Anger gedrückt.
Ein
welkes Blümlein den Hügel nur schmückt.
Und
drüber flattert
Vom
Winde getragen,
Ein
einsamer Falter.
Und
wer von jenen wird für uns dann beten?
Ihr
Menschen am Grabe,
Gedenket
der Lebenden.
Seht
ihre Augen, sie spiegeln nur Not,
Auch
trüb sind die Spiegel der Freunde und tot.
Mehr
jenen denn diesen gilt heut' mein Gebet:
"Herr
entzünde die Flamme der Liebe
Und
Eintracht in ihrem Herzen.
Lasst
ihren geschwärzten Seelen
Dreifache
Gnade zukommen,
Auf
dass vielleicht nur ein einziger von ihnen
Einst
bei unserer Überfahrt
Für
unsere Seele zu beten vermag."
Henri
Reger.
*
Die
Warte - Jahrbuch 1957 - Kleine Anthologie
Über
die Hügel,
Leise
und sacht,
Schweben
die Flügel
Sinkender
Nacht.
Grünliche
Wogen
Zittern
im Meer,
Finsterer
Bogen
Und
Mauern umher.
Glitzernde
Ferne
Gähnend
und fromm;
Flüstern
der Stern:
"Komme
o komm!"
Schlaf
und Erwachen
Wiegen
das Land,
In
ihren Nachen
Sind
wir gebannt.-
Wo
rauschen die Wogen
Die
Ströme des Lichtes?
Wo
glänzen die Bogen
Des
zarten Gesichtes?
Wer ladet,
Wer ziehet mich in diesen Schein?
O
Muse, Vertraute, du ladest mich ein!
Dich
wecken die Schatten,
Dich
badet die Nacht,
Und
auf ihren Matten
Da
ruht es sich sacht.
Du
bietest den Mund
Zum
Kusse mir dar,
Du
öffnest ihn leise,
O,
wunderbar.
Dein
Flüstern,
Dein
Raunen,
Dein
Sehnen,
Dein
Blick,
Die
rufen mir sonnige Stunden zurück.
Erwärmen
im Herzen die keimenden Kerne
Zum
freudigen Leben und Glück.
Und
über uns beiden durchdringt es die Ferne
Am
dunklen Himmel
Die
Sterne.
Henri
Regenwetter
*
(Einem
Freund der neue Formen sieht)
Siehst
du die grünen Pflastersteine,
Wie sie
im schlaffen Winde steh'n,
Wie
sie die samt'nen Schwanenhälse,
Hinauf
zur blauen Sonne dréh'n?
Siehst
Du wie sie mit saft'gen Schwingen
Die
Ruder in die Tiefe neigen
Wie
sie im sonnenblauen Gischt
Sich
plustern und dann schweigen?
Siehst
Du so alles, frage ich,
In arg
verfärbter Gegenwart,
Oder
durchblutet Dich der Wahn,
Der
Zeiten allmodern(d)er Art?
Wenn
Pflastersteine so wie Schwäne
Auf
Deines Geistes Wellen stehen
Dann
werden sicher deine Kähne,
Auf
stillem See zu Grund gehen!
H.
Reger
(LuxWort)
*
Spiegelnde
Fläche,
Träumend
in gähnender Tiefe gebettet,
Bläut
sich am Himmel wund.
Schilfrohr
am Ufer neigt
Demütig
das Haupt
Beschattet
die gleitenden Wellen.
Ein
Windstoss
Springt
durch die Stängel,
Drängt
sich zum Bade,
Schiebt
geballte Schatten hinaus,
Saugt
aus den dunklen Tiefen
Der
Wolken gequältes Gewand
Würgt
und bedrängt,
Zwingt
die gischenden Kämme
Klagend
sich auf zu türmen.
Von grundigen Mächten
Mit
wollüstigem Rachen verschlungen,
Vom
gleissenden Blitz
Und
rollenden Donner entseelt,
Verblutet
die Wonne
Des
ätherischen Blaus.
*
Die
Warte - Jahrbuch 1957 - Kleine Anthologie
Warum
Erato lockst du mich
Zu
neuem Liebesliede,
Empfiehlt
mir Musagetes dich
Als
treueste Pieride!
Dein süsser
Hauch
Durchdringt
mein Sinn
Sie
Seele auch
Und
birgt Gewinn.
Ein
Zirpen und Lispeln,
Ein
Rasen und Flüstern
Und
plötzlich erschallen
Die
himmlischen Hallen
Voll
Minnegesang.
Liebesklänge
Wonnegesänge
Tröpfeln
ins Blut
Heben
den Mut
Wecken
die Liebe
Regen
die Triebe
Wärmen
Schwärmen
Und
berauschen
O, ich
möchte immer lauschen
Dem
Gesang!
Süsser
Klan,
Der
sich aus vollem Herzen drängt
An dem
mein zärtlich Lieben hängt
Hat
mich in meinen Bann gehüllt
Und
meiner Sehnsucht Durst gestillt.
Aber auf
des Äthers Schwingen
Hörte
ich's schon anders klingen
Und
Erato übertönte
Melpomene,
die verhöhnte.
Öde,
Leere,
Peitschenklang,
Eifersucht
und Unverstand
Gruben
Spuren in den Sand
Meiner
Uhr, die langsam rinnt
Stets
verliert und nie gewinnt.
Doch
Erato, dein Geflüster
Tüncht
mir die Vergangenheit
Wahrt
Gelüste tief im Düster,
Wahret
die Glückseligkeit.
*
Tu
dich auf, du grosser Himmel
Ries'le
morgenschweren Tau,
Dass der
Musen kecker Schimmel
Stürme
frisch durchs junge Blau.
Wieder
will mein Herz Dir singen
Aufgemuntert
durch den Trunk,
Der
bei fremdem Becherklingen
Reichtum
wird, der Seele Prunk.
Und
die Sinne ziehen Bahnen,
Purzeln
durch den goldnen Rand,
Kollern
in die blaue Schale,
Die Du
wiegst in deiner Hand.
Doch
die Tiefe ungemessen,
Schlürft
voll Inbrunst Perlenklang,
Nimmermehr
ihn zu vergessen,
Diesen
wonniglichen Sang.
Nie
soll füllen sich die Schale
Bis
zum Rand, dass vergiesst
Sich
der Überfluss im Strahle
Der
aus meinem Herzen fliesst.
Türkisblaue
Schale wiege,
Jeden
Tropfen der da fällt,
Dass
die Liebe nie versiege,
Die
aus meinem Herzen wellt.
H.
Reger
(LuxWort)
*
Oder
Gezeuget
im Schosse des Bären,
Sich
lösend vom Fusse und Schaft.
Enteilt
er den irdischen Sphären,
Geschleudert
mit blendender Kraft.
Es
steigen mit ihm auch die Trossen,
Ein
Anker dem menschlichen Wahn,
Vom
luftigen Kerker umschlossen;
Er
trägt sie zum Äther hinan.
Durchrasend
die dunkelen Weiten,
Getrieben
von eitelem Drang,
Den
Weg hoher Allmacht zu schreiten.
Erkämpfend
den fürstlichen Rang.
Erstrebend
utopische Ziele,
Entfesselnd
die Wucht des Atom.
In
diesem phantastisch Spiele,
Verschrumpfet die Erde zum Gnom.
Und
will noch die Menschheit verkennen
Den
Gott, der die Weite ihm schuf,
Der
Mond wird ihn mächtiger nennen,
Als
nüchterner Predigerruf.
*
Oder
Die Stimme des
Herzens.
Das
Herz in wunder Zelle,
Sucht
Frieden nur und Ruh';
Des
Lebens frische Quelle,
Strebt
froh dem Lichte zu.
Warum
ins Dunkle wandern,
Wo's Augenlicht
erblind't
Von
einem Stern zum andern
Zu
irren wie ein Kind?
Man
sollt die Kraft verschwenden
Am
Frieden der erstrebt
Der
Seele Licht zu spenden,
Die Dämm'rung schon umwebt.
Licht
oder Nacht?
O
Mensch, hab Acht!
*
Die
Warte - Jahrbuch 1957 - Kleine Anthologie
Glitzernde
Falten und wallende Wogen
Rauschen
nicht mehr an Neptunens Gewand
Tödlich
erstarrend zusammengezogen
Lähmend
am Dreizack des Mächtigen Hand.
Einsam
erkranket das nahe Gestade,
Frierend
sich wärmend an sterbender Brust,
Denn
mit der Hoffnung nach wonnigem Bade
Schwand
an gerinnender Brandung die Lust.
Stöhnende
Rufe der welkenden Herzen
Steigen
zum göttlichen Himmel empor,
Flehend
Verbannung der gräulichen Schmerzen,
Bittend
die Hilfe der Juno im Chor.
Und
sie erweichet am schwindenden Glanze,
Greift
nach dem Dreizack in sinkender Hand,
Reicht
ihn Vulkano in feurigem Kranze,
Dass
er ihn schmiede, vom Tode entbannt.
Brodelnde
Esse und göttliche Kräfte
Geben
der Waffe die nötige Glut
Dass
wieder sprühen die lieblichen Säfte,
Wallend
durchrauschen die tosende Flut.-
Zischend
und dampfend erweichen die Falten
Glänzen
in frischer und jüngerer Pracht,
Lösen
die trunkenen Schillergestalten
Aus
der umgarnenden eiskalten Macht.
Jauchzer
durchzittern die schäumende Brandung
Wieder
durch himmlische Hände bewegt,
Die,
sich erfreuend der lieblichen Wendung
Alle
Gewandtheit ans Werk gelegt.
Fröhlich
erstehen am wogenden Ufer
Sonnige
Bäder in bläuigtem Schein,
Wo
sich im Dank an Erquickung die Rufer
Jeglicher
Hilfe der Juno erfreu'n
Strebende
Mächte durch anderer Güte
Die
sich vereinen in freundlichem Sinn,
Spriessen
und wachsen, gedeihen zu Blüte,
Führen
zum Glück der Euphorie sich hin.
Henri
Regenwetter
*
Weihnachtsgebet eines Vagabunden.
Es
badet sich in stummen Wogen
Der heil'gen Nacht entflammter Schein.
Ein
Stern sprüht überm Brückenbogen
Sein
Funkeln in mein Herz hinein.
Kein
Tannengrün, nur graue Wände,
Kein
Krippenlied, nur Höllensturm;
In
meinen Augen nähret Brände,
Der
Glocken Freudelied vom Turm.
Schon
wärmer pulst des Lebens Quelle,
Dein
Hauch wirkt Silberfäden drein,
Und
höher strebt des Glückes Welle,
Im
Leid mit Dir vereint zu sein.
Ein
Vagabund in der Verbannung,
Wie
Du, von Ort zu Ort gejagt,
Dich
birgt bald die vertraute Stallung,
Wo der
Erlösung Stunde tagt.
Und
mir schenkst Du die dunklen Strassen,
Der
Brücken Schatten bis ans Meer,
Die
Irrlichter der öden Gassen,
Der
Sonne Glut auf frischem Teer.
Wohin
auch mich die Steine tragen,
Mein
Herz an deinem Leid gebricht,
Lass
bald die letzte Stunde schlagen,
Die
mir verkündet ew'ges Licht.
Ich
möcht' in Deinen Stapfen waten,
Zu
schwach bin ich schon zum Geleit,
Auf
Deiner Felder jungen Saaten,
Manch
edles Samenkorn gedeiht.
Nur
müsstest Du sie alle pflegen,
Mich
drängte Unkraut in den Grund;
Mein
Herr, schenk Ihnen Deinen Segen,
Ich
bin ein armer Vagabund.
Henri
Regenwetter
*
Man
nehme, spricht der gute Koch
Zitiert
dann Ingredienzien
Erwähnt
dabei ganz sicher noch
Manch edlen
Saft, fürs Ränzchen.
Ich
rate euch, nehmt eure Pillen
Auch
wenn Ihr’s tut gen Arztes Willen
Nehmt
Wässerchen und Braustabletten
Auch
Salben, nicht nur die magren auch die fetten
Verpackt
sie fein in bunte Säckchen
Die
Ihr dann schnürt zu einem Päckchen
Nun
reist gemütlich an den Rhein
Und
schmeisst die Ingredienzien ´nein.
Sollt
noch nicht besser Ihr euch fühlen
Gewissensbisse
euch zerwühlen
Dann
folgt auch diesem Rate mein
Springt
selber in die Wogen rein.
Schon
Pfarrer Kneipp, der Wassertreter
Den
achten alle Stellvertreter
Die
tummeln sich im Kurgewässer
Und
werden dabei immer nässer
(Franzosen geht’s bloss auf die Haut,
Dem
Deutschen schon bis an die Knochen
Der
Luxemburger gleich nach hinten schaut
Weil
durch und durch er nass geworden.)
Vielleicht
habt Ihr mich falsch verstanden
Ich
denk’ die Sonne ist vorhanden,
Kein
Wölkchen an dem Himmel steht
Ein
lindes Sommerlüftchen weht
Auf
dass s’euch allen wohl ergeht.
Nun so
lässt sich’s wieder länger leben,
Hippokrates
hat mir vergeben.
Henri
Regenwetter
A Lony
och
5.12.2002
*
Wehmütiges
Herz,
An
welches Land treibet die Flut der Gedanken dich hin?
Welch
scharfer Wind bläht die Segel deiner Nussschale voll Gold
An der
Klippe, am warnenden Leuchtturm vorbei?
Wo
spielt das seichte Ufer in freudigen Wellen,
Das
einst dich aufsaugt und bietet dir sicheren Fuss?
Ohne
Echo klingt das Schaukelbild der Wellen,
Im
Stillen Ozean deiner Geduld.
*
Am
weiten Meer
Im
Dünensand
Ivanka
spielt allein.
Es
wacht nicht mehr
Der Mutter
Hand
Über
das Mägdelein.
Die
Mutter starb
Auf
stolzer Flucht
Vor
Knechtschaft und Betrug
Der
Vater darbt
Vor
Freiheitssucht
In dem
Verbannungszug.
Ivanka
spielt
Nach
Kinderart
Im
Wellenstelldichein
Und es
befiehlt
Mit
Händen zart
Ein
Schiff zur See hinein.
Und
wie der Wind
Die
Wellen regt,
Das
Spielzeug tanzt dahin,
Fühlet
das Kind
Vom
Traum bewegt
Das
Schiff zur Heimat zieh'n.
Sie ahnet nicht
Den
Wirbelwind,
Der
dort die Wellen schlägt,
Der
alles bricht
Was
schon ein Kind
In
frohem Herzen trägt.
Henri
Regenwetter
*
ZWEI LEBEN hab ich
Eines
in mir,
Wärmt
sich an bleichem Marmor
Wo
Adern wie verwelkte Schatten
Das
Licht der Nacht geatmet hatten.
Zwei
Leben
Eines
in mir
Das
andre schlürft die Sphären
Umschwärmt
von Bajaderen
Die es
mit heissem Atem schüren
Zwei
Leben
Und
doch sind bei gleich.
Letztes
ist arm an Leben
An Tod
das andre reich.
*
Vorüber
ist der Hexentanz,
Der
Trommeln Wirbellied verklingt,
Du wandest dir den Narrenkranz,
Weil
Torheit dich beschwingt.
Du tatest wohl zu deinem Glück,
Dein
Antlitz zu verstellen,
Dass
niemand, dir zum Missgeschick,
Sah
deine Laster quellen.
Die
Maske fiel in später Stund;
Des
Spiegels wahres Bild erschreckt.
Hast
du um deinen eignen Mund
Der
Fratze Ebenbild entdeckt?
Henri
Regenwetter
Fromme
Sprüche
Seelgebräu
Abgeschüttet
Alltagsspreu
Schlägt
sich nieder Blatt für Blatt
Was
jeder zu berichten hat.
Vom
Himmelsblau, gipfelgefasst
Von
Schluchten bodenlos.
Dampfend.
Rauschen
dröhnt mir in dem Ohr
Samte
Hänge duften
Lichtschattenvariationen
Gleissend
wieder Sonnenflut
Schweisstreiberei
Herz-Lungen-Geistmassage
Wasser
und Luft schlürft ausgelaugt der Leib
Augen
Saugen
Erlebnis
Farben,
Töne, Weite, Symphonie
Blüten,
Steine, blaue, grüne und auch rote
Arven,
Gräser, Pilze, Moos und Schmetterlinge
Lebensnektar
im Überfluss
Der Arvenhäher kreischt
Träumer
Und
Sterne leuchten schon über der Stadt.
**
Im
Leichenhemd
Klingt
eine Stimme kalt und fremd
Die
sanft aus dunklen Sphären sprühte
In
wundem Träumerherz erblühte.
Blechern
der Stoss verhallt
Asche
am Gold
Verhüllt
die blasse Scheibe
entreisst
die Seele ihrem Leibe.
Was
herrlich schwieg,
Dem
brechen auf die Lippen.
Statt
Balsam quillt nun Pulverrauch.
Ein
Boot zerschellt an Paradiesesklippen.
Der
Sternenmakel wird entflammen
Aus
langem Schlummer frisch entfacht
Und
der Romantik süsse Gamben
Klirren
in einer Forschernacht.
1.
Nun
hast du ausgeschwiegen
Mein
armes Herz,
Vor
deinem Blicke liegen
In
Asche Leid und Schmerz,
Von deinen
Lippen rinnen
In
frohem Sang
Der
Freude holde Stimmen
In
sehnsuchtsvollem Kiang.
2
Himmlische
Stimmen
Lispeln
im Haine,
Glühende
Sterne
Schwimmen
im Glück,
Mit
ihnen schwimmen
Die
Musen zurück.
Singende
Freude
Schwelget
im Herzen,
Stilles
Erwachen
Träumet
von Glück.
Rufet
mir aus weiter Ferne,
Meiner
Liebe Lust zurück,
Lodernde
Brände
Sprühen
die Augen,
Feurige
Küsse
Flammen
im Mund,
Musen
streicheln mir die Hände
Geben
mir vom Glücke kund.
3
Arm in
Arm
Sind
wir hinaus gewandert,
Aug’
in Aug’
Beseelten
wir die Liebe,
Mund
auf Mund
Versanken
wir im Glück.
Brust
an Brust
Verschliefen
wir die Stunde
Die,
Schlag auf Schlag
Uns
rief zu ihr zurück,
4
Dir
zur Freude
Will
ich in die Saiten greifen,
Die
Gitarre
Wie
mit Engelflügel streifen,
Uns
zum Glücke
Will
ich liebliches Erklingen weben,
Die
Gitarre
Soll
uns in den Himmel heben,
5
Wenn
ich sanft
In
Deinem Schosse ruhe,
Wenn
Dein Kuss
Mir
auf der Stirne glüht,
Träumet
mir von einer Truhe,
In der
die Rose unsers Glückes blüht.
Wenn
Dein Ohr
An
meinen Lippen lauschet,
Wenn
Dein Herz
Mich
würdevoll beschwingt,
Höre
ich wie’s in der Truhe rauschet
Wie
Nektar durch die Wände dringt.
Wenn
Dein Mund
Mir
Liebesworte singet,
Wenn
Dich heisse
Sehnsucht
neu durchwebt
Höre
ich wie wahr es klinget,
Dass
die Ros’ zum Lichte strebt.
6
Fünf
Küsse gabst Du heute mir
Als
Dank für die Gedichte,
Ich
will die Freud erwidern hier
Lustwandelnd
in den Wellen
Dass
tausende Gedichte Dir
Des
Lebens Tag erbellen.
Ach
könnt für jeden Reim ich ernten
Der
Liebe ausgereifte Frucht
Dir
schreiben, wie die Musen lernten
Wie zu
verschwenden ihre Gunst.
lch würde nur noch Küsse ernten
Und
das aus Liebe für die Kunst?
Doch
nein, das kannst Du nicht ertragen,
Dass
eitle Musen mich betören
So
muss ich ihrem Sang entsagen
Und
ihren Liebeshauch beschwören.
Weil
Du den Sieg davongetragen
Darf
ich des Herzens Lust nicht stören.
7
Hat
jemand sich ein Licht gestellt
Das
seine dunkle Nacht erhellt,
Erwachen
oft und leider
In
Freundeskreis die Neider.
Da reget
sich ihr feiner Sinn
Führt
sie zu den Bekenntnis bin,
In
allem was sie nicht verstehen
Nur
Eitelkeit und Trug zu sehn.
Ihr
fühlet nicht in euch die Kunst
Der
Musen Murmeln, ihre Gunst,
Die
Sterne, die in Innern kreisen
Und
euch die schöne Bahn nicht weisen.
Gedichte
sind gezeugte Kinder.
Der
fantastisch entsprung’ne Bilder
Und
nur die elend Bilderlosen
Können
in solchem Schmähen tosen.
8
Hingeschieden
aus dem Leben
Führt
man sie hinaus aufs Grab,
Und
mit ehrfurchtsvollem Beben
Hört
was ich gesehen hab.
Nektar
spendend als sie blühte
War
die Blume aller Freud
Wie
sie aber nun verwelkte
Kränkten
die sich keinen Deut,
Wehe
ihnen wenn sie welken
Wenn
ihr Lebenslicht erblasst
Brauchen
sie sich nicht zu kränken,
Wenn
man sie im Scheiden hasst.
9
Hüpfet
lustig
Liebe
Finger
Auf
den Saiten voller Schwung,
Wenn
erklingen
Liebeslieder
Macht
das Herz ein Freudesprung.
Schwinget
Töne
Liebe
Saiten
Nach
des Herzens wahrer Lust,
Dass
sie Freude
Uns
bereiten
In der
wohl beschwingten Brust,
Süsser
Zauber
Weiheklänge
Rauschen
voller Jugenddrang,
Der
Gitarre
Lustgesänge
Weben
himmlisch reinen Klang.
Ihr
berauschet
Unsre
Seele,
Die
sich sehnt nach reinem Ton,
Wer
dich lauschet
Erntet
Wahrheit,
Unsers
Strebens höchster Lohn,
10
Durch
der Ferne Klagelied
Schwingt
das Herz sich weit,
Hält
mit Angst der Kette Glied.
Das
sich bald entzweit.
Wohin
mich die Schwingen tragen
Auf
dem Rad der Zeit,
Kann
mein Herz allein Dir sagen.
Krank
vor Liebesleid.
Immer
wieder mich zu trennen
Von
dem Heimatglück
Durch
die tolle Welt zu rennen
Voller
Missgeschick.
Ruhelos
vom Strom getrieben.
Der
die Ufer trennt
Mürbe,
in dem Sand zerrieben
Wo die
Wüste brennt.
Ist
das unsers Glückes Schmiede,
Wo des
Schicksals Schlag,
Nicht
das letzte End am Gliede,
Zu
verschliessen mag.
Das
ist dieser Welten Tücke,
Seelenlos
und kalt
Nur
sich sehnend nach dem Glücke,
Findet
sie am Leiden Halt.
Und so
muss ich wieder wandern
Lassen
Dich allein
Doch
Du kannst nicht bei den Andern
froh
und glücklich sein.
31.8.1957
Wie
oft schon schwanden süsse Stunden
An
Deiner Lippen Wunderquell
Und
jedes Leid das mich umwunden
Versank
in Deinem Kusse schnell
Mich drängt’s Dir immer nah zu stehen
Die
Ferne wäre mir Verlust
Ich
möcht an Deiner Seite gehen
Berauscht
sein, voller Lust.
Die
Wärme Deines Körpers rauschet
Durchrieselnd
meine Sinne
Auf
Deine liebe Worte lauschet
Mein
Herz wie auf Gewinne.
Zärtlich
feenhaft Gewebe
Locket
meiner Finger Sucht
Damit
in ihrer Wonne leben
Geniessen
kann die reife Frucht.
Langsam
gleiten meine Hände
Suchend
Deines Körpers Glut
Emsig
drängen sie die Brände
Siedend
in der eignen Flut.
Könnte
ewig ich mich schmiegen
An die
rege Liebesglut
Dich
in meinen Armen wiegen
Wenn
durchrauschet mich die Flut.
Weile
Herz an meinem Herzen
Einmal
bricht der Damm entzwei
Und in
neuen Liebesschmerzen
Sehn’
ich diese Nacht herbei.
*
Nur ein Pirogenlied?
Kräftig
stehen breite Ruder in schlammiger Flut
Gehüllt
in unheimlichen Dschungel
Ebenholzglänzende
Leiber schaukeln die Glut
Von
schmachtenden Kehlen besungen
„Hai-oah, hai-oah,
unsere
Piragua fliegt wie ein Pfeil
Über
die kräuselnden Fluten dahin,
unserem
Ziel, den himmelblauen Bergen zu
wo
einst aus silbernen Muscheln
den
kühlen Erdenschweiss wir schlürfen.
Hai-oah, hai-oah,
Bruder
greif’ fester
Doch
nicht zu tief ans Ruder
In
tückischem Wasser lauert das Luder
Und
frisst dir mit gierigen Zähnen
die
Hände, deine besten.
Hai-oah, hai.oah.
Dann
müssen stürmischer auch wir ans Ruder greifen
Unsere
geschwächten Hände der Piraya zeigen.
Damit du
die Berge auch siehst,
wo
Wonne dir nicht gegönnt ist
mit
eigener Kraft die labende Muschel
an
fiebernde Lippen zu neigen
um
deine dürre Lippen zu erfrischen
auf
dass du wieder einstimmen kannst in unseren Chor
Hai-oah, hai-oah.
-----
Rings
um mich die Grillen geigen
Melodien
musenvoll
Dass
in meinem Herzen steigen
Süsse
Träume, Zoll um Zoll.
Schillerfalter
gaukeln wieder
Über
bunt besätes Land
Und
der Nachtigallen Lieder
Schlagen
schon am Waldesrand.
Schönheit,
wo liegst du verborgen?
In der
Welten breitem Tal?
Bist
du Freiheit ohne Sorgen?
Bist
du Leben ohne Qual?
Bist
du Odem meines Frühlings?
Eine
Rose die erwacht?
Oder
ein belockter Jüngling
Der
voll Lebensfreuden lacht?
Segelst
du in linden Lüften
Oder
auf der weiten See?
Träumst
du in bemoosten Klüften
Oder
in der Firne Schnee?
Schläfst
du in tiefgrünen Wäldern
An des
Baches klarem Quell?
Ruhst
du in vergilbten Bänden?
Bist
du trübe oder hell?
Wohin
meine Augen schweifen
suchen
Schönheit sie allein
Möchten
ihr Gewand ergreifen
Ihrer
Nähe sich erfreu’n.
Doch
die Sinne schnell verwirren
Stauen
sich an mancher Stell
Wo die
trunknen Augen irren
Wie
ein lustiger Gesell.
All
das Schöne, das sie sehen
Macht
sie blind vor Sinneslust
Denn
im spröden Geist erstehen
Die Gedanken
unbewusst.
Doch
was wirklich schön zu nennen
Merken
sie im Taumel nicht
Wenn
ein Kind auf Mutterhänden
Seine
ersten Worte spricht.
Das
ist wahre sel’ge Schönheit
Oft
vom grauen Tag verhüllt,
Wenn
der Seele erste Zartheit
Über
Kinderlippen quillt.
*
Sonettenstrauss
Ich
bin heut’ Abend auf den Berg gestiegen,
weil
ich allein will sein mit meinem Sterne.
Der
greifbar nah ist doch unendlich ferne:
In
seinem Strahl all meine Träume liegen.
Ich
will mit ihm die tiefe Nacht besiegen,
Im
Lichte wandeln möchte ich einmal gerne,
Weil
nur am Licht die Frucht reift aus dem Kerne;
Am
Dämmerscheine wird jedoch erliegen.
Und
sollt’ in mir der ird’sche Schleier fallen,
So
schwebt mein Geist den Berg hinan zum Lichte,
Zu jenem
Glanz, der mich in sich erhelle.
Vergebens
kommt zu oft mein Blut ins Wallen,
Die
schönsten Träume rinnen all zunichte,
Wenn
thront das Breite an der höchsten Stelle.
Es
thront das Breite an des Höchsten Stelle;
Ein
schneller Pfad führt leicht hinab zu Tale,
Dem
auch ein Licht entquillt, das täuscht im Strahle
Als
Schein, von blendend märchenhafter Helle.
Ergötzend,
labend, ladet ein, die Quelle
Und
bietet an die tückenvolle Schale,
Dass
man sie probt und schlürft mit einem Male
Berauscht
dann ist, der tiefen Welt Geselle.
Oh
könnt man doch die dunkle Kraft beschwören
Des
Dämons Licht ersticken wenn’s im Werden,
Dass
irr dann wir am finstren Abgrund stehen.
Die
Nacht trotzdem kann jeden Herrn betören
Das
beste Schaf sich rauben aus den Herden,
Und
schwer ist es im wahren Licht zu gehen!
Es
thront das Breite an des Höchsten Stelle.
Und
schwer ist es im wahren Licht zu gehen,
Denn
rundherum gar manche Lichter stehen,
Sie
locken schon auf unsrer Lebensschwelle.
Das eine
hoch, das andre tief als Welle,
Umströmend
uns, erhaltend sich in Wehen,
Voll
Hoffnung uns in ihrer Gischt zu sehen,
Zu
zwängen uns in ihre weite Zelle.
Blick
auf, mach frei dich von den Flimmerweben,
Mach
frei dein Blick, damit ein Stern ihn schwemme
Um
dich in seinem hohen Glanz zu baden
Blick
auf, mach reich dich nur an reifen Reben
So
dich dein träumend Herz einmal beklemme
Die
droben leuchten, um auch dich zu laben!
*
Rock’ roll
Toll
Alkohol
verwaiste
Stecklinge im Gedränge
wollen
schillern ohne Schiller.
Ich!
Ich! mag Elvis lieber als ---
James
Bond ist athletischer als ---
Flirt,
Perversität
und Täter
Striptease
Glück
in Marzipan.
Amusische
Schlager und Schläger
Schaumschläger
im Aschenhemd
Kanalhelden,
stinkend zum Himmel
greifen
wahllos nach den Sternen,
dämmern
in Horoskopen Andacht
reich
an Wissen über Lichtjahre
wie Cromagnons Kücken.
Draculafieber mit Fahrradkettenreaktion,
lieben
Brahms (ohne h).
Nacht umwogene Fingernägel,
Bluejeans
-Visitenkarten,
Schwarzhemdmanieren,
Geistloser
Blick irrlichtet umher
beschattet
von Ponyfrisur und
Saint
Germains Bärten,
Gang
wie Gangster.
Mit
und ohne Atlasfigur
Mit
und ohne Pfauensträhnen
Mit
und ohne Kaschemmenjargon,
Parasiten
der Menschheit,
Nietzsches
Sorgenkinder,
Trabanten
ohne Bahn,
Komödianten
der Irrungen,
Intendanten
der Zwiespalt,
Sekundanten
der Schizophrenie,
Intriganten
auf unseren Fersen
Ausgeburt
der Zeit:
Eine
gezeichnete Brut
Mit
und ohne Stammbaum,
*
Letzte
Begegnung eines Wanderers
Im
alten Jahr
Über
die Hügel
Leise
und sacht
Schweben
die Flügel
Sinkender
Nacht
Grünliche
Wogen
Zittern
im Meer
Finsterer
Bogen
Und
Mauern umher.
Glitzernde
Ferne
Gähnend
und fromm
Flüstern
der Sterne
Komme
oh komm.
Schlaf
und Erwachen
Wiegen
das Land
In diesen
Nachen
Sind
wir gebannt.
Wanderer:
Wo
rauschen die Wogen
Die
Ströme des Lichts
Wo
glänzen die Bogen
Des
wahren Gesichts
Was
spiegelt sich in diesem Schein?
Entknechtung und Friede im jungen Tag
Heut’
glänzt es noch täuschend
Sollt
morgen er uns tröstlicher sein?
Das
Jahr:
Ich
selbst ich bin ein Knecht der Mächte
Mich
leitet göttliche Gewalt
Doch
macht ihr Menschen mich zum Knechte
Umhüllt
mich spukhafte Gestalt.
Ich
führe ein zweideutig Leben
Dem
göttlichen dien' ich mit Recht
Doch
auch dem Menschen ohne Streben
Bürg
ich fürs Dasein spiegelecht.
Wanderer:
Glitzernde
Falten und wallende Wogen
Rauschen
nicht mehr an deinem Gewand
Tödlich
erstarrend zusammengezogen
Lähmend
am Dreizack die mächtigste Hand.
Heillos
erkranket das nahe Gestade
Frierend
sich wärmend an sterbender Brust
Denn
mit der Sehnsucht nach wonnigem Bade
Schwand
an gerinnender Brandung die Lust.
Stöhnende
Rufe der welkenden Herzen
Steigen
zum göttlichen Himmel empor
Flehend
Verbannung unnötiger Schmerzen
Bittend
die Hilfe des Himmels im Chor.
Ob er
erweichet am schwindenden Glanze
Greifet
zum Dreizack in sinkender Hand
Führend
zur Sonne im feurigen Kranze
Dass
sie ihn schmiede, vom Tode entbannt.
Das
Jahr:
Brodelnde
Esse und gläubige Kräfte
Impfen
der Waffe die die nötige Glut
Dass
wieder sprühen die friedlichen Säfte
Wallend
durchrauschen die tosende Glut.
Strebende
Mächte durch anderer Güte
Die
sich vereinen in friedlichem Sinn
Spriessen
und wachsen gedeihen zur Blüte
Führen
zum Glück der Verbrüd’rung uns hin.
Der Wanderer
schaut im Geist die Wandlung:
Zischend
und dampfend erweichen die Falten
Glänzend
in frischer und jüngerer Pracht
Lösen
die trunkenen Schillergestalten
Aus
der umgarnenden eiskalten Nacht.
Jauchzer
durchzittern die schäumende Brandung
Wieder
durch emsige Hände bewegt
Die
sich erfreuend der lieblichen Wendung
Alle
Gewandtheit ans Werke gelegt.
Fröhlich
erstehen am wogenden Ufer
Sonnige
Bäder in bläuigtem Schein
Wo
sich im Dank an Erquickung die Rufer
Jeglicher
Hilfe des Himmels erfreu’n.
Das
Jahr:
Wage
nicht das zu erstreben
Wozu
nur eigne Kraft dir blieb
Um
deinen Wunsch voll zu beleben
Braucht
es wohl aller Menschen Trieb.
Strebt
doch gemeinsam nach dem Glücke
Des
Erfüllung ich euch wünsche
Dass
euch fürderhin entzücke
Meines
Mantels frische Tünche.
Nachgedanke:
Wage
nicht das zu erstreben
Wozu
die eigne Kraft versagt
Auch
andre Schreiber müssen leben
Darum
sie deine Schrift beklagt.
4.1.1957
(Fragment)
Auf
dem Rücken liegend
Schau
ich hinauf.
Wolken
ziehen
Von West
nach Ost,
Von
Süd nach Nord,
Von
hier nach dort,
Von
dort nach hier.
Über
mir und Dir
Dahin
Wohin
Ohne
Sinn?
Ohne
Ordnung
Ohne
Bestand
Von
Land zu Land
Wunsch
und verwünscht
Weissgrau,
schwarz.
Erden
beschwert.
Türmend,
Schlummernd
Hirtenlose
Schafherden
Von
keinem Hund verbellt.
Und
doch
Zerfetzt
stieben sie auseinander.
Vom
Wolf zerfleischte
Fleischlose
Masse.
Durchströmen
den sandigen Grund
Der
mehr verschlingt, als er bedarf.
Hängen
an Blumenkelchen
Wie
Wein am Pokal
Stillt
ihre Sonnenqual.
Löscht
Feuer
Schürt
ihren Brand
……..
………
Dunkles
All
Dem
unbewusst entspringen zwei Gestirne
Wie
Sonnen hell
Um
durch den Hain der Hesperiden
Lustwandelnd
zu streben nach dem Licht
Das
sich an gold’nen Paradiesesäpfel
bricht.
In
süssen Dämpfen nebelverschleiertes Gewölbe
Des
Himmels Weihrauch gleitet durch den Dom
Durchwirkt
mit Sternen endlos weiter Kuppel
Im
dunklen Schein der mysteriösen Nacht.
Bist
du die Heimat eines Gottes
Oder
nur hohles, rätselvoll Gewand
Das
sich der eitle Menschengeist erkeckte
Mit
glitzernden Tressen zu fesseln an den Verstand
Bist
du ein Schemel seiner Füsse.
Du
unermesslich stiller Raum.
Oder
die Höhlung seiner mächt’gen Hände
Die ruh’n im Nacht umwundenen Schoss?
Dich
schaukeln die Schultern des mächtigen Atlas
Umtobet
vom Meer und Sturmgewalt
Dein
Träger müsste auf diamantenen Felsen stehen
Granit
wär deinen Füssen nur schwammiger Morast.
Wer
knetet den kosmischen Staub zum Planeten
Der sterbliches Leben wiegt in seiner Hand.
Wer singet den süssen Ton und haucht uns den göttlichen Odem
Der
unsre Erde heimlich sanft umwebt?
Ein
Schall durch den Äther?
Durch
engerem Raum.
Geschwärzt,
doch veredelt durch menschliche Hand
Klingt
rein ein an Stimme gewinnender Laut
Durchbrechend
der Mutter fötides Gewand.
Und
glänzende Augen bestaunen das Kind
Verschenkend
des Lebens genussreiche Schale
An
jüngeres Werden bei jeder Geburt.
Ich
sah nicht den Himmel
Und
fühlte kein Schmerz
Mich
trugen die Engel zum Licht
War
das meine Wiege?
Kaum
hat noch der Odem mich sanft durchwebt
Dass
meiner Augen kecker Blick
Sich
durch den trauten Raum bewegt
Begann
die Jagd, der Kampf ums Leben.
Huh,
wie die kalte Hölle heizte
In
meiner windelweichen Brust
Und
feurig meine Wangen kreisten
Um
edles Dasein und Verlust.
(unvollendet……..)
Nun
schweben sie wieder unterm Baldachin
Fliehen
vor dem grauen Wurm,
Der im
Gebälk des Himmels bohrt.
Fliehen
vor dem kalten Würgegriff
Der
sich um Baum und Gräser schlingt.
Und
ich…..?
Muss
durch die Eisblumen
An meinem
Fenster starren.
Sie
ziehen
Und
ich muss hier verharren
Denn
mir ist nicht der Zug gegönnt
Mich
unter Palmen zu erquicken
Am
blauen Meer mich zu beglücken
Das
sehnsuchtsvoll in meinen Träumen rollt.
Träume
die immer ärmer werden
Je
ärmer auch der Vogelsang.
Ach
könnt’ ich doch mit ihnen ziehen
Dem
grauen Alltag hier entfliehen
Der
mich in seine Fesseln zwang.
Dann
würde ich nach Muscheln suchen
Und
nimmermehr entführ ein Fluchen
Dem
Mund, der auch schon Essig trank.
Oh
Glück, der Träume Frustrationen
Schenken
dem Armen Millionen.
Doch
lüftet sich der reiche Zauber
Wird
Wahrheit nur zum Glücksberauber.
Und
wieder sitz ich dann am Fenster
Und
schaue zu, wie sie dort oben fliegen.
Doch
nein
Ich
bleib nur einen Tag noch hier
Oder bis
zum nächsten Mond.
Vielleicht
auch erst nach deren vier.
Dann
sind die Eisblumen verwelkt.
*
Brennender
Sand der Arena
Menschengedrängt
die Rotunde
Höhepunkt
jeglicher Fiesta
Blutig
und offen die Wunde
Rot
sind die Tücher die Jagen
Rot
ist das Blut, das da fliesst
Rot
sind die Fahnen die tragen
Sichel
und Hammer
*
Von
Henri Regenwetter
Die Schlange und der Igel
oder
Der genossene Genosse.
An Drosseljungen hatte kaum
Die Schlange sich recht satt gefressen,
Da war sie schon im süssen Traum
Auf leck’re Beute wie
besessen.
’ne fette Maus stand ihr im Sinn,
ein glatter Maulwurf wär’ Gewinn
Oder ein junger Hase….
Da raschelt es vor ihr im Grase.
„Sieh da, Gevatter Igel,
Du äußerst unverschämte Flegel
Mischst dich in meine Sachen ein.
Dies scheint sehr feindlich mir zu sein.
Was hast du denn, gespickt mit Waffen
In meinem Jagdrevier zu schaffen?
Ein Angriff ist hier manifest,
Darum erkenne mein Protest!“
„Liebste, mir dünkt hier sei neutrales Land
Und was du sagst, ist Unverstand.
In dieser höchst unsich’ren
Zeit,
heisst die Parole ’sei gefeit’.
Da muss ich mich in Stacheln stecken,
Um d e i n e n Angriff
abzuschrecken.
Auch liesse sich die Art erwähnen
Wie du so trotzig-feindlich sprichst.“
„Genosse Igel, du bist schlecht.
Der Friede war mir immer recht.
schliesslich bist du mir überlegen
Brauchst nur die Stacheln zu bewegen
Befällt mich eine Schlangenhaut.
Kein Wunder, dass dir niemand traut.
Doch endlich will ich Ruh’ geniessen,
Komm, lass uns freundlich Frieden schliessen!“
Gevatter Igel spricht: „Hör zu,
Auch ich benötige der Ruh’
Lässt du die gift’gen
Zähne ziehen,
Brauch ich nicht mehr vor dir zu fliehen.
Ich stehe für die Kosten ein.
Wer Frieden will, muss willig sein.“
„Nicht doch,
Du hättest deine Stacheln noch.
Willst du dich Ihrer auch befreien,
Dann könnte unser Pakt gedeihen.“
„Top!“
„Top!“
Der Arzt verstand sich auch auf Stacheln.
Gevatter Igel zahlt und stöhnt:
„Mein Gott, was hat man mich gequält,
Hätten wir nur einen andren Arzt gewählt.
Doch will ich jetzt den Schmerz vergessen,
Der allem Vorteil angemessen
Ich wand’re alsdann
weiter fort…“
Da fällt die Schlange ihm ins Wort:
„Nicht doch,
Nun müssen wir beisammen weilen,
Als Freunde stets die Mäuse teilen.
Mir steigen Tränen fast vor Rührung
Ob dieser göttlich heil’gen
Fügung
Lass mich in deine Arme sinken.
Am Bruderherz nur Balsam trinken,
Nun endlich ist der Pakt geschlossen.
Lass dich umarmen als ’genossen’!“
Der Schlange Blick war tückenfrei,
Dann quetschte sie den Freund zu Brei.
Wer fragt nach der Moral?
*
Frühlingserwachen
(neu 17.3.2006)
Jasmin hat kaum ein duftig
Lied gesungen
Da schnalzen schon der Blüten Zungen,
Von goldig gelber Zaubernuss.
Sie blüh’t im Januar,
ein Genuss.
Der Frühling langsam kommen muss.
Sie fürchten nicht den Frost, den Schnee,
Auch eis’ge Winde tun
nicht weh.
Ich bin darüber voll entzückt.
Der kalten Zeit schon fast entrückt.
Den Lenz ich zünftig kommen seh.
In meiner Zaubernuss, kaum ausgeblüht,
Ein Geissblatt sich, um unser Heimes Glück
bemüht
Wie schon das bei den Kelten war,
Berauscht mit Duft und Blüten, wunderbar.
Es naht der Lenz, s’ist
sonnenklar.
Fast hätt’ den Helleborus ich vergessen,
Auf Seidelbast bin ich versessen,
Um’s Haus herum manch Knospen treiben
Ich kann fast nicht im Zimmer bleiben.
Der Lenz wird schon den Schnee vertreiben.
Die Alpenveilchen tanzen tolle Reigen,
Schneeglöckchen läuten ein. Mit Geigen
Treibt’s auch der Winterling besessen,
Schüttet sein Gold recht unermessen.
Der Wonnelenz ist nicht vergessen.
Schon länger ich die Sonne sehe
Sie steigt und steigt noch in die Höhe
Weckt auf dabei noch manche Blumen.
Um die herum Wildbienen summen.
Der Lenz ist nah, der Winter wird verstummen.
Hoch oben in den Lüften kreisen
Schneegänse die mir Mut verheissen
Auch sie sind auf den Lenz versessen
Und schrei’n dazu als
wie besessen.
Sie schaffen ihn herbei den Lenz.
Sie zieh’n nach
Norden ans Gestade
Wo sich sogleich am kühlen Bade
Des Lebens Kreis erneut sich schliesst.
Ihr Drang zum Nachwuchs in den Adern fliesst.
Der Lenz ist da!
Hurrah.
Zolver, 17 März 2006.
Motto
Die Größe Deines Geistes
Spiegelt sich in dem Wort, das du gebrauc hst,
Die Größe Deiner Seele,
Im Wert, in den du das Wort tauchst!
Memento
Der Wissensreichtum wächst mit Deinem Wortschatz
***
Das Rad der Zeit, das dreht und dreht,
Wann kommt der Tag, die Stund wo’s stille steht?
***
Am Horizont da droht des Schicksals Hand
Zu spielen mit dem Menschen Tand
Und näher rücket sie als
Faust,
Die bald an unsrer
Zukunft zaust.
(Bedrohung durch den 3. Weltkrieg)
***
Den ersten Vers schreiben die Götter
Und bringen die weiteren Zeilen in Fluss.
Dann tauchen auf die ewigen Spötter,
Und derer gibt’s im Überfluss.
Frühlingsglocken
Frühlingsglocken, sanftes Klingen
Säuseln Winde an mein Ohr,
Als ob sie mit süßem Singen
Musizieren heut‘ im Chor.
Töne einer Liebegeige,
Baden sich im Sonnenschein,
Der, sich schmiegend durch die Zweige,
Näher will dem Geiger sein.
***
Kolibri
Grau erscheinen mir die Blumen,
Bei dem Anblick Deines Kleid,
Könnte besser ich dich rühmen
Täte dieser Gleich mir Leid.
***
Oft bin ich hinaus gewandert
Manchen Sturm hab ich erlebt,
Eisig kalt mich’s jetzt heut‘ durchschauert
Normenlos die Welt jetzt bebt.
An dem Ufer Deines Lebens,
Mahnet dich das große Wort,
Ewig sei der Tag des Gebens
Nur in diesem lebst du fort
Lieblich leuchten helle Blicke,
In der Nächte dunklem Schein
Chrysalide Lichtergüsse,
Heben sich von außen rein.
Trennen uns von dunkler Nacht.
Liebe, aus des Herzens Quell entronnen,
Ebnet jedem Strom die heiße Bahn,
Offenes Entgegenkommen
Nötigt flammenden Liebeswahn
Immerzu bleibst Du ein Stern, im Trüben meiner
Seele
Ein Beschützer, gleich Empfänger, aller meiner
Triebe.
***
Liebesrausch
Liebe, Liebe, ewige Liebe,
Ist in jedes Herz gebannt,
Werden frei die schönen Triebe
Dann im Herz die Glut entflammt.
Wenn der Blumenkelch zerspringt,
Von der Sonne Strahl umringt
Tau vom Rand, in Perlen quillt
Und den Kelch mit Liebe füllt
Dann erwacht ein neues Leben.
Liebe, Liebe, ewige Liebe,
Füllt ein jedes Herz zum Rand,
Werden frei die zarten Triebe,
Treibt das Boot wie unbemannt
Wenn der Blüten Kelch zerspringt
Und das Herz die Perlen trinkt
Dass es gleichsam überquillt
Von der Liebe Rausch erfüllt
Dann erwacht ein neues Streben.
***
Der erste Kuss
Die Frucht, die du gezeitigt hast,
Auf Deinem roten Mund,
Pflückt ich begehrlich und mit Hast
In dieser trauten Stund‘.
Die Augen strahlten Liebe nur,
Dein Mund sang süß Wort‘
Du batest dass ich Liebe schwur,
Ich tat’s am stillen Ort.
Als ich von Deinen Kuss getrunken,
Wollt nimmermehr verlassen Dich,
Ich war Dir inniglich versunken,
Holde, Schöne, ich liebe Dich!
Ich liebe Dich heute, ich liebe Dich morgen.
Ich liebe Dich ewig, sei nur ohne Sorgen!!
*****
Begegnung
Ein heißer Strahl,
Mein jubelnd Herz
durchdrang,
Als ich mit süßer Qual
Dich hier im Haus empfang..
Ein neues Mal
War uns die Stunde hold,
Dass wir in Überzahl
Uns küssten, so wie wir’s
gewollt.
Die liebsten Wort‘
Vom warmen Mund ersehnt,
An diesem trauten Ort,
Hast keck von Amor sie entlehnt.
Und Engel gleich,
Schwebst Du in meinem Blick,
Ein wahres Himmelreich,
Auf Erden ew’ges Glück.
Sempre Dakapo
Du, mein Süßes Kind,
Du, mein schönes Kind,
Ach, Du liebstes Engelbild;
Du liebest mich,
Betörest mich,
Im himmlischen Gefild.
Du, mein zartes Kind,
Du, mein holdes Kind,
Freudestrahlend und so mild;
Du liebest mich,
Erlösest mich,
Aus irdischem Gefild.
Du meine gutes Kind,
Du, mein liebes Kind,
So wird leis das Glück erfüllt;
Du liebest mich,
Ich liebe Dich,
Mehr als mein Ebenbild.
(Ersonnen und geschrieben
In einer Winternacht.
Und nur für jene Lieben
An die ich hab‘ gedacht.
Dir reichen tu ich’s nachher
Und bleibe stets Dein HR.)
Deine Locke
Dein Haar, das rauscht im lauen Wind,
Es duftet warmen Drang,
Weckt das Verlangen nach dem Bild,
Das ich so lang bezwang.
Gar herrlich war’s in jener Stund‘,
Als ich Dein Haar berührt,
Bezaubert küsst ich
Deinen Mund,
Dein Blick hat mich verführt.
So wie das Blatt die Rose schmückt,
Und wie der Strahl, den Stern,
So ist es Deinem Haar geglückt,
‚s umwallt, den zarten Kern.
Es schmiegt sich um das schöne Haupt,
In lust’gem Lockenspiel
Doch niemals hätte ich geglaubt,
Dass eine sei zu viel
Und Staunen war’s , das
mich umfing,
Und leise Wehmut auch,
Als ich ein Löckchen Band empfing,
Umschwebt von Liebeshauch.
Ich will Dir dankbar darum sein,
Wie jener blinde Mann,
Der durch des Lichtes Wunderschein,
Nun einmal sehen kann.
Wenn die Frühlingslüfte
wehen
Draußen weht ein Frühlingslüftchen,
Die Sonne leckt am letzten Schnee
Und in des Herzens Liebesklüftchen,
Da recket gähnend sich
ein Weh.
Und die Natur erwachet
leise,
Es recket sich der
Blümlein Kopf
Es grüßt den Frühling eine Meise,
Dem Spechten heißt dies klopf, klopf, klopf.
Es grüßt den Frühling auch die Sonne,
Es jubiliert die frohe Welt
Nun kommt die holde Zeit voll Wonne
So wie’s den Menschen recht gefällt.
Und schon beginnt das Herz zu singen,
Wie zu gehorchen der Gewalt,
Die zärtlich pocht in seinem Innern,
In einer liebenden Gestalt.
***
Draußen weht ein Frühlingslüftchen,
Die Sonne leckt am letzten Schnee,
Und aus des Waldes finstrer Klüften,
Tritt keck hervor ein stolzes Reh.
***
O Rehlein fein, lass mich hinein,
Ich hab mich
fort gelogen
O Rehlein fein, nur Du bist mein,
Ich hab‘ die Sonn‘ betrogen.
Und hurtig, hurtig schlüpft es ein
Das mut’ge Sonnenkind,
Und hüpft ins traute Kämmerlein,
Will wärmen hier geschwind.
***
Schau wie die treuen Äugelein glänzen,
Und wie des Rehleins Herzchen springt,
Als es den Strahl als Liebes Kränzchen
Sich um den schlanken Hals nun schwingt.
Und durstig seine Lippen schoben,
Sich zärtlich an den klaren Quell,
O Strahl, du hast dich weg gelogen,
Bleib hier, du machst das Leben hell.
Das letzte Lied (vor Einzug zum
obligatorischen Militärdienst)
Ich will noch einmal singen,
bevor die Fremde ruft,
Nochmal mein Herz beschwingen,
Bevor es ringt nach Luft.
Dir Liebste, will ich singen,
Die ich verlassen muss,
´soll in Dein Herzlein dringen
Als warmer Abschiedskuss.
Und diese kurze Stunde,
in der mein Mund schon bebt,
Soll bringen ich die Kunde,
Welch Liebe sie gewebt.
Der helle Strahl der Sonne,
Der uns erglüht so sacht,
Verliert nun seine Wonne,
Denn bald ist finstre Nacht.
Und in die öde Leere,
Werd‘ wandern ich allein,
Muss lassen Dich o Liebste,
Kann nicht mehr bei Dir sein.
Kann in die klaren Augen,
Die stets mein Herz gerührt,
Mein Blick nun nicht mehr tauchen,
Man hat Dich mir entführt.
Kann hören nicht die Stimme,
Die gar so Schönes sprach,
Die mir in trauter Stunde,
Die heilige Lieb‘ versprach.
Und die unzähligen Locken,
Die Dir geschmückt das Haupt,
Wem bleibt das Auge trocken,
Dem solches Glück geraubt.
Auch Deine lieben Hände,
Kann halten ich nicht mehr,
Sie strahlten so viel Wärme,
Bald fühl ich das nicht mehr.
Und Deine wonnigen Lippen,
Dein Kuss, den ich ersehnt,
Es führt durch viele Klippen,
Mein Weg, der nun sich dehnt.
Die Tränen stehen im Auge,
Zerspringen möchte‘ mein Herz,
Das Glück, das ich entbehre,
Bereitet mir den Schmerz.
Könnt ich ein einzig Mal
noch,
Genießen all dies Glück,
Der letzte Hoffnungsstrahl doch
Sinkt hart ins Nichts zurück.
Als letzter Gruß will sagen,
Bleibe mit Gott zurück,
Es wird doch einmal tagen,
Das Glück, mein Glück, Dein Glück.
Ich wollt noch einmal singen,
Es ward ein Klagelaut,
Mein Herz das möchte zerspringen
Wenn’s in die Zukunft schaut.
Doch will ich still nun scheiden,
Will ziehen in die Fremd‘,
Wir bleiben in Gedanken,
Doch nie, niemals getrennt.
Letty (Einer nie gesehene
Jugend-Korrespondentin aus Belgien)
Prächtig in des Frühlingsmorgen,
Amseln trillern ohne Sorgen
Und an blütenwissen Hängen
Lieblich flötend Hirtensingen
Emsig grasen ihre Herden
Tausend Schäflein hier auf Erden
Traumgesicht der grünen Matten
Eingeschlummert in dem Schatten.
Veilchen und Vergissmeinnicht,
Alles Blümlein, die man bricht,
Niemand kann es uns verwehren,
Da wir doch nur sie begehren.
Endlos sind der Wiesen Weiten
Rundherum der Glöckchen Läuten
Celebriert von milden Düften
Angenehm in reinen Lüften
Mein‘ Geburtstag Wünsche reich ich,
Meiner Freundin, die so lieblich
Einer Wunderblume ähnlich,
Nektar spendet unerschöpflich.
Stille
Stilles Haus, o stille Kammer,
Stiller Raum, o stilles Herz,
Ihr bereitet mir den Jammer,
Ihr bereitet mir den Schmerz.
Stiller Garten, o stille Straße
Stilles Feld, o stiller Wald,
Bleibt ihr still in diesem Masse
Schweigt mein junges Herz auch bald.
Stille Stadt, o stille Länder
Stille Welt, o stilles All
‚s brennen meine Augenränder
Beim verscheuchen dieser Qual.
Stille, Stille, dumpfe Stille
Nicht mal des Orkans Gewalt
Säuselt in der toten Fülle
Wenn es um mich zerrt und wallt.
Und durch diese Weltenstille
Gleitet nicht ein Sonnenstrahl,
Alles gähnt aus grauer Hülle,
Und der Tag ist fahl, ist fahl.
Einen einzigen Tag nur lauschen
Herrlich klängen die ärmsten Wort‘
Mensch Natur würd mich berauschen,
In mir klingen immerfort.
Und in meinem Innern schäumet,
In der Glut der Jugendquell
Und er sinnet viel, er
träumet,
Aber um mich, bleibt es still.-
Frühling, du warst schon da!
Du kommst, ich weiß, du warst schon da,
Frühling im grünen Kleid,
Du nahst, ich höre es von fern und nah‘
Frühling, du Blüte Zeit.
Du tönst, es singt und klingt um mich,
Frühling bist voller Freud‘,
Du blühst, ich seh es, küsse mich,
Frühling im Hochzeitskleid.
Du glühst, ich fühl‘s,
bist voller Glut
Frühling du schönste Pracht,
Du schmückst, mich freut‘s,
den ärmsten Hut,
Des Greisen Mund der lacht.
Du lebst, ich spür‘s, du
schwillst vom Blut,
Frühling, das dich durchdringt,
Du bebst, ich seh‘s, es
schwankt Dein Mut,
Sobald Dein Glanz verklingt.
Du kämpfst, ich schau‘s,
du ringst mit dir,
Frühling, wenn du verblühst,
Du wankst, du stöhnst, du reichest mir
Die Frucht, die du durchglühst.
Du weichst, ich hö‘s,
von fern und nah‘
Frühling im Trauerkleid,
Du gehst, ich weiss, du warst schon da,
Frühling der Jugendzeit.
Zum Schulausgang
Der Tag ist gekommen,
Die Schule ist aus, Wer dies nicht vernommen,
Dem ist es kein Schmaus.
Und jetzt tritt ins Leben,
Nicht zaghaft, doch kühn!
Was wird es dir geben?
Viel Sorgen, viel Mühen?
Drum schreite nur aufrecht
Und denke daran,
Das Leben ist dem Recht
Der ausschreiten kann.
An meine Uhr
Liebe Uhr, willst jetzt schon schlagen,
Um mir keck und frech zu sagen,
Musst nun in die Ferne wandern,
Musst nun Deine Wege ändern,
Musst verlassen alle Lieben,
Musst dem Schicksal dich ergeben,
Musst….
Doch weiter kommst mir nimmer.
Krachend trifft dich schon mein Hammer,
Doch aus Deines Holzes Ächzen
Hör ich es von neuem krächzen,
Musst doch Deine Wege ändern
Musst doch in die Ferne wandern,
Musst doch Deine Lieb‘ verlassen.
Musst……
Zeit! Ich möchte dich jetzt hassen.
Bist aber nirgendwo zu fassen.
Schlag zu, ich will den Schlag vertragen,
Doch dieses eine will ich sagen,
Du sollst haben Deine Last
Sollst schlagen ohne Ruh‘ und Rast,
Bis müd‘ du bist, vom langen Lauf
Einst schlagen wirst, diesmal zuhauf.
Erfülle baldigst Deine Pflicht
Mit der Belohnung harr ich nicht,
In neuem Kasten, die neue Zeit,
Sollst schlagen dann, wenn sie gefreit.
Ein Kuss
Ein Kuss!
Tut alles erweichen,
Tut alles bekennen,
Er will gar nichts trennen,
Nur beides vereinen,
Was danach sich sehnt.
Ein Kuss!
Tut alles erkennen,
Was schön ist zu nennen,
Was hold ist zu spüren,
Im Munde zu führen,
In nächtlicher Stund.
Ein Kuss!
Das ist das Zeichen,
Vom Armen zum Reichen,
Von Einem zum Andern,
Gemeinsam zu wandern,
Durch Freude und Leid.
Bis in alle Ewigkeit.
Galgen im Mond
Es klappert ein Gebein,
Im feuchten Wind.
Die Totenvögel schreien.
Es schreit ein Kind
Auf seiner Mutter Schoss
Es friert die Mutter bloß.
Wenn sie auch manchmal lacht
Im feuchten Wind
Und darbt, in geistiger Nacht
Mit einem Kind
Im kalten Abendrot
Sein Vater, der ist tot.
Im kalten Mond sie bebt
Im feuchten Wind
Als sie den Blick nun hebt
Wie auch das Kind
Die Totenvögel schreien
Es klappert sein Gebein.
Der jüngst Tag bricht an
Im feuchten Wind
Hängt sie am Galgen dran
Mit ihrem Kind
Die Totenvögel schreien.
Licht
Ich bin heut‘ Abend auf den Berg gestiegen,
Weil ich allein will sein mit meinem Sterne,
Der greifbar nah‘ ist, doch unendlich ferne,
In seinem Strahl, all meine Träume liegen.
Ich will mit ihm die dunkle Nacht besiegen,
Im Lichte wandeln möchte ich einmal gerne,
Weil nur am Licht die Frucht reift aus dem Kerne,
Dem Dämmerscheine wird jedoch erliegen.
Und sollt in mir der irdische Schleier fallen,
So schwebt mein Geist den Berg hinan zum Lichte
Zu jenem Glanz, der mich in sich erhelle.
Vergebens kommt zu oft mein Blut ins Wallen,
Die schönsten Träume rinnen all zunichte
Wenn thront das Breite an des Höchsten Stelle.
Omen
Das Rätsel einer Quelle
Kommt mir heut‘ in den Sinn,
Ich wandere zur Stelle
Und kann gar Vieles sehen.
Noch stehen die öden Ruinen,
Vom kahlen Park umringt,
Im Moos bewachsenen Brunnen,
Der heilende Quell entspringt.
Ein fahler Strahl der Sonne
Fällt auf gefrorenes Land
Und dringt mit mattem Scheine,
Bis an der Quelle Rand.
Und glitzernd plätschert leise,
Das Wasser hügelab.
Umspült in zarter Weise,
Ein fremdes Massengrab.
Ringsum die Weiden neigen
Ihr trauernd Haupt herab,
Denn unter ihren Zweigen,
Da stieß man sie hinab.
Weit fort von ihrer Heimat
Man hat sie nicht gezählt,
Die Opfer großer Schandtat,
Verhungert und gequält.
Ich harre an dem Grabe,
In innigem Gebet,
Gedenke jener Tage,
Wo wir so oft gefleht.
Lass ruhn sie Herr, in
Frieden,
All die uns Helden sind,
Die fern von ihren Lieben,
Beweint von Frau und Kind.
Schon dehnen sich die Schatten,
Vom Turme ruft der Kauz
O, wär doch Ruh‘ auf Erden,
O, wär das Streiten aus.
Die Wasser murmeln leise
Der Toten Schlummerlied.
Es klingt in frommer Weise,
Rundum das Quellgebiet.
Das Rätsel einer Quelle,
Kam mir heut‘ in den Sinn,
Ich wanderte zur Stelle.
Ich hab‘ zu Viel gesehen.
Schmetterling
Im Träume hab‘ ich Dich gesehen,
Du warst mir näher als zuvor,
Doch konnt das Liebste
nicht geschehen,
Denn Schwätzer standen um das Tor.
Wir wollten nicht die Blicke weiden,
Die unsre innige Lieb gestört,
Nur Einer glaubte uns bescheiden.
Er hat die flehende Bitt erhört.
s war Amor, der auf keckem Schimmel
Mit seinem Zauberpfeil zur Hand.
Uns fliegen lies in seinen Himmel,
Als Schmetterlinge über’s
Land.
Bald weckte uns die liebe Sonne,
Das halb erlahmte Flügelpaar,
Wir segelten, so voller Wonne,
Als wär der Zauber ewig wahr.
Wir flogen über grüne Auen,
Dem Süßen Land der Liebe zu,
Wo niemand könnte uns beschauen,
Da fände unsre Seele Ruh‘!
Und sieh, bald schimmerten die bunten Hügel
In veilchenblauem Festgewand,
Und müde wurden unsre Flügel,
Je näher kam das schöne Land.
Es war als ob die Zauberkräfte,
Bemessen waren zu dem Flug,
Als ob des Pfeiles Traumes Säfte,
Gebrauet waren zum Betrug.
Denn als inmitten bunter Blümlein
Dein lieblich süßer Mund mir lacht,
Wollt ich mich laben an dem Brünnlein
Und bin vor Sinnlichkeit erwacht.
Die Schneeflocke
Es war kein Traum, als ich es träumte,
Es war kein Bild, das mir erstand,
Es war mein Herz, das auf sich bäumte
Und sich an dieses Märchen Band.
*****
Offen war mein Herz
Wie immer,
Als das graue Wolkendach,
Zärtlich weiss, sich heut‘ ergoss.
Ein Schimmer,
Um mein offen Herz.
Schneller pocht mein Herz
Wie immer,
Als nun tanzend, wie im Spiel,
Tausend Flöckchen fliegen.
Ein Schimmer
In das schnelle Herz.
Sehnsucht füllt mein Herz
Wie immer
Als ein lieblich Flöckchen sich
Nähert wie Kristall,
Ein Schimmer
Durch mein glühend Herz.
Stürmisch bebt mein Herz
Wie immer,
Wird so reich in seinem Glanz,
Fällt so kalt
Als Schimmer
Auf mein tobend Herz.
Wallend wirkt mein Herz
Wie immer.
Flocken schmelzen immerfort.
An dem wollig warmen Ort.
Doch immer
Dacht daran mein Herz.
Nur ein Flöckchen flog ins Herze
Und immer
Wärmen es viel tausend Pulse,
Dass es durch die Adern dringt.
Ein Schimmer.
Offener wird mein Herz.
Ein Wunsch
Aus der Erde dunklen Tiefen,
Strebt das Leben froh ans Licht,
Und die Mächte die es riefen,
Zögerten an Deinem nicht.
Ja, Du bist ein Bild der Jugend,
Voller Anmut, edlem Blut,
Die gepaart mit seltner
Tugend,
Sprühend voller Lebensmut.
Und nun ist der Tag gekommen,
Wo die Knospen Hülle fällt,
Wo die Stunde ist verronnen,
Die der Blüten Fülle hält.
Öffne Deiner Blüte Laube,
Lade jeden Sonnenschein,
Dass er reifen lässt die
Traube,
Deiner Liebe klarer Wein.
Lass genießen und genieße,
Biete an, des Glückes Trunk,
Dass von neuem Dir entsprieße,
Einer Blüte voller Prunk.
Eine Ros‘ gibt kein Gebinde,
Eine Blume wenig Duft,
Nur ein blühendes Gewinde,
Füllt mit Zauber an, die Luft.
Blüte schmiege sich an Blüte
Wird ein liebliches Gebild,
Mit des Lebens Herzensgüte,
Ein poetisches Gefild.
Wo zwei Rosen sich entfalten,
Zieren sie den gleichen Ort,
Und des Herzens Traumgestalten,
Wollen blühen immerfort.
Sprießen, wachsen, ewig blühen,
Das ist echte Lebenslust,
Doch im innigsten Erglühen,
Welken sie schon in der Brust.
Dürfen wir auch nicht verweilen,
In des Frühlings Sonnenschein,
Werden wir die Wunde heilen,
Eins dem Andern Sonne sein.
Sonne scheine jeden Morgen,
Durch der Kammer Fensterlein,
Und wir werden frei von Sorgen,
Ewig beieinander sein.
Herbstlied
Ein welkes Blatt sinkt leise auf die Erde,
Und mit ihm rollt die Träne in den Staub,
Von neuem klingt die Weise, stirb
und werde,
Durch aller Bäume welkes Laub.
Und alles Glück, das um mich stand in Blüte,
Fällt mit herab und bricht den süßen Bann,
Der ewig schien, zu stillen mein Gemüte
Und heut‘ nicht glücklich machen kann.
O, war’s ein Kuss, worin sie mir erglühte,
Nur küssen möchte‘ ich ihren zarten Mund,
Nicht weinen sollt sie, wenn umsonst sie blühte,
Nur heilen diese tiefe Wund.
Wie durch das Laub, bald wird es wieder klingen,
Das ganze Lied, das ich voll Lieb‘ ersann,
Und dieses Glück wird in mir frischer singen.
Wenn ich sie wieder küssen kann.
Stille (Warte 18.12.55)
Stille.
Schneebedeckte Laube
Liegt im Gland der Sterne:
Fülle.
Odem
Heiliger Erwartung
Webet Silberfäden,
Wiegt Erinnerung
Göttlicher Geburt.
Weihrauch
Quellende Freude
Dringt mit sanftem Klingen
Tröpfelnd in das Herz.
Stille.
Posaunen der Freude
Der glorreichen Liebe
Durchzittern im Schalle
Den englischen Gruß.
Glockengeläute
Freude
Fülle
Liegt im Glanz der Sterne
Schneebedeckter Laube
Stille?
Wunschlos
Wunschlos
Denke ich zu sein.
Durch das
Neue Jahr zu gleiten,
Wie ein Floss,
Das stille Ufer grüßt.
Die Wellen wären ein weicher Weg,
Die Strömung lustiger Gang,
Und nirgendwo ein Fischersteg,
Nach dem mein Herz verlang.
Durch bunte Täler trügst mich hin
Ins frei Land hinein,
Ein sonniger Himmel, saftiges Grün
Könnte mich nur erfreuen.
Der Uferblumen samtenes Kleid,
Vom zarten Wind bewegt,
Wär wie ein Licht Zufriedenheit,
Das sich am Lande regt.
Und heiliger Friede wär mein Gast,
Durch aller Länder Pracht.
Ich zöge ohne Ruh und Rast
Mein Weg nun Tag du Nacht.
Wunschlos, dachte ich zu sein,
Mich drängt’s
Durch das Neue Jahr zu gleiten,
Wie ein Floss,
Das stille Ufer sucht.
Lass mich
Lass mich Deine Augen sein.
Ich könnte nur vor Freude weinen.
Lass mich Deine Ohren sein.
Nur hören würd‘ ich edle Wort.
Lass mich Deine Lippen sein.
Ich würde mich an Wonne weiden.
Lass mich Deine Locken sein.
Dich schmücken möchte ich immerfort.
Lass mich Deine Hände sein.
Mit Fleiß würd ich Dir Taten leisten.
Lass mich Deine Sorgen sein.
Im Windes Hauch würd ich vergehen.
Lass mich Deine Liebe sein.
Durch’s Feuer möchte ich Dich geleiten.
Lass mich doch Dein Alles sein.
Dann nur kannst Du mein Herz verstehen.
Erinnerungen
In finstrer dunkler Nacht,
Erwacht ein süßer Traum;
Ein lieblich Märchen ausgedacht,
Getränkt in Liebes Laun.
Fern über weite Wäldern
schweift,
Ein Seelchen zu Dir hin,
Das jene stillen Orte streift,
Die stehen in meinem Sinn.
Ein Herz das liebestrunken schlägt
Folgt emsig hintendrein.
Ein Sträußchen bunter Blumen trägt,
Des Herzens Kämmerlein.
Du schläfst, ein wonnig liebes Bild,
Es schmückt Dein Haar ein Kranz
Es springen um Dein Mund
so mild,
Die lustigen Feen zum Tanz.
Die Hände hältst Du nach mir hin,
Zum herrlichen Empfang,
Es spielen tausend Englein drin,
Bei süßem Harfenklang.
Es locken Deine Lippen mich
Voll Liebeslust und rein.
O Schätzchen, ich möcht küssen Dich,
Doch alles ist nur Schein.
Du pflückest aus dem Liebesbeet,
Die reichsten Blumen ab,
Doch tiefer in dem Herzen steht,
Die schönste Liebes Gab.
Und bittend flehet mich
Dein Blick
Zu schenken was ich hab‘
Doch träumend tritt mein Herz zurück
Die Blümlein knicken ab.
Und tief im Innern meiner Brust,
Vergeht der süße Traum
Ein Märchen voller Liebeslust
Getränkt in eitlen Schaum.
Ein stöhnend Herz voll
Übermut
Erweckt den heitern Sinn
Der Liebes Schwall im Heißen Blut
Weicht ahnungslos dahin.
Die Sterne werfen keinen Schein
Die Wolken ziehen vorbei
Vorüber auch die Träumereien.
Die Lust wird nimmer frei.
Doch stürmisch schlägt mein Herze lein,
Im neuen Sinnen fort
Und der Gedanken Tändeleien
Wechseln von Ort zu Ort.
Die Liebe nur allein hält stand
Bei meiner liebsten Bett.
Weil einmal sie Erfüllung fand,
Die echter war und nett.
So steigt nun bange Einsamkeit
Aus frischen Morgenluft.
Ein Traum geträumt voll Seligkeit.
Nicht einmal blieb der Duft.
Ein Neujahrstraum, meiner
Liebsten gewidmet
(geschrieben vor Neujahr 27.12.
1954)
Im Wandel der Zeiten haben wir das Jahr 1955 vor
der Tür stehen. Es klopft an und ich gebiete ihm freundlich
Herein, du junges Neue Jahr,
Die harret ein verliebtes Paar,
Das sich der Zukunft weihen will.
Herein, warum bleibst du so still?
Ich glaubte dich im Schmuck zu sehen,
Ob’s Auge dir vor Freude glänzt?
Und du bleibst mir so stille stehen.
Ist’s Demut die Dein Antlitz kränzt?
Das Jahr darauf in tiefen Tone,
hebt Atem
holend schwer die Brust.
Ich bin dem Menschen hold und frone,
Gelassen seiner Liebeslust.
Ich selber bin ein Knecht der Mächte,
Mich leitet göttliche Gewalt,
Und macht ihr Menschen mich zum Knechte
So hab‘ ich friedliche Gestalt.
Doch lasst ihr mich alleine walten
So schwillt die aderige Stirn,
Erscheine dann in Spukgestalten.
Ich ordonniere ihr Gestirn.
Ich führe ein zweideutig
Leben,
Dem Göttlichen, dem dien ich recht.
Dem Menschen aber ohne Streben,
Ergeht’s in meinen Armen schlecht.
So sprach das Jahr und setzt gesellig sich zu mir.
Draußen im seichten Neujahrsschnee trippelt eine Meise und die Schneeflocken
wirbeln in dichten Mengen an meine, mit Eisblumen bestückte Fenstern. Irgendwo
läutet ein Glöckchen den kalten Winter Himmel.
Es fasst mich Jemand bei der Hand. Die Hand ist
warm. Ich blicke auf und gewahre vor mir Jene, die mit mir harret. Ich stelle Ihr
das Neue Jahr , das neben mir auf einem Stuhl hockt,
freudig vor. Sie will es umarmen, doch erschrickt, als es Ihr kalt über Hände
und Füße läuft. Etwas benommen kommt Sie näher an mich heran. Ich umfasse Ihre
Hüfte und willig lässt Sie sich auf meinem Schoss
nieder. An mehreren Küssen und eines ganz aparten Umarmung hat es nicht
gefehlt. Auf einmal sagt
Sie:
Herzlich bist du mir willkommen
Du liebes gute Neue Jahr.
Hätt gern‘ dich in die Arm genommen
Weil du scheinest mir gar wunderbar.
Doch du hast so kalt mich hier empfangen
So dass ich fast erschrocken bin.
Drum bin ich weiter noch gegangen.
Setz mich zu meinem Liebsten hin.
Könnt ich mir vielleicht was wünschen?
Das Jahr“
„Wünsche was Dein Herz begehrt
Doch ich kann es hier nicht tünchen,
Was den Liebsten ich gelehrt.
Wünsche nicht was du erstreben
Nimmer kannst ohne Gefühl.
Deinen Wunsch sollst selber leben,
Wahrlich, das ist sicher nicht zu viel.
Sollte doch in Deinen Kräften
Liegen nicht der rechte Trieb,
Sag‘ ich einigt eure Kräfte
Wunder wirkt die
wahre Lieb‘
Strebt zusammen nach dem Glücke,
Hab‘ erraten Deine Wünsch
Dass euch allezeit entzücke
Meines Alters frischer Tünch.“
Ja, sie will zusammen streben, das sind keine
leeren Wort‘
Doch das Jahr konnt‘s
nicht erleben, denn es war schon lange fort.
Und ein liebes heiße Tränchen,
Rollt ihr an der Wange ab.
Fand in einem lieben Küsschen
Gleich ein wohl erwärmtes Grab.
Freudig senkt sie ihre Augen,
Zu bezaubern meinen Mund
Dass fürs Neue Jahr wir Taugen,
Tat sich mit viel Liebe kund.
Liebster spricht sie voller Freude,
Hier in meiner stolzen Brust
Schlägt ein Herz, das niemals scheute,
Weder Drangsal noch Verlust.
Du allein hilfst mir sie tragen
Ja, du warst mir immer gut,
Nun heißt wieder frisch zu wagen
Dieses Jahr bringt neuen Mut.
Sprach es und sie ward so mutig,
Dass ich darauf gleich erwacht.
Rundum mir war’s schwül kaum luftig.
Überall war’s Stille Nacht.
Traurig leg ich mich zur Seite,
Wär der Traum doch Wahrheit bloß.
Ruhen würde die Gefreite
Diese Nacht in meinem Schoss.
Traum bist du Neujahres Tücke?
War an dir doch manches wahr
Oder schlägst du Deine Brücke
So besinnlich immerdar?
Deine Antwort bleibt mir ferne,
Deshalb schlaf ich wieder ein.
Ob du diesmal meinem Sterne
Hauchst den echten Odem ein.?
Doch es kann ja nur ein Dichter
Sehen solches Traum Gebild
Doch er hat an solchen „Lichtern“
Seine Sehnsucht oft gestillt.
Brief ohne Anschrift und ohne Datum.
Für solche die ihn lesen wollen und solche die ihn lesen werden.
Zitat (W. v. Goethe)
Dichter lieben nicht zu schweigen,
Wollen sich der Menge zeigen
Lob und Tadel muss ja sein!
Niemand beichtet gern in Prosa,
Doch vertrauen wir gern in rosa
In der Musen stillem Hain.
Was ich irrte, was ich strebte,
Was ich litt und was ich lebte.
Sind hier Blumen nur im Strauss.
Und das Alter, wie die Jugend
Nimmt sich gut in Liedern aus.
Ich,
Hört, was ein Freundchen mir erzählt, wie die
Worte mich gequält:
„ Es war gegen Abend, ich sollt auf Wache ziehen.
Da es mir bei hereinbrechender Nacht, zu grauen anfing, wenn ich diesen Posten
versah, hatte ich mit einer Taschenlampe versehen. Damit trat ich mein dunkles
Geschäft an. Wie jeden Abend:
Wenn durch die dunklen Gassen der Vorstadt
Das lustige Weibervolk sich naht,
Dann weiss man, dass die Stunde geschlagen hat,
Die Stunde zur wollüstigen Tat.
Sie schweifen ums Kasernentor,
Mit lockendem Verführer Blick
Sie kichern, aus dem Hals hervor,
Die andre Welt am Strick.
So ist es mir an jenem Abend auch ergangen. Überall
schwatzte man schon von der feurigen Blondine, die schon manchem unbändigem
Jüngling, die Hand und auch den Mund darbot, aus Schalk- und andrer Haftigkeit,
um ihm seinen liebenstrunkenen Träumen Wahrheit ein zu hauchen und lieblich,
betrügerisch ins Ohr zu flüstern.
Komm Liebchen, komme Liebchen,
Ich schenk dir ein Küsschen!
Komm Liebchen, komm Liebchen,
Mach froh dich ein bisschen.
Lass suchen zum
Liebeserwachen ein Platz.
So komme schön artig, mir schwelgt heut
das Blut,
Sei doch nicht so ängstlich und habe gut
Mut.
Ich schenk dir ein Küsschen,
Ich tändle mit dir,
Komm Liebchen, komme Liebchen,
So komm doch mit mir.
Und sie schwang ihre heiß hungrig warmen Arme um den Vergötterten und alsbald den Weg
an ins Tal der Alzette.
Mich überkommt ein unermesslich
Sehnen,
Nach meinem treuen fernen Glück.
Und in tausend bunten Szenen,
Entsteht mein Lieben meinem Blick.
Und tosend pulst durch meine Adern,
Der unbändigen Gelüste Drang
Mein Blick folgt jenen, die jetzt hadern,
In unbändigem Gelüste Zwang.
Der Jüngling fühlt sich hingezogen
Zu jener Fremden, die so feil,
Dem stürmisch Herzen ganz gewogen
Zum Liebesakt schönsten Teil.
Ich seh‘ wie sie sich köstlich schmiegen,
Wie frei sie seiner Hand gewährt,
Die stolz getragene Brust zu wiegen,
Die eine frei Lieb gewährt.
Ich seh‘, wie sich einander küssen,
Wie er sie selig trunken drängt.
Wie sie im Banne der Genüsse
In seinen starken Armen hängt.
-.-.-
Es schwärmt mein Herz
Es türmt mein Sinn
Wo führt dies offene Schauspiel hin?
Ich wende meine brennende
Augen,
Von dem entflammten Liebesakt,
Denn was sie sahen, was sie saugten
Das hat mein stolzes Blut gepackt.
Oft schon, wenn ich in frohen
Liebesnächten
Mit meiner Liebe war allein,
Da konnte stets der Liebe Mächte
Erkennend, mich vom Drang befrein.
Nun steht in meinem Herz geschrieben,
Dass hässlich ist der Liebe Tat
Dass mancher Mensch zu weit getrieben
Was er so nah gefühlet
hat.
So redete mein Freund und mich erwärmt dasselbe
Sehnen.
Dasselbe Glück stand mir bevor.
Doch nie hat mich die Lust bemächtigt.
Dass ich verblendet wie
ein Tor.
Trotzdem fühlt man bei jenem Treiben,
Die Manneskraft, die auf sich bäumt,
An den Gedanken haften bleiben, voll Wollust nur
von Liebe träumt.
Und weiter sprach mein Freund:
Und möcht ich auch ringen,
Mit dem eigenen Ich.
Es war und lag vor mir das Beispiel, wie
die Jugend, die Menschheit, mit der
schönen Liebe spielt. Im Grunde genommen weiss ich Bescheid über freies
Weibervolk, aber was mich entsetzte, ist was mir und meinem Herzen nun
bevorsteht.
Der Freund stockte und wagte sich nicht frei aus
zu drücken, doch sprach er nach einigem Überlegen das Schreckens erregende aus:
Mir war als ob das Land der Liebe,
Ein Ort voll Süßigkeiten sei,
Ein Paradies voll reiner Triebe
Und nicht von bitterer Tändelei!
Und weiter kam es ihm frei von der Zunge:
Ich konnt nicht mehr richten mein Blick in das Tal,
Worauf nun ertönte ein Wimmern voll Qual,
Ihr Klagen, ihr Flehen, bot ihm keine Wahl.
Da hat voller Wehmut mein Herz sich
geballt.
Und sinnend verfiel ich zurück in den
Traum,
Wo ich meiner
Lieb in die Augen kann schaun.
Wo ich dann als Mann, am glücklichen Tag:
Voll Zärtlichkeit und Wehmut nicht
hingeben mich mag.
Und quälen Gelüste der Freien Gefühl
Dann wird es dem ehrlichen Herzen erst
schwül.
Und Unschuld, du Holde, zertrete ich dich.
So lade ich quälende Schulden auf mich.
So sprechet mein Freund,
mir wanket der Mut,
Als er weiterhin Betrachtungen tut.
Wer hat uns gelehret,
was mancher schon weiss,
Das was ich begehret,
das macht mich nun heiß.
Aufklärung verlang ich, ob jenes ist wahr?
In süßen Tagen bittre
Früchte zu essen,
Das wollte mein Herz jene Nacht nicht vergessen!
Also sprach nun mein Freund und mit ihm war mein
Sinn,
Da riss eine starke Enttäuschung mich hin.
Denn kann
sich die Hure, an Liebe nicht ergötzen
Warum sollt ich der Liebsten Herzlein
verletzen!
So dacht ich und
wand mich hinein in die schlaflose Nacht,
Und habe gesonnen und habe gedacht.
Und habe gerichtet und denk mir am
Schluss.
Warum ist die Liebe ein qualvoller Genuss!
Genug, mich peinigt jetzt das Sein,
Wie sollte der innigsten Liebe mich freu’n.
Und stolpernd durchwandre ich das
Paradies,
Ein Ruheplätzchen zu suchen,
Um dann in das dunkle Erdenverlies,
Der menschlichen Daseins Tücken zu
fluchen.
Und schellt ich mich
ein Haus großer Narr,
Dann klingt es noch immer; ist’s wahr,
ist’s wahr?
Ich schreite nun mäßig in zukünftige Zeit,
Umschwärme trotzdem noch die ich gefreit.
Doch bleibt noch immer Erinnerung!
Der Durst trotzdem nicht verlischt, das
ist Macht.
Ich warte auf sie bei dunkelnder Nacht!
Und frage sie selber, was sie davon weiss,
Was wahr ist oder ob ich voll Verwirrung
entgleist?
8 Tage später
Und tauch ich die Blicke in Goethes Gedicht,
So ist’s wieder Sehnen, das aus dem Herzen mir
bricht!
Das Glück der Entfernung
Trink, o Jüngling! heiliges Glücke
Tag lang aus der Liebsten Blicke;
Abends gaukle ihr Bild dich ein.
Kein Verliebter hab es besser;
Doch das Glück bleibt immer größer,
Fern von der Geliebten sein.
Ewge Kräfte, Zeit und Ferne,
Heimlich wie die Kraft der Sterne,
Wiegen dieses Blut zur Ruh.
Mein Gefühl wird stets erweichter;
Doch mein Herz wird täglich leichter,
Und mein Glück nimmt immer zu.
Nirgends kann ich sie vergessen,
Und doch kann ich ruhig essen,
Heiter ist mein Geist und frei;
Und unmerkliche Betörung
Macht die Liebe zur Verehrung,
Die Begier zur Schwärmerei.
Aufgezogen durch die Sonne
Schwimmt im Hauch ätherscher Wonne
So das leichste Wölkchen nie,
Wie mein Herz in Ruh und Freude.
Frei von Furcht, zu groß zum Neide,
Lieb ich, ewig lieb ich sie!
** ** **
Dieser kann
mein Herz beschwingen, dass es flatternd um sich
schlägt,
Um im Flug
zu dir zu dringen, die doch meine Liebe trägt!
Denn was die
Vernunft erkläret; Liebe ist nicht Sinneslust!
Liebe ist,
wenn man ernähret, andrer Freud an eigner Brust! HR
An den Mond
Silberwolken
sind geflogen
Lieber Mond,
schaut tief herab,
Und in süßen
Liebeswogen
Winkt er mit
dem Zauberstab.
Aus den
Winkeln meiner Kammer
Flimmern
tausend Lämpchen auf,
Ich vergesse
jeden Jammer,
Denn die
Liebe wachet auf.
Fein und
artig spricht ich leise,
Lauscht die
Worte dieser Stund.
Und in
himmlischer Weise
Küsst sie
zärtlich meinen Mund.
Und ihr
liebeswarmer Busen,
Atmet
tiefer, voller Lust,
Lustig
tänzeln tausend Musen,
Um der
liebsten zarten Brust.
Und sie
nimmt mich feurig auf
Wie bei
einem Liebeslauf,
Schenkt mir
Küsse, hält mich warm
Und wir
wandeln Arm in Arm.
Durch die
Blütenweiße Welt
Unter blauem
Himmelszelt,
Zu den
Plätzen, die uns grüßten
Während wir uns
niederließen.
Lass auch
hier dich freudig nieder,
Nimm mein Kopf in Deinen Schoss.
Davon träum
ich immer wieder,
Hätt die
Zeit doch Flügel bloß.
Könnt mich voller Wonne wiegen
Krausen mir
im wilden Haar.
Ach wie
ließe sich’s so liegen
Als
verliebtes junges Paar.
Und mein Aug
zum Himmel wendend
Schau ich
tief in Deinen Blick
Der wie
Sterne mich verblendend,
Aus den
Träumen ruft zurück.
Gegenstück
Sinnend hab‘ ich viel gedacht,
Über Manches auch gelacht,
Doch vergessen alles Leid,
Liebe spricht nun und die Freud‘.
Kecke Jungfer, holdes Glück
Komm gezogen, komm zurück
Den die Liebe hat gerufen.
Auf des Lebens höchsten Stufen.
Schön, so ist es nett von dir
Dass beeilt du kommst zu mir.
Will dich in die Arme fassen
Mich von dir beglücken lassen.
Denn ich kann nicht unterlassen
Deine zarten Händ zu fassen,
Damit du neigst Dein süßes Haupt,
Dem ich schon manchen Kuss geraubt.
Liebe bleibe stumpfe Klinge
Schneide nie in unser Herz,
Denn was ich voll Sehnen singe.
Verscheuchen soll jeden Schmerz.
Weihnachten
Auf dem schönen grünen Baume
Glimmert froher, heiliger Schein,
Und es kehrt bei mir im Träume
Herrlich schön ein Christkind ein.
Täuschen mich die lieben Worte,
Die es flüstert mir ins Ohr,
Doch an diesem trauten Orte
Jubeln Engel mit im Chor.
Und es weckten mich vom Schlafe,
Seine Worte die so lieb,
Die ein Hirte einem Schafe,
In sein leeres Herzchen schrieb.
Trunken reib ich mir die Augen,
Die verglast beim hellen Schein,
Doch ich kann dem Blick nicht trauen,
Denn die Wahrheit wär zu rein.
Richte mich von meinem Lager,
Spürend seines Atems Hauch,
Und mein Herz das klopfet reger
Denn mir scheint als sei es Rauch.
Schreckend fahr ich in die Höhe,
Knistert’s nicht im Tannenbaum.
Brennt er nicht schon lichterlohe
Nein, diesmal ist’s nicht ein Traum.
Schnell behände konnt ich helfen
Habe die Gefahr gebannt,
Ohne jene Himmelsharfen,
Wär auf Christnach ich verbrannt.
Immer von Neuem
Zweimal schon sind sie gezogen
Über jenes große Meer.
Sind ins warme Land geflogen
Ihnen fror es doch zu sehr.
Kraniche o kommt von Neuem
Aus dem fernen Land zurück.
Diesmal wird es uns erfreuen,
Himmelwärts geht unser Blick.
Schwalben kommt auch mit geflogen,
In die große schöne Stadt,
Nie noch hat sie euch betrogen
Weil sie euch ernähret hat.
Nachtigall, nun schlag auch wieder
Nächtlich Deinen hellsten Ton,
Schallen sollen Deine Lieder
Denn es sehnt mein Herz sich schon.
Und du, Veilchen, reck Dein Köpfchen
Aus dem grünen Kleid hervor
Akelei stellt Deine Glöckchen
An des Frühlings Sonnentor.
Knabe schlürf mit zarten Händen,
Wasser, aus dem klaren Quell,
Denn nun fließt es auch von Neuem
Wieder frisch und spiegelhell.
Hab die Sonne fast vergessen
Die ge‘n Norden wieder strebt
Wie könnt ich sein, nur so besessen
Denn sie allein mein Blut belebt.
Frühling, Sonne, komm und throne
Auf dem Moos bewachsenen Stamm,
Winde mir der Blumen Krone
Frühling, Freude, komm, o komm.
Das letzte Lied
Ich will noch einmal singen,
Bevor die Sonn erwacht
Will nun mein Herz beschwingen,
Denn lang
war’s finstre Nacht.
Der Liebsten will ich singen,
In treuem Morgengruß,
Soll in ihr Herz eindringen
Als Guten Morgen Kuss.
Und diese kurze Stunde,
In der mein Mund schon bebt,
Soll bringen dir die Kunde,
Welch Liebe sie gewebt.
Bald wird das Glöcklein läuten,
Das unserm Glück geweiht.
Ich will’s als Omen deuten,
Das uns vom Drang befreit.
Was Traum mir und versagt blieb,
Wird Wahrheit und Genuss,
Was bodenlos umher trieb
Fast nun erst rechten Fuß.
Und aus der öden Leere,
Werd wandern ich allein
Könnt länger nicht entbehren,
Muss wieder bei
ihr sein.
In Ihren tiefen Augen,
möchte baden ich mein Blick.
Möcht Liebe ihnen rauben
Und freudevolles Glück.
Sie strahlten Lebenswärme,
Mit Diamantenschein,
Wer möchte da nicht schwärmen
Die Holde zu umfrei’n.
Mein Mund möcht Ihren küssen,
In stolzem Übermut
Nie will ich von Ihr müssen,
Denn Sie nur ist mir zu
gut.
Mein Leben und mein Streben,
Hält Sie in Ihrer Hand,
Kein Dichter könnte weben
Ein sicherer Liebesband.
Bald kann ich wieder fühlen,
Den sanften Händedruck,
Nie sollten sie erkühlen.
Bei solchem Liebesschmuck.
Die sonderbaren Klänge
In die Sie Worte gießt,
Sind edles Festgesänge,
Das durch die Kirche fließt.
Und wenn wir dann in einsamen Stunden
Durchwandern die Felder, die grünende Pracht,
Dann fühl‘ ich, dass sich unsre Herzen gefunden,
In wonniger, schneiender Winternacht.
Dann merk ich, dass die Trennung uns erhob,
Zum Lichte, zum Leben und Lieben,
Dass auch, wenn um uns die Sturmesbraut tob,
Wir sehnsuchtsvoll treu uns geblieben.
O schenk uns Gott doch die glänzende Zeit
Voll Freude, voll Liebe und Frieden.
Denn Zukunft, du sagst uns ob wir es bereut,
Dass lange wir fern uns geblieben.
Sollte dies das letzte Lied auch sein,
Möchte ich zum Abschluss schreiben,
Ewig immer ist Sie mein,
Wenn Gott will, dann wird Sie’s bleiben.
Bist du Wurzel meinem Baum?
Etwas Glück könnt hier auf Erden,
In den stillen dunklen Tagen,
Nimmer mir beschieden werden
Wenn Du einmal mir entschwändest
Und mir Abschieds Grüße sendest
Denn Du bist des Glückes Fülle,
Das ich oft in aller Stille,
Neu genieße.
Ach, Du bist der wahre Himmel,
Meiner Sehnsucht großer Stern,
Der im Dunklen mir als Sonne
Scheinet.
Und mir schenket diese
Wonne
Praller Liebe echter Kern,
Ob ich traurig oder müde,
Ob verschlossen oder frei,
Stets reichst Du mir Deine Liebe,
Als erprobte Arznei.
O ich kann Dich nimmer missen,
Bist die Wurzel meinem Baum,
Der durch Dich empor gesprossen,
In der Liebe großem Traum.
Trennung – Sehnsucht –
Wiedersehen
Langsam in der Zeiten Abgrund,
Sinken auch die letzten Tage,
Die ich unter fremdem Vormund,
Spöttisch lächelnd auch ertrage.
Neues Licht webt frische
Faden,
Durch des Lebens Kristallband
Dass wir sicher es nun tragen,
Über steinbesätes Land.
Bald wird uns die Ebne leuchten,
In dem zarten Junggewand,
Die Gedanken die wir zeugten,
Sprühen an des Äthers Rand.
Haben wir es nun geschaffen,
Übertroffen die Geduld
Die uns manchmal wollt erschlaffen,
In der dunklen Nächte Stund.
Endlos schienen jene Wochen,
Wo ein fremder Mund mich sprach,
Wo mein Herz in wildem Pochen,
Fast vor Ungeduld zerbrach.
Fern sein, von der Milden, Schönen,
Sahen meinen Tränenblick,
Der sich sehnte nach der Ferne,
Nach der Holden, nach dem Glück.
Und ins Rauschen lauer Winde,
Flüstert ich manch liebes Wort,
Dass sie’s sängen jenem Kinde,
Wenn sie säuseln durch den Ort.
Ja, mir ward, als müsst im Rauschen,
Gleich die Antwort mir erklingen,
Dort ich musst‘ vergebens Lauschen
War’s doch nur Sirenensingen.
Traurig legt ich mich zum Schlafen,
Da die Ruh‘ den Hunger stillt.
Doch inmitten lust’ger
Schafen,
Sah als Hirtin ich ihr Bild.
Überall, im eignen Schatten,
In den Wolken, im Gedicht.
Oder auf den grünen Matten
Traf ich immer Ihr Gesicht.
Doch dies alles wird verklingen,
Wenn die erste Amsel singt,
Und wir werden mit ihr singen,
Was im Herzen über klingt.
Frühling dringst in uns’re
Herzen
Voller Wärme, voller Lust,
Unser Mund beginnt zu scherzen,
Lieb‘ entflammt sich in der Brust.
Hand in Hand durch’s
Grüne schreiten,
Schmeichelnd, kosend und verliebt,
Werden wir den Weg bereiten,
Der sich nun durch Rosen zieht.
Schlängelnd senkt er sich zur Quelle,
Wo wir froh und
jugendfrisch
Lebenswasser, das so helle
Trinken an dem eignen
Tisch.
Treu wird uns die Sonne glänzen,
Leuchten uns am ärmsten Ort,
Lieb‘ du triffst nun keine Grenzen,
Kannst entfalten dich sofort.
Herze, wem bist du gewogen?
Wenn dereinst die Frühlingsglocken,
Läuten ein mit sanftem Klang
Werden sie mich auch verlocken
Nach gewagtem Tatendrang.
Drang nur Bestes ab zu geben,
Drang nach Lieb Lust und Freud‘
Wie ein Ritter zu erleben,
Liebeslust und Liebesleid.
Wie ein Ritter zu erstehen,
Aus des Alltags grobem Schein,
Nur im Ruhme zu vergehen,
Ladet mich der Frühling ein.
Und sie fängt schon an zu sprießen,
Diese längst gelegte Saat,
Endlich hellen Schein genießen,
Denn Genuss bewirkt die Tat.
Herze, wem bist du gewogen,
Wem gebühret noch Dein
Schlag,
Einer Lieben die betrogen
Nicht dich hat am ersten Tag.
Nein, sie tat es auch nicht später,
Hoffentlich wird nie sie’s tun,
Denn dann wirst du zum Verräter,
Sanft in andrer Armen ruh’n.
Oft schon warst in tiefem Bangen,
Du in Deiner Liebe Gier,
Und du tatst nicht nur verlangen,
Eine Freundlichkeit von Ihr.
Nein, du trachtest zu empfangen,
Vollen Liebesbecher Klang,
Der dich hält bis jetzt umfangen,
In dem süßen Liebesdrang.
Ja, Genuss ist Deine Schwäche,
Die Entsagung Deine Not,
Und du zahlst die volle Zeche,
Nach der Liebe Angebot.
Nie kann Liebe Sünde werden,
Wenn sie frei ist von Betrug,
Denn in sinnlichen Gebärden,
Läge Frömmigkeit genug.
Frömmigkeit dereinst zu schließen,
Treu und rein den Ehebund,
Nötigt Liebe zu genießen,
An dem wonnig süßen Mund.
Durch Küsse nur erkennen,
Kann man wahre Liebe nie,
An den Herzen die verbrennen.
Bei der Liebe Melodie.
Offen, rein und ohne Tücke,
Gibt man sich der Liebe dar,
Wenn ein Jeder sich entzücke,
Bleibt die Treue ewig wahr.
Nur sie kann die Liebe binden,
Mit empfindlichem Gefühl,
Und die Herzen die sich finden
Werden ein geprägt Idyll.
Geknickter Halm
Der Winter hat ein Halm geknickt,
Der stolz im Winde stand,
Hat tief ihn in den Frost gedrückt,
Mit seiner kalten Hand.
Nun steht er mit entzücktem Haupt
Bewundernd seine Tat,
Und niemand hätte ihm geglaubt,
Dass er solch Kräfte hat.
***
O, Wiese, Deiner Pracht beraubt,
O Herz wem gilt Dein Blick?
Du brennst und hast es nicht geglaubt
Dass dich bedrängt Dein Glück.
Und Sehnsucht füllt der Augen Glanz,
Dein Herz irrt weit und fern,
Gehüllt in einen Nebelkranz
Entflieht dir nun Dein Stern.
Die Liebe hat ihn eingehüllt,
Doch fehlt nicht jeder Strahl,
Ein ewiger Zauber der erfüllt,
Mit Hoffnung Deine Qual.
***
Der Lenz mit blankem Ritterschwert,
Fällt nun ins Land herein,
Und hebt die Halme die es Wert
Von ihm belebt zu sein.
Dann singe Herz, in heißer Brust,
Denn sie ist liebenswert,
Und wache auf in wahrer Lust.
Der Lenz ihr Bild verziert.
Bald badest du der
Kranken Mund
In frischer Liebesflut,
Und küsstest wieder sie gesund
Mit Deiner Lippe Glut.
***
Der Winter hat ein Halm geknickt,
Der Lenz hebt stolz ihn auf,
Das ist der Liebe stets geglückt,
Ich bau und harre drauf.
Nacht
Über die Hügel
Leise und sacht
Schweben die Flügel
Sinkender Nacht.
Grünliche Wogen
Zittern im Meer
Finstere Bogen
Und Mauern umher.
Glitzernde Ferne
Gähnend und fromm
Flüstern der Sterne
Komme o komm!
Schlaf und Erwachen
Wiegen das Land
In ihrem Nachen
Sind wir gebannt.
Wo rauschen die Wogen
Die Ströme des Lichtes
Wo glänzen die Bogen
Des zarten Gesichtes?
Wer ladet.
Wer ziehet mich in seinen
Schein?
O Muse, Vertraute, du ladest mich ein!
Dich wecken die Schatten,
Dich badet die Nacht,
Und auf Deinen Matten,
Da ruht es sich sacht.
Du bietest den Mund mir
Zum Kusse dann dar,
Du öffnest ihn leise,
O, wunderbar.
Dein Flüstern,
Dein Raunen,
Dein Sehnen,
Dein Blick,
Die rufen mir sonnige Stunden zurück,
Erwärmen im Herzen den keimenden Kern,
Zum freudigen Leben und Glück.
Und über uns Beiden, durchdringt es die Fern.
Am dunkelen Himmel,
Die Stern.
Maiengefühl Maiengefühl
(erste Fassung) (zweite
Fassung)
Wenn Äolis Harfen
klingen, Wenn Äolis Harfen klingen,
Durch den Hain Durch
den Hain
Durch‘s grüne Tal, Durch’s zarte Laub
Dringen wie auf Engels Schwingen Dringen wie auf Engels Schwingen
Sie ins Menschenherz hinein. Sie ins Menschenherz
hinein.
Zitternd heben sich die Stimmen, Zitternd weben sich die Stimmen
Leise, sacht, Leise,
sacht
Und die sanften Töne schwimmen, Und die milden Töne schwimmen
Flehend, bittend durch die Nacht. Flehend bittend durch die Nacht
Wellen rauschen unter Sternen Wellen säuseln
unter Sternen
Baden sich im dunklen Schein, Baden sich im
klaren Schein,
Strömend wie aus allen Fernen, Strömend wie aus
allen Fernen
Dringt die Sehnsucht in uns ein. Dringt die
Sehnsucht in uns ein.
Wären nicht der Musen Lippen, Süßes Murmeln, Musenlippen,
Wäre nicht der Götter Trank, Reichen mir den Götter
Trank
Könnte länger ich noch nippen, Und an diesem
Nektar nippen,
Würde elend ich und krank. Könnte ich nun frei und frank.
O, ihr habt mich oft erquicket, O, er hat mich
oft erquicket
Meinen heißen Durst gestillt, Meines Herzens Durst
gestillt
Wenn das Irdische mich bedrücket, Wenn das Irdische mich bedrücket
Und aus allen Ecken quillt. Das aus allen Ecken quillt.
Wenn aus keckem Engelsmunde, Und aus zartem Engelsmunde
Irdische Gesang erklingt, Himmlischer Gesang erklingt
Öffnet sich die ew‘ge
Wunde Balsam
auf die offne Wunde
Die mit Qualen mich durchdringt. Von den Lippen nieder sinkt.
Worte die auf halben Schwingen Worte die auf Aares Schwingen
Ohne zarten Blütenduft, Segeln durch der Blumen Duft,
Aus dem finstren Äther
singen Himmelan
zum Äther dringen
Töne wie aus einer Gruft. Heben mich aus finstrer Gruft.
Grabesleere, Grabesleere,
Kalte Wände, Kalte
würde,
Finsternis Finsternis,
Und dumpfer Klang Und
dumpfer Klang,
Dabei zittern meine Hände Fesseln mich an ihre Bürde,
Und mir wird im Herzen bang. Tönen mir wie
Grabgesang.
Klänge das Gurren der schmeichelnden Taube, Klinget das Gurren der lockenden Taube,
Ächzend und krächzend vom Baume zu Baum Schmeichelnd und fröhlich von Baume zu
Baum
Zög es den Täuberich nach andere Laube Fliegt kein Täuberich nach andrer Laube,
Und seine Sehnsucht nicht Liebe doch Schaum. Und
seine Sehnsucht ist Liebe, kein Traum.
Musen, Parzen, alle Feen, Muse, treueste der stolzen Feen,
Reichet mir die pralle Brust, Reiche mir die pralle
Brust,
Dass die wilden Orchideen, Dass die wilden Orchideen
Weißer wie der Schwanen Kleid Regen an der Liebe
Lust.
Duftender im Glanz erstehen Duftender soll sie erstehen
Jede Zeit! Weißer
wie der Schwanen Kleid
Und wenn des Rehleins Augen tränen, Einmal müssen doch vergehen,
Wenn Ungeduld sein Mund verschließt, Tränen ihrer Einsamkeit
Dann möchte ich nimmer sie erwähnen,
Die Maiennacht, die sich ergießt. Wahres Glück in meinem Herzen,
Dass mein Mund sich nie verschließt!
In dir flammen auf die Kerzen
Maiennacht, die überfließt.
Sonnenuhr
Nun ist sie gekommen.
Die Stunde, verronnen
Der Schmerz,
Sonnenuhr,
Dich lenkt der Strahl der Sonne nur.
Den Wandel der Zeiten,
Lehr‘ uns und wir schreiten,
Aufwärts.
Sonnenuhr,
Du schleichst im Strahl der Sonne nur.
Ein friedliches Rauschen
Um dich und wir lauschen,
Im Herz
Sonnenuhr,
Dich weckt der Strahl der Sonne nur.
Du sagst uns die Stunde
Des Glücks, und Im Munde
Erstickt’s.
Sonnenuhr,
Bade dich in der Sonne nur.
Dann rinnen die Zeiten
Um uns und wir gleiten
Ins Glück
Sonnenuhr,
Ach hättest du ein paar Flügel nur.
Abschied
(die Liebste geht auf Reise)
Warum o Schatz verlässt du mich,
Willst in die weite Welt,
Verlocken so die Fernen dich
Ist Nähe kein Entgelt.
Die Nähe einer warmen Brust,
Der Lippen kühner Drang,
Der holden Liebe muntre Lust
Der Stimme süßer Klang.
Ob’s zärtlich Streicheln meiner Hand,
Smaragden helle Aug‘
Der Liebe eng geknüpftes Band
Nicht zur Verlockung taug.
Die Schwalben ziehen sonnenwärts,
Sobald der Winter dräut,
Doch Frühling glüht in meinem Herz,
Ob diese Reis‘ erfreut.
O, möchtest du denn nimmer lauschen,
Des Herzens Freudeschlag
Dich an der Wonne Glut berauschen,
Die lodert Nacht und Tag.
Du lässt zurück mich unter Sternen,
Allein in kühler Abendluft,
Dein Abschied locket mir
die Tränen,
Mich in der Sehnsucht Kluft.
Die Fernen schmeicheln Deinem Blick,
Der Dich zum Reisen zieht,
Die Sehnsucht bringe Dich zurück,
Dass mir kein Leid geschieht.
O, Liebst wünschen will ich Dir Genüsse
In jener fremden Welt,
Empfange meine Abschiedsküsse,
Wenn Abschied Dir gefällt.
Denn wiedersehen möcht‘ ich Dich
In voller Lebenspracht,
Umarmen, streicheln, küssen Dich,
In einer lauen Nacht.
Das Wiegenlied
Schlaflos liegt das Kind darnieder
Die Mutter an dem Lager wacht,
Und singet alle Schlummerlieder
Die nur ein Mutterherz erdacht.
Vergebens streichelt sie die Wangen,
Und wieget sanft das Kindelein,
In junger Liebe leisem Bangen,
Fällt ihr das Zauberlied nicht ein.
Und wie sie denket, wie sie singet,
Erhellet sich ihr froher Blick,
Aus ihren schönen Augen dringet,
Ein Freudelied für sie und Glück.
Mit frischer Lust entließt dem Munde,
Ein Märchen voller Melodei,
Des Schlafes Engel gaben Kunde,
Dass dies das wahre Liedchen sei.
Es war einmal ein Ritter
Der zog durch’s weite Land,
Sang Lieder zu der Zither,
Gespielt von seiner Hand.
Goldherz, Goldherz,
Sucht eine Prinzessin,
Goldherz, Goldherz,
Sucht eine Frau.
Doch lange musst er
singen,
Und keine ward ihm hold
Sein Lied müsst süßer klingen,
Haben sie all gewollt.
Das tat dem Ritter wehe,
Er ward vom Schmerz gerührt,
An eines Abgrunds Nähe
Hat ihn sein Weg geführt.
Zum letzten Male nahm er
Das Saitenspiel zur Hand,
Sein Lied erklang nicht süßer
Über das fremde Land.
Goldherz, Goldherz,
Braucht eine Prinzessin,
Goldherz, Goldherz,
Braucht eine Frau.
Langsam sank die Zither nieder,
Des Ritters Liebeslied verklang,
In einem Busche wilden Flieder,
Ein sanfter Wind im Echo sang.
Goldherz, Goldherz,
Braucht keine Prinzessin,
Goldherz, Goldherz,
Braucht keine Frau.
Der Ritter griff zum Schwerte,
Wollt geben sich den Tod,
Doch eine Stimme wehrte,
Ihn ab in letzter Not.
Die Winde sangen leise
Es rang des Ritters Brust
Klang da nicht eine Weise
Voll Lieb‘ und Lebenslust.
Goldherz, Goldherz,
Nimm als Prinzessin,
Goldherz, Goldherz,
Nimm mich zur Frau.
Der Ritter blickt erschrocken,
Er sieht nur leeres Land.
Wer könnte so verlocken,
Wer es der Winde Tand?
Doch immer schöner klang es,
Von Nah‘ und auch von Fern,
Ins Ritterherze drang es
Als neuer Lebensstern.
Goldherz, Goldherz,
Nimm als Prinzessin,
Goldherz, Goldherz,
Nimm mich zur Frau.
Du musst mich Peggy nennen,
Klang es vom Fliederbusch,
Dich von der Trauer trennen,
Und singen, husch, husch, husch.
Kaum war er nur verklungen
Der lieben Worte Klang
Da hat er schon gesungen,
Wie’s seinem Herz entsprang.
Peggy, Peggy,
Liebliche Prinzessin,
Peggy, Peggy
Werd meine Frau.
Und heißer klang es wieder,
Der süßer Worte Schwall.
Der reine Duft vom Flieder
Mischte sich in den Schall.
Du musst mich noch befreien
Von einem Zauberspruch.
Dann können Liebeleien,
Dir nimmer seien Betrug
Schau Goldherz, Deine Zither,
Von einer Palme Grün
Wird meinem stolzen Ritter,
Als Liebeszeichen blühn.
Noch bin ich eine Taube,
Fliege von Land zu Land,
Und nur in Deine Laube,
Wenn du in Lieb‘ gewandt.
Doch damit du erkenne,
Dass ich auch treu dir bin,
Wird‘ ich
dich Goldherz nennen,
Als Deine Prinzessin.
Als Goldherz dies vernommen
Rührt Sehnsucht seinen Schmerz,
Er richtete beklommen,
Die Zither himmelwärts.
Peggy, Peggy,
Liebliche Prinzessin,
Peggy, Peggy,
Wird‘ meine Frau.
Und sieh im Sonnenstrahle,
Erblüht der Zither Holz,
Und auch mit einem Male,
Des armen Ritter Stolz.
Goldherz, Goldherz,
Hat eine Prinzessin,
Goldherz, Goldherz,
Hat eine Frau.
Doch lange blieb er einsam,
Weil seine Taube flog,
Nur eines war ihm heilsam,
Dass sie ihn nicht betrog.
Im Schloss saß er jetzt harrend,
Die Zither in dem Schoss,
Weit in die Ferne starrend,
Wo blieb sein Täubchen bloß.
Ach könnte er es fangen,
Die Federn stutzen ihm
Sie würd‘ umsonst verlangen,
Von ihm so weit zu flieh’n.
Doch Jahre sind vergangen,
Die Zither blühte noch,
Da hat es ihn umfangen,
Er stieg zum Turm empor,
Bald trugen des Windes Wellen,
Sein Lied durchs weite Land,
Bis an die entferntesten Stellen,
Wohin seine Liebste verbannt.
Peggy, Peggy,
Hab keine Prinzessin,
Peggy, Peggy
Hab keine Frau.
Da rauscht es in den Lüften,
Es murmelt aus dem Tal,
Du musst den Schleier lüften,
Dann wirst du mein Gemahl.
O, Taube, in die Laube,
Dass ich glaube, keiner raube,
Mir mein Glück
O, Taube in der Laube
Glüht die Traube und der Glaube,
An mein Glück.
O, Taube, durch die Laube
Dringt der Glaube, ich bezaubre,
So mein Glück.
Der Zauberformel wahre Lust,
Drang in den Himmel ein.
Und Peggy sank an seine Brust,
Als holdes Mägdelein.
Ach Peggy, du gehörst nur mir,
Gleich wird es Hochzeit sein,
Ich weiche keinen Augenblick von Dir,
Will nicht getrennt mehr sein.
Die Hochzeit ward das schönste Fest,
Das man im Land beging,
Und Goldherz nie sein Peggy lässt,
Das einmal leise sing:
Goldherz, Goldherz,
Nimm als Prinzessin,
Goldherz, Goldherz
Nimm mich zur Frau.
Lächelnd hält die Mutter stille,
Betrachtet nun ihr liebes Kind
Das an des Tones warmen Fülle
Den Weg zum tiefen Schlaf gewinnt.
Der treue Mann schon hält umschlungen
Der holden Gattin zarte Brust.
War ihm nicht seine Lieb‘ gelungen,
Bei eines solchen Liedes Lust?
Ein Kuss ließ Beide lange schweigen,
Sie traten leis vom Bett zurück,
Und noch einmal auf Himmelsgeigen,
Gemeinsam tönt ihr Lied vom Glück.
Goldherz, Goldherz,
Fand die Prinzessin,
Goldherz, Goldherz,
Hat seine Frau.
Peggy, Peggy,
Ist die Prinzessin,
Peggy, Peggy,
Ist diese Frau.
Das „L“ am rechten Orte
O lauscht ihr sanften Lüfte,
Hört meiner Stimme Flehen,
Traget der Seele Düfte,
Hinaus an alle Seen.
Rauschet an jedem Rohre,
Umspielt der Stängel Grün,
Gesellet euch zum Chore
Der Wellen die da zieh’n.
Einmal muss sie euch grüßen,
Die holde Lolalei,
Dann flüstert dieser Süßen,
Der Sehnsucht Melodei.
Hör, höre,
Dich betöre
Dieser Klang.
Lausch, lausche,
Dich berausche
Der Gesang.
Gerne, gerne,
Aus der Ferne,
Lolalei,
Schwärme, schwärme
Zu dem Sterne,
Lolalei.
Lachen, laben, lispeln, lieben,
Lust o locke Lolalei,
Lasse langsam sie besiegen,
Laue leise Liebelei.
Klingen nicht der Liebsten Worte,
Gleiche am Anfang „L“eonie
Und das auch am rechten Orte,
Schmückt der töne Symphonie.
Walle, walle auf und nieder,
Weiset ihr den rechten Weg,
Jedes Mal beim Klang der Lieder,
Liebäugele Sie dem Steg.
Lüftet mir der Lieben Schifflein,
Lasst euch peitschen von dem Wind,
Lolalei, soll nie allein sein,
In die Laube nur geschwind.
Heimkehr
Quellende Herbstnebel schieben ihre bleichen Wangen,
durch der öden Straße ausgestorbenes Bett.
Und gleiten wie zarte Hochzeitslinnen über die
fruchtbar versommerte Flur.
Aus dunklen Fernen, betrübt verdämmerter Tage,
Voll Armut an Liebe und schwanger an sehnsüchtigem
Blick,
Kehre ich heim, zur trauten Gemeinde, der holden
Penaten,
Die aus der gottlosen Verbannung, mich riefen
erfreulich zurück.
Achtlos schwindet die dumpfe versandetet
Häuserzelle, gräulicher Alltagsgeschäfte,
Süchtig wenden sich die dürren Augen, kehren der
beglückenden Oase den brennenden Blick.
Sanft heben die artigen Pulse, zum wirren
verworrenen Schlage nun an,
Durchwärmen und tränken in schwindligem Fluge, das
ungelabte und durstige Hirn,
Verzückend, erregend die ausgenistete, unbändige
Brut.
Verklärend löst sich im Rahmen des Eingangs des
leiblichen Schattens,
Der holden Geliebten bezaubernde Gestalt,
Voll glänzender aufgehender jungfräulicher Sonnen,
Prall an herzhaften Genüssen verlockender
Liebeskunst,
Der polypen
durchwuchernd der Adern durchbraustes Gewand.
Ein Kuss!
Mächtig flattern die wuchtigen Schwingen, des
himmlischen Aares,
Zerreißen die Fänge das irdische Band,
Und heben hinauf in blaue Gefilde, die süßeste
Last.
Oase, o stiller, o einsamer Hort versickernder
Qualen,
Tröpfelst den göttlichen Balsam mit goldenen Schalen
ins leidende Herz.
Zu reifen die Früchte, die keimlos
erstickten im sinnlos verwehten Sande,
Dir zu fliegt die Taube, im Schnabel, den
grünenden Reis, der sehnigen Palme,
Und gurret verlockend mit herrlicher Kehle, von
Friede und Ruh.
Puszta Legende
Auf verschneiter Steppe,
In ödem Land.
Eine werdende Mutter erwacht.
Wo trägt sie das Kind nur
Zum Licht,
In dieser heiligen Nacht.
Schon fliehet sie weiter,
Die Sterne sind kalt,
Der Wind singt ein schauriges Lied.
Die gähnende Ebne öffnet den Arm‘
Was wohl mit dem Kinde geschieht?
Der Vater wird’s ahnen,
Wo mag er nur sein?
Vielleicht deckt ihn schon glitzernder Schnee
Das Kindlein, wohin nur?
Es tuet der Mutter so weh.
Ein heller Streifen am Horizont
Was ist dieser Lichter Pracht?
Die Grenze,
Das Dörfchen,
Ihr schmerzvolles Auge noch lacht.
„Maria
O helfe,
Ich schaff es nicht mehr,
Das rettende Licht ist zu weit,
Mein kleines Christkind bedrängt mich zu sehr,
Ich hätte mich so gefreut!“
Sie eilet und rufet
Sie taumelt ins Dorf
Und…..
……als sie erwachet,
Da weinet ihr Kind
Und neben dem Lager kniet weinend
Ihr Mann.
Mein See
Du trägst mich auf sonnigen Wellen,
Vom Ufer ins blaue Gefild,
Die wiegest mein Herz und
erhellen,
Wird meine Sehnsucht Dein Bild.
Ich kann nur dem Spiele nicht lauschen,
Auf einsamen dunklem Land,
Es kann mich auch heut nicht berauschen,
Gedanken sind Träume und Tand.
Dein Antlitz, das möchte ich küssen,
Mich spiegeln im wonnigen Blau,
Du könntest den Tag mir versüßen,
Mich baden im silbernen Tau.
Umsonst aber pochet mein
Herze,
Der See ist mir Fremde und fern‘
Ich wiege mich nur in dem Schmerze,
Der See bleibt ein Seensuchtsstern.
Nachtwanderung
Zufrieden schritten wir hinaus,
Verließen die grünlichen Wogen.
Im Stillen träumte das letzte Haus,
An dem wir vorüber gezogen.
Wir stiegen stumm, das Glück bei der Hand,
Hinauf auf gewundenem Pfade,
Bestaunen verträumt, das friedliche Land
Sich wiegend im nächtlichen Bade.
Zwei Herzen schlugen in einem Sinn,
Durchdringend die Fülle der Stunde.
Und führten zur trauten Nähe sich hin
Mit wonniger Wärme im Munde.
Doch eilten die herrlichen Tropfe
der Zeit,
Zu schnell an der sterbenden Lust,
Zu harren in stiller Besinnlichkeit
Durchwebt wie Gewinn und Verlust.
Und langsam löste das friedliche Band
Die Hände, die lang uns vereint,
Wir ließen uns stehen, am dunkleren Rand
Wo still unsre Herzen geweint.
Die Nacht wurde kalt und kälter die
Wort‘
Die einst nur voll Wonne geschäumt.
Wir flohen den dunklen, hässlichen Ort,
Wo still wir vom Glück nur geträumt.
Zufrieden schritten wir hinaus,
Verließen die grünlichen Wogen,
Doch ärmer zogen wir wieder nach Haus,
Die Nacht hatte uns betrogen.
Marco
(an den Sohn meines Freundes Josy)
Der Liebe Gott hat dich geweckt
In Deiner Mutter Schoss,
Der Vater sorgt dass niemand schreckt,
Dich auch im Scherze bloß.
Du denkest nur an frohe Spiele,
So fein erdacht von Elternhand,
Sie leiten dich zum sichren
Ziele,
Voll Liebe und Verstand.
Berechtigt sei der Eltern Stolz,
Beim Anblick ihres Kind,
Geschnitten aus dem eignen
Holz
Der Eltern Spiegelbild.
Wie Amor bist du wunderschön
Die Augen glänzen wie Saphir,
Und Deiner Lippen Silberton,
Bereiten Freude mir.
Du wiegst der trauten Stunde Glück,
In Deines Lächelns Hauch,
Und rufst der Liebe Macht zurück,
Gott schenk uns diese
Wonne auch.
Folge
1.
Nun hast du ausgeschwiegen,
Mein armes Herz,
Vor Deinem Blicke liegen,
In Asche Leid und Schmerz.
Von Deinen Lippen rinnen,
In frohem Sang,
Der Freude helle Stimme
In sehnsuchtsvollem Klang.
2.
Himmlische Stimmen,
Lispeln im Haine,
Glühende Sterne
Schwimmen im Glück
Mit ihnen schwimmen die Musen zurück.
Singende Freude,
Schwelget im Herzen,
Stilles Erwachen
Träumet vom Glück,
Rufet mir aus weiter Ferne, meiner Liebe Lust
zurück.
Lodernde Brände,
Sprühen die Augen
Feurige Küsse,
Flammen im Mund
Musen streicheln mir die Hände, geben mir vom
Glücke kund.
3.
Arm in Arm
Sind wir hinaus gewandert.
Aug in Aug
Beseelten wir die Liebe
Mund auf Mund
Versanken wir im Glück.
Brust an Brust
Verschliefen wir die Stunde,
Die Schlag auf Schlag
Uns rief zu ihr zurück.
4.
Dir zur Freude
Will ich in die Saiten greifen,
Die Gitarre
Wie mit Engelflügel streifen.
Uns zum Glücke,
Will ich liebliches Erklingen weben,
Die Gitarre
Soll uns in den
Himmel heben.
5.
Wenn ich sanft
In Deinem Schosse ruhe,
Wenn Dein Kuss
Mir auf der Stirne glüht,
Träume ich von einer Truhe,
In der die Rose unsres Glückes blüht.
Wenn Dein Ohr
An meinen Lippen lauschet,
Wenn Dein Herz,
Mich würdevoll beschwingt,
Hör ich’s wie’s in der Truhe rauschet,
Wie der Nektar durch die Wände dringt.
Wenn Dein Mund
Mir Liebesworte singet,
Wenn Dich heiße
Sehnsucht neu durchwebt,
Höre ich wie wahr es klinget,
Dass die Ros‘ zum Lichte strebt.
6.
Fünf Küsse gabst Du heute mir,
Als Dank für die Gedichte,
Ich will die Freud erwidern Dir
Lustwandelnd in den Wellen
Dass tausende Gedichte Dir,
Des Lebens Tag erhellen.
Auch könnt für jeden Kuss ich ernten,
Der Liebe ausgereifte Frucht,
Dir schreiben wie die Musen lernten,
Wie zu verschwenden ihre Gunst,
Ich würde nur noch Küsse ernten
Und das aus Liebe für die Kunst.
Doch nein, das kannst Du nicht ertragen,
Dass eitle Musen mich betören,
So muss ich ihrem Sang entsagen,
Und ihren Liebeshauch beschwören,
Weil Du den Sieg davon getragen,
Darf ich des Herzens Lust nicht stören.!
7.
Hat jemand sich ein Licht gestellt,
Das seine dunkle Nacht erhellt,
Erwachen oft und leider,
Im Freundeskreis die Neider.
Da reget sich ihr feiner Sinn,
Führt sie zu dem Bekenntnis hin,
In allem was sie nicht verstehen,
Nur Eitelkeit und Trug zu sehen.
Ihr fühlet nicht in euch die Kunst,
Der Musen Murmeln, ihre Gunst,
Die Sterne die im Inneren kreisen,
Und euch die schöne Bahn nicht weisen.
Gedichte sind gezeugte Kinder,
Der Phantasie entsprungene Bilder
Und nur die elend Bilderlosen,
Können mit solchem Schmähen tosen.
8.
Hingeschieden, aus dem Leben,
Fährt man sie hinaus aufs Grab,
Und mit ehrfurchtsvollem Beben
Hört was ich gesehen hab.
Nektar spendend als die blühte,
War der Blume aller Freud‘
Wie sie aber nun verwelkte,
Kränkten die sich keinen Deut.
Wehe ihnen, wenn sie welken,
Wenn ihr Lebenslicht verblasst,
Brauchen sie sich nicht zu kränken,
Wenn man sie im Scheiden hasst.
9.
Hüpfet lustig
Liebe Finger
Auf den Saiten voller Schwung,
Wenn erklingen
Liebeslied
Macht das Herz ein Freudesprung.
Schwinget Töne
Liebe Saiten,
nach des Herzens wahrer Lust,
Dass die Freude uns bereiten
In der wohlbeschwingten Brust.
Süße Zauber
Weiheklänge
Rauschen voller Jugenddrang,
Der Gitarre
Lustgesänge
Weben himmlisch reinen Klang.
Ihr berauschet
Unsre Seele,
Die sich sehnt nach reinen Ton,
Wer dich lauschet
Erntet Wahrheit,
Unsrer Sehnsucht höchster Lohn.
10.
Durch der Ferne Klagelied,
Schwingt das Herz sich weit,
Hüllt mit Angst der Kette Glied,
Das sich bald entzweit.
Wohin mich die Schwingen tragen,
Auf dem Rad der Zeit,
Kann mein Herz allein dir sagen,
Krank vor Liebesleid.
Immer wieder sich zu trennen,
von dem Heimatglück,
Durch die tolle Welt zu rennen,
Voller Missgeschick.
Ruhelos vom Strom getrieben,
Der die Ufer trennt,
mürbe in den Sand geschrieben,
Wo die Wüste brennt.
Ist das unsres Glückes Schmiede,
Wo des Schicksals Schlag,
Nicht das letzte End am Gliede
Zu verschließen mag.
Das ist dieser Welten Tücke,
Seelenlos und kalt,
Nur sich sehnend nach dem Glücke,
Findet sie im Leiden Halt.
Und so muss ich wieder wandern,
Lassen dich zurück, allein.
Und du kannst nicht bei den Andern,
Froh und glücklich sein.
11.
Sonnen durchdrungene Stunden,
Wolken so träge und schwer,
Einsames Herz voller Wunden,
Irrt mit den Schatten einher.
Schatten die oft sich entzweien,
Wolken die ziehn ohne
Ziel
Lassen die Wehmut gedeihen,
Hemmen den treibenden Kiel.
Hemmen den freien Gedanken,
Der sich nach Freiheit nur sehnt,
An dieses zögernde Wanken,
Hat heut‘ mein Herz sich gelehnt.
Heimat, ein Traum voller Wahrheit,
Bist noch so ferne von mir,
Doch aus der Hülle voll Klarheit,
Schwebst du bald herrlich vor mir.
Wer solche Bilder genießet,
Die man im Herzen gewinnt,
Weiss, dass dem Herzen erspießen,
Was eine Seele ersinnt.
Frühlingssehnen
Noch rauschen die Wellen
In grundigem Bette,
Im kahlen Geäst
Zerrt mürrisch der Wind,
Und bleierne Wolken
Noch zieh’n um die
Wette,
Entlocken dem Herzen
Ein schauriges Bild.
Bald raunen die Wellen,
In sonnigem Bette,
Das grüne Geäste
Träumt wonnig im Wind.
Und silberne Wölkchen
Die haben im Herzen
Den Drang neuer Freude
Und Sehnsucht gestillt.
Frühlingserwachen
Lang war der Schlaf,
Und endlos die Nacht,
Die qualvoll in Träumen,
Wir haben verbracht.
Bald locket das Lied,
Der Drossel im Hain,
Die Nachtigall schlägt
Im Monden Schein.
Das Veilchen träumt,
Ein Rehkitz springt,
Und süßes Erwachen
Die Herzen durchdringt.
Frühlingseinzug
Lautlos haben sich die Flügel
Unbekränzter Winternacht
Über Wiesen Feld und Hügel
Geht ein Raunen leis und sacht.
Fern erklingen schon Schalmeien,
Freudig über Berg und Tal,
Schweben still in bunten Reihen,
Gäste in den reichen Saal.
Schneeglöckchen in frohem Reigen
Läuten ein des Prinzen Zug,
In den blauen Himmel steigen,
Lerchen auf in stolzem Flug.
Trunken gaukeln Traumesfalter,
Durch die wonnig laue Luft,
All des Lenzens Neugestalter
Schwelgen zart im Blütenduft.
Herrlich klinget diese
Weise,
Dringt in alle Herzen ein,
Ob es Junge oder Greise
Jeder wird sich dran erfreu’n.
Der verliebte Dichter und
die Musen
Dichter:
Aus frischem Bade steigt empor,
Ihr Nixen mir zur Gunst,
Dass sich beglückt ein armer Tor,
An seiner Dichterkunst!
Die Muse, die mich lang betreut‘
Ist weit in fernem Land;
Ich knüpf mit euch und
ihr zur Freud
Ein neues Liebesband!
Erhebt euch frei aus nassem Grunde,
Ich wende stolz den Blick,
Berauschung nu,r aus
eurem Munde
Ein Tag voll Liebesglück.
***
Ich höre es murmeln,
Es lacht und es neckt,
Die Musen sich tummeln
Mit Tropfen bedeckt.
Sie tändeln und scherzen
Und lispeln mir zu,
„Sie liebt dich von Herzen,
Was wünschst du dazu?
Wir kennen die Liebe,
Doch nicht deine Welt,
Im Schaum seiner Triebe,
Erglüht unser Held.
Du flehst uns zu singen
Und schaust uns nicht an,
So soll denn erklingen,
Der Musen Organ.
***
Die Musen im Chor:
Träume Dichter an dem Ufer,
Deiner Liebe schönstem Port,
Nun entschlummre immer tiefer
An dem wonnig warmen Ort.
Lasse nur die Wellen rauschen,
Spielend , schäumend in der Brust
Und du möchtest nimmer tauschen
Mit genoss’ner
Liebeslust.
Tausend Falter sollen schweben,
Über dir als Fittich Dach
Seidenspinner sollen weben
Dir ein lieblich Schlafgemach.
Drinnen soll die Liebe wohnen,
Die so mächtig dich durchglüht,
Solltest niemals sie entthronen,
Da sie nur für dich erblüht!
Thalia:
Tändeln, scherzen und umarmen
Solltest du das holde Kind
Das wir dir nur zum Erbarmen,
Zaubern in den lauen Wind.
Terpsichore:
Euterpe vor allen Musen
Wieget dich mit sanftem Klang,
Dass an deiner Liebsten Busen,
Stimmen an ein Lustgesang.
Erato:
Liebste Freundin, holde, Süße,
Weide meiner Liebe Gier,
Dass ich ohne Bitte küsse,
Deines Mundes schönste Zier.
Lass mich fühlen, dass du liebest,
Dass erzittert dir das Herz.
Von dem Glück, das du erbittest
In dem kleinsten Liebesscherz.
Scheuche jede fremde Neige,
Kämpfe um dein wallend
Glück,
Dann erklingt die Liebesgeige,
Wie ein Echo zart zurück.
Ein Schmetterling:
Ich zittere, ich flattere,
Ich sehne mich nach dir,
O lass dich doch umarmen
Und spiel sofort mit mir.
Ein Frosch:
Du sinnest mich zu lieben,
Erkennst du mich denn nicht,
Ich mag dich schon mitleiden
Du lieber Bösewicht.
Melpomene :
Nun liebt dich schon die Umwelt
Bei deinem Hochgesang,
Ob Besseres dir einfällt,
Ein nüchternerer Klang?
Alle Musen außer Melpomene:
Was brauchen wir Trauer,
Wir lieben den Tand,
Du kennst nur den Schauer,
Der liebenden Hand.
Apoll:
Bat der alte Trödeldichter,
Euch um albernes Geschwatz?
Senket eure Hohngesichter,
Schönheit, Liebe ist am Platz.
Würde mich des Ruhmes schämen,
Den man euch oft herrlich sang,
Muss ich mich nun dessen grämen,
Was mein liebend Herz
bezwang.
Feuchtet euch die trocknen Lippen,
An der Schale kühlem Saft,
Dass beredt ihr meidet Klippen,
Fürs Amors befreite
Kraft.
Terpsichore.
Lasst uns tanzen, musizieren,
Vom Ambrosia belebt,
Lieder singen, sprühender Liebe
Dass des Dichters herz erbebt.
Erato:
Wach auf du Liebeseifer,
In des Jünglings herber Brust,
Dass allein er nur entzücke,
Sich an ihrer Liebeslust.
Alle Musen im Chor:
Wache auf du Liebeseifer,
In des Jüngling zartem Herz,
Dass allein er nur begreife,
Liebeslust und Liebeschmerz.
Erato:
Nun, wohlan, aus frischen Glase
Gebet ihm vom Göttertrank,
Dass er stöhnend liegt im Grase,
Und berauscht ist, Liebeskrank.
Amor:
Und ich will den Pfeil entsenden,
Mit des Bogens kühnstem Ziel,
Dass sich alle Wogen wenden,
Aus des Jünglings Liebeskiel.
Alle im Chor:
Walle Herz mit unserm Herzen,
Schäume durch der Brandung Not,
Zünde an die tausend Kerzen,
Und berühr der Liebe Lot.
Apoll:
So ist‘ Recht ihr lieben Musen,
Schaut der Knabe atmet schwer,
Wecket in dem zarten Busen,
Dieser Lebensgeister mehr.
Amor:
Säuselt frische Frühlings
Lüfte,
Schwellet durch den zarten Klee,
Aus des Waldes finsteren Grüften,
Tret‘ hervor ein stolzes Reh.
Dieses sei des Dichters Muse,
Die sich seines Blicks entwand,
Zeigen sich an seinem Fuße,
Nun als Maid, in Lieb gewandt.
Ein Reh tritt auf:
O wie mich deine Macht entstellet,
Die meine Zunge löst,
Und wie sich sein Gesicht erhellet,
Als wär von Qualen er erlöst.
Dichter im Traum:
Träum ich oder ist es Tücke,
Was vor meinem Blick entsteht,
Schwelge ich in deinem Glücke,
Das mir nimmermehr vergeht.
Die Musen im Chor:
Du batest uns zu singen,
Doch schliefst fest du ein,
Die Maid, die wir dir bringen,
Die sollst du hier nun frei’n.
Es ist deine Liebst,
Nun schau sie dir an,
Sie harret ja
duldsam,
Wie sie es nur kann.
Noch bist du benommen,
So werde doch wach,
Sie ist nun gekommen,
Zu dir ins Gemach.
Dichter im Traum:
Ist es wahr? Ich will’s probieren,
Ob das Spiegelbild ist echt,
Will mich gründlich amüsieren,
Mit dem zartesten Geschlecht.
Liebes Mädel, Holde, Schöne,
Komme näher an mein Bett,
Lass mich meiner Liebe frönen,
Komme gleich und sei recht nett.
Erato:
Und sie schauet voller
Liebe,
Wendet ihren Sonnenblick,
Der entflammt ist voller Triebe,
Grenzenlos vor Liebesglück.
Amor:
Und er wandelt schon behände
Bebend auf sie zu,
Wünscht sich, dass sie freudig spende,
Seligkeit und Glück und Ruh‘.
Dichter:
Möchte sie so gerne,
Will umarmen sie
Doch aus weiter Ferne
Tönt die Melodie.
Die Musen im Chor:
Jüngling steige ab vom Schimmel,
Spiegelbilder sind nicht echt,
Und der Liebe großer Himmel,
Lohnt den Träumer redlich schlecht.
Hemme deine Liebesdrang
Wache auf, aus deinem Schlaf,
Nur vernünftiger Flötenklang,
Hütet alle Schaf.
***
Da reckt ich mich und
wachte auf.
Ein lieblich Bächlein
sang,
Es klang
aus tiefem Tal herauf,
Wie kühner Spottgesang.
Dreiklang
Dumpf fällt der Ton,
Und kollert plump zu Tal,
Wehruf am Acheron,
Dem stummen Fluss der Qual.
Gemeines Grölen,
Belebter Gassen,
Verseuchte Höhlen
Voll Tun und Lassen.
Leise klingt ein herrlich
Singen,
Schwillt hinein ins ewige Licht,
Will ins Kristallreine dringen,
Silbern zitternd es zerbricht.
Wenn die Natur versiegelt
Hochgeschwängert
vom Orkan
Pralle Bäuche lassen Wasser,
Lebensstrom
Dringt nicht ein zur Quelle hin
frostversiegelt ist die Scholle
Handschrift der Natur.
Aufbäumt sich die Welle
strömt talaus
Schaukelt hoch sich
bis ins Hirn.
Säubernd
läuternd
und belehrend?
Verderben bringend
doch natürlich.
Kein Rekord!
Enrico Dubois